Sieger sehen anders aus. Als Schiedsrichter Florian Heft das Spiel des Halleschen FC gegen Alemannia Aachen nach gefühlten sieben Stunden endlich abpfeift, bleibt der Jubel im ehemaligen Kurt-Wabbel-Stadion seltsam gedämpft. 1:0 hat der zuvor sechs Spiele lang sieglose Gastgeber gewonnen, der Klassenerhalt ist damit so gut wie gesichert - doch der Weg bis hierher war so schwer, dass nicht nur die Spieler unten auf dem Rasen, sondern auch die meisten der 7.166 Zuschauer eher Erleichterung als Triumph empfinden.
Denn der Tabellenletzte Aachen hat bei seinem couragierten Auftritt an der Saale noch einmal gezeigt, warum der HFC nach einem gloriosen Start in seine erste Drittliga-Saison am Ende bibbert und bangt, vor Fracksausen die klarsten Chancen vergibt und gegen einen bereits als Absteiger feststehenden Gast zuweilen völlig ratlos wirkt.
Schon die ersten paar Minuten lassen Böses ahnen. Aachen spielt, Halle müht sich vergeblich um Spielkontrolle. Sechs Minuten kommen die Männer von Trainer Sven Köhler - erneut mit Jan Benes und Nico Kanitz für Sören Eismann und Toni Lindenhahn - nicht aus ihrer Hälfte. Dann erst lässt der mehr ungestüme als zielgerichtete Druck der Mannschaft von Trainer René van Eck nach. Und Halle kommt langsam auf.
Doch so sicher sie in Mittelfeld und Abwehr stehen, so wenig Torgefahr gibt es nach vorn. Kanitz, vor Monaten bereits so gut wie aussortiert, versucht es zweimal mit Schüssen aus der zweiten Reihe. Beide Male geht der Ball drüber. Auch Timo Furuholm, der in seinen ersten Spielen für den HFC so zuverlässig knipste wie seit dem legendären Denis Koslov niemand mehr, köpft vorbei.
Es braucht also wieder einen Standard, um die ersehnte Führung klar zu machen. Nach einem Foul an HFC-Verteidiger Daniel Ziebig fast auf der Grundlinie der Aachener findet Maik Wagefeld zwar nicht den eigentlich anvisierten Kopf des Finnen Kristian Kujola. Dafür aber den von dessen Landsmann Furuholm, der das Leder mit dem Knie zart über die Linie drückt.
Das könnte es schon gewesen sein mit dem ersehnten Klassenerhalt, würden nicht augenblicklich alle Beine der Spieler in Weiß und Rot so unendlich schwer. Sei es, dass die Aussortierten an die Zukunft irgendwo anders denken. Sei es, dass die bereits anderswo Verpflichteten mit den Gedanken ein bisschen schon dort sind. Und sei es, dass mancher auf dem Platz jeden Moment auf einen Anruf eines Zweitliga-Vereins wartet. Das Ergebnis jedenfalls ist eine Viertelstunde Zeitspiel von Halle, das sich darauf beschränkt, die Versuche der Aachener dagegenzuhalten, zu neutralisieren. Noch ein Schuss von Furuholm und ein Schussversuch von Mast. Das wars auf der einen Seite. Auf der anderen dagegen muss Darko Horvat zweimal in höchster Bedrängnis klären, um den Ausgleich zu verhindern.
Vieles ist hier besser geworden in den letzten Jahren. Die Fans etwa stehen wie eine Wand hinter der spürbar wackelnden Truppe. Und sie tun was fürs Image: Statt der ewigen Nörgelei um Stadionverbote haben sie heute ein Plakat dabei, dass sich dem gesellschaftlichen Konsens in der Stadt anschließt und eine Ende der Schließungsdiskussion um die traditionsreiche Uni-Medizin fordert.
