Mittwoch, 11. September 2013

Holocaust: So viel Spaß für wenig Geld

Es muss nicht immer Disneyland sein und man muss mit seinen Kindern auch nicht nach Walsrode reisen, um in einem Freizeitpark richtig was zu erleben. Wer ein verlängertes Wochenende mit der Familie hat und mehr will als Filme anschauen, Minigolf im Stadtpark spielen oder beim Tag der offenen Tür der Stadtwerke dabeizusein, findet eine Alternative in der Hauptstadt Berlin. Hier wartet seit einigen Jahren das Holocaust-Mahnmal auf Besucher: Zwischen 2003 und 2005 wurde der Erlebnispark in der historischen Mitte Berlins auf einer etwa 19.000 Quadratmeter großen Fläche in der Nähe des Brandenburger Tors errichtet. Der tolle Entwurf stammt vom weltberühmten Architekten Peter Eisenman, der hier einmal mehr ein Händchen für spektakuläre Abenteuer-Landschaften bewies.

Bereits im ersten Jahr kamen über 3,5 Millionen Besucher, um zwischen den 2711 in unterschiedlichem Maß geneigten Betonstelen herumzutollen, die in parallelen Reihen auf der gewellten Grundfläche aufgestellt wurden. Wer durch eine der 54 Nord-Süd- und 87 Ost-West-Achsen stromert, merkt sofort, dass dieses Labyrinth mehr ist als ein gewöhnlicher Spaß-Bringer, wie ihn sich heute jedes Kleinstadt-Schwimmbad leistet.

Höher, länger und spektakulärer lautet hier die Devise und das zieht vor allem abenteuerlustige Gäste wie den Schlagersänger Patrick Lindner an. Man kann auf den Stelen tanzen, turnen, über sie hinweg oder von einer zur anderen springen. „Die Adrenalin-Junkies wollen immer abgefahrenere Touren“, berichtet Hendrik Anes, der den gesamten Sommer über als Aufsicht an Berlins beliebtesten Abenteuerspielplatz gearbeitet hat.

Kaum ein Berlin-Besucher kommt mehr ohne eine rasante Tour über die Pfähle oder durch das Labyrinth aus, wie zahlreiche Fotos zeigen, die Parkfans ins Internet hochgeladen haben. Vor allem, weil der Spaß sich hier über die körperliche Herausforderung definiert. Anes, der die Abläufe genau beobachtet hat, sagt: „Der Thrill-Faktor ist mittlerweile zentrales Thema - das zieht Besucher an, vor allem junge Leute.“ Es gebe laufend Innovationen, so hätten bereits Porno- und Modeaufnahmen im eindrucksvollen Ambiente des betonierten Gedenkens stattgefunden.

 Saisonhöhepunkt seien die Sommermonate, wenn besonders viele Gäste den Nervenkitzel suchen und sich schwungvoll zwischen die Stelen bewegen. Anes ist überzeugt, dass das Gerücht stimmt, wonach mancher Besucher hier „ähnliche Erlebnisse wie auf einer Achterbahn“ habe. "Ich habe ja selbst gesehen, wie begeistert die Menschen sind, wenn sie ihre Tour absolviert haben", sagt er. Als Experte empfehle er einen Besuch im herbst. Auch der habe schöne Tage. "Und da sind wir nicht so überlaufen."

8 Kommentare:

  1. Da hat der Mister Eisenman aber heftigst versäumt diesen 19000 Quadratmeter den passenden ‚Genius Loci‘ zu verpassen (oder verpassen zu lassen).

    So ein Ort muss nämlich Kraft seiner zwingenden numinosen Ausstrahlung die hereinströmenden Scharen in die obligate Büsserstimmung versetzen. Beim Eintritt in dieses Heiligtum müsste sich ein düsterer Bann auf die Massen legen. Alle Ausgelassenheit, Übermut, Jux und Tollerei müssten instantan einem demütigen , schuldbeladenen Ernst weichen. Statt Laufen und Springen dürfte nur noch gebeugtes Trotten kraft der heiligen Ausstrahlung möglich sein. Furcht Angst, Beklemmung, Schuldbewusstsein müsste jeden Einzelnen befallen, kein Lachen kein lautes Wort dürfte mehr aus ihren Mündern dringen, sondern allenfalls leises demütiges Murmeln.

    Also das Wichtigste bei der Installation der heiligen Stätte verbockt. – Das ruft nach neuem Set-Up , nach Neu-Installation, aber dann mit der passenden Aura für die Schuld-Pilgerstätte.
    Dann werden sich diese rotzfrechen Teutonen hoffentlich in dem diesem Heiligtum angemessenen Kriechgang bewegen.

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  2. Igitt! Der gewöhnliche Berlin-Besucher nutzt den Stelenwald doch zur Erleichterung, wenn er es nicht bis in den Tiergarten schafft. In so einer Kloake herumzuturnen, da muß man ganz schön abgebrüht sein!

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  3. Das kommt davon, wenn man einem Land, einem ganzen Volk einen monströsen „Geßlerhut“, hier in Form eines „Holo-Mahnmals mitten in die Hauptstadt pflanzt. Und dann erwartet, dass das Schuld-Volk in permanenter ehrerbietiger Scheu und Ehrfurcht vor den Symbolen seiner ewigen Erb-Sünde brav und demütig seinen Kotau macht.
    Aber es ist immer wieder wie mit allen Tabuuus, mit allem unaussprechlichen Singulären, mit Allem, um das sich nur Raunen und grabesstimmentönende, leichenbittermienunterlegte Mantras erschallen dürfen. Mit Allem, bei dem gestrenge Zuchtmeister bei den Gezüchtigten nur noch konvulsive, pawlowsche Reflexe zulassen, bei dem die Diskurshoheiten mit heuchlerischer Pose nur Zerknirschung und Selbstzerfleischung bei den Schuldigen erlauben. –
    Da reagiert die sog. Volksseele in einer befreienden „Übersprunghandlung“ mit genau den gegenteiligen Affekten.
    Mit ähnlicher spöttelnden, verächtlichen, bis zotigen Attitüde, mit der früher Jugendliche auf das damals so erschröckliche Tabuuuuuu-Thema „Sex“ reagierten.


    Ano-Nymus

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  4. Man kann Patrick Dingens keinen Vorwurf machen. Auf dem ganzen Gelände fehlen Piktogramme mit den erlaubten und den weniger gern gesehenen Gesichtsausdrücken.

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  5. Ja und wie viele Millionen hat man dem Eisenmann dafür hingeschoben? Und mit allem Respekt dann sollen sie es umzäunen damit niemand mehr hineingeht. Aber dann kann es eben so gut abgerissen werden. Ich habe es auch gesehen und mich gefragt was das soll... kann wohl nur ein Deutscher Politiker verstehen..

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  6. Hier noch mal der Link zu noch einem Spaßfoto

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  7. Die alten Ägypter haben fette Granitbrocken herausgesprengt, indem sie Holzkeile in vorhandene Felsspalten oder gebohrte Löcher geklopft, und dann mit Wasser begossen haben. Jetzt, wo es wieder feuchter wird, kommt mir da so eine Idee...

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  8. re Volker : sieht aus wie ein "Doom" oder "counterstrike" Labyrinth ; nur eben in echt und für StraßenkampfbereicherInnen .

    Ägypter : Saatgut soll auch problematisch sein , man denke nur an das böse Unkraut welches sich in Mauern festsetzt und einfach wächst .Sind ja hohl die Betonblöcke .

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