Schnell, schnell, bevor wieder alles verschwindet! Die Süddeutsche Zeitung berichtet wie jedes Jahr vom "Käfer-Empfang zur Sicherheitskonferenz", der diesmal, so das Blatt ein "Deutsch-amerikanisches Freundschaftsdinner" ist. Schön! Die Reportage aus der Herzkammer der Macht bildet Wirklichkeit ab, das tut sie jedes Jahr. Allerdings mit Lücken, die sich erst im Nachhinein zeigen: Der Text des Jahrgangs 2012, seinerzeit "Entspannte Strategen" genannt, ist inzwischen aus dem Netz verschwunden.
Tragisch, denn es handelte sich dabei um eine unbezahlbare Nahaufnahme aus dem Getrieberaum der Weltpolitik, in der Autor Philipp Crone den Alt-Globalen Kissinger wie einen "Monarchen in einer Minilounge" sitzen ließ, ehe er die Teilnehmer der Sicherheitskonferenz "über Fußball, Whiskey und den Super Bowl" plaudern ließ, weil die Welt keine Probleme hatte. Lässig geht es zu, fröhlich gar, es wird genetzwerkt zwischen Ost und West, die Sonne scheint, die Geschäfte blühen, die Erde ist bewohnbar (Akardi Strugatzki).
Heute nirgendwo mehr eine Spur davon, wie der inzwischen längst völlig vergessene Edmund Stoiber an jenem Freitagabend "kurz sprachlos" war. Der ehemalige bayerische Ministerpräsident steht mit einem Journalisten zusammen, weil diese Sicherheitskonferenz natürlich auch dazu da ist, den ehernen Pakt zwischen Berichterstattern und den Subjekten ihrer Berichterstattung festzuzurren. Da stehen sie also, als ihm der ehemalige CDU-Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz zuruft: "Schreiben Sie: So wird das nichts mit dem FC Bayern." Nach zwei Sekunden hat sich Stoiber gefangen und sagt: "Ständig bekomme ich solche Sprüche als SMS von ihm, aber mal sehen, was der BVB heute in Nürnberg macht." Merz, auch er heute längst vergessen, ist Dortmund-Fan und sitzt damals dort im Aufsichtsrat, Stoiber im Beirat der Bayern.
Das Jahr 2012. Kein Islamischer Staat, kein Boko Haram. Poroschenko macht noch in Pralinen. Darum geht es an diesem ersten Abend der Sicherheitskonferenz, kurz vor dem Krieg: Um nichts als ein wenig durchschnaufen, dabei aber netzwerken, über Seichtes und Schweres gleichermaßen reden, bei Champagner und Bratwürsten. Und nicht zuletzt: sich auch ein wenig im Licht der ganz Großen der Weltpolitik sonnen. So ist es Tradition beim jährlichen Käfer-Dinner während der Sicherheitskonferenz, schreibt Crone, der mittendrin steckt und . Da schlendert schon mal der amerikanische Verteidigungsminister Leon Panetta mit einem versonnenen Lächeln durch die holzvertäfelten Räume des Käfer-Restaurants. "Der mächtigste Mann der Welt", raunt einer, der auch nicht weiß, dass Panetta den Großteil seiner Karriere schon hinter sich hat.
Wir sind hier mittendrin in dem, was nichts bedeutet und damit alles sagt. Selbst so ein Mann wie Panetta, zur Halbzeit seiner Karriere als verteidigungsminister schon eine lahme Ente, ist mal ausgelaugt und froh, nach einem langen Sitzungstag endlich über einfache Themen reden zu können. Etwa über den Scotch, den ihm der Co-Gastgeber, Linde-Chef Wolfgang Reitzle, in die Hand drückt. Ob der Whiskey-Kenner denn seinen Drink mit Eis nehmen dürfe, und warum er, als Amerikaner, keinen heimischen Bourbon wähle? "Ich bin italienischer Abstammung, ich darf alles!", sagt Leon Panetta, lacht laut und spricht dann kurz mit Guido Westerwelle, einem heute längst vergessenen ehemaligen Außenminister. Ehe ihn ein Adjutant mit Funkknopf im Ohr dem nächsten Gast vorstellt.
