Montag, 16. Februar 2015

Niemand will Finn Nørgaard sein

Der Einzeltäter - mit wem telefoniert er denn da?
Diesmal war es ein "Terrorist", ein "Attentäter" (Frankfurter Rundschau), ein "Unbekannter" (Spiegel), ein "in Dänemark geborener 22-Jähriger" (Tagesschau). Der islamistische Terror, so neu sprachgeregelt und entideologisiert, kommt direkt nach der Kommunalwahl in einer norddeutschen Reichtumshochburg, aber noch vor der Absage des bis dato weitgehend unbekannten Karnevalsumzuges der norddeutschen Jecken-Hochburg Braunschweig wegen erhöhter Terrorgefahr.

Noch hält der fragile Frieden, noch sind es nur wegen "bandenmäßiger Delikte, Gewaltverbrechen und unerlaubten Waffenbesitzes" polizeibekannte Einzeltäter, die in Deutschland für leichte Unruhe sorgen. Aber mit etwas verbaler Abrüstung, einer Gewichtung nach der Zahl der Todesopfer, die die ARD mit "drei" angibt, weil sie den Täter so selbstverständlich mitzählt, wie Adolf Hitler als Opfer des II. Weltkrieges mitgezählt wird, und einem guten Teil Gewöhnung bleibt die Lage beherrschbar: Da hat halt "ein Mann" (BR) den Filmemacher Finn Nørgaard während einer Diskussion über Meinungsfreiheit und einen jüdischen Wachmann vor einer Synagoge erschossen und fünf Polizisten verletzt. Da haben wir aber schon ganz andere Dinger erlebt!

Kein Grund, einen ganzen Koran verantwortlich zu machen. "Die Taten mehr als fünf Wochen nach den Anschlägen auf die Karikaturisten der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ in Paris lösten in vielen Ländern Bestürzung aus", schreibt die Frankfurter Rundschau, als seien fünf Wochen ja nun wirklich eine lange, lange Zeit. Nach so einer Pause kann es schon mal passieren, dass... Wenn es dann Leute wie der Karikaturist Lars Vilks auch noch herausfordern, wie der "Spiegel" analysiert: Vilks "Profession ist die Provokation, bekannt wurde er durch eine Zeichnung, die den Propheten Mohammed als Hund zeigt", heißt es in Hamburg.

Das Wort mit I kommt in dem Text nicht vor, nicht mit -ismus und nicht ohne. Bundesweit einheitlich - abgesehen von einem Blatt im Westen, bei dem das Fax aus der Bundesworthülsenfabrik zu spät eintraf - hält sich die freie Presse bei der Berichterstattung über die Taten von Omar Abdel Hamid El-Hussein an das erprobte Erklärmuster früherer Fälle. Töten Terroristen aus der Mitte der Zivilgesellschaft, beginnt ein aufgeregtes, über Monate von Sachstandsberichten begleitetes Suchen nach "geistigen Brandstiftern", "Unterstützern" und "Netzwerken". Morden jedoch Menschen, die wie Mohammed Merah als Kinder von Zuwanderern in Europa geboren wurden oder wie der Kosovo-Albaner Arid Uka oder der Nordafrikaner Nordine Amrani später hier heimisch wurden, braucht es kein gerichtspsychologisches Gutachten, um binnen Tagen einig zu werden: ein kleinkrimineller Einzeltäter, der sich im Alleingang "radikalisierte".

Es gibt keinen Brennpunkt für keine Islamisten, die Berichterstattung folgt ganz den Vorstellungen von Aiman Mazyek, dem Chef des Zentralrats der Muslime, der "Grundreflexe" in der Berichterstattung ändern will, um "Islamhassern" (Mazyek) den Wind aus den Segeln zu nehmen. es wirkt: Alle waren Charlie Hebdo, alle wollten Khaled Idris sein. Aber niemand ist Finn Nørgaard, niemand ist der jüdische Wachmann.

Im Archiv: Muslime sagen nein, das ist nicht mehr unser Terror!

12 Kommentare:

  1. unfassbar .

    der Sepp

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  2. "Bundesworthülsenfabrik" - sehr schön.

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  3. News-Speech-Manufacturing

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  4. Winston SmithFebruar 16, 2015

    Orwells kleine Brüder

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  5. Emmanuel GoldsteinFebruar 16, 2015

    Sprach verrät denken.

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  6. Kaum verlinkt PPQ auf eine Seite, die keine Sau interessiert, geht die krachen.

    PPQ hat forschung.paritaet.org platt gemacht.

    So geht das nicht.

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  7. Wer hat das gesagt?

    "Das hat letztlich alles mit nichts zu tun."

    1. Martin Heidegger
    2. Niklas Luhmann
    3. Karl Kraus
    4. Aiman Mazyek

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  8. wo hab ich die denn verlinkt???

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  9. klappt - ich kann blaue Texte einabuen , der Sepp .

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  10. Nun, interessierte Kreise locken, geradezu nötigen die Fahrradständer von Ismaels unreinen Samen zu -zig Millionen in die Länder der Weißen, wo sie durchaus nicht hingehören.
    Und bei jeder bodenlosen Unverschämtheit derer wird gekuscht. Gleichzeitig sollen die sich aber unflätige Schmähungen in Form von niederem Fäkalhumor gefallen lassen, der merkwürdigerweise als "Satire" bezeichnet wird.

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  11. Reichstumshochburg war auf diese forschung.paritaet verlinkt. Wozu auch immer.

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