Samstag, 27. September 2014

Fremde Federn: Die perfekte Delle

Der normale Leser kennt sich ja nicht mehr aus. Als Religion ist der Islam fantastisch, aber als Islamismus ein barbarisches Verbrechen. Radikale Islamanhänger stolpern irgendwo an der Grenze, Salafisten, die Streife gehen, sind schon darüber. was ist mit dem Unterschied zwischen Sunniten, Wahabiten, Schiiten? Warum hört man so wenig von den Obaditen? Was ist mit den Charidschiten? Kann der Sufismus da mithalten oder ist er gar schuld? warum überhaupt muss ich das alles wissen, obwohl mit Aberglaube im Grunde überhaupt nicht interessiert?

Hendryk M. Broder setzt sich in der "Welt" mit den Schwierigkeiten auseinander, die Ungläubige mit einer Religion haben können, die von innen aus gesehen so perfekt ist wie der Kommunismus für das SED-Politbüro gewesen ist.

"Der Islam ist perfekt. Nur manche Muslime sind es nicht." Ein Satz, der sich weise und konziliant anhört. Kein Mensch ist perfekt, jeder kann sich irren. Der Subtext freilich ist totalitär. So wenig, wie es einen perfekten Menschen geben kann, kann es auch kein perfektes System, keine perfekte Religion geben.

Jeder Demokrat weiß, dass Demokratie kein finaler Zustand, sondern Work in Progress ist. Sie muss ständig nachgebessert werden. Es ist, als wollte man wissen, was einen hinter dem Horizont erwartet. Man kommt ihm näher, ohne ihn je zu erreichen.

Nur Anhänger totalitärer Systeme sind von ihrem Glauben so angetan, dass sie ihn für perfekt halten. Der Kommunismus war perfekt, der Nationalsozialismus ebenso. Kam es bei der Umsetzung in die Praxis zu Problemen, dann lag es nur an den Menschen, die der Aufgabe nicht gewachsen waren. In diese argumentativen Fußstapfen treten jetzt die Anhänger Mohammeds. Er war ein perfekter Mensch, der Islam ist perfekt, nur manche Muslime sind es nicht.

Mit so einer Zauberformel lässt sich jede Gräueltat auf "menschliches Versagen" zurückführen und rechtfertigen. Zu diesem Zweck wurde die Unterscheidung zwischen dem Islam und dem Islamismus erfunden. Der Islam ist eine "Religion des Friedens", das haben in den letzten Tagen Präsident Obama, Ministerpräsident Cameron und der deutsche Innenminister Thomas de Maizière ausdrücklich bestätigt.

Der Islamismus dagegen ist eine "menschenverachtende Ideologie", deren Weg mit Leichen gepflastert ist. Und das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Außer, dass die Verbrechen, die "im Namen des Islam" begangen, auf das Konto des Islamismus gebucht werden.

Ehrlich gesagt, mir ist das zu kompliziert. Ich blick da nicht durch. Vielleicht kann mir jemand helfen, ein wenig Klarheit herzustellen: Fallen die Anschläge vom 11. September in die Zuständigkeit des Islam oder des Islamismus? Das Aufhängen von Homosexuellen an Baukränen, das Steinigen von Ehebrecherinnen und das Abhacken von Händen und Füßen als Strafen bei Diebstahl – entspricht so etwas den Geboten des Islam oder der Praxis des Islamismus? Weisen die Anschläge von London, Madrid, Bali, Pune, Mumbai, Djerba, Ankara, Amman und Nairobi – nur um ein paar zu nennen – in die Richtung Islam oder Islamismus?

Wenn die Hamas ein Dutzend vermeintliche Verräter im Hof einer Gaza-Moschee standrechtlich erschießt – geschieht das im Einklang mit den Regeln des Islam oder nach dem Gusto der Islamisten? Wenn Millionen von Muslimen in der ganzen Welt gegen ein paar Mohammed-Karikaturen demonstrieren, die sie nur vom Hörensagen kennen, und wenn bei diesen Umzügen über 100 Menschen zu Tode kommen, muss man das unter Islam oder Islamismus verbuchen?


Und wenn in einer Berliner Moschee ein aus Dänemark zugeflogener Imam dazu aufruft, die "zionistischen Juden bis zum letzten zu jagen und zu töten", artikuliert sich darin die Nächstenliebe des Islam oder vielmehr der raue Sound des Islamismus?

Was ist noch Islam, und was schon Islamismus?

Der komplette Text steht hier.

7 Kommentare:

  1. Die Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus ist nur für Gutmenschen gedacht. Die sollen sich nicht unnötig den Kopf zerbrechen, ob sie nicht eventuell auf das falsche Pferd (des Propheten)setzen, indem sie ihre Willkommenskultur für Mahmut und Ayshe zelebrieren.

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  2. Islam bedeutet Frieden, Islamismus bedeutet Friedenismus.
    Bis dahin ganz einfach.

    Nur mit der Einzelfallzuordnung habe ich Probleme, insbesondere mit dem Differenzierungsgebot.
    Nehmen wir die Mörder … oh, nein, sind ja rassebiologisch wertvolle Täter, deshalb keine Mörder sondern Körperverletzermittodesfolge … von Daniel Siefert.
    Gehören die zur winzigkleinen Minderheit der pösen Muslimisten, oder sind die vielleicht doch Teil der übergroßen Mehrheit friedlicher Muslime?
    Und warum ist das so, dass all die neumalklugen Vielredner, die Politiker, Professoren, Journalisten, Couragefuzzies mich Unwissenden mit dieser Frage allein lassen?

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  3. Als ich die ersten beiden Sätze las, wußte ich schon, wer der Autor ist.

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  4. Ja. Und wenn sie keine Juden jagen würden, wäre alles in Butter.

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  5. Die Oikumene macht´s möglich: Vorwärts mit den Verboten des Leviticus!

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  6. Hendryk, kusch mir im Toches.
    Letztlich hält Abrahams unreiner Samen, ob von Isaak oder von Ismael, doch gegen uns zusammen.

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  7. Abraham hatte nur einen Sohn

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