Mittwoch, 28. Mai 2014

Realsatire in Brüssel

Eine große Reportage, mit der Holger Schmale von der Frankfurter Rundschau den Wahnsinn auf den Punkt bringt, der nach der erfolgreichen Europa-Wahl nach Brüssel zurückgekehrt ist. Wie immer geht es ums Schachern, darum, sich Druckposten zuzuschanzen, Allianzen zu bilden und Pfründe zu erobern. PPQ dokumentiert den enthüllenden Bericht aus dem Herzen des Brüsseler Regierungsviertels:

Während die SPD noch schlief, hat ihr Spitzenkandidat am Montag schon ordentlich gearbeitet. Martin Schulz (56), eben jener erste Spitzenkandidat aller Zeiten, ist jetzt nämlich wieder ein ganz normaler Abgeordneter des Europaparlaments. Und als solcher gibt man montags nach einer Wahl Interviews. Also erläuterte Schulz der Deutschen Presse-Agentur seine Agenda.

"Nur wenn sie Martin Schulz und die SPD wählen, kann ein Deutscher Präsident der EU-Kommission werden", kündigte der einstige Bürgermeister von Würselen an. Ein Deutscher aber müsse über Europa herrschen, auch wenn der konservative Luxemburger Juncker derzeit mehr Stimmen zu haben scheine. Er habe eigene Berechnungen, so Schulz, die anders aussähen. Er werde dem EVP-Kandidaten Jean-Claude Juncker jedenfalls nicht den Vortritt lassen, sondern versuchen, "im Parlament eine eigene Mehrheit zu finden".

Verständlich, denn stets locken die Fleischtöpfe, gerade einen wie Schulz, der in Brüssel als „der Zulagensammler“ bekannt ist. „Wir melken die EU wie ein kleiner südeuropäischer Staat“, sagt er stolz.

Noch keinen Tag im neuen Amt, hat der Mitbegründer der kruden These, dass die europäischen Völker den nächsten Kommissionspräsidenten erstmals direkt wählen, schon ein wesentliches Ziel seiner Kandidatur erreicht: die medienwirksame Persiflage der etablierten Politik mit dem Mittel der Realsatire. Dabei kommt es nicht so sehr auf die Wahrheit an, es reicht, Bestandteile derselben aufzuspießen. Also summiert er den Betrag, den Europaabgeordnete tatsächlich verdienen (ca. 13 000 Euro) mit jenem, der ihm als Tagesgeld zusteht, rechnet allerlei Aufwandspauschalen und Sitzungsgelder dazu - macht zusammen empörende 223.520 Euro zusätzlich zum Grundgehalt. 

Ernsthafte Betrachter der Politik können sich furchtbar aufregen über solche Mätzchen, wie sie in Brüssel und Straßburg an der Tagesordnung sind. Hier aber ist alles echt und wahr. Mit solchen Fakten werde Politikverdrossenheit produziert und nicht bekämpft, lautet die Kritik, weil die meisten Menschen nicht mediensicher genug sind, um Satire von Realität zu unterscheiden.

Das Problem ist: Gute Satire trifft und ist doch als solche zu erkennen. Holger Schmale, der keine Satiriker ist, urteilt: "In Zeiten zunehmenden, internetgeförderten Halb- bis Viertelwissens aber nehmen viele die Satire für bare Münze und sie halten die Realität für Satire – sie glauben schlichtweg immer, was sie da sehen und hören." Selbst Texte in der "Frankfurter Rundschau", die für erfahrene Mediennutzer auf den ersten Blick als reine Satire erkennbar sind, entfalten dann wie jede Kritik am politischen System durch ihre vermeintlich europafreundliche Überzeichnung eine durchaus undemokratische Wirkung.

In einem hat Schulz' Parlamentskollege Martin Sonneborn also sicher recht:: „Ich glaube nicht, dass wir die Verrücktesten sind im Europaparlament“, sagt der Chef der "Partei" mit Blick auf seine witzigen Kollegen.

6 Kommentare:

  1. Jaja, der Schulze. Eine Buchändler aus der Arbeiterklasse. Man muss ihn verstehen. Als Buchhändler hat er das nicht "verdient". Wer einmal arm war, so nah am Sprit, so nah am Selbstmord, der nutzt das was sich ihm bietet aus.

    Man bedenke, das "Tagesgeld" entspricht dem "netto"-Satz, aus dem ein Harzer einen Monat seine täglichen Ausgaben incl. Strom, "das Alltägliche" also, begleichen muss.

    Also hat Mister Schulze mit 5*52*Tagessatz (ich hoffe die dürfen nur 5 mal in der Woche Tagesgeld kassieren?) schon alleine 260 mal H4-Netto, 130 mal H4-Brutto. Das sind 10,8 Jahre Hartz 4-Brutto (also incl. Miete) in einem Jahr alleine durch Tagesgeld "verdient".

    Jaja, und jetzt geht die Neiddebatte wieder los. Niemand gönnt ihm das, dabei ist er doch so ein armes Würstchen, dass es voll verdient hat. Einer, der vorangeht, einer der physiognomisch bereits wissen lässt,woran man bei ihm ist.

    AntwortenLöschen
  2. das tagesgeld bekommt er nach übereinstimmenden berichten 365 mal. das jahr hat ja 365 tage

    AntwortenLöschen
  3. 365 Tage. Mglw. könnte die Kommission da nachbessern. Das Jahr kommt mir nämlich manchmal viel länger vor.
    Die Direktwahl ist beeindruckend. Hatte niemanden direkt gewählt und meinem Willen wird genau entsprochen. Sprachlos.

    AntwortenLöschen
  4. Also, dieser Zinken... seine Blutgruppe müßte ich wissen.
    Hans F.K.Günther

    AntwortenLöschen
  5. Es ist also noch viel schlimmer als gedacht. Naja.

    War auch nicht anders zu erwarten :)

    AntwortenLöschen
  6. Ich hielte es für eine gute Idee, diesen linkspopulistischen Gartenzwerg als neuen EU-Außenbeauftragten zu entsorgen. Aber der Pole stänkert da ja schon wieder dazwischen und will seinen Sikorski auf dieser Planstelle untergebracht wissen. Es scheint, als hätten sich nun alle gegen den deutschen Schulzen verschworen...

    Alternative: Man könnte Schulz als deutschen Senior-Kosmonauten ins All zur Abwicklung der ISS schicken. Wenn er dann bei der Rückkehr nach Baikonur in der Erdatmosphäre spektakulär verglüht, wird er uns für immer in Erinnerung bleiben.

    AntwortenLöschen

Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.