Samstag, 13. Dezember 2014

PPQ bildet Jury für Suche nach "Wahren Worten"

Noch populärer als "Lichtgrenze" war in diesem Jahr der Begriff "Hitler".
"Holocaust", "Rasterfahndung" und "Nulllösung", damals noch "Nullösung" geschrieben, waren es schon, damals, in der alten Zeit, als Frauen und Männer, Alte und Junge, Arme und Reiche noch nicht gleichberechtigt waren. 30 Jahre später ist die selbsternannte Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) immer noch da und betreibt mit ignoranter Selbstherrlichekit das von ihr selbst erfundene Geschäft des sogenannten „Wortes des Jahres“: Immer gegen Ende eines Jahres kommen der „Hauptvorstand der Gesellschaft sowie den wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“ zu einer selbsternannten „Jury“ zusammen und verkünden einen mehr oder weniger sinnfreien Begriff als angebliches „Wort des Jahres“.

Selten nur bezeichnet der gewählte Begriff irgendetwas relevantes, selten nur hat er vor seiner Wahl zum Wort des Jahres Eingang in den Sprachgebrauch gefunden. Die anonyme Jury begründet das damit, dass „nicht die Häufigkeit eines Ausdrucks, sondern seine Signifikanz bzw. Popularität“ bei der Wahl im Vordergrund stünden – ein Wort wie das diesjährige „Lichtgrenze“ ist danach angeblich irgendwann und bei irgendwem populär gewesen, womöglich bei den Jurymitgliedern.

Denn die betreiben Sprachpflege am liebsten nach dem Gusto der ewiggestrigen Verweigerer von Sprachfortschritt und Anerkennung neuer gesellschaftlicher Realitäten. Allein der Umstand, dass die GfdS behauptet, ein einziges „Wort des Jahres“ nebst dazugehörigen „Unwort des Jahres“ küren zu können, spricht Bände über das Maß der Wirklichkeitsverweigerer, die ihre natürlichen Verbündeten schon längst bei einer ähnlich absurden Jury des Langenscheidt-Verlages gefunden hat, die alljährlich unter großem medialen Beifall das „Jugendwort des Jahres“ kürt.

Zusammen ignorieren beide Institutionen dabei hartnäckig die Bedürfnisse und Rechte von Minderheiten, denen eigene Worte nicht weniger zustehen als Jugendlichen, der Mitte der Mediengesellschaft oder der Mehrheit der Jurymitglieder. Ein Tabu: Wo ist das Seniorenwort des Jahres? Das Frauenwort? Das Wort der Männer? Der Begriff, der schwules Leben auf einen Punkt brachte? Oder den Eisenbahnfans, Fußballanhänger, Transgendermenschen und Mitglieder religiösen Minderheit der Islamisten im zurückliegenden Jahr besonders signifikant fanden?

Keine Antwort von der „politisch unabhängige Vereinigung zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache“, wie sich die GfdS selbst nennt. Männerdominiert wie eh und je, haben die geheimen Jurymitglieder "Lichtgrenze" zum Wort des Jahres 2014 gewählt. Der Begriff, den bis dahin außerhalb Berlins nur Zuschauer des Fernsehsender n-tv gehört hatten, beziehe sich auf die leuchtenden Ballons, die als symbolische Mauer anlässlich des 25. Mauerfall-Jubiläums am 9. November in den Berliner Nachthimmel stiegen. "Es spiegelt in besonderer Weise die großen Emotionen wider, die das Ende der DDR im Herbst 1989 auch 25 Jahre später noch in ganz Deutschland hervorruft", heißt es auf der Webseite der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS).

Emotionen auf Eis, aus der Gruft gezogen: „Die Liste trifft den sprachlichen Nerv des sich dem Ende neigenden Jahres und stellt auf ihre Weise einen Beitrag zur Zeitgeschichte dar“, behauptet die Gesellschaft.

PPQ dagegen wird künftig die Wahren Worte des Jahres küren – Bewerbungen für eine Mitgliedschaft in der Jury, die streng abgeschottet arbeiten wird, sind derzeit noch möglich: Mail mit Wortvorschlägen und Jurybewerbungen bitte an Wahre-Worte-des-Jahres Jury-Aufbauorganisation.

14 Kommentare:

  1. Die Machthaber haben Dialog angekündigt. Zu dessen Förderung haben die Dresdner Neuesten Nachrichten (die bis dahin recht offen waren) die Kommentarfunktion in "Moderation" genommen oder gleich ganz ausgeknipst.

    Ähnlich die FAZ. Zu Lockes Frontberichterstattung will man die Leser lieber gar nicht erst zu Wort kommen lassen.
    Zum Gleiwitz en miniature waren die Kommentare nicht so richtig auf der gewünschten Linie. Deshalb haben die beim Nachkarten gleich ganz dicht gemacht.
    Und so kamen sie ins Gespräch ...

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  2. Meine Einreichung erscheint erst morgen früh, ist aber schon fertig.

    Das Antifa-Gleiwitz ist bereits ein Selbstläufer geworden. Ist in der Netzgemeinde ein Renner, die Einzelklicks betrachtet.

