Donnerstag, 31. Juli 2014

Staatsschutz ermittelt: Bild-Zeitung zeigt Nazisymbole!

Nazi-Skandal bei ""Bild"! Die größte deutsche Zeitung berichtet über ein Ballerspiel, zeigt dabei Hakenkreuze. Nun hat der Staatsschutz der Dresdner Polizei die Ermittlungen aufgenommen.

Daniel Kmetsch (33) entdeckte den Skandal. Der Meißner hatte sich im Juni die englische Version des Spiels „Turning Point: Fall of Liberty“ bestellt. Auf der Rückseite der Spielehülle entdeckte er drei Hakenkreuze! Noch mehr der Nazisymbole fanden sich, als Hitler-Experten weiterrecherchierten.

Bereits vor Jahren hatte das hitlerkritische Board PPQ aufgedeckt, dass Bücher von Autoren wie dem britischen Holocaustleugner David Irving und dem belgischen SS-Führer Leon Degrelle in der Büchershops von "Spiegel" und "SZ" erhältlich waren. Auch die "Bild"-Zeitung ist vorbelastet: Immer wieder gelingt es ihr, das Symbol der organisierten Menschenvernichtung in ihre Berichterstattung zu schmuggeln oder gar mit erfundenen Schlagzeilen Werbung für das 3. Reich zu machen. Bislang blieb das trotz des geltenden Verbots straffrei.

Aufdecker Kmetsch: „Das ging mir zu weit. Ich habe mich sofort bei Amazon beschwert.“ Der Internethändler nahm das Spiel von seiner Seite, das war aber nicht genug für Kmetsch. Er ging zur "Bild"-Zeitung und verbreitete die verfassungswidrigen Symbole mit deren Hilfe weiter. „Ich kann nicht glauben, dass bei Amazon im Vorfeld niemand etwas davon bemerkt haben will“, so der gelernte Handelsfachpacker. Bei der "Bild" sei er sogar sicher, dass das Symbol mit voller Absicht abgebildet worden sei. Das Nazispiel wurde von der Polizei sichergestellt, ob die Ausgaben der Zeitung eingezogen werden, muss ein Gericht entscheiden. Sprecher Thomas Geithner (40): „Der Staatsschutz hat den Fall übernommen.“

Die Anstalt: Edelfedern verklagen ZDF

Es gehört Mut dazu, gegen die Wahrheit aufzustehen, Mut, den die Journalisten Jochen Bittner und Josef Joffe beweisen wollen. Die beiden Edelfedern von der "Zeit" haben eine einstweilige Verfügung gegen das ZDF erwirkt, um einen im Mai gesendeten Beitrag der Satiresendung “Die Anstalt” löschen zu lassen. In dem lustigen Sketch werden die Verbindungen von Joffe und Bittner zu transatlantischen Lobbyverbänden wie der "Atlantik-Brücke" und dem German Marshall Fund dargestellt und herangezogen, um die Richtung und Motivation ihrer Argumentation in der "Zeit" zu erklären.

Pressefreiheit einmal anders: Wie Internet-Law erläutert, stört sich Bittner daran, dass in dem Beitrag behauptet wird, er sei Mitglied des German Marshall Fund, obwohl er nur Teilnehmer ist. Joffe habe vorgebracht hat, die Anzahl seiner Mitgliedschaften in transatlantischen Lobbyverbänden sei falsch dargestellt.

Fakt ist, dass der "Zeit"-Herausgeber verhindern will, dass seine Verbindungen zu transatlantischen Scharfmacherkreisen als Erklärung für die von ihm verwendeten Argumentationsmuster in Kommentierung und Berichterstattung benutzt werden. Joffe ist das wichtig, denn ein Kommentator ist nur so glaubwürdig, wie er unabhängig ist. Steht er im Sold von Interessenkreisen welcher Art auch immer, geht die Glaubwürdigkeit gegen Null, damit schwindet die Wirkungsmacht des Betreffenden und sein Wert für seine Auftraggeber.

Wer wie Joffe und Bittner davon lebt, einem arglosen Publikum die Welt zu erklären, ist verloren, wenn ihm das Publikum nicht mehr glaubt, dass nicht auf der Payroll undurchsichtiger Stiftungen steht, die weder demokratisch legitimiert noch von irgendjemandem kontrolliert werden. Der öffentlich als Journalist auftretend Lobbyist wird zum öffentlich sichtbaren Interessenvertreter, sein undurchsichtiges Doppelspiel endet im grellen Licht der Öffentlichkeit.

Mit ihrer Klage gegen die ZDF-Anstalt riskieren Joffe und Bittner, nun erst recht als gekaufte Propagandisten höherer Mächte bekannt zu werden. Doch letztlich bleibt ihnen nichts anderes übrig, weil sie mit der "Anstalt" am Hals nutzlos für ihre Aufgabe geworden sind.

Immerhin ist noch Hoffnung: Kein eingeweihtes Leitmedium und keine einzige Folgepublikation in Deutschland berichtet über die Klage der Alpha-Journalisten gegen den Staatsfernsehsender.


Max Uthoff über die Auseinandersetzung mit Joffe und Bittner

Der Spiegel ruft zum Weltgericht

"Eine Lustjagd, wie wenn Schützen auf die Spur dem Wolfe sitzen! Schlagt ihn tot! das Weltgericht! Fragt euch nach den Gründen nicht!", dichtere Heinrich von Kleist und ganz ähnlich hält es der "Spiegel" 200 Jahre später. Das "Weltgericht" sitzt irgendwo zwischen Hamburg und Brüssel, es urteilt nach Würdigung der eigenen Überzeugungen, Beweise braucht es deshalb nicht.

Der "Spiegel"-Titel "Stoppt Putin jetzt" war nur der letzte Auswurf dieser Denkungsart, über Monate hatte das Magazin den russischen Präsidenten zuvor als Unmenschen, Autokraten, Unterdrücker, Halbstarken und "Gefährlichen Nachbarn" porträtiert. Das Volk hätte reif sein müssen für die frohe Botschaft, dass es nun an der Zeit ist, den von einem verwirrten Volk gewählten Usurpator aus dem angemaßten Amt zu treiben, um in Russland eine funktionierende Demokratie aufzubauen, wie sie etwa in der Ukraine existiert.

Aber plötzlich verweigert das Volk die Gefolgschaft. Da schließt der Westen die Reihen gegen Putin, kein Mensch, der noch ein Mensch ist, hat Zweifel an Putins Schuld oder Mitschuld oder Mitverantwortung durch Unterlassen beim Abschuss des Fluges MH17... Und doch empören sich Leser massenhaft über die dünnen Argumentationsketten der Redaktion, die "Putins wahres Gesicht" zeigt, indem sie ihn ohne einen einzigen Beweis als "Paria der Weltgemeinschaft" brandmarkt.

Ein Sturm der Entrüstung, in dem der "Spiegel" von "organisiert auftretenden, anonymen User", als "Kriegstreiber" und "Stürmer" bezeichnet wird. So scharf, so mächtig, dass sich die Redaktion genötigt sah, einen - anonymen - Redakteur in einem Text "In eigener Sache" zurückschießen zu lassen: Der "Spiegel" spreche sich doch nur dafür aus, "Putin und den prorussischen Separatisten in der Ukraine Einhalt zu gebieten", er fordere, dies mit "harten wirtschaftlichen Sanktionen und ausdrücklich nur mit nichtmilitärischen Mitteln" zu tun und liege damit voll auf dem Kurs der Bundesregierung.

Was wollt ihr denn noch, schwingt da mit. Ein bisschen Frieden bleibt doch auch nach dem "Ende der Feigheit", wie der "Spiegel" beliebt, die lange Friedensphase in Europa zu nennen, in der niemand auf die Idee gekommen wäre, "Europa muss Putin für den Abschuss von Flug MH17 zur Rechenschaft ziehen", so lange niemand gerichtsfest nachgewiesen hat, dass der Befehl zum Abschuss aus Russland kam.

Die neue Zeit hat neue Sitten, Kleists Weltgericht wird einberufen, der Angeklagte ungehört abgeurteilt. Die Sache ist ja klar, zumindest im dreifachen Konjunktiv: "Niemand im Westen zweifelt noch ernsthaft daran, dass das Flugzeug mit einem Buk-Luftabwehrsystem abgeschossen wurde, das die Separatisten höchstwahrscheinlich aus Russland erhalten haben."

Der "Spiegel" verzichtet darauf, Kommentare zu seinen Ukraine-Beiträgen zuzulassen. Bei der Tagesschau finden sich einige.

Fremde Federn: Straight from the horse’s mouth

"Es gibt bei der Uno zwei Flüchtlingshilfswerke: das allgemeine (UNHCR) und eines, das nur für Palästinenser da ist (UNRWA). Die UNRWA ist finanziell wesentlich besser ausgestattet als der UNHCR. Letzterer hat einen Haushalt von vier Milliarden US-Dollar bei derzeit 51 Millionen Flüchtlingen weltweit, die UNRWA hat ein Budget von zwei Milliarden US-Dollar für ihre rund fünf Millionen Klienten. Das ist pro Person eine fünfmal größere Summe." Und deswegen reicht es auch für modische Accessoires schon für die ganz Kleinen.

Dienstag, 29. Juli 2014

Fulminante Satire


Es ist einer dieser Kommentare, an deren Ende die „heißeste Spur dann doch wieder zu Wladimir Putin“ führt, um den Kreml-Herrscher in der Nachfolge von Attila, Dschingis Khan, Hitler und Saddam als Böses unter der Sonne zu überführen. Ulrich Krökel, der heute für die ehemals renommierte FR die Tageswache beim Russenprügeln übernommen hat, gelingt allerdings das Kunststück, die Realität völlig hinter sich zu lassen: Der Westen dürfe nicht dafür kritisiert werden, die Ukraine eingemeindet haben zu wollen. Nein, er müsse dafür kritisiert werden, weil er das nicht schnell und entschieden genug getan habe!

