Siebenmal probiert, siebenmal ist nichts passiert. Dann kommt der Tabellenführer, finanziert von einem Wasserfilterhersteller, und plötzlich steht der fast bis hinunter ans Tabellenende gerutschte Traditionsklub von der Saale auf und ledert den Favoriten beeindruckend souverän aus dem ehemaligen Kurt-Wabbel-Stadion.
Ein wunderbarer Auftritt, der sich so nicht ankündigt, als der unter schwerem Beschuss stehende HFC-Trainer Sven Köhler vor der Partei über den Rasen schleicht. Die Körperspache des dienstältesten Coachs der oberen drei deutschen Ligen ist den letzten Ergebnissen angemessen. Die Schultern hängen, der Schritt schlurft. Köhler scheint die ganze Welt als Last auf den Schultern zu tragen. Der Sachse, seit sieben Jahren im Dienst des Halleschen FC, spielt va banquet bei seinem vielleicht schon letzten Versuch, nach inzwischen elf Heimspielen ohne Sieg mal wieder drei Punkte zu holen. Köhler hat die Mannschaft durcheinandergewirbelt. Die Routiniers Ziebig, Krebs und Franke sitzen nur auf der Bank, dafür verteidigt Marco Engelhardt mit dem zu Saisonbeginn aussortieren Rau in der Mitte und die beiden eigentlich abwechselnd auf rechts gesetzten Baude und Brügmann besetzen die Außen. In der Mitte spielt Ivica Banovic, der schon fast als Sportinvale abgeheftete Neuzugang aus Cottbus, im Tor steht zum zweiten Mal Königshofer für den in diesem Spieljahr von Beginn an zappeligen Kleinheider. Im Sturm versucht sich Tony Schmidt, während Osawe, eigentlich einziger Ersatz für den noch rotgesperrten Furuholm, draußen bleibt.
Wie dünn die Haut bei allen geworden ist, zeigt Sven Köhler nach sechs Minuten. Der Mann, der sonst wie festgetackert an der Außenlinie steht, bekommt einen Zornausbruch, als Schiedsrichter Malte Dittrich direkt vor ihm einen Einwurf gegen den HFC gibt. Es ist der emotionale Höhepunkt der ersten Viertelstunde, denn die zuletzt zuhause geschlagenen Hessen scheinen vor den Gastgebern genausoviel Respekt zu haben wie die vor ihren Gästen. Wenig geht vor den Toren, viel Gewühl im Mittelfeld. Dem Tor nähert sich der HFC mit einem Kopfball, der drübergeht, Wiesbaden schießt zweimal aus der Entfernung, einem vorbei, einmal pariert Königshofer mit der Doppelfaust. Wären nicht die fünf, sechs, sieben Ecken, mit denen Wiesbaden Halle zeitweise hinten festnagelt, das Spiel wäre sterbenslangweilig.
Auffälligster Mann beim HFC ist neben Dauerläufer Schmidt und Trickkünstler Gogia der imposante Banovic: Der 34-Jährige dirigiert und rudert, er ordnet und brüllt, geht in die Zweikämpfe und feuert seine Mitspieler an. Und Banovic ist es dann auch, der den Heimspielfluch der letzten Monate verbannt. Nach einer Balleroberung in der eigenen Hälfte findet er den freien Gogia, der sprintet, taktiert kurz - und schließt dann auch 25 Metern mit einem gefühlvollen Heber in Tor ab.
1:0 nach 27 Minuten, und von Wiesbaden kommt nicht viel. Das Glück aber lächelt noch immer nicht über dem Erdgas-Sportpark: Als Sören Bertram, gerade erst nach längerer Verletzungszeit in die Mannschaft zurückgekehrt, auf rechts durch ist, gellt plötzlich ein Schrei durch das mit 5400 Zuschauern spärlich besetzte Stadion. Bertram hat sich bei Sturz offenbar den Arm gebrochen, er muss raus. Schick, der Mann mit dem Fleischklopfer, kommt.
Wiesbaden ist vom Rückstand noch geschockt, der HFC spielt jetzt zeitweise richtig groß auf, vor allem über den schnellen Gogia und Banovic, der immer wieder große Übersicht beweist und dem Spiel sein Tempo aufdrückt. Einmal nur gelingt es Wiesbadens Vunguidica, bis in den Strafraum durchzulaufen, wo ihn Brügmann in letzter Not stellt. Vunguidica fordert Strafstoß, Dietrich winkt ab.
