Humpapa, humpapa, hier kommen sie, die Saaletaler! Nach fünf Spieltagen der Saison 2014/2015 steht der Hallesche FC dort, wo er Ende August schon in der vergangenen Spielzeit stand: Tief im Tal der Tabelle. Aus Platz 17 vor Jahresfrist, als der Verein mit einer halben Mannschaft ohne Stürmer in die Liga startete und es in den ersten fünf Partien nur auf einen Sieg mit 3 zu 7 Toren brachte, ist zwar Platz 15 geworden. Aber weder die aktuelle Bilanz von einem gewonnenen Spiel, einer Punkteteilung und drei Niederlagen noch das Auftreten der Mannschaft von Trainer Sven Köhler unterscheidet sich grundsätzlich vom Agieren der Rumpfelf des Saisonstarts 2013/2014 oder dem des am Ende der letzten Saison aufgefüllten Teams, das erst die Chance auf Platz und dann auch noch den Pokalsieg achtlos wegwarf.
Auch im Spiel gegen die Stuttgarter Kickers sollte wiedereinmal ein Bock umgestoßen werden. Nach inzwischen sechs sieglosen Spielen im eigenen Stadion wollte die Mannschaft um Kapitän Tim Kruse beweisen, dass sie in Wirklichkeit ja doch die Elf vom Auswärtssieg in Bielefeld ist und nicht die von den Heimpleiten gegen Chemnitz und Köln. Die Fans sind zur Feier das Tages erstmals dabei. Nach den dunklen Wochen des Stimmungsboykotts durch eine informelle Ultra-Gruppe, die sich den Verein in den vergangenen Jahren unterworfen hatte, brüllt und klatscht es erstmals wieder von der ersten Minute an.
Unten die lassen keinen Zweifel, was sie heute wollen. Tim Kruse macht das von Anfang mit Körpersprache klar. Der Mittelfeldmann rudert mit den Armen, peitscht ein, brüllt und dirigiert. Mit Erfolg: Nach sechs Minuten gelingt den Hallensern, die den kleinen, wendigen Kickers bis dahin häufiger nachgelaufen sind als umgekehrt, recht überraschend das 1:0. Nach einer Balleroberung im Mittelfeld zieht Sören Betram dynamisch an, seinen Pass nach innen lässt Andy Gogia clever passieren, am langen Pfosten stürmt Sascha Pfeffer an, dreht kurz nach innen und schießt ins kurze Eck.
Welche Glückseligkeit! Aber nicht lange. Zwei Minuten reichen den Gästen, um nach einer Ballstafette über sieben Stationen den Ausgleich zu machen. Pfeffer deckt innen den leeren Raum, Gerrit Müller steht völlig frei und lässt Pierre Kleinheider keine Abwehrchance.
Sofort ist beim HFC der Riemen runter. Robert Schick ist nach vorn drangvoll, verheddert sich aber jedes Mal in den eigenen Beinen. Max Jansen wird immer wieder gefoult, wenn er fast durch ist, und bekommt nicht mal Freistoß dafür. Tim Kruse dirigiert, aber seine Pässe kommen nicht an. Timo Furuholm sieht keinen Stich, weil er dadurch vorn völlig ohne Ball spielen muss.
Das sieht nicht gut aus, weil die Stuttgarter nun Lunte riechen. Mit schnellen, eleganten Kombinationen über die Außen kommen sie Mal um Mal aufs hallesche Tor. Dort müssen Marcel Franke, Marcel Baude und Patrick Mouaya sehen, dass hier nicht schon vor der Pause alles vorbei ist. Trainer Sven Köhler, zunehmend aufgeregt an der Seitenlinie entlangtigernd, sieht Baude retten, Kleinheider gerade noch so einen Freistoß fischen und Gerrit Müller einmal nur knapp verpassen. Auf der Gegenseite gibt es einen Baude-Kopfball, der einen halben Meter vorbeigeht. Und einen Gogia-Freistoß, der wie all die Ecken endet, zu denen der Georgier und sein Mittelfeld-Kollege Bertram stets Hand in Hand antreten, auf dass ihre Elf vor dem Tor nur ja nicht Gefahr laufe, ein numerisches Übergewicht zu erreichen.