Manches ist aber auch gleich schlecht geblieben - etwa der Umstand, dass eine HFC-Mannschaft nie überzeugend spielen und gewinnen kann, wenn sie es muss. Lieber spannen sie die treue Gefolgschaft unendlich auf die Folter. Optisch überlegen, aber immer noch bis in die Mitte der gegnerischen Hälfte. Dann wird alles, was die Wagefeld, Ziegenbein, Furuholm, Mast und Hartmann wollen, zäh und mühsam. Ziegenbein kommt trotzdem zweimal zum Schuss, auch Furuholm traut sich mal. Zählbares springt nicht heraus.
Zum Glück für die Gastgeber auch nicht auf der anderen Seite, wo Aachen eine Riesenchance vergibt. Nicht die größte heute Nachmittag, denn nun scheinen sich beide Mannschaften darauf geeinigt zu haben, dass das offene Visier die passende Taktik für die vielleicht für viele, viele Jahre letzte Begegnung miteinander ist. Halb von der Flattrigkeit der jeweiligen Gegenwehr begünstigt, halb von der eigenen Unfähigkeit gehemmt hagelt es jetzt Torchancen. Furuholm ist frei durch. Und schießt den Keeper Rauhut an. Thiele flankt. Und Horvat muss alles geben, um den Ball vor der Linie abzufangen. Schließlich rollt ein Konter bilderbuchmäßig auf Rauhut zu. Aber nachdem auch der Torwart überwunden ist, rettet ein Aachener auf der Linie. Den Nachschuss setzt Furuholm an die Latte.
Ein Nervenspiel, das in der 75. Minute seinen Höhepunkt findet. Anderthalb Minuten belagert der HFC das Rauhut-Tor - erst schießt Lindenhahn einen Verteidiger an, dann probiert es Kujola aus zwei Metern, trifft aber den Ball nicht. Dann setzen Ziebig und Mast auf links neu an, doch diesmal verpasst Furuholm die Flanke.
Das ist fast schon Slapstick, würde es - im Verein mit einem Aachener Sportsfreund, der das Spiel mit Pfiffen aus seiner Schiedsrichterpfeife begleitet - nicht dazu führen, dass das Bangen immer weiter geht. Die Uhr auf der Anzeigetafel steht, zumindest wirkt sie so, die HFC-Spieler stehen auch und zwar sich gegenseitig im Wege. Dort, wo hingepasst wird, läuft meist niemand. Dort, wo jemand frei läuft, passt niemand hin. Es gibt kein Kurzpass-Spiel, das über mehr als zwei Stationen hält, so gut die Balleroberung bei Hartmann, Wagefeld und Benes aussieht, so trübe ist das, was danach kommt: Ein Ball nach hinten. Oder einer nach vorn, der allzu häufig bei einem Schwarzgelben landet.
Es ist das vorletzte Heimspiel dieser Mannschaft, und das ist wahrscheinlich ganz gut so. Obwohl nach der Einwechslung von Hauk und Anton Müller neun der Spieler auf dem Platz schon in der vergangenen Saison zusammen gespielt haben, wirkt es, als hätten sie sich eben zum ersten Mal auf einem Bolzplatz getroffen. Stückwerk, Umstandkisten, perspektivloses Gekicke. Ist es die Last des Gewinnenmüssens? Oder ist es das, was diese Mannschaft eben gerade nur kann?
Viele von denen, die da nach dem Schlusspfiff schließlich doch erlöst die Arme hochreißen, werden nicht bleiben. Mit dem früheren Abwehrchef Steven Rupprecht hat vor dem Spiel eine weitere Stammkraft der letzten zwei Jahre die Papiere bekommen, mit Horvat und Kanitz beenden zwei ihre Karriere, mit Hartmann und Mast werden zwei wechseln und mit den Leihspieler Furuholm, Ziebig und Leistner planen vielleicht schon deren Heimatvereine.
Die Zeichen stehen auf Neuanfang, die Zeiten riechen nach Risiko in Halle. Ob es besser wird, wenn es anders wird, weiß niemand. Dass anders werden muss, wenn es besser werden soll, das weiß nach dem Spiel gegen Aachen jeder.
Denn der Tabellenletzte Aachen hat bei seinem couragierten Auftritt an der Saale noch einmal gezeigt, warum der HFC nach einem gloriosen Start in seine erste Drittliga-Saison am Ende bibbert und bangt, vor Fracksausen die klarsten Chancen vergibt und gegen einen bereits als Absteiger feststehenden Gast zuweilen völlig ratlos wirkt.