Wieviel Blut hätte früher vergossen, wie viele Menschen, die heute sterben müssen, hätten schon längst tot sein können! Krökel, im Kommentarbereich der FR von übelmeinenden Kommentatoren, die allesamt auf der Payroll des Kreml stehen, für seine fulminante Satire gelobt, berichtet normalerweise für die FR aus Prag. Da ist derzeit Sommer, warum also nicht mal in die Ferne schweifen und sei es auch nur eine geschichtliche.

Denn den Unterschied zwischen dem bluttrünstigen Kremlchef, der „den Zerfall der UdSSR zum Ursprung der Tragödie erklärt“ habe, und demokratischen Weltherrschern erklärt Krökel auf seine einmalig lustige Art gleich auch noch: Putin gehe davon aus, dass Russland ein "gleichsam naturgegebenes Recht auf Einfluss oder gar Herrschaft in seinen Nachbarländern" habe und er postuliere deshalb "ein russisches Recht auf einen Großmachtstatus", das bekanntlich allein den USA vorbehalten sei.

Für gewöhnliche Nationen gebe es dieses Recht nicht, wie historische Beispiele zeigten. „Auch die Briten haben im 20. Jahrhundert mit ansehen müssen, wie ihr „Empire“ zerfiel. Sie haben es mit Würde getragen“, schreibt Krökel, „Putins Russland kämpft mit nackter Gewalt gegen den eigenen Bedeutungsverlust an.“


Statistik des würdevollen Zuschauens:

Boxeraufstand (1899/1900)
Englischer-Ashanti-Krieg
England- Nigeria
England-Tibet
England –Zulu
Feldzüge in Somaliland (1902–1920)
Erster Weltkrieg (1914–1918)
England-Afghanistan
England-Punjab
Irischer Unabhängigkeitskrieg (1919–1921)
England – Indien 1921
Irakischer Aufstand (1920)
England – Indien 1936
Griechischer Bürgerkrieg 1944
Koreakrieg (1950–1953)
Suezkrise (1956)
Nordirlandkonflikt (1969–1998)
Falklandkrieg (1982)

Also doch! Putin wie Hitler!

Unglaublich! Aber wahr! Russlands Diktator Wladimir Putin orientiert sich nicht nur bei seinen Eroberungen fremder Länder an seinem großen Vorbild Adolf Hitler! Nein, der irre Kreml-Herrscher versucht sogar, privat genauso zu leben wie der deutsche Schächter von Millionen. Wie die "Bild"-Zeitung herausfand, "tickt Putin wirklich" schon fast genauso wie Hitler: Er ist "Macho und Machtmaschine. Unnahbar. Undurchschaubar" und niemand wisse, wie reich er wirklich ist.

Auch hier zeigen sich deutliche Parallelen zum 1945 verstorbenen Führer und Reichskanzler, der durch seine Arbeit als Buchautor sehr gut verdiente, das Geld aber nie ausgab. Nicht die einzige Übereinstimmung. Wie Hitler ist der Machtmensch Putin Nachtmensch, arbeitet am liebsten in den „kalten Stunden“ der Dunkelheit und steht erst gegen 11 Uhr auf. Hitler war manchmal noch später dran. Zum Frühstück trinkt er einen Smoothie, isst Hüttenkäse, Omelett, manchmal Haferbrei. Hitler hielt es ähnlich, er ließ seine Diätköchin höchstens mal eine Leberknödelsuppe auftischen, zu trinken gab es für ihn ausschließlich lauwarmes Wasser.

Sein despotischer Nachfolger gönnt sich des Führers Apfelkuchen vom Blech mit Nüssen und Rosinen immer wieder Wachteleier, statt des Verdauungsspazierganges über den Obersalzberg, der Hitler im Kreis seiner Satrapen unternahm, schwimmt Putin bis zu zwei Stunden lang. Dabei versteckt er sich aus seiner Residenz Novo Ogarjowo, einem Nachbau des Anwesens auf Hitler Obersalzberg, den der neue Zar ähnlich aufwendig restaurieren lassen hat: Sechs Meter hohe Mauern, Sportanlagen, Pferdestall, Gewächshäuser, Hubschrauber-Landeplatz. Der Führer hasste Berlin, Putin hasst Moskau. "Zu schmutzig, zu laut", fand Bild durch die Lektüre der "Newsweek" heraus.

Auch im Umgang mit seinen Mitarbeitern orientiert sich der germanophile Russe am Führer. Während er seinen privaten Gelüsten frönt, müssen seine Gefolsleute mit den neuen Kriegsplänen manchmal bis zu vier Stunden warten, bis es den Präsidenten gelüstet, sie anzuhören. Am liebsten arbeitet er an einem schweren Holzschreibtisch, wie Hitler benutzt er dabei keinen Computer – zu unsicher. Beim Internet ist er weniger streng als der Massenmörder aus Braunau, aber er nutzt es nur selten. Beim Handy ist er dann aber wieder ganz der Mann seines großen Idols: Er hat keins, nutzt lieber einen Festnetzanschluss.

Nur bei den Frauen gleichen sich die beiden Diktatoren gar nicht. Während Putin früh heiratete und den Russen über 30 Jahre ein normales  Familienleben vorzuspielen versuchte, behauptete Hitler stets, mit dem deutschen Volk verheiratet zu sein. Erst spät - da war er schon 56 - stand er zu seiner Liebe Eva Braun. Putin macht es anders: Mit 60 trennte er sich von seiner Frau, seitdem lebt er offiziell nur noch für seine Aufgabe, fremde Völker zu unterjochen, Länder zu erobern und den 3. Weltkrieg herbeizuprovozieren.

Montag, 28. Juli 2014

Zitate zur Zeit: Coverboys

You couldn't make Obama look that good on a cover.

HFC: Schlacht auf den Traversen

Ein Start nach Maß, der vielleicht schon die ganze Richtung für eine Saison vorgibt, in der der Hallesche FC insgeheim mit dem Vorhaben liebäugelte, aus der 3. in die 2. Liga aufzusteigen. Ein Ziel, das nach dem ersten Spiel etwa so utopisch ist wie ein Friedensschluss in der Ukraine oder die Christianisierung der Isis-Gotteskämpfer im Irak.

Denn was die auf etlichen Positionen vermeintlich verstärkte Elf von Trainer Sven Köhler bei stickig heißem Sommerwetter gegen den im vergangenen Jahr noch mit 2:1 bezwungenen Rivalen aus Sachsen lieferte, wirft die Frage auf, ob auch diese Spielzeit wieder eine wird, in der bis Weihnachten gegen den Abstieg und danach mit einigen Notverstärkungen um die Goldene Ananas gerungen werden wird. Die ersten zehn Minuten liefen auf dem Spiel zwar noch so, dass Halle das Heft in der Hand und die drei Punkte im Visier hatte. Doch nachdem die wegen einer Strafmaßnahme des Vereines gegen ihre Gruppierung "Saalefront" zu Beginn vor der Tribüne protestierenden "Ultra"-Fans in Minute zwölf ins Stadion kamen, brach die Mannschaft des Gastgebers wie in Zeitlupe auseinander.

Stückwerk statt einstudierter Spielzüge, Ecken, bei denen jeweils Bertram Gogia oder Gogia Bertram aus dem aktiven Spiel nahm, der Ziebig-Ersatz Schick, der nach vor zauberte und hinten schwamm - der HFC präsentierte sich in der gewohnten Sommerform des vergangenen Jahres, als vier Spiele hintereinander verlorengingen. Allerdings sind die Umstände diesmal andere. Verfügte Sven Köhler 2013 nur über eine Rumpfmannschaft, weil der Verein entschlossen war, um hochkarätige Neuzugänge bis zum letzten Moment zu pokern, steht dem dienstältesten Trainer der oberen drei Ligen in diesem Jahr ein nahezu komplettes Team zur Verfügung. Bis auf den langzeitverletzten Lindenhahn, den bis Herbst rekonvaleszenten Ziegenbein und Neuzugang Banovic, der bald gesund werden wird oder aber auch nicht, steht zum Anpfiff das Beste auf dem Platz, was der Traditionsklub aus Halle in den letzten 24 Jahren aufzubieten hatte.

Umso erschreckender ist das Ergebnis. Nicht, dass die völlig neuformierte Chemnitzer Mannschaft etwa übermächtig ist. Nein, die Sachsen sind nur beweglicher, engagierter, spielfreudiger, konterstärker und laufbereiter. Halle, das seit Neuestem eine spielende Fußballmannschaft sein möchte, trabt hinterher, foult und behilft sich im Aufbauspiel mit langen Abstößen von Pierre Kleinheider.

Bis kurz vor Ende der ersten Halbzeit geht das immerhin gut. Die langweilige Partie findet überwiegend im Mittelfeld statt und sie besteht aus kurzatmigen Spielzügen. Dreimal gepasst, und schon ist der Ball beim Gegner. Der passt dreimal, und der Ballbesitz wechselt erneut. Die eigentliche Schlacht findet zu diesem Zeitpunkt auf den Traversen statt, wo die selbsternannten Fußball-Taliban von der "Saalefront" versuchen, jeden Sprechchor oder Gesang des übrigen Publikums zu unterbinden. Den Selbstdarstellern in Schwarz schallen dafür "Assis raus"-Rufe entgegen, die sie sich redlich verdient haben.

Unten passiert derweil das Unvermeidliche. In der Nachspielzeit der 1. Hälfte tritt Anton Fink kurz an, Pass von der Grundlinie nach innen, Ofosu hält den Fuß hin, Tor für Chemnitz.

Halbzeit zwei beginnt so mit der aus der vergangenen Saison gewohnten HFC-Ausgangssituation. Es gilt einen Rückstand aufzuholen und das Spiel zu drehen, es gilt als Mannschaft aufzustehen und das drohende Verhängnis abzuwenden. Nur ist da diesmal keine Mannschaft. Wie eine Truppe von Einzelgängern stemmen sich der kaum angespielte Furuholm, der eigensinnige Betram, der brotloser Dribbler Gogia und der für den enttäuschenden Neuzugang Sascha Pfeffer eingewechselte enttäuschende Neuzugang Selim Aydemir gegen die schon ab Minute 55 absehbar unabwendbare Startniederlage. Halle wirkt platt, Chemnitz überrascht davon, wie einfach es ist, in Halle zu punkten.