Kommt nichts raus dabei. Harmlos fliegen die Bälle von rechts wie links herein. Und auch die Hoffnung, eine kernige Rede in der Pause könne das Blatt wenden wie im Hollywood-Film, trügt. Statt heiß, kommen die Rot-Weißen wie zu kalt geduscht kommen aus der Kabine. Den ersten Angriff der Blauen wehrt Kleinheider ohne Not mit einem gewagten Schlag auf die linke Seite ab. Dort schläft Schick noch vor sich hin, Getunnel, Gefummel, fast kommt er doch noch ins Laufen. Aber dann ist es doch der Blaue, der ihm wegläuft. Zick, Zack, Rückspiel im Strafraum. Schick hat das Bein weit ausgestellt. Und der Stuttgarter fällt.
Schiedsrichter Christan Dietz macht hier keinen Fehler, auf Strafstoß zu entscheiden. Aber das ist auch so ungefähr das einzige, was der Realschullehrer aus Bayern heute richtig entscheidet. Schon in der ersten Halbzeit hatte er mit fünf gelben Karten - davon vier für Halle - gezeigt, dass er lieber eine Verwarnung mehr gibt als eine zuwenig. Dietz hält es da mit dem französischen Kriminalisten Eugène François Vidocq: "Lieber hundert Unschuldige richten, als einen Schuldigen entkommen lassen. Weil er aber gleichzeitig die Konsequenzen seiner Linie fürchtet, gerät ihm das Spiel in der 2. Hälfte völlig außer Kontrolle. Karten gibt es jetzt nur noch für Spieler, die noch keine haben. Gern pfeift Dietz da auch Fouls, die keine waren. Während er die, die welche sind, abwinkt.
Es kommen so Emotionen ins Spiel. Statt "Chemie Halel", ruft es "Hoyzer" von den Rängen, statt auf die eigene Mannschaft wütend zu sein, die spielerisch gesehen keinen Fuß auf den Boden bekommt, richtet sich der Zorn der nur 5300 Zuschauer gegen den Mann in Schwarz.
Der erweist sich jeder Kritik als würdig. Er sieht in der Folge Dinge, die nicht geschehen, schaut aber bei Dingen, die deutlich sichtbar sind, angestrengt weg. Kruse, Furuholm und Franke schimpfen, zetern, sie jammern und verdrehen die Augen. Auf einmal ist das kein Spiel des HFC gegen Stuttgart mehr, sondern eins, in dem es darum geht, ob der nur durch reine Kampfkraft dominierende Heimverein trotz dieses Referees noch den Ausgleich schafft.
Nein. Zwar sind die Chancen da, etwa als Furuholm aus zwei Metern verpasst oder als Schick mit einem Fernschuss nur einen Stuttgarter trifft. Zwar hätte Dietz nach seiner Foul-Definition zweimal auf den Punkt zeigen müssen, nachdem Furuholm gelegt wurde. Aber nie wird klar, welche Spielanlage hier eigentlich durch welche Mittel zum Tragen kommen soll: Schicks Dribbelversuche durch fünf Gegenspieler? Bertrams Sololäufe, denen innen niemand folgt? Gar Kleinheiders, Kruses oder Frankes lange Bälle, die zuweilen direkt ins Stuttgarter Toraus fliegen?
So bescheiden die Standards, so bescheiden der Rest. Vom läuferischen Aufwand, vom Einsatz, vom Willen her ist dem HFC an diesem Tag nichts vorzuwerfen. Doch obgleich der HFC verglichen mit dem ersten Spiel gegen die Kickers in der Saison 2012/2013 bis auf Timo Furuholm alle Spieler gegen neue, bessere ausgetauscht hat, steht am Ende die erste Heimniederlage gegen die Blauen.
