In Kriegszeiten ist es üblich, die Erfolge der eigenen Truppen mit jubelnden Posaunen zu verkünden, während Rückschläge und Niederlagen allenfalls verbrämt und leise mitgeteilt werden. Im Dritten Reich hörten Menschen deshalb massenhaft Feindsender, ein Zustand, der darauf deutete, dass die Berichterstattung im eigenen Land weder frei noch objektiv war. Natürlich war sie das auch bei der BBC und bei sowjetischen Sendern nicht. Doch alle Meldungen zusammengerührt, ergab sich ein Bild, das einen Eindruck von der wahren Lage vermittelte.
Nichts ist heute anders, wie das Beispiel Ukraine zeigt. Dort waren die mit Deutschland verbündeten und von der EU finanzierten Truppen der amtierenden Regierung Anfang
August dabei, jeden Moment "die von Rebellen besetzte Stadt Donezk zu befreien".
Im Stundenrhythmus meldeten die deutschen Leitmedien Erfolge der ukrainischen Armee vor Donezk (Spiegel Online), die Regierungstruppen standen eine Woche lang "kurz vor Einnahme von Donezk" (dpa), der "Sturm auf die Stadt" wurde "vorbereitet", die "Rebellenhochburg" lag "unter Dauerbeschuss" (Wall Street Journal) und die Armee zog den "Ring um Donezk enger" (dpa). Es stand schlimm um die "Rebellen" (Spiegel), die so in die Enge getrieben waren, dass sie sogar um einen Waffenstillstand baten, damit die Zivilbevölkerung versorgt werden könne.
Im Angesicht des sicheren Sieges, der für den Nationalfeiertag am 24. August geplant war, lehnte der ukrainische Präsident Petro Poroshenko die Bitte um einen Waffenstillstand ab. Vorwärts sollten seine Truppen traben, um dem Gespenst des Separatismus möglichst schnell den Garaus zu machen.
Dass es damit nichts werden würde, ahnte man beizeiten. Und als dann auf einmal nichts mehr zu hören war von Eroberung, vom Ringen um Donezk und dem Vormarsch auf Lugansk, sondern nur noch eine große, laute Stille von den Kriegsberichterstattern kam, gewürzt mit Meldungen nicht von eroberten Städten, sondern von eroberten Schützenpanzerwagen, da war klar: Im Krieg stirbt nicht die Wahrheit zuerst, sondern die Pressefreiheit, die Freiheit wahrhaftiger Berichterstattung, die Möglichkeit, zu sagen, was ist, statt zu schreiben, was irgendwer gern hätte.
Dass ukrainische Regierungstruppen von den eben noch fast geschlagenen Separatisten eingekesselt sind, erfahren Leser deutscher Zeitungen so auf dieselbe Art, wie ihre Großeltern 1943 vom Fall von Stalingrad erfuhren. Sie läsen zwischen den Zeilen, hieß es damals in einem Gestapo-Bericht an Goebbels: "Dass Stalingrad abgeschnitten ist, haben sie aus der Presse dadurch erfahren, dass die deutschen Truppen dort ,von allen Seiten angegriffen' werden".
Wie Goebbels damals, der genau wusste, dass eine zu große Kluft zwischen Wirklichkeit und Propaganda der eigenen Glaubwürdigkeit irreparable Schäden zufügt, gilt es auch heute, die Berichterstattung vorsichtig nachzuziehen. "Wir müssen uns nun allmählich mit dem Gedanken vertraut machen, das deutsche Volk über die Situation in Stalingrad zu unterrichten", diktierte Goebbels einst für seine Erinnerungen. Ein Satz, der - ohne Stalingrad - erst kürzlich in den Sendeanstalten und Chefredaktionen gefallen sein könnte. Denn heute kommt es zu ähnlich sprunghaften Perspektivwechseln: Am 11. August hatte das Wort "eingekesselt" in deutschen Zeitungen noch Hochkonjunktur, weil es die Situation um Donezk ("kurz vor dem Fall") beschreiben durfte.
Dann verschwand es. Um am 27. August zurückzukehren - als Beschreibung der Einkessler, die nun plötzlich selbst eingekesselt sind. Wies kommt? Was da passiert ist? Wie der nahe Fall der einen zur Niederlage der anderen werden konnte? Keine Silbe, kein Satz. Letzter Ausweg ist wie immer ein wenig neues Russen-Bashing, ein mahnender Anruf von Angela Merkel, viel Nebel im Konjunktiv.
Petro Poroshenko, der einen Waffenstillstand eben noch abgelehnt hatte, ist aber nun dafür, über einen Waffenstillstand zu reden.
Posaunen sind das nicht mehr.
Nichts ist heute anders, wie das Beispiel Ukraine zeigt. Dort waren die mit Deutschland verbündeten und von der EU finanzierten Truppen der amtierenden Regierung Anfang
August dabei, jeden Moment "die von Rebellen besetzte Stadt Donezk zu befreien".
