Wer hat angefangen? Das Ei? Das Huhn? Der Hahn? Oder doch Putin? Gorbatschow? Kohl? Genscher? Adenauer? Eisenhower? Stalin? Lenin? Der Kaiser? Je länger die deutschen Leitmedien in der Zeit zurückreisen, umso zuverlässiger informieren sie ihre Leser darüber, dass wohl schon eine ganze Weile lang nicht mehr alles glatt läuft. Fünf Monate nach der allseits beklatschten Verhängung der ersten Sanktionen gegen Russland hat sich der Westen in eine grandiose Sackgasse manövriert. Während die Begründungen für immer neue Sanktionsstufen mit dem Fortgang der Ereignisse in der Ukraine wechselten, blieben die Ziele nebulös: Nie haben die Weltwirtschaftskrieger von Nato, EU oder USA deutlich gemacht, was der Despot im Kreml eigentlich tun muss, damit der Westen den status quo ante wiederherzustellen bereit ist. Irgendwie "Einfluss" soll er nehmen, irgendwie raushalten soll er sich auch, Verträge muss er einhalten, aber natürlich einsehen, dass andere das nun so lange tun, wie es ihnen selbst nützt.
Aus der Logik einer endlosen Eskalation ohne greifbares Ziel entfaltet sich eine Dynamik, die aus der Ferne nicht mehr zu begreifen ist. Die aus Washington, Brüssel und Berlin betriebene fortwährende Verschärfung einer Kampagne, die mit den obskuren Busen-Kriegerinnen von Pussy Riot als Komödie begann, um nach und nach in eine Tragödie abzurutschen, entzieht sich inzwischen jeder rationalen Erklärung. Wie urzeitliche Stammeskrieger umtanzen die Kontrahenten sich, immer noch umtost vom Applaus gelangweilter Dichtersöhne, längst aber geht es ihnen nicht mehr um die Sache, also die Ukraine. Sondern ums Prinzip, also die alte Mielke-Frage: Wer wen?
Barack Obama, der einstige Eierkuchenprinz aus Chicago, kann gegen Mitte seiner zweiten Amtszeit auf eine Bilanz verweisen, gegen die die seines Vorgängers George W. Bush aussieht wie der Arbeitsnachweis von Adolf Hennecke. Bush zündelte hier und da und da und dort, verband damit aber immer die Absicht, zu löschen. Er ging nach Afghanistan, um Ruhe zu schaffen, er stürzte Saddam Hussein, um einen potentiellen Unruheherd zu beseitigen und er führte seinen Krieg gegen den Terror, um mögliche Bedrohungen im Vorhinein zu verhindern. Bush war nicht überall erfolgreich, aber die Zahl seiner offenen Krisen war überschaubar: Der Irak, Afghanistan, Iran und Nordkorea.
Der Zauberlehrling mit dem Nobelpreiskrönchen hingegen hat in nur fünf Jahren eine Welt geschaffen, die an allen Ecken brennt. Zu Bushs vier Schlachtfeldern gesellten sich zahllose weitere Fronten. Obama kämpft heute in Syrien und dem Irak, in der Ukraine, in Ägypten, Tunesien, Mali, im Südsudan, in Nigeria, Libyen und Pakistan, erkämpft gegen Separatisten und Islamisten, gegen ein "Kalifat", das die US-Geheimdienste schon vor zehn Jahren voraussagten. Und er verliert mit jedem kleinen Krieg mehr. Die "globale Partnerschaft für den Kampf gegen den Terrorismus", die Obama 2008 versprochen hatte, um "den Terrorismus zurückzuschlagen und den Sumpf auszutrocknen", steckt in einem völligen Desaster. Das von verantwortungsvollen Medien nur nirgendwo so genannt wird, weil wenigstens die Heimatfront stehen muss wie ein Mann.