Auch die Gastgeber scheint das zu schockieren, denn beim Versuch, nach vorn mehr zu machen, öffnen sie nun hinten alle Türen. Wieder wird Robert Schick ausgetanzt, wieder ist der im vergangenen Jahr so zuverlässige Marcel Franke nicht bei der Sache. Wieder trifft Chemnitz. 2:0. Es ist die 83. Minute und statt es nun gut sein zu lassen, rennt der HFC nun noch unorganisierter aufs Chemnitzer Tor, als sei er von der Sehnsucht beseelt, in das Loch zu stürzen, das am Anfang des Spieles auf der Fantribüne geklafft hatte. Nächster Konter, vier Mann frei vor Kleinheider, Scheffel schiebt unbedrängt ein und die Ultra-Fans von der "Saalefront" bejubeln den Treffer nach dem Motto "der Feind meines Feindes ist mein Freund".

Die Richtung für die Mannschaft des HFC ist nun klar, als Tabellenletzter kann sie nur noch nach oben schauen. Die Richtung für die "Saalefront" sollte deren Mitgliedern schnell klar werden: Vielleicht ist doch es besser, sie suchen sich einen anderen Verein, den sie zerstören können.

Sonntag, 27. Juli 2014

Fremde Federn: Gelöst von den Fesseln der Realität

Wer wars oder nicht, warum und wieso? Auch mehr als eine Woche nach dem Absturz einer malayischen Verkehrsmaschine über der Ukraine wissen nur amerikanische und deutsche Politiker samt ihrer Sprechpuppen in den den Redaktionsstuben der Leitmedien genau, was in den Minuten der Katastrophe mit Flug MH17 geschah. Engagiert vermitteln sie diesen Glauben, sie ziehen fleißig Konsequenzen aus dem, wofür sie offenkundig keine Beweise vorlegen können oder wollen, und sie verschärfen die seit Monaten von außen angeheizte Krise in der Ukraine, als sei ein offener Krieg mit Rußland die Endlösung aller Probleme des Westens.

Nach brauchbaren Analysen dessen, was wirklich geschehen ist und was hinter der hanebüchenen Behauptung steckt, man habe Beweise, lege diese aber nur nicht vor, landet in diesen Tagen beim Onlineexperten Fefe alias Felix von Leitner, der weder Spezialist für Luftfahrt noch für Nato- oder Kremlpolitik ist. Dem es aber gelingt, aus den vorhandenen Fakten logische Schlüsse zu ziehen – eine Fähigkeit, die aus kaum mehr nachvollziehbaren Gründen niemandem bei Spiegel, SZ, Taz, Welt, Focus oder FAZ gegeben zu sein scheint.


PPQ dokumentiert die öffentlichen Überlegungen von Felix von Leitner, Link zum kompletten Text unten:

Ich bin ja im Moment zu glauben geneigt, dass die Ukraine den Jet runtergeholt hat, aus Versehen oder weil ein Hitzkopf der Nazipartei (die ja den "Sicherheitsapparat" des Landes gestellt haben) freigedreht hat.

Dazu ein paar Überlegungen.

So ein Luftabwehrsystem ist kein Spielzeug, das holt nicht Flugzeuge runter, wenn man wild Knöpfe drückt. Das ist ein Präzisionsinstrument, das von geschultem Personal bedient werden muss. Geschultes Personal gibt es genug, weil die Rote Armee daran ausgebildet hat. Versehentlich ein Flugzeug runterholen kann also nur passieren, wenn jemand den Befehl gegeben hat, der die Lage falsch eingeschätzt hat.

Was die einzelnen Parteien wissen, kann man aus ihrem Verhalten rekonstruieren. Die Amis und Russen haben ordentliches Militärequipment und wissen, wer das war.

Wenn es die Russen wären, hätten die Amis ein Fass aufgemacht. Also sind es nicht die Russen.

Wenn es die Separatisten wären, hätten sie die Blackboxen vernichtet und wären da jetzt nicht abgezogen. Und Russland würde nicht Aufklärung fordern sondern die Klappe halten, damit nicht der Eindruck entsteht, dass sie diese Monster noch decken.

Bleibt nur noch die Ukraine. Das ist konsistent mit dem Verhalten der Amis und Russen. Die Amis können nicht die Ukraine anpissen, weil sie ja die Junta da mit viel Geld überhaupt erst installiert haben. Die Russen wissen, dass ihnen keiner glauben würde, wenn sie die Ukraine offen anklagen. Daher halten sie sich betont zurück und sprechen nicht mal die Möglichkeit an, dass die Ukraine das war, fordern nur immer wieder vom Westen Aufklärung.

Die objektiv debilste Sache, die im Moment gefordert werden kann, sind mehr Sanktionen gegen Russland. Das entbehrt so komplett jeder rationalen Grundlage, dass die Politiker das nicht tun würden, wenn es eine bessere Option gäbe.

Warum bin ich mir so sicher, dass die Amis und Russen wissen, wer das war? Das ist in modernen Kriegen die Doktrin, dass die gegnerische Luftabwehr als erstes ausgeschaltet wird. Luftabwehr funktioniert so, dass man ein Radar hat, damit den Feind ordet, und dann Raketen in die grobe Richtung schießt. Die haben dann ein Lenksystem für die letzte Meile, Infrarot oder ein eigenes Mini-Radar. Radar kann man orten. Weil das eben der Vorläufer einer Luftabwehrrakete ist, ist die Sensorik in so einem Krieg darauf ausgelegt, gegnerisches Radar sofort zu erkennen.

 Es gibt Lenkraketen, die ihre Zielsuche über gegnerischen Radar machen. Die schießt man los, und die fliegen dann von selbst in die Quelle des Radarsignals rein. Daher ist so ein Buk-System so aufgebaut, dass der Radar-Teil auf einem separaten Truck ist und möglichst weit weg von den Raketen-Launchern steht, damit der Feind das Radar im Notfall kaputtmachen kann, ohne damit auch die Raketen zu zerstören. Das kann mir keiner erzählen, dass jemand in einem Krisengebiet ein Buk-Radar in Betrieb nehmen kann, und die Nato weiß nicht sofort mit Auflösung unterhalb einem Meter die Position. Und dann schaut man mit dem Spionagesatelliten und kann sehen, welche Uniform der Typ trägt, der da am Knopf sitzt.

Kompletter Text: hier

Wahrnehmungslücken im Antisemitismuskampf

Das große Thema in Deutschland ist natürlich nicht das Sterben im Gaza-Streifen, das große Thema ist natürlich der Ausbruch von Antisemitismus bei den Protesten dagegen. man darf, versichern die Auguren, man muss sogar, versichern die Leitmedien. Aber doch nicht so!

Einen "neuerlichen Ausbruch" konstatieren die Führerinnen und Führer der Nation. Experten analysieren, Denker geben zu bedenken. Kommentatoren fordern Zivilcourage. Es wird mit Zahlen hantiert, nach denen bis zu 20 Prozent der deutschen Antisemiten sind. Niemand erwähnt, dass es nicht irgendwelche wirren Rechtsradikalen, als brave Reihenhausbesitzer getarnte Normalbürger oder empörte Lehrerkinder waren, die "antijüdische Parolen bei Kundgebungen gegen Israel" (NOZ) riefen. Sondern die Söhne, Brüder, Enkel und Schwestern der Familien, die im Gazastreifen sterben.

Egal. Angela Merkel und Joachim Gauck wollen das nicht dulden, versichern sie, man werde dem "entgegentreten". Die Formulierung "mit aller Härte des Gesetzes" legt nahe, das kein persönliches Entgegentreten auf der nächsten Anti-Israel-Demo gemeint ist, sondern eines, das die Polizei übernehmen wird. Frühere Führer der Nation hatten versichert, der Islam gehöre zu Deutschland. Allerdings gehört zum Islam eben zuweilen auch der Antisemitismus. Gehört nun der Antisemitismus zu Deutschland?

Samstag, 26. Juli 2014

Putin provoziert weiter

Nach den jüngsten Provokationen des irren Russenherrscher Putin reicht es Angela Merkel offenbar endlich. Die Bundeskanzlerin Merkel fordert knallharte Strafmaßnahmen gegen Moskau. Denkbar wäre, dass die EU den Russen im Rahmen des Energieausstiegs den Ölhahn zudreht, bis zum Winter kein Gas mehr abnimmt und sich weigert, Mannschaften zur nächsten Fußball-WM in vier Jahren in das ehemalige Sowjetreich zu schicken.

Damit reagiert Berlin nun endlich auf die zusehends ungeheuerlicher werdenden Wortmeldungen des früheren Geheimdienstoffiziers Putin. Der hatte zuletzt angekündigt, "Einfluss auf die Kämpfer im Südosten auszuüben“ und „alles in unserer Macht Stehende tun“ zu wollen, um eine Aufklärung der Umstände des Abschusses der malayischen Boeing 777 herbeizuführen. Putin hatte überdies demonstrativ gefordert, der Westen müsse Druck auf die Regierung in Kiew ausüben, damit die Kämpfe in der Ostukraine aufhörten.

Bei Nato und EU wird das als Affront empfunden. Monatelang habe man auf den Krieg hingearbeitet, nun sei er da, da werde man sich von Putin nicht unter Druck setzen lassen, verlautbarte aus Berlin, Brüssel und Washington. Wenn sich herausstellte, dass ukrainische Verbündete die Maschine vom Himmel geholt hätten, geriete der Westen in die Defensive, warnen Experten aus deutschen Geheimdienstkreisen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel will vorsorgen, deshalb dringt sie darauf, dass möglichst schnell substanzielle EU-Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt werden, ehe die unabhängige Untersuchung vielleicht Ergebnisse bringt, „die niemand im Westen haben will“, wie ein Beobachter im politischen Berlin sagt. Da Deutschland kein Interesse an einer Aufklärung des Flugzeugabsturzes habe, halte die Kanzlerin rasche Beschlüsse für nötig, bestätigte ein Sprecher.