    Auch die sehr offene Selbstkritik eines Volker Weiß im Stürmer hat verblüfft.

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  3. Nun hatte der Zensor genügend Zeit, die Spreu vom Weizen zu trennen. Die ganz bösen Posts (z.B. die eines "Volker") in die Tonne, der Rest darf ins Netz.

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  4. jungs, euch macht keiner ein A im Kreis für ein Hakenkreuz vor! eins rauf mit mappe!!!

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  5. Hrrrr.
    Ich muss noch weiter zurückrudern, was ich in diesem Fall gern tu.
    Die FAZ hat jetzt den Kommentar des Pöblers "Volker" freigeschaltet.

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  6. sowas kommt heraus wenn man von Steuergeldern lebt!und nicht schlecht lebt.

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  7. Wie im Foto des posts bereits vorgeschlagen, reiche ich Lichtkränze als Unwort des Jahres ein. Hitler ist zu abgelutscht.

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  8. Ich hätte da einen Vorschlag für zeitunabhängige, indes bä-är-dä-klugscheisserdeutsch-korrelierte Unwörter, als da wären:

    nachhaltig
    zeitnah
    letztendlich
    schlussendlich
    letztlich
    umsetzen
    angesagt
    nichtdestotrotz

    Sobald ich auf mindestens eines dieser Sprücheklopfer-Wörter stosse, ist alsbald klar, wes Geistes Kind da seinen verbalen Würgereflex auslebt.

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  9. das sind alles sehr gute vorschläge. die hier vorstehende liste, wir nennen sie juryintern inzwischen "die gute liste", wird in der reihenfolge, wie sie vorliegt, in den kommenden jahren ins töpfchen für das adjektiv des jeweiligen jahres aufgenommen. mehr vorschläge für die einzelnen übrigen bereiche, die im einzelnen auch noch vorgeschlagen werden können (frauenwort, transgenderwort, kidnerwort, seniorenwort und seniorinnen- sowie männer-, jäger-, friezeitsportler- und lehrerwort etc)

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  10. Bisweilen deucht mir ganz heftiglich, dass diese Wort- oder Unwort des Jahres Kür nix weiter als eine inszeniertes Affentheater, ein Ablenkungsmanöver ist. Damit soll davon abgelenkt werden, dass die selbsterannten Diskurshoheiten und Dressurerliten in ihrer PC-Paranoia laufend Begriffe aus unserer Sprache verbannen (Diese dürfen dann natürlich nicht explizit gennant, werden, da so ihr Verschwinden viel stärker auffiele.)

    So avancierten z. B. „Neger“, „Zigeuner“, „Immigrant“, . ä. zu den wirkichen „Un“-Wörtern des Jahres“, dürfen indes halt nicht gekürt werden, da sie unter der Hand ausgemerzt wurden, und keinerlei unerwünschte Konnotationen mehr aufkommen dürfen.

    Dafür werden wir aber mit immer mehr hohlen Blubberphrasen überflutet und kujoniert, (die als Substitute, bzw. Vernebelungs-Begriffe für die exorzierten Pfui-Wörter erfunden werden).

    Unter denjenigen „Neologismen“, die dann am vollpfostigsten daherkommen, dürfen die Bundes-Pawlowhündchen sie schliesslich sogar zu „Unwörter des Jahres“ adeln.

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  11. "...dass die selbsterannten Diskurshoheiten und Dressurerliten in ihrer PC-Paranoia..."

    Ich muß gestehen, daß ich mit dieser Verharmlosung, Sprachregelungen als "PC oder politisch-korrekt" zu bezeichnen, wenig anfangen kann.

    Das sind ganz ordinäre Sprachregelungen proto-totalitärer Verhältnisse.

    Bemerkenswert ist doch, daß es nur geringe Regelungen des tatsächlichen Verhaltens gibt:
    Ich kann jederzeit in zigeunerfreie Stadtteile ziehen ... sofern ich Zigeuner als Roma und Sinti bezeichne. Ich kann mein Kind auf eine kath. Privatschule schicken, sofern ich die Inklusion und ein "länger gemeinsam lernen" propagiere; im Koksrausch Zwangsprostituierte zu penetrieren, ist völlig in Ordnung, solange ich den Sexismus von Opa Rainer kritisieren.

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  12. @anonym7: "Bisweilen deucht mir ganz heftiglich, dass diese Wort- oder Unwort des Jahres Kür nix weiter als eine inszeniertes Affentheater, ein Ablenkungsmanöver ist."

    meinst du? echt? das kann ich mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen.

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  13. > Allein der Umstand, dass die GfdS
    > behauptet, ein einziges „Wort des
    > Jahres“ nebst dazugehörigen
    > „Unwort des Jahres“ küren zu
    > können,
    Nicht ganz.
    Das "Wort des Jahres" ist von der GfdS. Die man abseits dieser merkwürdigen Veranstaltung wenigstens noch als halbwegs kompetenten Verein akzeptieren kann.

    Aber das "Unwort" wird nicht (mehr) von der GfdS gekürt, sondern von einem privaten linken Stammtisch.

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