Das Universelle im Völkerrecht löst sich derweil in Illusionen auf. Während der Westen seine Politik der Strafaktionen zu Erziehungszwecken führt, als zeige nicht das Beispiel Kuba, wie lang der Atem dazu notfalls sein muss, lassen Details erkennen, wie isoliert die Nato-Staaten in der Ukraine-Frage sind. Bisher haben sie es nicht einmal gewagt, den Versuch zu starten, im Uno-Sicherheitsrat eine Verurteilung Russlands zu erreichen - nicht weil die am russischen Veto ohnehin scheitern würde, sondern aus Angst, dass auch China, der Tschad, Chile, Nigeria oder Jordanien dagegen stimmen könnten.
Dann wäre die eingebildete Weltfront gegen Russland, die derzeit 32 von 194 Staaten der Erde vereint, blamiert und ihre Strategie der anhaltenden Verschärfung der Situation als gescheitert erkennbar. Deshalb fragen Kommentatoren danach so wenig wie nach Neuigkeiten vom Flugschreiber des Fluges MH17. Deshalb scheinen die großen Zusammenhänge nur im Kleingedruckten auf, während die großen Schlagzeilen dem ewigen Sermon der stimmungsanheizenden Warnungen gewidmet sind.
Taktik oder Tollerei? Plan oder Kontrollverlust? Vielleicht wissen es die handelnden Personen einfach selbst nicht mehr.
Hochinteressantes US-Geheimdienst-Grundsatzpapier aus dem Jahr 2005: Mapping the Global Future: Szenarien zwischen Pax Americana und dem Cycle of Fear
Aus der Logik einer endlosen Eskalation ohne greifbares Ziel entfaltet sich eine Dynamik, die aus der Ferne nicht mehr zu begreifen ist. Die aus Washington, Brüssel und Berlin betriebene fortwährende Verschärfung einer Kampagne, die mit den obskuren Busen-Kriegerinnen von Pussy Riot als Komödie begann, um nach und nach in eine Tragödie abzurutschen, entzieht sich inzwischen jeder rationalen Erklärung. Wie urzeitliche Stammeskrieger umtanzen die Kontrahenten sich, immer noch umtost vom Applaus gelangweilter Dichtersöhne, längst aber geht es ihnen nicht mehr um die Sache, also die Ukraine. Sondern ums Prinzip, also die alte Mielke-Frage: Wer wen?
Barack Obama, der einstige Eierkuchenprinz aus Chicago, kann gegen Mitte seiner zweiten Amtszeit auf eine Bilanz verweisen, gegen die die seines Vorgängers George W. Bush aussieht wie der Arbeitsnachweis von Adolf Hennecke. Bush zündelte hier und da und da und dort, verband damit aber immer die Absicht, zu löschen. Er ging nach Afghanistan, um Ruhe zu schaffen, er stürzte Saddam Hussein, um einen potentiellen Unruheherd zu beseitigen und er führte seinen Krieg gegen den Terror, um mögliche Bedrohungen im Vorhinein zu verhindern. Bush war nicht überall erfolgreich, aber die Zahl seiner offenen Krisen war überschaubar: Der Irak, Afghanistan, Iran und Nordkorea.
Der Zauberlehrling mit dem Nobelpreiskrönchen hingegen hat in nur fünf Jahren eine Welt geschaffen, die an allen Ecken brennt. Zu Bushs vier Schlachtfeldern gesellten sich zahllose weitere Fronten. Obama kämpft heute in Syrien und dem Irak, in der Ukraine, in Ägypten, Tunesien, Mali, im Südsudan, in Nigeria, Libyen und Pakistan, erkämpft gegen Separatisten und Islamisten, gegen ein "Kalifat", das die US-Geheimdienste schon vor zehn Jahren voraussagten. Und er verliert mit jedem kleinen Krieg mehr. Die "globale Partnerschaft für den Kampf gegen den Terrorismus", die Obama 2008 versprochen hatte, um "den Terrorismus zurückzuschlagen und den Sumpf auszutrocknen", steckt in einem völligen Desaster. Das von verantwortungsvollen Medien nur nirgendwo so genannt wird, weil wenigstens die Heimatfront stehen muss wie ein Mann.