Die Regierung in Kiew ist inzwischen vorgeprescht und hat mit einer weiteren Teilmobilmachung klargemacht, dass sie keinen Fußbreit ukrainischen Boden kampflos preisgeben wird. Präsident Poroschenko forderte ein Ende der Auseinandersetzung und eine Aufgabe aller betrunkenen Gorillas. Das deutsche Außenamt unter dem gemäßigten Walter Steinmeier, der seinerzeit eigenhändig für die Wiederinkraftsetzung der ukrainischen Verfassung gesorgt hatte, ohne sich einzumischen, ließ wissen, dass Russland nicht genug tue. "Russland hat bisher viel versprochen und nicht geliefert. Jetzt reicht es", sagte ein Sprecherin. Ab 5.45 Uhr werde nun zurückgeschossen.


Das ganz eigene Bild der Deutschen vom MH17-Absturz

Ein Versuch Putins, die Uno zur Stationierung von Friedenstruppen in der Ukraine zu veranlassen. Ein Versuch, den Westen in den Kampf um die Ostukraine zu ziehen. Eine Tat von außer Kontrolle geratenen Räubern, die im Dienst des Kreml stehen. Ein Versehen, das zum Massenmord wurde: In deutschen Medien gibt es viele Theorien zum Flugzeugabsturz, aber allen ist gleich, dass die Schuldigen auf jeden Fall in Moskau zu finden sind. Nachrichtenkonsumenten in Deutschland bekommen so ein völlig anderes Bild von der Flugzeugtragödie in der Ostukraine präsentiert als die Menschen in Rußland. In Deutschland sind Theorien zur Absturzursache sind vielfältig, doch der Schuldige ist klar: die Regierung in Moskau. Das Handelsblatt analysiert in einem klugen Beitrag das ganz eigene Bild der Deutschen vom MH17-Absturz.

Die Möglichkeit, dass Kiew Verantwortung für den Abschuss der Malaysia-Airlines-Maschine haben könnte, wird in den deutschen Medien nicht angesprochen. Zwar wirft Moskau der Ukraine und der Nato vor, den Konflikt fortwährend verschärft und der Regierung Poroschenko damit die Möglichkeit gegeben zu haben, das Flugzeug vom Himmel zu holen. Auch die Möglichkeit, dass dabei mit voller Absicht geschossen wurde, um weitere Sanktionen gegen Moskau zu provozieren, wurde in Moskau geäußert.

Die Theorien, die in Deutschland ins Kraut schießen, sehen ganz anders aus. Nur wenige Stunden nach dem Absturz von Flug MH17 am vergangenen Donnerstag spekulierte die größten deutschen Zeitungen bereits über Schuldige in den Reihen der Separatisten. Obwohl noch nicht klar war, ob die überhaupt über Waffensysteme verfügten, die bis in zehn Kilometer Höhe reichen, galt der abgeschossene Jet von Anfang an als Opfer der abtrünnigen Rebellen. Die hätten mit einer Stinger-Rakete zugeschlagen, hieß es anfangs. Unbeachtet bleib dabei, dass die Reichweite einer Stinger einen Abschuss der Boing nicht erlaubt hätte.

Von dieser Theorie war in den folgenden Tagen nichts mehr zu hören. Sie wurde aber durch andere ersetzt. Der staatlich kontrollierte Sender ARD berichtete, die ukrainischen Poroschenko-Truppen verfügten zwar über das Raketenabschusssystem Buk, von dem aus das Flugzeug getroffen wurde, hätten aber geschworen, nicht geschossen zu haben. Ein Youtube-Film mit einem gefälschten Bekenntnis von Rebellenkommandanten bekam breite Raum eingeräumt. Als sich herausstellte, dass das Video bereits vor dem Abschuss hochgeladen worden war, fand sich jedoch kein Platz für eine Richtigstellung. Auch dazu, warum die Moskauer Regierung ein Passagierflugzeug abschießen sollte, hatte die ARD Theorien. Putin habe kein Einsehen, er sei ein Macho und wolle die gesamte Ukraine erobern.

Die meistgelesene Boulevardzeitung Deutschlands, „Bild“, behauptete, eine Aufforderung von Merkel, Hollande und Cameron an Putin, bei der Aufklärung mitzuhelfen, sei der Beweis für die Schuld der Russen. In Moskau veröffentlichte Bilder der Route, in der Abweichungen zu sehen waren, blieben bei den großen Nachrichtenmagazinen und Fernsehsender unbeachtet. Zur umfassenden Information der Bevölkerung gehöre es auch, abweichende Informationen keine Plattform zu bieten.

Auch die Untersuchung des Absturzortes wird in Deutschland ganz anders dargestellt als etwa in Großbritannien. Während sich OSZE-Beobachter dort zufrieden damit äußern, dass die Leichen der Opfer in einen Kühlwaggon gebracht wurden, empörte sich die deutsche Medienlandschaft einhellig darüber. Ebenso prangerte sie an, dass jedermann freien Zugang zur Unglücksstelle habe und dass Separatisten niemanden zur Unglücksstelle ließen.


Im Video eindeutig zu sehen: Russland schafft mit Tiefladern verdächtige Beweise beiseite:

Freitag, 25. Juli 2014

Ukraine: Zwei Bilder, eine Meinung

In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt, erst recht hinter der Front. Deutsche Medien wie der "Spiegel" und die "Bild" haben jetzt den Beweis angetreten, dass dies nach wie vor gilt: Mit einem Bild, auf dem ein "russischer Separatist" am Absturzort von MH17 einen Teddybären die Kameras eines halben Dutzends internationaler Fotoreporter hält. Binnen weniger Tage wurde der Mann zur miesen Fratze des Verbrechens in der Ukraine, ein Triumphator, der über Kinderleichen geht, um dem irren Dikator Wladimir Putin zu Willen zu sein.

Die Botschaft ist klar: Gewissenlos und menschenverachtend, brutal und ohne Moral, so sind sie, die Männer, die im Auftrag des Kreml verhindern sollen, dass sich die Ukraine als Ganzes dem friedlichen, prosperierenden Westen anschließen kann. Das Problem daran ist nur, dass nichts davon wahr ist. Denn ein Video auf Youtube zeigt nicht nur den Schnappschuss, den die deutschen Medien präsentieren, sondern die ganze Szene. Zu sehen ist darin damit nicht nur, wie der Mann den Teddybären hochhebt und in die Kameras hält, offenbar von den Medienarbeitern dazu aufgefordert. Sondern auch, wie der gewissenlose Söldner anschließend seine Mütze abnimmt, den Teddy vorsichtig weglegt und sich bekreuzigt. Er kommentiert das mit den Worten: "Wir werden die Schweine kriegen, die das getan haben."

Ein Ablauf, der der Süddeutschen Zeitung gar nicht passt. Sie untertitelt das Bild mit "betrunkene Separatisten". Auch die staatliche deutsche Nachrichtenagentur dpa ist nicht zimperlich bei der Umdeutung. "Pro-russische Separatisten wühlen im Gepäck der Opfer von Flug MH17", erkennt sie deutlich. Bild schließlich bringt den angeblichen moralischen Verfall auf den Punkt: Der "pro-russische Separatist" zeige "seinen Kameraden ein Kuscheltier, das zusammen mit anderem Gepäck geborgen wurde", heißt es da, als seien vor Ort keine Fotografen gewesen. Dass der Mann den Teddybären für seinen Ungeheuer-Kinder mit nach hause nehmen wird, kann sich jeder Leser selbst denken.

HFC-Ultras: Saalefront, dann heult doch!


Das Spiel stand vor dem Abbruch. Die Spieler des Halleschen FC schauten ratlos, in der Fankurve brannten Bengalos, Torwart Kleinheider flüchtete vor brennenden Wurfgeschossen aus den eigenen Reihen. Chaos beim Pokalfinale des HFC gegen den 1. FC Magdeburg, wiedereinmal. Der Saisonhöhepunkt, gesprengt von einem Trupp Halbwüchsiger wie seinerzeit im Mai 2010 in Sangerhausen, wie 2009 nach dem Derby, als Jagdszenen vor dem Stadion stattfinden, wie im Herbst 2013, wie zuvor im Pokal gegen Hannover und im letzten Saisonspiel gegen Plauen.

Jetzt hat der Verein zurückgeschlagen und dem jahrelang geduldeten Missverständnis ein Ende bereitet, dass er ohne seine selbsternannten "treuesten" Anhänger nicht Fußballspielen könne. Mit einem amtliche Ukas verbot die Vereinsspitze der zentralen Ultra-Formation "Saalefront" das Tragen und Zeigen der eigenen Logos, T-Shirts und Fahnen im Stadion. Fünf Jahre zu spät, 200.000 Euro Strafen zu spät. Aber punktgenau: Nicht nur beziehen die "Ultras", die sich für die einzig wahren Fußballfans unter der Sportsonne halten, einen großen Teil ihres Selbstverständnisses aus ihren sogenannten "Choereografien" und Zeichen. Nein, der Handel und der Verkauf mit Ultra-T-Shirts und Artverwandtem an Sympathisanten und Fans, die auf der Suche sind nach Distinktionsgewinn abseits der normalen Fanprodukte ist auch die größte Einnahmequelle der informellen Gruppierung. Die schützt ihre diesbezüglichen Interessen seit Jahren auch handfest, ein Kartell verwarnt mögliche Konkurrenten, der illegitime Handel in der Kurve und im Fanhaus ist straff organisiert, ein Monopol, das die führenden Köpfe der Szene benötigen, um das aufwendige Geschäft mit der Aufmerksamkeit fortzuführen.