Panettas Amtsvorgänger aus der Ära Bill Clinton, William S. Cohen, ist da nach Angaben der Süddeutschen Zeitung wesentlich weniger eingespannt. Er muss keine Vorstellungsrunde machen. Cohen kennt hier fast alle. "Wir haben Anfang der 80er Jahre in kleiner Runde die Veranstaltung ins Leben gerufen", sagt er. Rechtsanwalt Wolfgang Seybold, der als Büroleiter des späteren CDU-Verteidigungsministers Manfred Wörner Kontakte zu den Amerikanern knüpfte, startete ein privates Dinner, das längst zu einem Highlight des alljährlichen Sicherheitswochenendes geworden ist. Mit Stoiber etwa spricht Cohen darüber, wie man nach der Amtszeit wieder Herr über seine eigene Zeit wird.
Etwas unentschlossen steht der damals 88-jährige Henry Kissinger im Gang und nippt an einem Kiwisaft. Er möchte sich setzen, was aber bei einem Stehempfang schlecht geht. Sein eifriger Adlatus raunt ihm ins Ohr: "Ich könnte sagen, dass Sie einen wichtigen Anruf erwarten und sich schon einmal an den Tisch setzen, wo es ruhig ist." Ach was, Kissinger winkt ab, er setzt sich in eine Minilounge und wirkt dort bald wie ein Monarch, dem alle im Vorbeigehen huldigen - ob Liz Mohn von Bertelsmann oder der ehemalige US-Präsidentschaftskandidat John Kerry, der es danach schaffte, Außenminister zu werden.
Noch ist es nicht soweit. Noch herrscht, schreibt Crone, "eine angenehme Atmosphäre unter den Damen und Herren in Anzug und Abendkleid, Förmlichkeiten sind an diesem Abend nicht so wichtig, eher schon Sport-Ergebnisse". der friede ist nicht bedroht, die Sicherheit gewährleistet, die Bundeswehr hat Puma-Schützenpanzer bestellt, aber es weiß noch niemand, dass es deren Fahrgastzellen an Filtertechnologie mangeln wird, die es auch hochschwangeren Soldatinnen gestattet, bei einer Offensive Richtung Moskau mitzufahren.
Der Empfang ist so mehr Thekentratsch als schweres Zeremoniell. Merz sieht ab und zu unglücklich auf sein Smartphone, es steht beim BVB noch immer null zu null, und nebenan entspinnt sich unter den Amerikanern eine Diskussion über den anstehenden Super Bowl, das Finale im American Football. Cohen rühmt den Spielmacher der New England Patriots, Tom Brady. Westerwelle gibt zu, dass er von diesem Sport nichts versteht - er interessiere sich eher "fürs Reiten".
Endlich schlendert die Schar zu ihren Plätzen, um zur Vorspeise einen Hummer und anschließend das Rinderfilet mit Trüffelsauce zu genießen. Dazwischen ist genug Zeit für weitere wichtige Gespräche.
Am nächsten Abend sitzen viele der Gäste bereits wieder gemeinsam beim Essen, diesmal in der Münchner Residenz beim Gala-Dinner der Bayerischen Staatsregierung, das ohne den erkrankten Ministerpräsidenten Horst Seehofer stattfindet. US-Senator Joseph Lieberman erhält in der Residenz den Ewald-von-Kleist-Preis der Sicherheitskonferenz. Gemeinsam mit Kissinger und Konferenzleiter Wolfgang Ischinger überreicht von Kleist selbst die nach ihm benannte Auszeichnung an den US-Politiker, der seit mehr als 20 Jahren die Sicherheitskonferenz in München besucht und zeitweise die US-Delegation anführte.
Tragisch, denn es handelte sich dabei um eine unbezahlbare Nahaufnahme aus dem Getrieberaum der Weltpolitik, in der Autor Philipp Crone den Alt-Globalen Kissinger wie einen "Monarchen in einer Minilounge" sitzen ließ, ehe er die Teilnehmer der Sicherheitskonferenz "über Fußball, Whiskey und den Super Bowl" plaudern ließ, weil die Welt keine Probleme hatte. Lässig geht es zu, fröhlich gar, es wird genetzwerkt zwischen Ost und West, die Sonne scheint, die Geschäfte blühen, die Erde ist bewohnbar (Akardi Strugatzki).