Das Universelle im Völkerrecht löst sich derweil in Illusionen auf. Während der Westen seine Politik der Strafaktionen zu Erziehungszwecken führt, als zeige nicht das Beispiel Kuba, wie lang der Atem dazu notfalls sein muss, lassen Details erkennen, wie isoliert die Nato-Staaten in der Ukraine-Frage sind. Bisher haben sie es nicht einmal gewagt, den Versuch zu starten, im Uno-Sicherheitsrat eine Verurteilung Russlands zu erreichen - nicht weil die am russischen Veto ohnehin scheitern würde, sondern aus Angst, dass auch China, der Tschad, Chile, Nigeria oder Jordanien dagegen stimmen könnten.
Dann wäre die eingebildete Weltfront gegen Russland, die derzeit 32 von 194 Staaten der Erde vereint, blamiert und ihre Strategie der anhaltenden Verschärfung der Situation als gescheitert erkennbar. Deshalb fragen Kommentatoren danach so wenig wie nach Neuigkeiten vom Flugschreiber des Fluges MH17. Deshalb scheinen die großen Zusammenhänge nur im Kleingedruckten auf, während die großen Schlagzeilen dem ewigen Sermon der stimmungsanheizenden Warnungen gewidmet sind.
Taktik oder Tollerei? Plan oder Kontrollverlust? Vielleicht wissen es die handelnden Personen einfach selbst nicht mehr.
Hochinteressantes US-Geheimdienst-Grundsatzpapier aus dem Jahr 2005: Mapping the Global Future: Szenarien zwischen Pax Americana und dem Cycle of Fear
Is dat EinStrich/KeinStrich ?
AntwortenLöschenist es. im angebot irgendwo in iowa
AntwortenLöschenAugsteins Visionen:
AntwortenLöschen"3. Europa entwickelt gemeinsam mit Russland neue sicherheitspolitische Strukturen - wenn nötig ohne die USA."
Das wäre das Hororszenario für die USA. Das Resultat könnte man sich ausmalen - die europäischen Transatlantiker würden zur US-finanzierten Bürgerkriegspartei.
Das einzige, was für Mitteleuropa derzeit möglich und sinnvoll ist, wäre Deeskalationsstrategie und das Heraushalten aus weltpolitischem Konflikten nach Schweizer Vorbild.
guck dir mal diese studie an (unten im text verlinkt). da wird nicht nur dieses kalifat als gefahr beschworen (anno 2005), sondenr auch auf den drohenden bedeutungsverlust der nato hingewiesen. dem man natürlich am ehesten begegnet, wenn man ihr eine aufgabe gibt. das passt dann zum hinweis in der studie, dass russland aufgrund seiner desaströsen demografie keine gefahr mehr ist, dafür aber china eine immer größere wird. woraus man schließen könnte, dass es ein guter plan wäre, die russlandfrage zu nutzen, um die rolle der nato zu stärken, indem man die nato nimmt, um das "wer wen" mit russland endgültig zu klären,damit man danach zeit hat, sich mit der aufkommenden bedrohung auch fernost beschäftigen zu können
AntwortenLöschendas spinne ich mir natürlich nur mal so zusammen, weil die schlüsse naheliegen
"Das einzige, was für Mitteleuropa derzeit möglich und sinnvoll ist, ..."
AntwortenLöschenDa ist nüscht mehr möglich. Welche politische oder gesellschaftliche Kraft ist denn noch vorhanden, wäre denn in der Lage, "irgendein(!) herumzureißen ?
Das Proboem ist nicht, daß es "Transatalantiker" gibt, sondern daß jede Form von Opposition platt gemacht oder gekauft worden ist.
Wenn ich das totale Schweigen zum Einsatz von Giftgas gegen die Zivilbevölkerung in Syrien durch unsere Söldner betrachte, sieht es schon ziemlich übel aus.
... irgendein(!) Ruder herumzureißen ?
AntwortenLöschenre Eule / Bezug Augstein : alles richtig - aber die us finanzierte Partei würden wir relativ schnell einsacken - auch mit Unterstützung der Russen .