Genau hier hat der Verein angesetzt - und entsprechend laut ist das Geschrei. Man sehe "keine Möglichkeit der Zusammenarbeit mehr" droht die Gruppe, die seit Jahren einen Vernichtungsfeldzug gegen ihren eigenen Verein geführt hatte. Man habe nach dem Debakel beim Pokalfinale "auf eine gemeinsame Aufarbeitung" gehofft, sehe aber nun, dass der Vorstand des HFC-Fanszene e.V. "den Weg der Säuberung" zu gehen scheine. Die Reaktion ist die bockiger Kinder, denen das Lieblingsspielzeug fortgenommen wird: "Emotionen gehören zum Fußball dazu! Positive wie negative!" heißt soviel wie "Manno, Mutti, ich hab doch nichts gemacht!" Tiefenpsychologisch sind sie überdies unterwegs: Der Krawall, die Randale und die strategisch geplanten Grenzüberschreitungen "machen den Fußball und seine Atmosphäre erst so einzigartig" heißt es. Zudem sei es "schlichtweg menschlich, dabei auch in Ausnahmefällen unbewusst eine Grenze zu überschreiten".

Ausnahmefälle. Wer die fortgesetzten und über Jahre gepflegten Freiluft-Masturbationen der selbsternannten "Ultra-Fans" so nennt, bezeichnet RB Leipzig vermutlich auch als Traditionsverein.

Dezidiert wird hier auch gebettelt. Und droht. "Wer negative Emotionen ausschließen will, vergisst, dass er automatisch auch die positiven Emotionen bedroht" heißt es und das meint einen Stimmungsboykott der Wortführer, hinter denen in den letzten fünf Jahren alle hinterherjubelten. Blieb die "Saalefront" stumm, schwiegen die übrigen Ränge. Eine Rolle, die die Köpfe der Gruppe sich hoch anrechnen und nun als Geisel vorweisen: "All diejenigen, die nun vertrieben werden sollen, sind doch dieselben, die bei jedem Spiel ihre Mannschaft 90 Minuten nach vorne peitschen. Es sind dieselben, die dem Verein überall hin zu allen Auswärtsspielen folgen. Es sind die, die ihre Freizeit opfern, um riesige Choreografien zu gestalten", schreiben sie, als hätte jemand sie gebeten, etwas zu "opfern".

Nein, der Begriff opfern ist hier grundfalsch. Wer opfert, verzichtet auf etwas, opfern tut weh, opfern endet nicht mit Hochstimmung und Triumpfgefühl. "Ultras", vor Jahren angetreten, die Leidenschaft zurück in die Kurven zu bringen, unterliegen dem Missverständnis zu glauben, dass es ohne sie keine Leidenschaft mehr gibt, dass ohne Plakate, die sich mit inhaftierten Ultra-Kumpels und Stadionverboten beschäftigen, keine Stimmung herrschen kann und dass dort, wo sie stehen, niemand wäre, kämen sie nicht mehr.

Ein Irrtum.Es geht immer weiter, auch ohne diesen und jenen. Es gab einen HFC vor der "Saalefront" und es wird einen danach geben. Der Verein ist größer als die Eitelkeiten Halbwüchsiger, die den Eindruck erwecken, sich nicht unter Kontrolle zu haben, obwohl sie den Kontrollverlust auf der anderen Seite gezielt als Waffe einsetzen. "Wer glaubt, mit einem Fankodex eben jene unkontrollierbaren Begleiterscheinungen aus dem Stadion verbannen zu können, der irrt", drohen sie in ihrem Kündigungsschreiben an den HFC unmissverständlich. Es gebe keine Garantie für ein Spiel ohne negative Vorkommnisse, denn "Emotionen sind nicht planbar".

Die Truppe, überwiegend bestehend aus jungen Männern bis Ende 20, spricht hier stellvertretend für alle Fangenerationen. Sie spricht für Männer, die seit mehr Jahren HFC-Spiele besuchen, als die ältesten "Ultras" auf der Erde weilen. Sie spricht für Menschen, denen es beim Fußball nicht um Selbstdarstellung, sondern um Sport geht. Eine Anmaßung, die sich nur damit erklären lässt, dass Staat und Verein sich seit vielen Jahren von der Truppe auf dem Kopf und auf der Brieftasche haben herumtrampeln lassen. Riesige Polizeieinsätze mussten organisiert werden, um das winzige Häuflein Verwirrter unter Kontrolle zu halten. Der DFB verhängte Geldstrafen und Geisterspiele. Der Verein aber, im Glauben an die Möglichkeit von Integration und Erziehung, reichte den Verursachern immer noch einen Finger und noch einen Finger. Bis die zum Teil zweifellos kriminellen Krawallos die ganze Hand hatten und tatsächlich meinten, es sei wie in dem Theaterstück, in dem einige von ihnen mal mitspielen durften: "Ultras - Die Bühne gehört uns".

Es war zweifellos höchste Zeit für einen Schlussstrich unter dieses unselige Kapitel, Zeit für einen Schnitt, der klarmacht, wer hier Koch und wer Kellner ist. Der Verein musste handeln, und die gewählte Form ist gemessen an ihrer drängenden Notwendigkeit das mildeste Mittel, die außer Rand und Band geratene informelle Gruppierung unterhalb von Straf- und Ordnungsrecht zu sanktionieren.

Kommt das Signal an, können beide Seiten gewinnen. Geht es fehl, weil sich der harte Kern in Furcht vor einem Verlust finanzieller Einnahmen einem Einsehen verweigert und einen Krieg gegen den Verein ausruft, werden sich die Wege später trennen, der Riß wird härter sein, es wird teurer werden, für die Ultras aber auch sehr viel schmerzhafter.

Für den Halleschen FC wird ihre Abwesenheit kein Verlust sein, denn mit dem sportlichen Erfolg wird jede Lücke, die Ultra-Aktivisten in der Fankurve lassen, von neu hinzukommenden Zuschauern geschlossen werden. Auch die Stimmung im Stadion kann nur profitieren, wenn nicht eine Gruppe, organisiert von einem Vorsänger, ansagt, wann was zu singen ist, sondern wieder jeder gefordert wird und die Freiheit hat, auf seine Weise in seinem Moment laut zu werden.


Hausfriedensbruch: Im Atelier der Ultras
Pack raubt die Punkte
Spinner ohne Spielzeug
Provinz der Peinlichkeit
Geiselnehmer in der Kurve
Fußballosten: Staat ohne Macht
Platzsturm gegen Plauen


Donnerstag, 24. Juli 2014

Demokraten schlagen wieder zu

Eine große und stolze Tradition ist es in der jungen ukrainischen Demokratie, dieselbe auch mit Fäusten zu verteidigen. Jetzt, inmitten einer Phase der Weltpolitik, in der Russlands Präsident Wladimir Putin immer mehr sein wahres Gesicht eines Saddam- und Assad-ähnlichen internationalen Terroristen zeigt, haben es die wackeren Abgeordneten der Verchowna Rada wieder getan: Mit handfesten Argumenten versuchten sie einander davon zu überzeugen, dass der gewählte Weg der richtige ist und Zweifel nur den Falschen dienen.

Die Schläge sind diesmal allerdings von ganz anderer Wucht, weil erstmals frei gewählte Abgeordnete versuchen, sich windelweich zu prügeln. Früher hatten das zeitweise Marionetten des Moskauer Regimes und Satrapen des des später von friedlichen Volksmassen gestürzten Diktators Janukowitsch übernehmen müssen. Mit der Schlägerei im Parlament, die vor einer Berichterstattung in den deutschen Leitmedien erst noch von einer EU-Kommission auf eine Anstiftung durch russische Agenten geprüft werden soll, forderten die Abgeordneten ein schärferes Vorgehen der Nato gegen Separatisten, "Bastarde" (Jazenjuk) und "Gorillas in Tarnkleidung" (Poroschenko).

Spiegel: Rückkehr der kruden Juden-These

Immer wieder der „Spiegel“! Erst hatte das Magazin den kruden Juden-Gen-Thesen des prominenten Sozialdemokraten Thilo Sarrazin ein Podium gegeben, dann begann das einstige Sturmgeschütz der Aufklärung auch noch, für angebliche Diagnose-Verfahren zu werben, mit denen jeder den Anteil seiner Juden-Gene an der DNA feststellen lassen konnte. Und nun legt das Hanburger Blatt mit neuen abenteuerlichen Nachrichten über angebliche Dänen-Gene nach, die die „Gene zum glücklich sein“ (im Original) seien.

Dabei beruft sich die gentechnisch vorbelastete Redaktion trotz des grassierenden Anti-Semitismus im Land auf eine fragwürdige Studie von Eugenio Proto und Andrew Oswald von der University of Warwick im Vereinten Königreich, die einen „Zusammenhang zwischen typisch dänischen Genen und der Lebenszufriedenheit unterschiedlicher Volksgruppen“ nachgewiesen habe. Dazu hatten Proto und Oswald keine eigenen Forschungen angestellt, sondern Studien aus gut 130 Ländern zur Zufriedenheit der Menschen mit vermeintlichen genetischen Informationen aus den jeweiligen Staaten verglichen. Im Ergebnis stellten sie fest, dass eine Nation je glücklicher ist, je näher sie den Dänen genetisch war.

Der „Spiegel“, der während der Sarrazin-Kriege im Sommer 2010 noch gewettert hatte, dass es sich bei Sarrazins Biologismus „Juden-Gen“ um ein Phantasma handele, handelt damit einmal mehr gegen die Vorgabe des früheren Außenministers Guido Westerwelle, der in Sarrazins Behauptung "alle Juden teilen ein bestimmtes Gen, Basken haben bestimmte Gene, die sie von anderen unterscheiden" eine „Wortmeldung“ gesehen hatte, „die Rassismus oder gar Antisemitismus Vorschub leistet.“

Der „Spiegel“ geht noch weiter als Sarrazin. Er bescheinigt Italienern ein „Depri-Gen“, bezichtigt Deutsche, an einer Mutation zu leiden, die sie depressiv mache, und unterstellt dänischstämmigen Amerikaner, dass sie aufgrund ihrer Herkunft glücklicher seien als etwa afrikanisch- oder asiatischstämmige Landsleute. Pseudowissenschaftlich begründet das Magazin seine rassistischen Ausfälle mit dem Hinweis, dass „Gene vermutlich bei der Entstehung von Depressionen wichtig“ seien und das von der Mutation betroffene Italiener-Gen die Aufnahme des Glückshormons Serotonin in den Hirnzellen steuere. „Ist es verändert, verleitet das die betroffenen der Theorie nach eher zum Trübsal blasen“ (im Original).

