Geschafft! Es ist soweit, wir können feiern. Der 2. Weltkrieg war mehr als 2000 Tage lang, er dauerte vom 1. September 1939 bis zum 8. Mai 1945. Fünf Jahre und neun Monate veränderten die Welt, zwei Schaltjahre anno 40 und 44 inbegriffen brauchte die Menschheit vom Frieden zum Frieden zumindest auf den Hauptkriegsschaupätzen in Europa genau 2078 Tage. Danach war die Welt anders, Imperien waren zerfallen, andere aus Pulverdampf und Kanonendonner erstanden.
Die Finanzkrise ist ab heute länger. Seit ihrem offiziellen Start am 9. August 2007, dem Tag, an dem nicht nur der Dichter Ulrich Plenzdorf starb, sondern auch die den meisten Europäern bis dahin völlig unbekannte Europäische Zentralbank versprach, die Krise am US-Hypothekenmarkt mit einer "Liquiditätsflut" einzudämmen, dauert die Finanzkrise nun bis heute schon 2079 Tage, die Schaltjahre 2008 und 2012 und 2008 mitgezählt.
Ein Gedenktag, der bei den Menschen bis heute nicht angekommen ist. Zeitungen verschweigen ihn, es gibt keinen "Brennpunkt", keine Meldung in der "Tagesschau", kein gemeinsames Erinnern an die frühen Propheten eines baldigen Ende: Eine "amerikanische Krise" nannte der damalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück das Geschehen, das "Deutschland nicht treffen werde". Wolfgang Schäuble, einer der Väter des Hades-Planes, der pünktlich zum Rekordtag im Bundestag zum Thema redet, erwähnt das Jubiläum mit keinem Wort.
Es sind 2079 Tage voller Lügen, voller Vertragsbrüche, voller Heuchelei und zwischenstaatlichem Pokerspiel. Dutzende Male ist die Krise für beendet erklärt worden, ebenso oft kehrte sie danach mit neuen Tricks und Ländernamen zurück. Die Liste der Mitgliedsnamen der Europäischen Union liest sich heute wie eine Karte historischer Kriegsschauplätze: Griechenland. Irland. Estland. Lettland. Zypern. Italien, Spanien, Portugal. Frankreich. Großbritannien. Belgien. Der Kontinent zeigt sich nach 2079 Tagen Krise verheert, gespalten, zerstritten wie seit 1945 nicht mehr.
Geschichte wird gemacht. Inzwischen steht die erste europäische Generation vor ihrem ersten Tag im Kindergarten, die nie eine Welt ohne Finanzkrise erlebt hat. Und keine Welt kennt, in der nicht die Alternativlosigkeit alle Tage wieder als Ausrede dafür herhalten muss, dass Freiheitsrechte eingeschränkt, Grundrechte verletzt und Völkerrecht ausgehebelt wird.Immer war im Leben dieser Kinder Rettung, immer trat Angela Merkel vor die Kameras und hatte ein Paket dabei, das aus milliardenfacher Luft ein schöneres Morgen für alle Menschen machte.
Zum Auftakt der Misere, damals im August 2007, als noch Finanzfrieden über dem Land lag und Peer Steinbrück gemeinsam mit seinem Staatssekretär Jörg Asmussen derivate Verbriefungen als Ausdruck eines fortschrittlichen Finanzkapitalismus predigte, inszenierte die Politik eine aufgeregte Diskussion um "Heuschrecken", die unseren Wohlstand bedrohen. Alte Kämpen wie der damalige Arbeiterführer Franz Müntefering, nur die Älteren erinnern sich, blätterten im Wörterbuch des Unmenschen und forderten, die Schuldigen "auszumerzen". Peer Steinbrück war noch nicht Kanzlerkandidat, kannte sich aber schon aus - er tat das Gegenteil von dem, was er heute zu tun ankündigt.
Hinter den Kulissen war Ratlosigkeit, übertüncht mit beruhigenden Geräuschen aus der Ministerialbürokratie und Kommandounternehmen wie der "Verschrottungsprämie". Die Kreditversorgung einer Volkswirtschaft wie Deutschland hing nun nicht mehr "entscheidend davon ab, inwieweit eine moderne Kapitalmarktgesetzgebung eine Integration in die weltweiten Finanzierungskreisläufe über neue Kapitalmarktprodukte und angemessene Aufsichtsstrukturen bewirken kann" (Asmussen). Sondern davon, dass der Euro nicht zerbricht.
Der Bock wurde später Gärtner, als Direktor der EZB wirkte er engagiert am Putsch zur Zypern-Rettung mit. Inzwischen hat der Bundestag zwölfmal für eine Rettungsmaßnahme gestimmt. Weltrekord!
Der Stand ist dennoch kein friedlicher.
Die Finanzkrise ist ab heute länger. Seit ihrem offiziellen Start am 9. August 2007, dem Tag, an dem nicht nur der Dichter Ulrich Plenzdorf starb, sondern auch die den meisten Europäern bis dahin völlig unbekannte Europäische Zentralbank versprach, die Krise am US-Hypothekenmarkt mit einer "Liquiditätsflut" einzudämmen, dauert die Finanzkrise nun bis heute schon 2079 Tage, die Schaltjahre 2008 und 2012 und 2008 mitgezählt.