Schon die ersten paar Minuten lassen Böses ahnen. Aachen spielt, Halle müht sich vergeblich um Spielkontrolle. Sechs Minuten kommen die Männer von Trainer Sven Köhler - erneut mit Jan Benes und Nico Kanitz für Sören Eismann und Toni Lindenhahn - nicht aus ihrer Hälfte. Dann erst lässt der mehr ungestüme als zielgerichtete Druck der Mannschaft von Trainer René van Eck nach. Und Halle kommt langsam auf.
Doch so sicher sie in Mittelfeld und Abwehr stehen, so wenig Torgefahr gibt es nach vorn. Kanitz, vor Monaten bereits so gut wie aussortiert, versucht es zweimal mit Schüssen aus der zweiten Reihe. Beide Male geht der Ball drüber. Auch Timo Furuholm, der in seinen ersten Spielen für den HFC so zuverlässig knipste wie seit dem legendären Denis Koslov niemand mehr, köpft vorbei.
Es braucht also wieder einen Standard, um die ersehnte Führung klar zu machen. Nach einem Foul an HFC-Verteidiger Daniel Ziebig fast auf der Grundlinie der Aachener findet Maik Wagefeld zwar nicht den eigentlich anvisierten Kopf des Finnen Kristian Kujola. Dafür aber den von dessen Landsmann Furuholm, der das Leder mit dem Knie zart über die Linie drückt.
Das könnte es schon gewesen sein mit dem ersehnten Klassenerhalt, würden nicht augenblicklich alle Beine der Spieler in Weiß und Rot so unendlich schwer. Sei es, dass die Aussortierten an die Zukunft irgendwo anders denken. Sei es, dass die bereits anderswo Verpflichteten mit den Gedanken ein bisschen schon dort sind. Und sei es, dass mancher auf dem Platz jeden Moment auf einen Anruf eines Zweitliga-Vereins wartet. Das Ergebnis jedenfalls ist eine Viertelstunde Zeitspiel von Halle, das sich darauf beschränkt, die Versuche der Aachener dagegenzuhalten, zu neutralisieren. Noch ein Schuss von Furuholm und ein Schussversuch von Mast. Das wars auf der einen Seite. Auf der anderen dagegen muss Darko Horvat zweimal in höchster Bedrängnis klären, um den Ausgleich zu verhindern.
Vieles ist hier besser geworden in den letzten Jahren. Die Fans etwa stehen wie eine Wand hinter der spürbar wackelnden Truppe. Und sie tun was fürs Image: Statt der ewigen Nörgelei um Stadionverbote haben sie heute ein Plakat dabei, dass sich dem gesellschaftlichen Konsens in der Stadt anschließt und eine Ende der Schließungsdiskussion um die traditionsreiche Uni-Medizin fordert.
Manches ist aber auch gleich schlecht geblieben - etwa der Umstand, dass eine HFC-Mannschaft nie überzeugend spielen und gewinnen kann, wenn sie es muss. Lieber spannen sie die treue Gefolgschaft unendlich auf die Folter. Optisch überlegen, aber immer noch bis in die Mitte der gegnerischen Hälfte. Dann wird alles, was die Wagefeld, Ziegenbein, Furuholm, Mast und Hartmann wollen, zäh und mühsam. Ziegenbein kommt trotzdem zweimal zum Schuss, auch Furuholm traut sich mal. Zählbares springt nicht heraus.
Zum Glück für die Gastgeber auch nicht auf der anderen Seite, wo Aachen eine Riesenchance vergibt. Nicht die größte heute Nachmittag, denn nun scheinen sich beide Mannschaften darauf geeinigt zu haben, dass das offene Visier die passende Taktik für die vielleicht für viele, viele Jahre letzte Begegnung miteinander ist. Halb von der Flattrigkeit der jeweiligen Gegenwehr begünstigt, halb von der eigenen Unfähigkeit gehemmt hagelt es jetzt Torchancen. Furuholm ist frei durch. Und schießt den Keeper Rauhut an. Thiele flankt. Und Horvat muss alles geben, um den Ball vor der Linie abzufangen. Schließlich rollt ein Konter bilderbuchmäßig auf Rauhut zu. Aber nachdem auch der Torwart überwunden ist, rettet ein Aachener auf der Linie. Den Nachschuss setzt Furuholm an die Latte.