Mittwoch, 23. Juli 2014

Das oberste Weltgericht rudert zurück

Unmittelbar nach der Katastrophe war die Sache klar. Russland hatte seine separatistischen Schergen ein ziviles Flugzeug über der Ukraine abschießen lassen. Mumaßlich, weil der alte Macho Putin vorhatte, der ganzen Welt zu beweisen, was für ein harter Mann er ist, der sich kein Jota um Sanktions- und Blauhelmdrohungen der Einheitsfront der demokratischen Nato-Staaten schert. US-Außenminister Kerry wusste, dass es die Russen waren, er hatte sogar Beweise. Die deutsche Spitzenpolitik hatte keine, aber auch keine Zweifel. Es musste Putin gewesen sein, denn anderenfalls wäre ja die gesamte erratische Ukraine-Strategie der EU gescheitert. Die Masse der deutschen Leitmedien schloss sich der Beweisführung ohne Beweise wie von Zauberhand an: Die FAZ orakelte von seperatistischen Kämpfern, die ins Absturzgebiet geeilt seien. Das tue nur, wer den Absturz verursacht habe. Der "Spiegel" berichtete von Funksprüchen mit Geständnissen, die abgehört wurden. Er berichtete nicht, dass die Funksprüche schon vor dem Absturz zu Youtube geladen worden waren. Die "Zeit" schließlich beauftragte einen Reisejournalisten und einen bei der Nato ausgebildeten Wissenschaftler, alle hinzurichten, die den fehlenden Beweisen, den verqueren Konjunktiven und selbstbewussten Behauptungen immer noch nicht glauben wollte.

Aber nur eine Woche später ist das Weltgericht plötzlich in der Gegenrichtung unterwegs. Als die Russen Indizien dafür vorgelegt hatten, dass es vielleicht ukrainische Jäger gewesen sein könnten, die die Boing 777 abschossen, schaffte es der "Spiegel" noch, dies als bloße "Behauptung" darzustellen, die "allen Erkenntnissen westlicher Geheimdienste" widerspreche. Russlands Aufforderung an die USA, die dort zweifellos vorhandenen Aufnahmen des Katastrophengebietes vorzulegen, verhallte ungehört - deutsche Medien taten kollektiv so, als sei das Krisengebiet Ukraine nicht die derzeit am besten überwachte Region der Erde, so dass der, der seine Aufnahmen nicht vorlegt oder gar abstreitet, welche zu besitzen, dies zwangsläufig tut, weil das, was sie beweisen, dem widerspricht, was er beweisen will.

Im Fall der US-Geheimdienste liegt die Vermutung inzwischen nahe, dass es sich genauso verhält. "Der US-Geheimdienst hat nach Medienberichten bislang keine Beweise für eine direkte Beteiligung Russlands an dem Abschuss von Flug MH17 in der Ostukraine", formuliert der "Spiegel" mittlerweile, "es lasse sich bislang nicht sagen, wer genau für den Tod der knapp 300 Menschen an Bord verantwortlich sei, heiße es aus Geheimdienstkreisen." Die Wortwahl ist auf unauffälligen Rückzug bedacht: "direkte Beteiligung" suggeriert, dass es doch eine Beteiligung gibt, "wer genau" verbirgt, dass man eine Woche nach der Behauptung, man wisse genau wer nicht einmal weiß wer, geschweige denn "wer genau".

Rückzugsgefechte im Meinungskrieg um die Weltöffentlichkeit, in dem der Konjunktiv zur Gewissheit erklärt wird, während die Schwurfinger unter der Tastatur gekreuzt sind. Es ist ein Orchesterwerk, das sich hier bewundern lässt: Die identischen Formulierungen "wohl", "wer genau" und "direkte Beteiligung" finden sich heute auf sagenhaften 1.660 Nachrichtenwebsites, Onlineauftritten von Nachrichtenmagazinen und Newschannels.

Report vom Tatort

MH17: Fünfte Kolonne im Stimmungskrieg

Seit dem über Monate herbeigebeteten Start der Ukraine-Krise versuchen USA und EU massiv, die deutsche Öffentlichkeit zu beeinflussen. Aktivisten wie Thomas Korn und Andreas Umland helfen, die Interpretationsmuster der Nato zu verbreiten. Der auf Reisethemen spezialisierte Korn und der als "Nato-Fellow" an der Hoover Institution on War, Revolution and Peace in Palo Alto, Kalifornien, ausgebildete Umland hatten jetzt ihren großen Auftritt: In der Hamburger Wochenzeitschrift "Zeit" rechneten die beiden Lobbyisten einer Politik der nachhaltigen Eskalation der Situation in der Ukraine stellvertretend für alle Putin-Versteher und Friedensfreunde mit dem "Ex-Kommunisten, umstrittenen Aktivisten, Publizisten und Chefredakteur des Compact-Magazins" Jürgen Elsässer ab, der "vielen als Verschwörungstheoretiker" gelte, "für sein konservatives Familienbild, für seine Nato-Gegnerschaft und seinen Antiamerikanismus" bekannt  und gern gesehener Gast bei russischen Staatsmedien sei.

Dorthin werden Umland und Korn eher weniger oft eingeladen. Dafür aber erklären sie den Deutschen gern die finsteren Absichten der Russen und deren Versuche, mit Leuten wie Elsässer eine fünfte Kolonne im Stimmungskrieg zu etablieren. Besonders schlimm: Obwohl die "Zeit" sich seit Monaten als Plattform für Nato-Propaganda auszeichnet und dabei gelegentlich sogar die Pro-forma-Trennung von Beteiligten und Berichtenden aufhebt, beharrt Elsässer darauf, mit seinem "Compact"-Magazin weiter eine nato-kritische Position beziehen zu dürfen.

Er sei damit "ein besonders krasses Beispiel dafür, wie offizielle und inoffizielle russische Stellen es vermögen, öffentliche Figuren in Deutschland und anderen europäischen Ländern so zu instrumentalisieren, dass sie die Interpretationsmuster des Kreml weiterverbreiten", schreiben Umland und Korn, die mit ihrer ganzen Lebensgeschichte (Umland) oder auch mit keinem einzigen Hinweis auf frühere Ukraine-Expertenschaft ein krasses Beispiel dafür abgeben, wie die Nato und die EU es vermögen, deutsche Journalisten so zu instrumentalisieren, dass sie die Interpretationsmuster aus Washington, Brüssel und Berlin kritiklos weiterverbreiten.

Auch hier ist, was als Verächtlichmachung Andersdenkender daherkommt, natürlich geschickt platzierte Propaganda. So wenig geschickt allerdings, dass den Nachweis zu führen nicht schwer fällt: Umland etwa hat am Hoover Institution on War, Revolution and Peace studiert, einer US-Denkfabrik, zu deren Leuchtürmen Donald Rumsfeld, Margaret Thatcher, Ronald Reagan und Condoleezza Rice, der Ökonom Milton Friedman sowie zufällig auch "Zeit"-Chef Josef Joffe gehören. Korn hingegen hat es bisher geschafft, als Journalist weitgehend spurenfrei zu schreiben. Seine Hasspredigt gegen Elsässer ist das erste Ukraine-Stück des Mannes, der sich selbst als "freien Publizisten in Erfurt" und Spezialisten für "Print und Verlage, Unternehmen, Reisereportage, Gesundheit und Wellness" bezeichnet.

Deshalb lohnt es sich, den Fall Umland/Korn näher zu betrachten, um zu verstehen, wie westliche Institutionen Einfluss auf die Meinungsbildung in der Bevölkerung zu gewinnen suchen. Angegriffen wird hier vermeintlich nur der Kleinst-Magazin-Chef Elsässer. Gemeint aber ist die "Vision eines Europa freier Völker von Lissabon bis Wladiwostok", ist das Ziel eines "Eurasiens" ohne Grenzen, wie es Wladimir Putin zur russischen Staatslinie erklärt hat, und gemeint sind damit alle, die meinen, dass ein Gutteil der Verantwortung für die verfahrene Situation in der Ukraine auf die Rechnung von Scharfmachern im Westen geht.

Eine Ansicht, die Korn und Umland nicht einmal debattieren wollen. Ihnen zufolge ist derjenige, der nicht an die Alleinschuld Moskaus glaubt, Opfer der "Argumentationsmuster des Kreml". Betrachtet man Herkunft und Geschichte der beiden Autoren, wird offensichtlich, aufgrund welcher Argumente sie zu ihren Schlüssen kommen.

Dienstag, 22. Juli 2014

Armutsschere klafft auch zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit


Fremde Federn: "Deutschland ist im Urteil seiner Bürger ein sehr ungerechtes Land. In einer repräsentativen Umfrage des Allensbach-Instituts vertraten in diesem Jahr fast 60 Prozent die Ansicht, dass es hierzulande nicht fair zugehe. Vor diesem Hintergrund sprachen sich sogar mehr als drei Viertel der Befragten für höhere Rentenzahlungen und den gesetzlichen Mindestlohn aus. Mit Erfolg – die große Koalition aus Union und SPD hat beides noch vor der Sommerpause geliefert. Deutschland ist aber auch ein Land, in dem Wahrnehmung und Wirklichkeit in solchen Gerechtigkeitsfragen weit auseinanderklaffen."

