Dienstag, 25. Februar 2014

Olympia: Absturz im Trend

"Sturzpech hin oder her", analysiert die Sportzeitung SZ das Abschneiden der deutschen Olympiastarter in Sotschi, "das deutsche Olympia-Team hat die Medaillenziele in Sotschi klar verfehlt". Es fehle "in vielen Sportarten leistungsstarker Nachwuchs" - die Funktionäre müssten nun "grundlegende Dinge hinterfragen".

Das Auffällige dabei ist natürlich, dass die SZ es nicht schafft, grundlegende Dinge zu hinterfragen. Anderenfalls sonst wäre den Experten aufgefallen, dass die Medaillenbilanz der Wintersportler auffallend der Medaillenbilanz der Sommeraktiven gleicht. Die schafften es, aus 142 Medaillen bei den Olympischen Spielen des Jahres 1988 noch ganze 44 bei den Wettbewerben des Jahres 2012 zu machen - im Winter sank die Ausbeute von 33 auf 19, obwohl die Zahl der Wettbewerbe gleichzeitig von 46 auf 98 anstieg.

"Absolut unbefriedigend", nennt das Bernhard Schwan vom DOSB, der sich derzeit noch "Leistungssportdirektor" nennen darf. Vor vier Jahren in Vancouver waren es noch 30 deutsche Medaillen gewesen, vier Jahre davor 29, weitere vier davor 36, davor 29 und im Jahr 1994, dem ersten gemeinsamen Startjahr deutscher Wintersportler bei Olympia, 24, allerdings bei damals nur 61 Wettbewerben.

In den vergangenen vier Jahren investierte allein das Bundesinnenministerium 28,5 Millionen Euro in den olympischen Wintersport, dazu kommen Millionen von den Ländern, aus Lottomitteln und von Kommunen. Auch in Sotschi waren 67 von 158 Startern wieder Staatsamateure, die ihren Sport in hauptberuflich einer Bundeswehr-Sportkompanie betreiben. 2002 hatte die Bundeswehr das deutsche Starterfeld für Vancouver 70 von 158 Sportlern ähnlich dominiert. Dazu kamen 36 Skifahrer, Skispringer und Biathleten, die von Bundespolizei und Zoll bezahlt wurden und zusammen mit den Bundeswehrkollegen 25 von 30 aller Medaillen für Deutschland holten.

Gute alte Zeit. "Die Kurve zeigt eindeutig nach unten", sagt der "Leistungssportdirektor". Aber in Sotschi sieht vor allem die Bilanz der umgebauten Volksarmee traurig aus: Nur noch vier goldene, vier silberne und zwei Bronzemedaillen erkämpften die Sportler im Flecktarn, das ist gerade noch die Hälfte aller deutschen Medaillen. Während die un-uniformierten Starter ihre Bilanz von zuletzt fünf Medaillen auf neun fast verdoppelten, sank der Ausbeute von Bundeswehr-, Polizei- und Zoll-Sportlern von 25 auf nur noch zehnmal Edelmetall.

Ein langes Wegdämmern. Dennoch klagt die "Zeit" freundlich "Der deutsche Sport hat ein Problem" und bejammert "das schlechteste Olympia-Ergebnis seit der Wiedervereinigung" ohne das Wort Bundeswehr mehr als nur en passant zu erwähnen. Wintersport und Olympia werden behandelt, als hätten sie mit Schnee und Putin, weichen Pisten und öffentlichem Erwartungsdruck zu tun. Dabei hatten auch die olympischen Sommersportler die schlechteste Medaillenausbeute aller Zeiten in London nur um ganze drei Medaillen verpasst.

Eulenfurz über die Wimmerspiele

5 Kommentare:

  1. Dafür waren sie schön bunt angezogen.

    Analogien:

    Je feiner der Zwirn,
    desto kleiner das Hirn.

    Je bunter der Garn,
    desto wunder der Harn.

    Wimmerspiele

    AntwortenLöschen
  2. auch wieder wahr. sie waren die regenbogensten und haben putin damit in die knie gezwungen

    AntwortenLöschen
  3. Die Klimaerwärmung wirkt sich auch auf den Medallienspiegel der olympischen Winterspiele aus.

    Die deutschen Athlet_Innen werden immer "wärmer", selbst deren Anzüge spiegeln den "wärmeren" Teil der Gesellschaft wieder, so dass bei den olympischen Winterspielen in Zukunft eher von einer Verschlechterung des Medallienspiegel auszugehen ist.
    Dies kann aber kompensiert werden durch mehr Buntheit, das Wärmere muss halt auch bunter werden. Medallien aus Buntmetallen können dem absinkenden Medallienspiegel wieder erhöhen, was ja einer bunten und vielfältigen Sportler_Innenkultur entgegenkommt.

    Deutschland jedenfalls hat in Sotschi Zeichen gesetzt, gegen Homografie und Putismus für Tollertanz und Buntigkeit, und beim Viererpop waren wir gar nicht so schlecht, obwohl da Pussy-Riot da angeblich gut mithalten kann.




    AntwortenLöschen
  4. Plädiere schon lange für mehr Plan- und Berechenbarkeit sportlicher Spitzenergebnisse. Internationale Quotenregelungen, unter Berücksichtigung von Medien- und Zuschauerinteresse, Investitionsleistungen von Industrie, Gesellschaft und Sportverbänden sowie natürlich allgemeiner Regeln der Fairness, können künftig Frustrationserlebnisse verhindern. Und damit Kriege.

    AntwortenLöschen

Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.