Ein Nervenspiel, das in der 75. Minute seinen Höhepunkt findet. Anderthalb Minuten belagert der HFC das Rauhut-Tor - erst schießt Lindenhahn einen Verteidiger an, dann probiert es Kujola aus zwei Metern, trifft aber den Ball nicht. Dann setzen Ziebig und Mast auf links neu an, doch diesmal verpasst Furuholm die Flanke.
Das ist fast schon Slapstick, würde es - im Verein mit einem Aachener Sportsfreund, der das Spiel mit Pfiffen aus seiner Schiedsrichterpfeife begleitet - nicht dazu führen, dass das Bangen immer weiter geht. Die Uhr auf der Anzeigetafel steht, zumindest wirkt sie so, die HFC-Spieler stehen auch und zwar sich gegenseitig im Wege. Dort, wo hingepasst wird, läuft meist niemand. Dort, wo jemand frei läuft, passt niemand hin. Es gibt kein Kurzpass-Spiel, das über mehr als zwei Stationen hält, so gut die Balleroberung bei Hartmann, Wagefeld und Benes aussieht, so trübe ist das, was danach kommt: Ein Ball nach hinten. Oder einer nach vorn, der allzu häufig bei einem Schwarzgelben landet.
Es ist das vorletzte Heimspiel dieser Mannschaft, und das ist wahrscheinlich ganz gut so. Obwohl nach der Einwechslung von Hauk und Anton Müller neun der Spieler auf dem Platz schon in der vergangenen Saison zusammen gespielt haben, wirkt es, als hätten sie sich eben zum ersten Mal auf einem Bolzplatz getroffen. Stückwerk, Umstandkisten, perspektivloses Gekicke. Ist es die Last des Gewinnenmüssens? Oder ist es das, was diese Mannschaft eben gerade nur kann?
Viele von denen, die da nach dem Schlusspfiff schließlich doch erlöst die Arme hochreißen, werden nicht bleiben. Mit dem früheren Abwehrchef Steven Rupprecht hat vor dem Spiel eine weitere Stammkraft der letzten zwei Jahre die Papiere bekommen, mit Horvat und Kanitz beenden zwei ihre Karriere, mit Hartmann und Mast werden zwei wechseln und mit den Leihspieler Furuholm, Ziebig und Leistner planen vielleicht schon deren Heimatvereine.
Die Zeichen stehen auf Neuanfang, die Zeiten riechen nach Risiko in Halle. Ob es besser wird, wenn es anders wird, weiß niemand. Dass anders werden muss, wenn es besser werden soll, das weiß nach dem Spiel gegen Aachen jeder.
"... und eine Ende der Schließungsdiskussion um die traditionsreiche Uni-Medizin fordert."
AntwortenLöschenWatt, nach den Ingenieuren sollen jetzt auch die Mediziner aus Halle vertrieben werden ?
... und das zu einem Zeitpunkt, wo in Kassel, Nürnberg, Österreich und Brandenburg neue Medizin-Unis aus dem Boden gestampft werden ?
... und das wo bereits jetzt in Sachen Hausärzte im Saalekreis und bei Augenärzten ein Mangel vorliegen soll ?
ja, soll alles ausradiert werden. läuft im rahmen dieser rückbaumaßnahmen, um den wolf wieder im osten anzusiedeln
AntwortenLöschenApropos "Rückbaumaßnahme": Ich habe mir einmal die Haushaltsstrukturplanung des Landes Sachsen-Anhalt angesehen.
AntwortenLöschenDa ist 2013-2016 eine Steigerung der Personalausgaben von rd. 10% vorgesehen. Und Kürzungen der Investionen auf 60%.
Das ist gute alte westdeutsche Schule der späten 70iger. ;-))