Verbot der Woche: EU gegen heidnischen Fruchtbarkeitskult

Im Zuge der weiteren Entbürokratisierung und Vermenschlichung der europäischen Institutionen geht die EU-Kommission mit neuen Regeln für Bio-Bauern einen Schritt auf die biologische Landwirtschaft zu, der zugleich ein Versuch ist, überkommene heidnische Fruchtbarkeitsbräuche auszutrocknen. Die EU-Kommission plant dazu einen Wust an neuen Regeln, nach denen es ökologisch wirtschaftenden Landwirtschaften künftig zum Beispiel verboten sein wird, Ostereier zu färben.

Damit werde Brüssel „nicht mehr Normen und Regeln schaffen, sondern Klarheit bringen“, sagte der zuständige EU-Kommissar Dacian Ciolos. Gefärbte Eier gelten in Brüssel als nicht öko-koscher, entsprechend gefärbte Schalen ließen sich im Müll nicht mehr von der Farbe trennen. Zudem verherrliche das Eierfärben einen längst überholten heidnischen Fruchtbarkeitskult, der genaugenommen gehalten sei, Andersglaubende in ihren religiösen Gefühlen zu verletzen.

Österreich und Deutschland kritisierten die Verbotsvorschläge der Kommission, Landwirtschaftskommissar Ciolos stellte aber klar, dass es derzeit in den EU-Gesetzen zur Bio-Landwirtschaft noch „mehr Ausnahmen als Regeln“ gebe. Das könne auf Dauer kein Zustand sein, denn die EU sei seinerzeit angetreten, alles und jedes bis ins kleinste Detail zu regeln und zu reglementieren. Diesem Ziel komme man auch mit dem dringend notwendigen Ostereierverbot ein weiteres entscheidendes Stück näher.

MH17: Wissen ohne Beweise

Wie jeder Krieg ist auch dieser "ein Krieg der Lügen, der Täuschung – und der brutalen Gewalt gegen Unschuldige!" (Bild). Noch immer ist nicht genau klar, wer MH17 über der Ukraine abgeschossen hat, aber für deutsche Medien ist das kein Grund, die Ergebnisse irgendwelcher Untersuchungen abzuwarten. Die FAZ folgert aus allem, was nicht bekannt ist: „Putin hat eine letzte Chance“. Und die "Zeit" schreib hoffnungsvoll: „Dieser Abschuss verändert alles“. Es ist Wissen ohne Beweise, Wissen, das alles Denkbare sagbar macht. So lange die Wahrheit offen ist, lässt sich mit Unterstellungen, Annahmen und selbstgemachten Indizien spielen, so dass die "pro-russischen Separatisten" die mutmaßliche "Rakete" (Bild) irgendwann abgeschossen haben werden, weil einfach alle glauben, dass sie es getan haben, weil alles es schreiben.

Und das dann auf Geheiß von Wladimir Putin, dessen teuflischer Plan zur Destabilisierung der Ukraine nur während der Fußball-WM eine Pause machte. Kaum sind die deutschen Titelfeiern abgearbeitet und alle Gaucho-Tänze durchdiskutiert, geht es wieder in Vollen von Völkerhass und Sanktionsandrohung. Das Erstaunliche dabei: Bei der Ostukraine handelt es sich um das derzeit sicherlich am besten überwachte Gebiet der Welt, sämtliche Geheimdienste aller Großmächte sind hier vertreten, alle Weltmächte haben die Augen und Ohren ihrer Satelliten hierher ausgerichtet, alle Nachbarstaaten dürften genau hinschauen, was hier passiert und was nicht.

Dennoch ist es beim Absturz von Flug MH17 wie schon im gesamten Verlauf des von Interessengruppen außerhalb des Landes zu einem Bürgerkrieg aufgeblasenen Konfliktes um West- oder Ostbindung: Es wird viel behauptet, viel geglaubt und viel angeprangert. Beweise für die die eigenen Thesen aber legt keine der an der Auseinandersetzung beteiligten Seiten vor. Bis heute hat die Nato nicht schlüssig belegen können, dass reguläre russische Truppen in der Ukraine auf Seiten der Separatisten kämpfen. Ebensowenig konnten westliche Regierungen nachweisen, dass Wladimir Putin selbst in Donesk oder Lugansk befiehlt. In mehr als fünf Monaten haben sämtliche westlichen Geheimdienste keine smoking gun gefunden, die die unmittelbare Steuerung der Revolte im Osten der Ukraine von Moskau aus gerichtsfest macht.

Das kann nicht an der westlichen Fähigkeit liegen, die entsprechenden Beweise zu beschaffen. Die Nato hat zu viel Interesse daran, sie hat die Unterstützung des Regimes in Kiew, sie hat Geld, sie hat die Technik. Wenn es die Beweise nicht gibt, wird das also vermutlich daran liegen, dass diese Steuerung so nicht existiert.

Das könnte eine Blaupause für den Abschuss von MH17 sein. Nur Minuten nachdem der bekannt wurde, waren die üblichen Verdächtigen mit den üblichen Verdächtigungen da. Der ukrainische Präsident Poroschenko und US-Außenminister Kerry beschuldigten Russland direkt, Merkel, Hollande und Cameron unterstellten die direkte Verantwortung Putins.

Beweise aber sind Mangelware auch knapp eine Woche nach der Katastrophe. Obwohl West wie Ost das Kriegsgebiet minutiös überwachen, müssen die an die Meinungsfront entsandten Einpeitscher wie der SPD-Mann Hans-Peter Bartels mit Glauben und Überzeugung argumentieren, statt mit Fakten, die von Satelliten, Awacs-Flugzeugen oder NSA-Abzapfprogrammen aufgezeichnet wurden, Russlands Mitschuld nachzuwesien. "Wir kennen die Flugbahn der Rakete, wir wissen, woher sie kam", behauptet auch US-Außenminister Kerry in der Tradition der großen Schweinerei-Nachweisversuche amerikanischer Regierungen.

Luftbilder, handgemachte Grafiken, Weltraumfotos mit interpretierungsbedürftigen Malereien? Fehlanzeige. Auch Moskau unternimmt keinen Versuch, die behauptete Schuld der Administration in Kiew mit handfesten Belegen zu unterfüttern. Stattdessen Unterstellungen, Behauptungen, Anklagen, ein Meinungskrieg mit Nebensächlichkeiten, bei dem immer deutlicher wird, dass die Beweise entweder nicht existieren oder aber zu schwach sind, um vorgelegt zu werden.

Oder aber ein höheres Interesse beiden Seiten eine Vorlage als unangebracht scheinen lässt. Putin könnte nicht an einer weiteren Destabilisierung der Regierung in Kiew gelegen sein, weil deren andauernde Schwäche ihm bislang schon unangenehme Probleme bereitet. Der Westen wiederum könnte seine justament kurz nach Putins Entscheidung, dem US-Wistleblower Edward Snowden Asyl zu gewähren begonnene Anti-Russland-Kampagne mit Putins demonstrativer Zurückhaltung bei der weiteren Verschärfung des Ukraine-Krieges als Hinweis darauf nehmen, dass die Botschaft, der Kreml müsse sich künftig mehr zurückhalten, in Moskau angekommen ist.

Die Anmerkung zu Putins allerjüngster Teufelei

Montag, 21. Juli 2014

Focus exklusiv: Die meisten Opfer waren schuldig

Die Katastrophe in der Ostukraine erschüttert die Welt. In den Trümmern der Unglücksmaschine von Flug MH17 wurden die Leben von 298 Zivilisten ausgelöscht. Während die Welt noch rätselt, wie es zu dem schrecklichen Flugzeugabsturz in der Ostukraine kommen konnte, veröffentlicht das Nachrichtenmagazin "Focus" auf seiner Internetseite neue Erkenntnisse zu den Hintergründen des barbarischen Terroraktes.

Unter der Überschrift "80 Kinder unter den Toten: Das sind die unschuldigen Opfer von Flug MH17" rechnet die Münchner Redaktion erstmals vor, wie viele der Passagiere und Mannschaftsmitglieder von Flug MH17 zu Recht und wie viele völlig zu Unrecht bei der Tragödie über der Ukraine ums Leben kamen. Von 298 Getöteten sind danach 80 minderjährig und damit unschuldig gewesen, die übrigen 218 hingegen müssen es sich nach Focus-Angaben selbst zuschreiben, dem mutmaßlichen Abschuss zum Opfer gefallen zu sein. Nähere Einzelheiten zur Schuldfrage macht das Magazin nicht.

Brutkästen für den Krieg: Pre-Crime im Nachhinein

Niemand weiß etwas, aber alle wissen Bescheid: Je nach geopolitischer Grundausrichtung haben Regierungen und Medien sich schon wenige Stunden nach dem Absturz des malaysischen Flugzeugen MH17 in der Schuldfrage festgelegt. Deutschland steht dabei selbstverständlich auf der Seite des Guten: "Die Welt ächtet Putin" und die "weltweite Wut auf Putin wächst" dichten Zeitungen landauf, landab, von "Chaos und Willkür" bei den "Arbeiten internationaler Experten an der Absturzstelle" ist die Rede und den Separatisten wird mal der Abtransport "aller Leichen" (FAZ), mal der Diebstahl der Flugschreiber, mal der Versuch, "Granatsplitter aus den Opfern herauszuoperieren".


In der Argumentation, warum Separatisten mit Hilfe des Kreml auf die Boeing geschossen haben sollten, greift die bereits seit Beginn der Krise friedensbewegte Süddeutsche Zeitung zu Erklärmustern aus dem Kalten Krieg. Putin, ein Kriegstreiber, der sich immer wieder eine friedliche Maske aufsetzt, um die Volksmassen in den westlichen Demokratien zu täuschen, strebe keinen Kompromiss an, er wolle "die Ukraine zersetzen, damit sie nicht nach Westen geht. Während Europa verhandelt, rüstet er Rebellen auf."

