Montag, 14. Oktober 2013

Erste Ergebnisse frühkindlicher Förderung

Der Untergang des Abendlandes, lange nur ein Spruch aus einer philosophischen Werbeagentur, er kommt nun doch langsam in die Gänge. In Deutschland etwa sind derzeit nach neuen Zahlen 7,5 Millionen Erwachsene Analphabeten. Das entspricht einer Quote von 14,5 Prozent. Erklärt also überhaupt nicht, warum das Bundesministerium für Bildung und Forschung zuletzt mit Plakaten voller Schrift dafür warb, Lesen und Schreiben zu lernen.

Allerdings ist Deutschland nicht allein. Nach Angaben der OECD-Studie liegt die Zahl der Analphabeten in zwei von drei Industriestaaten höher als 15 Prozent. Erstaunlich ist das nicht, zeigt sich doch hier die führende Rolle der Dummheit bei der Ausbildung von Lese- und Schreibfähigkeiten.

Erstaunlich aber wird es, vergleicht man die Zahlen mit denen, die 1850 in den amerikanischen Neuengland-Staaten erreicht wurden. Über 95 Prozent der erwachsenen Bevölkerung konnten dort vor 162 Jahren Lesen und Schreiben. Die übrigen Gebiete im Norden waren nicht sehr viel schlechter und selbst die agrarisch geprägten Südstaaten, in denen Kinder meist nur drei Monate im Jahr zur Schule gingen, hatten nur eine Analphabetenrate, die mit 20 Prozent nicht einmal ein Viertel höher lag als heute in Deutschland.

Was ist seitdem passiert? Sind das die Ergebnisse von frühkindlicher Förderung, Milliardenausgaben für Bildung und fortschreitender Inklusion? Zwar glaubt der lesekundige Hellmuth Karasek fest daran, dass "die Digitalisierung nicht etwa zu mehr Analphabetismus geführt hat, wie das schon beim Fernsehen befürchtet wurde, sondern im Gegenteil: Du musst die Schrift und die Sprache beherrschen, um damit umgehen zu können". Doch die Zahlen widersprechen ihm. Trotz vervielfachter Anstrengungen und Aufwendungen des Staates, um einen größeren Teil des zur Verfügung stehenden Arbeitskräftereservoirs für komplexere Arbeitsaufgaben tauglich zu machen, scheitert inzwischen jeder sechste Erwachsene an der Aufgabe, verstehend zu lesen.

5 Kommentare:

  1. Ob den Statistiken immer zu trauen ist? Bezüglich der PISA-Untersuchungen bspw. gab es an Schulen in den Neuen Bundesländern offenbar strikte Planungsvorgaben. Es wurden bei den PISA-Auswerteprüfungen durch Lehrer besondere Hilfestellungen geleistet. So gingen Lehrer durch die Schülerreihen: "Lies dir diese Aufgabe nochmal durch" usw. Macht man das oder macht man das nicht, so wird man statistisch relevante Durchschnittsergebnisse erhalten.

    Sollte also der Analphabetismus auf's Tapet kommen, so ließen sich auch hier ohne wirkliche Änderungen des Zustandes statistisch beweisbare "Verbesserungen" erreichen, mit denen sich Bildungspolitiker, Schulen und Lehrer brüsten können. Und das ist doch auch etwas!

    AntwortenLöschen
  2. ... statistisch relevante ÄNDERUNGEN DER Durchschnittsergebnisse ...

    latürnich!

    AntwortenLöschen
  3. Die Anvantgarde prescht hervor:

    "Die BILD-Zeitung will ab 2014 ganz auf Schrift verzichten. Bilder sagen mehr als Worte, verlautete aus Büüürlün, und sie hieße ja nicht umsonst BILD-Zeitung, und nicht Schrift-Zeitung."

    (Teilte uns ein anonymer Redaktor per Fernsprechapparat mit)

    AntwortenLöschen
  4. Brillant, werter Orwell.

    AntwortenLöschen

Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.