Ein Gedenktag, der bei den Menschen bis heute nicht angekommen ist. Zeitungen verschweigen ihn, es gibt keinen "Brennpunkt", keine Meldung in der "Tagesschau", kein gemeinsames Erinnern an die frühen Propheten eines baldigen Ende: Eine "amerikanische Krise" nannte der damalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück das Geschehen, das "Deutschland nicht treffen werde". Wolfgang Schäuble, einer der Väter des Hades-Planes, der pünktlich zum Rekordtag im Bundestag zum Thema redet, erwähnt das Jubiläum mit keinem Wort.
Es sind 2079 Tage voller Lügen, voller Vertragsbrüche, voller Heuchelei und zwischenstaatlichem Pokerspiel. Dutzende Male ist die Krise für beendet erklärt worden, ebenso oft kehrte sie danach mit neuen Tricks und Ländernamen zurück. Die Liste der Mitgliedsnamen der Europäischen Union liest sich heute wie eine Karte historischer Kriegsschauplätze: Griechenland. Irland. Estland. Lettland. Zypern. Italien, Spanien, Portugal. Frankreich. Großbritannien. Belgien. Der Kontinent zeigt sich nach 2079 Tagen Krise verheert, gespalten, zerstritten wie seit 1945 nicht mehr.
Geschichte wird gemacht. Inzwischen steht die erste europäische Generation vor ihrem ersten Tag im Kindergarten, die nie eine Welt ohne Finanzkrise erlebt hat. Und keine Welt kennt, in der nicht die Alternativlosigkeit alle Tage wieder als Ausrede dafür herhalten muss, dass Freiheitsrechte eingeschränkt, Grundrechte verletzt und Völkerrecht ausgehebelt wird.Immer war im Leben dieser Kinder Rettung, immer trat Angela Merkel vor die Kameras und hatte ein Paket dabei, das aus milliardenfacher Luft ein schöneres Morgen für alle Menschen machte.
Zum Auftakt der Misere, damals im August 2007, als noch Finanzfrieden über dem Land lag und Peer Steinbrück gemeinsam mit seinem Staatssekretär Jörg Asmussen derivate Verbriefungen als Ausdruck eines fortschrittlichen Finanzkapitalismus predigte, inszenierte die Politik eine aufgeregte Diskussion um "Heuschrecken", die unseren Wohlstand bedrohen. Alte Kämpen wie der damalige Arbeiterführer Franz Müntefering, nur die Älteren erinnern sich, blätterten im Wörterbuch des Unmenschen und forderten, die Schuldigen "auszumerzen". Peer Steinbrück war noch nicht Kanzlerkandidat, kannte sich aber schon aus - er tat das Gegenteil von dem, was er heute zu tun ankündigt.
Hinter den Kulissen war Ratlosigkeit, übertüncht mit beruhigenden Geräuschen aus der Ministerialbürokratie und Kommandounternehmen wie der "Verschrottungsprämie". Die Kreditversorgung einer Volkswirtschaft wie Deutschland hing nun nicht mehr "entscheidend davon ab, inwieweit eine moderne Kapitalmarktgesetzgebung eine Integration in die weltweiten Finanzierungskreisläufe über neue Kapitalmarktprodukte und angemessene Aufsichtsstrukturen bewirken kann" (Asmussen). Sondern davon, dass der Euro nicht zerbricht.
Der Bock wurde später Gärtner, als Direktor der EZB wirkte er engagiert am Putsch zur Zypern-Rettung mit. Inzwischen hat der Bundestag zwölfmal für eine Rettungsmaßnahme gestimmt. Weltrekord!
Der Stand ist dennoch kein friedlicher.
Also für mich fing das mit TARP an
AntwortenLöschen2008-10-08 das sind jetzt 1653 Tage her. Also befinde ich mich gerade im letzten Drittel ....
ich habe mich an die amtliche definition gehalten. seit 5.45 uhr und so. das war in unserem fall als "the former boss of Northern Rock, Adam Applegarth, pinpointed the start of the first credit crunch as 9 August 2007. It was the "day the world changed," he said" (Guardian).
AntwortenLöschenPPQ das ist das mit Abstand beste was ich in der letzten Zeit gelesen habe - grosses Kompliment.
AntwortenLöschenDer 2. WK dauerte nicht so lange. Denn 1939 waren nur europäische Mächte einbezogen, - ganz anfänglich gings nur darum in Polen die verbrecherischen Pogrome an den Deutschen zu unterbinden. Aber gut, wir kennen den Rest.
AntwortenLöschenAndere hingegen vermuten nicht unbegründet, dass der 2. WK bis heute andauert, - mangels eines Friedensvertrages mit den Siegermächten und der immer noch bestehenden Feindstaatenklausel bei der UNO.
Noch andere pööööse pööööse glauben, es gab (gibt) nur einen Weltkrieg, der seit 1914 bis heute läuft.
Wer will da noch durchsehen... :D
wie gesagt, orwell, es geht nur um die offiziellen zahlen/daten
AntwortenLöschenan irgendwas muss man sich ja halten.
schäuble hält übrigens im bundestag gerade die gedenkrede zum tag ;-)
Was hat die Merkel-Generation(europaweit) eigentlich an historisch Nennenswertem hervorgebracht? Das hab ich mich schön öfters gefragt und nie ist mir bisher was eingefallen.
AntwortenLöschenNaja, mit dem richtigen Vergleichsrahmen wirkt dieses Ereignis gar nicht so eindrucksvoll!
AntwortenLöschen