Dienstag, 14. April 2015

Pokalspiel in Magdeburg: Die nächste Ewigkeit

Es hat nicht ganz ein Vierteljahrhundert gedauert, bis der Hallesche FC wieder dort anlangte, wo er
im letzten Jahr der DDR-Oberliga schon einmal war: Viertbester Fußballverein Ostdeutschlands, damals hinter Rostock, Dresden und Erfurt, heute hinter Leipzig, Berlin und Aue. Ein Comeback, das dem noch im Februar schwer kriselnden Team von Trainer Sven Köhler bis vor einigen Wochen niemand zugetraut hatte. selbst die Vereinsspitze nicht, die verzichtete im Märzdarauf, Lizenzunterlagen für die 2. Liga einzureichen - wegen mangelnder sportlicher Erfolgsaussichten.

Im April aber sieht alles anders aus. Der Klub von der Saale siegt wie nach Belieben, das Köhler-Team ist die Mannschaft der Stunde in der 3. Liga, auswärts schon seit Monaten nahezu nicht zu bezwingen. Und neuerdings auch daheim stark genug, verdiente Punkte einzufahren.

Was für ein Unterschied zur vergangenen Saison, als die letzten Liga-Spiele wegen offensichtlicher Bedeutungslosigkeit weggeschenkt wurden, weil alle Konzentration dem Pokalendspiel gegen den früher so übermächtigen Verein aus Magdeburg gelten sollte. Der Sieg im Landespokalfinale war auserkoren, die mittelprächtige Saison zu krönen, ein Start im DFB-Pokal sollte zusätzliches Geld in die Kasse spülen, um den nächsten Schritt im auf vier, fünf Jahre angelegten Plan zum Aufstieg in die 2. Liga machen zu können.

Was dann folgte, im eigenen Stadion, vor überwiegend eigenem Publikum, war ein Debakel. Magdeburg, ehemals Europapokalsieger, inzwischen aber nur noch eine mittelprächtige Regionalligamannschaft, reiste zur Hinrichtung zum Endspiel nach Halle. Und fuhr mit dem Pokal nach Hause. Die Schlussbilder eines Abends, der in Euphorie beginnt und in Katzenjammer endet, zeigen Jagdszenen der halleschen Fans auf die eigenen Spieler, Feuerwerksraketen explodieren, Polizeiketten marschieren auf, Fußballfunktionäre stottern ratlos in Kameras.

Was für ein Unterschied zu damals, als eine Spielergeneration, die von den heutigen Krawallmachern längst vergessen worden ist, zum ersten Mal einen Pokalsieg hinter der Sülze holte. Der HFC kam damals als Außenseiter, Magdeburg wähnte sich auf dem Weg in die 1. Bundesliga und zurück in den Europapokal.

Kanitz, Kamalla, Kunze, Stark und Neubert belehrten die selbsternannten "Größten der Welt" eines Besseres. Und zum guten Schluss, nach einem Elfmeterkrimi, der Stunden zu dauern schien und doch eigentlich nur acht Minuten überspannte (Video: alle Elfmeter in Echtzeit), planzt Christian Kamalla eine HFC-Fahne in den Magdeburger Mittelkreis wie einst Marines Sergeant Michael Strank die US-Fahne über den besiegten japanischen Stellungen auf Iwo Jima hisste.

Unvergessliche Momente, Augenblicke für die Ewigkeit. Vor dem Spiel in Magdeburg, hat Sören Bertram, beim Pokalsieg 2008 noch in der U17 des Hamburger SV und beim Heim-Desaster im letzten Jahr noch bester Hallenser, klargestellt, wo es langgeht: "Wir wissen genau, was wir zu tun haben."

1 Kommentar:

  1. Danke! Ihr meint es wirklich gut mit uns Kielern. Die KSV Holstein hat die Lizenz selbstverständlich beantragt. Ole 2.Liga!

    Adebar

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