Samstag, 17. August 2013

Gericht zeigen: Suppenkaspers Speisekarte


Müssen griechischer Salat und serbischer Bohneneintopf der politischen Korrektheit wegen umbenannt werden? Griechen und Serben in Hannover haben deutsche Suppenköche um einen neuen Namen, wie etwa „Salat“ oder „Bohnentopf“, gebeten. Die Hersteller berufen sich auf die 100-jährige Gewohnheit, gegen die das Feinschmeckerboard PPQ jedoch bereits seit Jahren mit der bürgerschaftlich engagierten Serie "Gericht zeigen" ankämpft.

Ein Verein von Griechen und Serben in Hannover hat die Hersteller von Fertiggerichten aufgefordert, diese wegen des diskriminierenden Begriffs umzubenennen. Die Hersteller verweisen auf die mehr als 100-jährige Tradition der Saucen und sehen in dem Namen keinen Rassismus. Dennoch wollen sie den Einwand nicht leichtfertig vom Tisch wischen. Noch unklar ist für sie, ob es sich um den Protest Einzelner oder eine breite Unzufriedenheit handelt. „Spiegel-Salat“ oder „MDR-Suppe“ (oben) schlägt die Anwältin des Vereins zu Ehren der emsigen Verbreiter des Vorschlages als Alternative vor.

„Ich hoffe, dass die Konzerne ein Einsehen haben und sagen, die Leute haben recht und nennen ihre Produkte anders“, sagte der Vorsitzende des „Serben- und Griechen-Forums“ in Hannover, Lavic Gresic. Er fühle sich diskriminiert und beschimpft, wenn von Serben im Zusammenhang mit Suppe die Rede sei oder sich ein Karnevalsverein Zigeunerinsel nenne, um sich selbst zu diskriminieren. Neun Geschwister und weitere Familienmitglieder von ihm seien als Partisanen von den Deutschen ermordet worden. Außerdem habe die serbische Bohnensuppe keine kulinarischen Wurzeln auf dem Balkan, sondern eher in Thüringen. Als beispielhaft nannte er die erfolgte Umbenennung eines diskriminierenden "Balkan-Puddings" in "Roma-Pudding".

„Ich denke nicht, dass die Hersteller sich des Vorwurfs aussetzen wollen, rassistisch oder diskriminierend zu sein“, sagte auch Anwältin Hannah Raulmann, die den Vorstoß begleitet, auch den griechischen Salat umzubenennen. Es handele sich vorerst um ein höfliches, außergerichtliches Schreiben. „Das Wort „griechischer Salat“ ist unumstritten diskriminierend, es klingt, als sei der Salat aus Griechen gemacht“, meint sie.



Der Verband der Hersteller landestypischer Lebensmittel in Bonn erklärte, dass man dankbar für die Hinweise mitten im Sommerloch sei. Nach einem ähnlichen Protest vor einem halben Jahr habe man den ähnlich aufgeregten Zentralrat der Sinti und Roma und weitere Organisationen um eine Einschätzung gebeten, ob „Zigeuner-Soße“ noch gehe, aber keine Antwort erhalten habe. „Für uns war es wichtig herauszufinden, ob das alle so sehen oder nur ein Einzelner“, sagte Verbandsgeschäftsführer Markus Weck. Die entsprechende Umfrage unter allen ehemaligen Zigeunern laufe noch.

Auch der Lebensmittelkonzern Anylever verweist darauf, dass es leider immer noch häufiger Produkte gebe, die nach Gegenden oder Volksgruppen benannt seien, erklärte ein Sprecher. So habe es vereinzelte Kritik an dem in Österreich vermarkteten Eskimo-Eis gegeben, weil der Begriff von den Polarbewohnern auch als Schimpfwort gesehen wird. Kaum ein Eskimo kaufe das Eis, doch nach einem Dialog sei es bei dem Namen geblieben. Umbenannt worden sei hingegen der Fertigdöner Dürüm, der viele Kunden an die schreckliche Mordserie der NSU und die nachfolgenden Nachstellungen der Polizei gegenüber den Familien der Opfer erinnert habe. Mittlerweile werde kein Fertigdöner mehr in Supermärkten angeboten.

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma warnte inzwischen allerdings vor einer dogmatischen Sprachregelung und rief zu einem kritischen, reflektierten Sprachgebrauch auf. Bei Begriffen wie Zigeunersauce oder Zigeunerschnitzel sei es unsinnig, den Begriff „Zigeuner“ durch die Eigenbezeichnung „Sinti und Roma“ zu ersetzen. Sinti seien keine Roma, Roma keine Sinti, beide keine Ungarn und diese keine Serben. Korrekt müsste es folglich Thüringer heißen. Einziger sorgenfreier Bereich sei derzeit die Spreewälder Gurke, trotz des aktenkundigen Massenmordes durch Albrecht den Bären. Hier, so Experten, müsse man sich um Diskriminierung keine Sorben machen.

Gericht zeigen, die Serie:
Burger für Bankster
Negers Kuss
Köche statt Brei
Essen auf Tätern
Mit langem Löffel

3 Kommentare:

  1. Ein Königsbeger Klops, wer uns das Zigeunersteak wegnehmen will.

    Muß ich jetzt meine Budapester zum Recycling bringen, weil die aus der Lederhaut von Budapestern hergestellt wurden?

    Haben übrigens mal 300,- DM gekostet.

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  2. die werden eingesammelt, demnächst

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  3. Etwas mehr Authentizität im Kulinarischen ist schon wünschenswert. Das in meiner Grundschulzeit sehr beliebte "Räuberschnitzel" sollte Fiskalfleisch genannt werden. Wegen der Alliteration.

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