Samstag, 9. November 2013

In des Tages doppelter Bedeutung

"Ich greife in diesen Haufen und suche diesen Zettel, den ich ja vorlesen sollte", erinnert sich Günter Schabowski, sobald das Jubiläum wieder näherrückt. An viel früher erinnert sich niemand, vorbei ist vorbei, das Erinnern wird aus der Anmutung generiert. Menschen erinnern sich so, sobald Fernsehkameras zugegen sind, sogar an Dinge, die sie selbst nie erlebt haben: Das Betrachten eines Filmes über den Sturm der Türken auf Wien kann Erinnerungen wecken, die denen gleichen, die der hat, der zum betreffenden Zeitpunkt in Wien war, so scheint es. Und je näher der ferne Zeitpunkt, den der Festredner nicht erlebt hat und deshalb nach aller menschlichen Erfahrung auch nicht erinnern kann, desto plastischer erstehen seine eingebildeten Erinnerungen.

Zweifellos gibt es also heute noch Menschen, die nicht nur wissen, wie es im Krieg war, sondern sich sogar daran erinnern, dass sie damals noch nicht geboren waren, sich jedoch trotzdem genau daran erinnern können. Ein Irrtum, dass man sich generell nicht an Dinge erinnern, von denen man nur gelesen hat, weil die ganze Erinnerung zwangsläufig daraus besteht, zu wissen, dass und was man davon gelesen hat. Falsch auch die Erinnerung daran, das man zwar von Ereignissen wissen kann, die einem erzählt worden sind. dass man sich aber nicht an sie zu erinnern vermag, weil das Erinnern sich zwangsläufig nur auf den Vorgang des Erzähltbekommens, nicht an das nicht erlebte eigentliche Ereignis beziehen kann.

Die US-Kulturkritikerin Naomi Wolf, Ältere erinnern sich, hat den Ausweg zwischen der vor allem an bestimmten Tagen öffentlich ausgeführten Erinnerung ganzer erinnerungsloser Generationen und deren fehlender Erinnerung mit einem im sarrazinschen Sinne genbasierten "zellularen Gedächtnis" zu erklären versucht. Das ist Jahre her, kaum jemand erinnert sich noch daran.

3 Kommentare:

  1. Die Erinnerung an den 9.November von 1989 wird doch ohnehin immer mehr marginalisiert. Da hatte schließlich der Heilige Popanz NS seine Finger nicht im Spiel.

    Wie sagte mal ein kluger Mensch: "Die Westlinken werden es den Ossis nie verzeihen, daß diese die DDR abgeschafft haben."

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  2. In der ehemaligen Reichshauptstadt erinnerten Antifaschisten mit einer Schaufensteraktion direkt neben einem ehemaligen Wertheim-Kaufhaus an den Jahrestag: "Glas splittert, schwarze Farbe trieft an der Fassade herunter".

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  3. Vergessen werden soll das Modell „DDR“ und all seine üblen Implikationen vor allem deshalb, weil die bolschewistische Clique um den IM-ERIKA-nischen Hosenanzug, sowie die Alt-West-Sozialismus-Verzückten gerade dabei sind hier eine DDR 2.0, zu installieren, bzw. die Brüsseler Apparatschiks eine EUdSSR.
    Dem dauerchloroformierten Bundes-Hornvieh darf dabei keinesfalls die frappante Ähnlichkeit, bzw. die Neuauflage mit bzw. von abgewirtschafteten sozialistischen Prinzipien auffallen.
    Daher die permanenten Indoktrination mit den Horror-Popanzen „Faschismus“, „Patriarchat“, „Kliiimaaa-Katastrophöööö“, „Raubtier-Kapitalismus“, „Xenophobie“, und, und, und, um die schleichende DDR-Ifizierung möglichst geräuschlos zu betreiben, bzw. mit Lärm um die oben genannte Popanze zu übertönen

    Ano-Nymus

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