Die nutzen dann russische Waffensysteme gnadenlos, um holländische Touristen vom Himmel zu holen, argumentieren Bundestags-Hinterbänkler wie der CDU-mann Karl-Georg Wellmann, der vorsichtshalber „sofort harte Sanktionen der Stufe 3 gegen russische Banken und gegen die Öl- und Gas-Industrie“ fordert, noch ehe die Schuldfrage um den mutmaßlichen Abschuss von Flug MH17 überhaupt nur ansatzweise beantwortet ist. Bei seinem CSU-Kollegen Hans-Peter Uhl, der die "pseudo-bürgerrechtsengagierte Hysterie von Pseudo-Computerexperten um ein unzensiertes Internet" für "moralisch verkommen" hält, sieht Parallelen zum libyschen Ex-Diktator Gaddafi. Wenn die Separatisten russische Raketen besäßen, wäre der Abschuss des Flugzeugs über der Ukraine wie der Lockerbie-Anschlag ein Fall von Staatsterrorismus."

Hätte, wäre, wenn: Sicher ist, dass es bislang allen Experten, Politiker und Kolumnisten schwer an Beweisen mangelt. Und das, was sie als Beweise vorführen, "nicht mehr beweist, als dass es offenbar keine Beweise gibt.
So stellte sich ein auf Youtube geladenes angebliches Funkgespräch zwischen Separatisten-Kommandeuren, in dem die sich gegenseitig den Abschuss der MH17 gestehen, als eine plumpe Fälschung heraus wie seinerzeit Saddams blutige Brutkästen: Der Clip war bereits hochgeladen, als MH17 noch in der Luft war.

Ein Fall von Precrime, der die deutschen Leitmedien kein bisschen beschäftigt. Die vom ukrainischen Geheimdienst veröffentlichten Funksprüche der Separatisten gelten nach wie vor als unfreiwilliges . "Eingeständnis eines schrecklichen Irrtums" (Spiegel).

Die wirklichen Hintergründe bei Zerohedge

Sonntag, 20. Juli 2014

Drehrumbum im Gaza-Streifen

"Nach Faustschlag von Spaziergänger: Wütende Straßenräuber verprügeln Mann im Stadtpark", beschreibt das ehemalige Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" eine Szene, die sich in der vergangenen Woche in einem Freizeitpark unmittelbar am Verlagshaus des Leitmediums in Hamburg abgespielt hat. Dabei war ein Spaziergänger von Straßenräubern überfallen worden. Als sich der Mann mit Faustschlägen wehrte, versuchten die Täter, ihn zusammenzuschlagen.

Für die "Spiegel"-Redaktion ist der Betroffene damit selbst schuld. Durch seinen Widerstand gegen den Überfall habe er die Täter provoziert und sie durch seinen physisch geäußerten Unwillen, den Überfall zu dulden, gezwungen, ihn zu misshandeln. Niemand, der seine Brieftasche, sein Handy oder sein Leben und das seiner Angehörigen auf eine solche Art schütze, dürfte damit rechnen, militante Täter abzuschrecken. Ganz im Gegenteil: Er fordere eine gewalttätige Reaktion geradezu heraus.

Das Erklärmuster, das der "Spiegel" hier erstmals auf innerdeutsche Kleinkriminalität anwendet, folgt damit dem klassischen Muster, das von den deutschen Medien seit Jahren erfolgreich im Nahost-Konflikt verwendet wird. Beim subkutan antisemitisch grundierten leitjournalistischen Nachrichtenprinzip "Reactio - Actio" wird der zeitliche Ablauf des Geschehens verbal einmal um sich selbst gedreht und die Ereigniskette konsequent von hinten erzählt, bis sich die Verantwortung für die Geschehnisse vom Täter lösen und eine Übertragung auf das Opfer stattfindet.

Immer hat Israel im Leadsatz "Raketen auf den Gazastreifen abgeschossen" und damit soundsoviele Menschen inklusive soundsoviele Kinder verletzt und getötet, ehe bekanntgegeben wird, dass Hamas-Kämpfer zuvor "Kassam-Raketen auf Israel abgeschossen" hatten, auf die Israel mit seinen Angriffen nur reagierte. Hängen bleibt, was hängenbleiben soll: Der Überfallene hätte sich seine Reaktion besser überlegen sollen. Der Böse ist der, der zurückgeschossen hat.

Die Achse des Guten erklärt den Konflikt
Klassisch erzählt: Wie die Süddeutsche Zeitung sich ihren eigenen Krieg strickt

Endlich: Einheitsdenkmal für Leipzig

Die Heldenstadt Leipzig tat sich lange schwer mit ihrem Heldendenkmal für die Frauen und Männer, die 1989 die zweite deutsche Diktatur hinweggefegt hatten. Aber der gescheiterte SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier war dafür, Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) auch, und der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sowieso: Leipzig, die Stadt der Friedensgebete und Montagsdemonstrationen, die eine so wichtige Rolle im Herbst 1989 gespielt hat, sollte ein Freiheits- und Einheitsdenkmal erhalten – und zwar am 25. Jahrestag der Friedlichen Revolution in diesem Oktober.

Es sollte neben dem geplanten Denkmal in Berlin das zweite nationale Einheitsdenkmal werden und damit weit vorn liegen, ehe noch weitere Städte, die eine bedeutende Rolle gespielt haben, sich eigene Denkmäler zulegen. Nach langem Streit über die Entwürfe und juristischen Querelen hat sich der Leipziger Stadtrat jetzt endlich für einen vorläufigen Entwurf für das Denkmal entschieden - mit überraschendem Ergebnis.

Unter den 38 eingereichten Vorschlägen siegte dabei nicht der bisher favorisierte bunte, verspielte Entwurf "Siebzigtausend" von M+M/München und Annabau/Berlin, der erstmals bunte Würfel zum Wegtragen denkmalfähig machen wollte. Auch mit einem Vorschlag, nach dem eine in den Boden eingelassene Steintafel mit den Namen aller 17 Millionen Demonstranten aus dem Herbst 1989 am Standort des Denkmals auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz an die Ereignisse erinnern sollte, wurden die Leipziger nicht warm.

Stattdessen soll das "zentrale Nichts Leipzigs" (LVZ) mit einem Einheitsdenkmal klassischen Zuschnitt gefüllt werden. Der Entwurf des kleinen Ingenieurbüros Mangelan und Wisseberg aus Gröbzig beim Köthen setzt auf eine Kombination aus grünem Rasen und spitz zulaufenden Betonstelen, in denen das Berliner Holocaust-Denkmal unübersehbar widerhallt. Das Konzept überzeugte: Die Grasflächen ständen für den unbezwingbaren Freiheitswillen des Volkes, die Betonteile für den Versuch des SED-Staates, die Menschen einzuhegen. Ein Pfad dazwischen zeigt den schmalen Grat an, auf dem die Machtverhältniss balancierten. Die Anspielung auf das Holocaust-Denkmal in Berlin stehe für die Verbindung zur gesamten deutschen Geschichte.

In der Stadt überzeugte das Konzept. Mit der Nikolaikirche, dem Ausgangspunkt der Montagsdemonstrationen, gebe es in der Stadt bisher nur einen lebendigen Erinnerungsort, hieß es. Zudem seien Bund und Freistaat Sachsen bereit, 6,5 Millionen Euro für das Denkmal bereitzustellen, so dass man das Geld auch annehmen müsse, um Leipzigs Mitte einen neuen Anziehungspunkt auch für auswärtige Touristen zu verleihen. Oberbürgermeister Burkhard Jung, stets einer der größten Befürworter des Denkmals, sagte: "Ich bin froh, dass wir jetzt einen Punkt setzen können und auf der anderen Seite ganz fest entschlossen sind, dass wir diese einmalige Chance nicht vorbeigehen lassen dürfen, ein solches Denkmal in Leipzig zu errichten."

Samstag, 19. Juli 2014

NSA-Affäre: USA verzeihen Deutschland

Wieder Freunde: Merkel hat sich bei Obama entschuldigt.
Erstmals seit Beginn der jüngsten Spionage-Affäre haben die deutsche Kanzlerin und der amerikanische Präsident wieder miteinander telefoniert. Angela Merkel entschuldigte sich dabei bei Barack Obama und versprach, dass Deutschland die Notwendigkeit einer verbesserten Geheimdienstarbeit auf deutschem Boden einsehen werden.

Nach Angaben des Weißen Hauses ging es in dem Gespräch zudem um die Fortsetzung der Ukraine-Krise und die laufenden Atomverhandlungen mit dem Iran, aber auch um die geplante deutsche Zuarbeit für die amerikanischen Geheimdienste. US-Präsident Barack Obama äußerte sich demnach zufrieden mit der deutschen Position, öffentlich empört über die Ausspionierung führender Regierungsvertreter zu sein, intern aber dafür zu sorgen, dass die Geheimdienstkooperation weiter verbessert und ausgebaut werden kann.

Zwischen Berlin und Washington herrscht Einigkeit: Die Bundesanwaltschaft ermittelt zwar gegen je einen Mitarbeiter von Bundesnachrichtendienst (BND) und Verteidigungsministerium wegen des Verdachts auf Spionage für die Vereinigten Staaten, doch das Verfahren wird nach angemessener Zeit ergebnislos eingestellt werden. Das hat Angela Merkel Obama in die Hand versprochen, als sie sich zuletzt bereits einmal bei ihrem US-Kollegen für das Vorgehen der deutschen Behörden entschuldigen musste.

Obama sah zuvor die gemeinsamen Grundwerte in Gefahr, unter starken Druck der Öffentlichkeit musste die Bundesregierung sogar so tun, als hätten deutschen Dienste nicht einmal geahnt, dass ihre US-Kollegen hierzulande auch dienstlich tätig werden. In Absprache mit dem Weißen Haus forderte die Bundesregierung zuletzt einen Vertreter des amerikanischen Geheimdienstes CIA in Deutschland zur Ausreise auf. Washington reagierte darauf wie vereinbart verstimmt, so dass die Bevölkerung den Eindruck bekam, Deutschland ziehe jetzt andere Seiten auf.