Manager Ralph Kühne sieht die Verantwortung dafür nach dem Abpfiff offenbar eindeutig bei Dietz, er geht den 30-Jährigen lautstark an - ebenso wie seine Spieler, die sich gar nicht mehr einbekommen. Fuchsteufelswild springt Furuholm umher, Franke schreit, Pfeffer grollt. Das Positivste vom Tage bleibt so noch die Tendenz der Heimspiele, die mit 0:3, 0:2 und 1:2 deutlich nach oben weißt. Und der Umstand, dass auf den Rängen wieder Frieden herrscht: Von den Rängen kommt aufmunternder Applaus.
Auch im Spiel gegen die Stuttgarter Kickers sollte wiedereinmal ein Bock umgestoßen werden. Nach inzwischen sechs sieglosen Spielen im eigenen Stadion wollte die Mannschaft um Kapitän Tim Kruse beweisen, dass sie in Wirklichkeit ja doch die Elf vom Auswärtssieg in Bielefeld ist und nicht die von den Heimpleiten gegen Chemnitz und Köln. Die Fans sind zur Feier das Tages erstmals dabei. Nach den dunklen Wochen des Stimmungsboykotts durch eine informelle Ultra-Gruppe, die sich den Verein in den vergangenen Jahren unterworfen hatte, brüllt und klatscht es erstmals wieder von der ersten Minute an.
Unten die lassen keinen Zweifel, was sie heute wollen. Tim Kruse macht das von Anfang mit Körpersprache klar. Der Mittelfeldmann rudert mit den Armen, peitscht ein, brüllt und dirigiert. Mit Erfolg: Nach sechs Minuten gelingt den Hallensern, die den kleinen, wendigen Kickers bis dahin häufiger nachgelaufen sind als umgekehrt, recht überraschend das 1:0. Nach einer Balleroberung im Mittelfeld zieht Sören Betram dynamisch an, seinen Pass nach innen lässt Andy Gogia clever passieren, am langen Pfosten stürmt Sascha Pfeffer an, dreht kurz nach innen und schießt ins kurze Eck.
Welche Glückseligkeit! Aber nicht lange. Zwei Minuten reichen den Gästen, um nach einer Ballstafette über sieben Stationen den Ausgleich zu machen. Pfeffer deckt innen den leeren Raum, Gerrit Müller steht völlig frei und lässt Pierre Kleinheider keine Abwehrchance.
Sofort ist beim HFC der Riemen runter. Robert Schick ist nach vorn drangvoll, verheddert sich aber jedes Mal in den eigenen Beinen. Max Jansen wird immer wieder gefoult, wenn er fast durch ist, und bekommt nicht mal Freistoß dafür. Tim Kruse dirigiert, aber seine Pässe kommen nicht an. Timo Furuholm sieht keinen Stich, weil er dadurch vorn völlig ohne Ball spielen muss.
Das sieht nicht gut aus, weil die Stuttgarter nun Lunte riechen. Mit schnellen, eleganten Kombinationen über die Außen kommen sie Mal um Mal aufs hallesche Tor. Dort müssen Marcel Franke, Marcel Baude und Patrick Mouaya sehen, dass hier nicht schon vor der Pause alles vorbei ist. Trainer Sven Köhler, zunehmend aufgeregt an der Seitenlinie entlangtigernd, sieht Baude retten, Kleinheider gerade noch so einen Freistoß fischen und Gerrit Müller einmal nur knapp verpassen. Auf der Gegenseite gibt es einen Baude-Kopfball, der einen halben Meter vorbeigeht. Und einen Gogia-Freistoß, der wie all die Ecken endet, zu denen der Georgier und sein Mittelfeld-Kollege Bertram stets Hand in Hand antreten, auf dass ihre Elf vor dem Tor nur ja nicht Gefahr laufe, ein numerisches Übergewicht zu erreichen.