Heute nirgendwo mehr eine Spur davon, wie der inzwischen längst völlig vergessene Edmund Stoiber an jenem Freitagabend "kurz sprachlos" war. Der ehemalige bayerische Ministerpräsident steht mit einem Journalisten zusammen, weil diese Sicherheitskonferenz natürlich auch dazu da ist, den ehernen Pakt zwischen Berichterstattern und den Subjekten ihrer Berichterstattung festzuzurren. Da stehen sie also, als ihm der ehemalige CDU-Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz zuruft: "Schreiben Sie: So wird das nichts mit dem FC Bayern." Nach zwei Sekunden hat sich Stoiber gefangen und sagt: "Ständig bekomme ich solche Sprüche als SMS von ihm, aber mal sehen, was der BVB heute in Nürnberg macht." Merz, auch er heute längst vergessen, ist Dortmund-Fan und sitzt damals dort im Aufsichtsrat, Stoiber im Beirat der Bayern.
Das Jahr 2012. Kein Islamischer Staat, kein Boko Haram. Poroschenko macht noch in Pralinen. Darum geht es an diesem ersten Abend der Sicherheitskonferenz, kurz vor dem Krieg: Um nichts als ein wenig durchschnaufen, dabei aber netzwerken, über Seichtes und Schweres gleichermaßen reden, bei Champagner und Bratwürsten. Und nicht zuletzt: sich auch ein wenig im Licht der ganz Großen der Weltpolitik sonnen. So ist es Tradition beim jährlichen Käfer-Dinner während der Sicherheitskonferenz, schreibt Crone, der mittendrin steckt und . Da schlendert schon mal der amerikanische Verteidigungsminister Leon Panetta mit einem versonnenen Lächeln durch die holzvertäfelten Räume des Käfer-Restaurants. "Der mächtigste Mann der Welt", raunt einer, der auch nicht weiß, dass Panetta den Großteil seiner Karriere schon hinter sich hat.
Wir sind hier mittendrin in dem, was nichts bedeutet und damit alles sagt. Selbst so ein Mann wie Panetta, zur Halbzeit seiner Karriere als verteidigungsminister schon eine lahme Ente, ist mal ausgelaugt und froh, nach einem langen Sitzungstag endlich über einfache Themen reden zu können. Etwa über den Scotch, den ihm der Co-Gastgeber, Linde-Chef Wolfgang Reitzle, in die Hand drückt. Ob der Whiskey-Kenner denn seinen Drink mit Eis nehmen dürfe, und warum er, als Amerikaner, keinen heimischen Bourbon wähle? "Ich bin italienischer Abstammung, ich darf alles!", sagt Leon Panetta, lacht laut und spricht dann kurz mit Guido Westerwelle, einem heute längst vergessenen ehemaligen Außenminister. Ehe ihn ein Adjutant mit Funkknopf im Ohr dem nächsten Gast vorstellt.
Panettas Amtsvorgänger aus der Ära Bill Clinton, William S. Cohen, ist da nach Angaben der Süddeutschen Zeitung wesentlich weniger eingespannt. Er muss keine Vorstellungsrunde machen. Cohen kennt hier fast alle. "Wir haben Anfang der 80er Jahre in kleiner Runde die Veranstaltung ins Leben gerufen", sagt er. Rechtsanwalt Wolfgang Seybold, der als Büroleiter des späteren CDU-Verteidigungsministers Manfred Wörner Kontakte zu den Amerikanern knüpfte, startete ein privates Dinner, das längst zu einem Highlight des alljährlichen Sicherheitswochenendes geworden ist. Mit Stoiber etwa spricht Cohen darüber, wie man nach der Amtszeit wieder Herr über seine eigene Zeit wird.