Im Stundenrhythmus meldeten die deutschen Leitmedien Erfolge der ukrainischen Armee vor Donezk (Spiegel Online), die Regierungstruppen standen eine Woche lang "kurz vor Einnahme von Donezk" (dpa), der "Sturm auf die Stadt" wurde "vorbereitet", die "Rebellenhochburg" lag "unter Dauerbeschuss" (Wall Street Journal) und die Armee zog den "Ring um Donezk enger" (dpa). Es stand schlimm um die "Rebellen" (Spiegel), die so in die Enge getrieben waren, dass sie sogar um einen Waffenstillstand baten, damit die Zivilbevölkerung versorgt werden könne.
Im Angesicht des sicheren Sieges, der für den Nationalfeiertag am 24. August geplant war, lehnte der ukrainische Präsident Petro Poroshenko die Bitte um einen Waffenstillstand ab. Vorwärts sollten seine Truppen traben, um dem Gespenst des Separatismus möglichst schnell den Garaus zu machen.
Dass es damit nichts werden würde, ahnte man beizeiten. Und als dann auf einmal nichts mehr zu hören war von Eroberung, vom Ringen um Donezk und dem Vormarsch auf Lugansk, sondern nur noch eine große, laute Stille von den Kriegsberichterstattern kam, gewürzt mit Meldungen nicht von eroberten Städten, sondern von eroberten Schützenpanzerwagen, da war klar: Im Krieg stirbt nicht die Wahrheit zuerst, sondern die Pressefreiheit, die Freiheit wahrhaftiger Berichterstattung, die Möglichkeit, zu sagen, was ist, statt zu schreiben, was irgendwer gern hätte.
Dass ukrainische Regierungstruppen von den eben noch fast geschlagenen Separatisten eingekesselt sind, erfahren Leser deutscher Zeitungen so auf dieselbe Art, wie ihre Großeltern 1943 vom Fall von Stalingrad erfuhren. Sie läsen zwischen den Zeilen, hieß es damals in einem Gestapo-Bericht an Goebbels: "Dass Stalingrad abgeschnitten ist, haben sie aus der Presse dadurch erfahren, dass die deutschen Truppen dort ,von allen Seiten angegriffen' werden".
Wie Goebbels damals, der genau wusste, dass eine zu große Kluft zwischen Wirklichkeit und Propaganda der eigenen Glaubwürdigkeit irreparable Schäden zufügt, gilt es auch heute, die Berichterstattung vorsichtig nachzuziehen. "Wir müssen uns nun allmählich mit dem Gedanken vertraut machen, das deutsche Volk über die Situation in Stalingrad zu unterrichten", diktierte Goebbels einst für seine Erinnerungen. Ein Satz, der - ohne Stalingrad - erst kürzlich in den Sendeanstalten und Chefredaktionen gefallen sein könnte. Denn heute kommt es zu ähnlich sprunghaften Perspektivwechseln: Am 11. August hatte das Wort "eingekesselt" in deutschen Zeitungen noch Hochkonjunktur, weil es die Situation um Donezk ("kurz vor dem Fall") beschreiben durfte.
Dann verschwand es. Um am 27. August zurückzukehren - als Beschreibung der Einkessler, die nun plötzlich selbst eingekesselt sind. Wies kommt? Was da passiert ist? Wie der nahe Fall der einen zur Niederlage der anderen werden konnte? Keine Silbe, kein Satz. Letzter Ausweg ist wie immer ein wenig neues Russen-Bashing, ein mahnender Anruf von Angela Merkel, viel Nebel im Konjunktiv.
Petro Poroshenko, der einen Waffenstillstand eben noch abgelehnt hatte, ist aber nun dafür, über einen Waffenstillstand zu reden.
Posaunen sind das nicht mehr.
Man kann ihre Beobachtungen noch präzisieren, der endgültige militärische Zusammenbruch der Ruthenischen Streitmacht fällt zusammen mit der sprunghaft steigenden Sichtung von russländischen Soldaten und Militärkolonnen durch die Ruthenen, Usa und unsere Presse zusammen. Propagandistisch ist das nicht ungeschickt, da man die festgefahren Lage und die Verluste der Ruthenen verschwiegen hat, entsteht jetzt der Eindruck die Situation sei auf eine russlandische Invasion zurückzuführen.
AntwortenLöschenHat Spon eigentlich schon die idealistische Lagekarte entfernt?
Das spannendste Stück Zeitgeschichte seit langem. Spannend deshalb, weil wie im Film die unterlegenen Helden erfolgreich Widerstand gegenüber dem übermächtigen Imperium leisten. Wir alle standen doch auf der Seite von Mel Gibson in "Braveheart". Aber das ist das Problem der Rebellen: ihnen wird erst in der Zukunft honoriert. In der Gegenwart müssen sie sich gegen den "Mainstream" behaupten. Die Deutungshoheit des Imperiums ist schwer zu überwinden - sie ist das grösste Problem.
AntwortenLöschenAber auch im Detail gibts genug Stoff für die Heldengeschichte: da die paar Hanseln, die sich gegen die Einkesselung Donetsks praktisch nur durch ihren Mut wehren, drüben die Bösen mit der Übermacht an Panzern und Artillerie aber ScheiB Kampfmoral, hier die Werte Heimat und orthodoxe Tradition, dort die nihilistischen Nazis, hier Freiheit, dort Oligarchen und Korruption. Und zur Krönung die Wandlung der drohenden Niederlage in einen triumphierenden Sieg, der echte Fakten schaffen wird.