Kommt nichts raus dabei. Harmlos fliegen die Bälle von rechts wie links herein. Und auch die Hoffnung, eine kernige Rede in der Pause könne das Blatt wenden wie im Hollywood-Film, trügt. Statt heiß, kommen die Rot-Weißen wie zu kalt geduscht kommen aus der Kabine. Den ersten Angriff der Blauen wehrt Kleinheider ohne Not mit einem gewagten Schlag auf die linke Seite ab. Dort schläft Schick noch vor sich hin, Getunnel, Gefummel, fast kommt er doch noch ins Laufen. Aber dann ist es doch der Blaue, der ihm wegläuft. Zick, Zack, Rückspiel im Strafraum. Schick hat das Bein weit ausgestellt. Und der Stuttgarter fällt.
Schiedsrichter Christan Dietz macht hier keinen Fehler, auf Strafstoß zu entscheiden. Aber das ist auch so ungefähr das einzige, was der Realschullehrer aus Bayern heute richtig entscheidet. Schon in der ersten Halbzeit hatte er mit fünf gelben Karten - davon vier für Halle - gezeigt, dass er lieber eine Verwarnung mehr gibt als eine zuwenig. Dietz hält es da mit dem französischen Kriminalisten Eugène François Vidocq: "Lieber hundert Unschuldige richten, als einen Schuldigen entkommen lassen. Weil er aber gleichzeitig die Konsequenzen seiner Linie fürchtet, gerät ihm das Spiel in der 2. Hälfte völlig außer Kontrolle. Karten gibt es jetzt nur noch für Spieler, die noch keine haben. Gern pfeift Dietz da auch Fouls, die keine waren. Während er die, die welche sind, abwinkt.
Es kommen so Emotionen ins Spiel. Statt "Chemie Halel", ruft es "Hoyzer" von den Rängen, statt auf die eigene Mannschaft wütend zu sein, die spielerisch gesehen keinen Fuß auf den Boden bekommt, richtet sich der Zorn der nur 5300 Zuschauer gegen den Mann in Schwarz.
Der erweist sich jeder Kritik als würdig. Er sieht in der Folge Dinge, die nicht geschehen, schaut aber bei Dingen, die deutlich sichtbar sind, angestrengt weg. Kruse, Furuholm und Franke schimpfen, zetern, sie jammern und verdrehen die Augen. Auf einmal ist das kein Spiel des HFC gegen Stuttgart mehr, sondern eins, in dem es darum geht, ob der nur durch reine Kampfkraft dominierende Heimverein trotz dieses Referees noch den Ausgleich schafft.
Nein. Zwar sind die Chancen da, etwa als Furuholm aus zwei Metern verpasst oder als Schick mit einem Fernschuss nur einen Stuttgarter trifft. Zwar hätte Dietz nach seiner Foul-Definition zweimal auf den Punkt zeigen müssen, nachdem Furuholm gelegt wurde. Aber nie wird klar, welche Spielanlage hier eigentlich durch welche Mittel zum Tragen kommen soll: Schicks Dribbelversuche durch fünf Gegenspieler? Bertrams Sololäufe, denen innen niemand folgt? Gar Kleinheiders, Kruses oder Frankes lange Bälle, die zuweilen direkt ins Stuttgarter Toraus fliegen?
So bescheiden die Standards, so bescheiden der Rest. Vom läuferischen Aufwand, vom Einsatz, vom Willen her ist dem HFC an diesem Tag nichts vorzuwerfen. Doch obgleich der HFC verglichen mit dem ersten Spiel gegen die Kickers in der Saison 2012/2013 bis auf Timo Furuholm alle Spieler gegen neue, bessere ausgetauscht hat, steht am Ende die erste Heimniederlage gegen die Blauen.
Manager Ralph Kühne sieht die Verantwortung dafür nach dem Abpfiff offenbar eindeutig bei Dietz, er geht den 30-Jährigen lautstark an - ebenso wie seine Spieler, die sich gar nicht mehr einbekommen. Fuchsteufelswild springt Furuholm umher, Franke schreit, Pfeffer grollt. Das Positivste vom Tage bleibt so noch die Tendenz der Heimspiele, die mit 0:3, 0:2 und 1:2 deutlich nach oben weißt. Und der Umstand, dass auf den Rängen wieder Frieden herrscht: Von den Rängen kommt aufmunternder Applaus.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.