Donnerstag, 7. November 2013

Wer die Wahrheit ausspricht

Traditionell ist der ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi in Deutschland nicht wohlgelitten. Es gehört zum guten Ton, sich über den transplantierten Geck lustig zu machen, seine ironischen Äußerungen ernstzunehmen und seine Versuche, seine eigenen Leistungen zu loben, wenn es schon kein anderer tut, als Ausdruck unglaublicher Dummheit und Machtversessenheit zu brandmarken. Jetzt aber hat Berlusconi sein Innerstes nach außen gestülpt, sein Herz geöffnet und seine tief verletzten Gefühle mit der Welt geteilt: Aufgrund der ständigen Kritisiererei und der Verfolgung durch die italienischen Medien wie durch die Justiz habe sich seine Familie oft gefühlt „wie die Juden unter Hitler“ teilt der ehemalige Regierungschef der ehemaligen Achsenmacht da freimütig mit. "Meine Kinder sagen, sie fühlten sich so, wie sich jüdische Familien während des Hitler-Regimes fühlen mussten. Wir haben wirklich alle gegen uns", klagt Berlusconi.

Das empörte Geschrei war natürlich laut, doch erstmals regt sich Widerstand. Ausgerechnet der „Spiegel“, jahrelang auf Berlusconi-Kritik eingeschossen, stellt sich mutig vor den Italiener. Die Wahrheit zu sagen sei kein Verbrechen, titelt das Hamburger Magazin in seiner nächsten Nummer – wenn Belusconis Kinder sich wirklich gefühlt hätten wie die Juden unter Hitler und das auch so gesagt haben, dann dürfe Familienvater Silvio dies auch so aussprechen. Alles andere, heißt es in der Titelgeschichte, die ein Zitat des Whistleblowers Edward Snowden verwendet, käme einer Aufforderung zur Heuchelei, zur Bemäntelung der wahren Tatsachen und zum Katzbuckeln vor einer politischen Korrektheit gleich, die die freie Meinungsäußerung behindere und Lüge und Betrug in der Gesellschaft Vorschub leiste.

2 Kommentare:

  1. neontommy.

    unter all den tausend seiten die über snowden schreiben, warum hat ppq diese verlinkt?

    generelle leseempfehlung? ironie? einfach nur begeistert vom design?

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