Halbzeit, der eingewechselte Schick bleibt gleich draußen und übt mit Osawe Kopfbälle. Und Schick ist es dann auch, der das Spiel entscheidet: Mitten in einer Drangphase der Gäste gelingt Pfeffer eine Flanke von rechts, Engelhardt, bis dahin zeitweise eine Art Libero, köpft aufs Tor, ein Wiesbadener rettet per Kopf auf der Linie, der Ball segelt zu Schick, der springt hoch - und versenkt.
2:0, die höchste Heimführung seit März, da kann nichts mehr schiefgehen, zumal Wiesbaden sichtlich die Mittel fehlen, die aufopferungsvoll kämpfende HFC-Mannschaft in wirkliche Verlegenheit zu bringen. Stattdessen geht auf einmal nach vorn noch allerlei: Schmidt muss nur abspielen, dann kann Gogia verwandeln. Gogia wiederum müsste nur nach rechts oder links passen, um Pfeffer oder Schmidt zu bedienen. So aber sind es drei männliche Femen-Aktivisten, die für das größte Aufsehen sorgen, als sie splitternackt aufs Spielfeld springen.
Nach der Unterbrechung tut Wiesbaden nun endlich konsequent das, was der HFC möchte: Die Verteidigung rückt auf und macht Platz für Konter, ein richtiges Spitzenteam nähme die Wasserfilterfußballer jetzt saftig auseinander. Beim HFC aber langt es nur noch zu einem Tor, einem sehr schönen allerdings: Gogia wird diesmal von Jansen auf halblinks bedient, er schießt zielgenau ins lange Eck. Die euphorisierte Kurve der Treuesten der Treuen, dieser Tage selbstverständlich mit Saalefront-Banner, singt nun "der HFC ist wieder da".
Lachende Gesichter, gereckte Fäuste. Die Wasserfilter-Mannschaft verhilft zum Ende der Durststrecke. Auch das 3:1, von Jänicke nach einem langen Abschlag erzielt, nachdem die mit dem für Banovic eingewechselten Mouaya umformierte Abwehr eine Sekunde lang in ihren alten Tiefschlaftrott verfallen ist, ändert nichts mehr am Gefühl großer Erleichtung auf dem Rasen, den Rängen und der Bank. Köhler, die Schultern nun straffer und das Gesicht entspannt, marschiert von Spieler zu Spieler und bedankt sich, die Spieler marschieren in die Kurve und lassen sich feiern. In zwei Wochen kommt der Tabellenletzte Großaspach.
Diashow vom Spiel
Ein wunderbarer Auftritt, der sich so nicht ankündigt, als der unter schwerem Beschuss stehende HFC-Trainer Sven Köhler vor der Partei über den Rasen schleicht. Die Körperspache des dienstältesten Coachs der oberen drei deutschen Ligen ist den letzten Ergebnissen angemessen. Die Schultern hängen, der Schritt schlurft. Köhler scheint die ganze Welt als Last auf den Schultern zu tragen. Der Sachse, seit sieben Jahren im Dienst des Halleschen FC, spielt va banquet bei seinem vielleicht schon letzten Versuch, nach inzwischen elf Heimspielen ohne Sieg mal wieder drei Punkte zu holen. Köhler hat die Mannschaft durcheinandergewirbelt. Die Routiniers Ziebig, Krebs und Franke sitzen nur auf der Bank, dafür verteidigt Marco Engelhardt mit dem zu Saisonbeginn aussortieren Rau in der Mitte und die beiden eigentlich abwechselnd auf rechts gesetzten Baude und Brügmann besetzen die Außen. In der Mitte spielt Ivica Banovic, der schon fast als Sportinvale abgeheftete Neuzugang aus Cottbus, im Tor steht zum zweiten Mal Königshofer für den in diesem Spieljahr von Beginn an zappeligen Kleinheider. Im Sturm versucht sich Tony Schmidt, während Osawe, eigentlich einziger Ersatz für den noch rotgesperrten Furuholm, draußen bleibt.
Wie dünn die Haut bei allen geworden ist, zeigt Sven Köhler nach sechs Minuten. Der Mann, der sonst wie festgetackert an der Außenlinie steht, bekommt einen Zornausbruch, als Schiedsrichter Malte Dittrich direkt vor ihm einen Einwurf gegen den HFC gibt. Es ist der emotionale Höhepunkt der ersten Viertelstunde, denn die zuletzt zuhause geschlagenen Hessen scheinen vor den Gastgebern genausoviel Respekt zu haben wie die vor ihren Gästen. Wenig geht vor den Toren, viel Gewühl im Mittelfeld. Dem Tor nähert sich der HFC mit einem Kopfball, der drübergeht, Wiesbaden schießt zweimal aus der Entfernung, einem vorbei, einmal pariert Königshofer mit der Doppelfaust. Wären nicht die fünf, sechs, sieben Ecken, mit denen Wiesbaden Halle zeitweise hinten festnagelt, das Spiel wäre sterbenslangweilig.