Etwas unentschlossen steht der damals 88-jährige Henry Kissinger im Gang und nippt an einem Kiwisaft. Er möchte sich setzen, was aber bei einem Stehempfang schlecht geht. Sein eifriger Adlatus raunt ihm ins Ohr: "Ich könnte sagen, dass Sie einen wichtigen Anruf erwarten und sich schon einmal an den Tisch setzen, wo es ruhig ist." Ach was, Kissinger winkt ab, er setzt sich in eine Minilounge und wirkt dort bald wie ein Monarch, dem alle im Vorbeigehen huldigen - ob Liz Mohn von Bertelsmann oder der ehemalige US-Präsidentschaftskandidat John Kerry, der es danach schaffte, Außenminister zu werden.
Noch ist es nicht soweit. Noch herrscht, schreibt Crone, "eine angenehme Atmosphäre unter den Damen und Herren in Anzug und Abendkleid, Förmlichkeiten sind an diesem Abend nicht so wichtig, eher schon Sport-Ergebnisse". der friede ist nicht bedroht, die Sicherheit gewährleistet, die Bundeswehr hat Puma-Schützenpanzer bestellt, aber es weiß noch niemand, dass es deren Fahrgastzellen an Filtertechnologie mangeln wird, die es auch hochschwangeren Soldatinnen gestattet, bei einer Offensive Richtung Moskau mitzufahren.
Der Empfang ist so mehr Thekentratsch als schweres Zeremoniell. Merz sieht ab und zu unglücklich auf sein Smartphone, es steht beim BVB noch immer null zu null, und nebenan entspinnt sich unter den Amerikanern eine Diskussion über den anstehenden Super Bowl, das Finale im American Football. Cohen rühmt den Spielmacher der New England Patriots, Tom Brady. Westerwelle gibt zu, dass er von diesem Sport nichts versteht - er interessiere sich eher "fürs Reiten".
Endlich schlendert die Schar zu ihren Plätzen, um zur Vorspeise einen Hummer und anschließend das Rinderfilet mit Trüffelsauce zu genießen. Dazwischen ist genug Zeit für weitere wichtige Gespräche.
Am nächsten Abend sitzen viele der Gäste bereits wieder gemeinsam beim Essen, diesmal in der Münchner Residenz beim Gala-Dinner der Bayerischen Staatsregierung, das ohne den erkrankten Ministerpräsidenten Horst Seehofer stattfindet. US-Senator Joseph Lieberman erhält in der Residenz den Ewald-von-Kleist-Preis der Sicherheitskonferenz. Gemeinsam mit Kissinger und Konferenzleiter Wolfgang Ischinger überreicht von Kleist selbst die nach ihm benannte Auszeichnung an den US-Politiker, der seit mehr als 20 Jahren die Sicherheitskonferenz in München besucht und zeitweise die US-Delegation anführte.
fefe zu Misinformation und Infiltration
Bei der heutigen ukrainischen "Führung", bei Pornoschenkos Mannen und Powerfrauen, dürfte "Bratwurst" eher schlecht ankommen.
AntwortenLöschenEs sei denn, diese stammt von Boviniden oder Capriniden, und wurde durch Abgurgeln ohne Betäubung gewonnen, welches aber Hermann der Wohlbeleibte schon 1933 unter Strafe gestellt hatte.
In Sachen Hitler-Putin empfehle ich diesen Nonsense-Artikel von fickus_online:
AntwortenLöschenhttp://www.focus.de/politik/ausland/maidan-kommandant-im-focus-online-interview-wenn-auf-der-krim-ein-krieg-ausbricht-weitet-sich-das-auf-die-ganze-ukraine-aus_id_3653286.html
Ganz großes Volkstheater:
FOCUS Online: Welche Bedeutung hätte solch ein Konflikt für das Verhältnis zu Russland?
Zloschtschinski: Ich denke, das könnte das Anfang vom Ende des Wladimir Putin sein.
Zloschtschinski: Unsere jungen Burschen wollen zur Krim fahren, um dort zu kämpfen.
Zloschtschinski: Timoschchenko liegt in Umfragen derzeit zwar zurück. Aber sie hat noch genug Zeit, um aufzuholen. Sie hat das Charisma, um dieses Land zu führen.