AntwortenLöschender Sepp
@ppq
AntwortenLöschenExakt so ist es. So einfach träumen die sich ihre Welt zusammen, so einfach sind deren Lösungen, die Tintentanks verfertigen daraus Pamphlete mit mehreren hundert Seiten, die niemand versteht und prompt geht alles schief.
Mir fällt da aus der Kindergartenzeit eine Anekdote ein, was an sich so im Buddelkasten erzählt, wenn es Sand schippen langweilig ist.
Wo der Nixon in China war kritisierte der natürlich auch die Unfreiheit des Vielvölkerstaates, möglicherweise waren das aber alle auch nur ein Volk, weil für Nixon nicht unterscheidbar. Egal er kritisierte und mahnte Freiheit an.
Gut, sagten die Chinesen, machen wir als erstes Reisefreiheit, packen unsere Urlaubsbomber voll und schicken die nach Süd-Kalifornien und Florida.
Ich hab mich mit meiner Buddelschippe scheckig gelacht und im Überschwang dieses Gags alle Sandschlösser zertrümmert, so lustig fand ich das damals. Als ich noch klein war.
Jetzt hab ich vergessen, was uns die Anekdote sagen soll. Ist aber auch egal. Lustich isse.
In den 70ern war die Welt noch heil. Hier die Guten, da die Bösen.
AntwortenLöschenDann geriet einiges aus den Fugen. Zum Beispiel kamen so ab 84 Reportagen über Chinas schöne Landschaft. Ob die uns, die wir vor fünf Jahren Protestresolutionen gegen die schönen Landschaften unterschrieben haben, auf irgendwas vorbereiten wollen?
Von da an ging es Schlag auf Schlag.
Glücklicherweise kannte ich eine Buchhändlerin, sonst hätte ich Gorbatschows besagtes Buch ("Neues Denken …) nicht gekriegt.
Die Sowjetunion wurde vom brüderlichsten Bruder zum Nachbarn runtergestuft, kurz nachdem Honni von einem Schwätzchen mit seinem Genossen Deng aus den schönen Landschaften zurückgekommen ist.
Charles Bronfman (wer hat bis dahin den Namen gehört?) bekam den Großen Stern der Völkerfreundschaft. Als unser Außenministerium ein halbes Jahr beklagte, dass der nicht nach der DDR-Pfeife tanzt, hab ich´s aufgegeben. In diesem Wirrwar will ich mich gar nicht zurechtfinden.
Déjà-vu.
Kriegstreiber Westerwelle wird runtergemacht, weil er keinen Krieg führt.
Keine Ahnung, wie viele Kriege Friedensnobelpreisträger Obama gerade führt, ich überschau das nicht mehr
Das ukrainische Militär schießt mit Granaten auf ukrainischen Städte (vielleicht ist das nötig, das will ich gar nicht werten) – und auf Putin wird eingeprügelt, der soll dort endlich … ja was eigentlich?
Mal sehen, welche Verarsche als nächstes kommt.
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"die russlandfrage zu nutzen, um die rolle der nato zu stärken"
Eine Denkvariante. Dem steht allerdings entgegen, dass die Bundeswehr nicht einfach vergammelt, sondern gerade aktiv zerstört wird.
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Der demografische Trend hat sich umgekehrt. Die Geburtenrate in Rußland liegt immer noch unter der Reproduktionsrate, aber immerhin höher als in Deutschland.
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Augstein ist ein Arschloch.
Der Friedensnobelpreisschläger prügelt wild um sich - jetzt auch in Irakisch-Kurdistan. Nun kämpfen auf beiden Seiten amerikanische Waffen gegen amerikanische Waffen. Genial, oder?
AntwortenLöschenAber, aber Genosse, der Genosse Obama reicht an Henecke oder Frida Hockauf noch lange nicht heran. Er hat das zwar als Eierkucheprinz mit dem Omelett und den Eiern schon schön von Genosse Stalin gelernt, aber er hat nicht kapiert, dass die USA kleiner sind als Russland. Das kömmt davon, dass man immer singt "God save America" und sich dann wundert, dass die Kanadier, Brasilianer und Mexikaner alle so verdutzt ob der Segenswünsche gucken.
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