Auffälligster Mann beim HFC ist neben Dauerläufer Schmidt und Trickkünstler Gogia der imposante Banovic: Der 34-Jährige dirigiert und rudert, er ordnet und brüllt, geht in die Zweikämpfe und feuert seine Mitspieler an. Und Banovic ist es dann auch, der den Heimspielfluch der letzten Monate verbannt. Nach einer Balleroberung in der eigenen Hälfte findet er den freien Gogia, der sprintet, taktiert kurz - und schließt dann auch 25 Metern mit einem gefühlvollen Heber in Tor ab.
1:0 nach 27 Minuten, und von Wiesbaden kommt nicht viel. Das Glück aber lächelt noch immer nicht über dem Erdgas-Sportpark: Als Sören Bertram, gerade erst nach längerer Verletzungszeit in die Mannschaft zurückgekehrt, auf rechts durch ist, gellt plötzlich ein Schrei durch das mit 5400 Zuschauern spärlich besetzte Stadion. Bertram hat sich bei Sturz offenbar den Arm gebrochen, er muss raus. Schick, der Mann mit dem Fleischklopfer, kommt.
Wiesbaden ist vom Rückstand noch geschockt, der HFC spielt jetzt zeitweise richtig groß auf, vor allem über den schnellen Gogia und Banovic, der immer wieder große Übersicht beweist und dem Spiel sein Tempo aufdrückt. Einmal nur gelingt es Wiesbadens Vunguidica, bis in den Strafraum durchzulaufen, wo ihn Brügmann in letzter Not stellt. Vunguidica fordert Strafstoß, Dietrich winkt ab.
Halbzeit, der eingewechselte Schick bleibt gleich draußen und übt mit Osawe Kopfbälle. Und Schick ist es dann auch, der das Spiel entscheidet: Mitten in einer Drangphase der Gäste gelingt Pfeffer eine Flanke von rechts, Engelhardt, bis dahin zeitweise eine Art Libero, köpft aufs Tor, ein Wiesbadener rettet per Kopf auf der Linie, der Ball segelt zu Schick, der springt hoch - und versenkt.
2:0, die höchste Heimführung seit März, da kann nichts mehr schiefgehen, zumal Wiesbaden sichtlich die Mittel fehlen, die aufopferungsvoll kämpfende HFC-Mannschaft in wirkliche Verlegenheit zu bringen. Stattdessen geht auf einmal nach vorn noch allerlei: Schmidt muss nur abspielen, dann kann Gogia verwandeln. Gogia wiederum müsste nur nach rechts oder links passen, um Pfeffer oder Schmidt zu bedienen. So aber sind es drei männliche Femen-Aktivisten, die für das größte Aufsehen sorgen, als sie splitternackt aufs Spielfeld springen.
Nach der Unterbrechung tut Wiesbaden nun endlich konsequent das, was der HFC möchte: Die Verteidigung rückt auf und macht Platz für Konter, ein richtiges Spitzenteam nähme die Wasserfilterfußballer jetzt saftig auseinander. Beim HFC aber langt es nur noch zu einem Tor, einem sehr schönen allerdings: Gogia wird diesmal von Jansen auf halblinks bedient, er schießt zielgenau ins lange Eck. Die euphorisierte Kurve der Treuesten der Treuen, dieser Tage selbstverständlich mit Saalefront-Banner, singt nun "der HFC ist wieder da".
Lachende Gesichter, gereckte Fäuste. Die Wasserfilter-Mannschaft verhilft zum Ende der Durststrecke. Auch das 3:1, von Jänicke nach einem langen Abschlag erzielt, nachdem die mit dem für Banovic eingewechselten Mouaya umformierte Abwehr eine Sekunde lang in ihren alten Tiefschlaftrott verfallen ist, ändert nichts mehr am Gefühl großer Erleichtung auf dem Rasen, den Rängen und der Bank. Köhler, die Schultern nun straffer und das Gesicht entspannt, marschiert von Spieler zu Spieler und bedankt sich, die Spieler marschieren in die Kurve und lassen sich feiern. In zwei Wochen kommt der Tabellenletzte Großaspach.
Diashow vom Spiel
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