Die Geschichte bewegte sich in Richtung auf Zeiten, in denen Dinge keine Namen mehr haben werden. Seit der "Neger" nicht mehr durch "Schwarzer" oder "Farbiger" ersetzt werden kann, weil beide Begriffe den Geruch des Wortes angenommen haben, das sie mit Charme und Eleganz ablösen sollten, verstummt ein Stück Sprache in Ratlosigkeit: Wie nennt man den, den Goethe noch "Mohr" nannte? Wie sagt man, wenn man beschreiben soll, wen man meint, wenn es nicht der große, weiße Typ aus der Flaschenreinigung ist, sondern der andere, der dunkle, der mit den krausen Locken, Du weißt schon, der aus Afrika.
Dann ist er aus Amerika, und es ist auch wieder nicht gut, weil es zeigt, wie arrogant die alten Kolonialherren bis heute damit umgehen, ganze Generationen ihrer Wurzeln beraubt zu haben. Schert sie nicht. Stört sie kein bisschen. Andere Farbe, alles eine Wichse, wie der Mitteldeutsche im Mittelalter der deutschen Sprachmoderne zu sagen pflegte, ehe dann auch das Wort "wichsen" ausradiert und abgeschafft wurde und der literarische Revisionismus antrat, Gedankenkontrolle herzustellen durch Kontrolle des Wortes.
"Wir leben in einer Welt, in der zunehmend jeder sich als Minderheit betrachtet und irgendwelche Rechte einfordert und permanent beleidigt ist", heißt es ein einem hellsichtigen Internetkommentar, der freigeschaltet wurde, weil der die zurücksetzende Kraft des Begriffes Minderheit derzeit noch unentdeckt ist. Dabei spricht die Historie eine klare Sprache, schon Menschewiken und Bolschewiken kämpften mit Worten um die Macht.
Die DDR lässt grüßen. Sie war Zeit ihrer Existenz bemüht, die Wirklichkeit durch Formulierungsverbote an ein gedachtes Ideal anzupassen. Mitteldeutschland etwa ging gar nicht, es gab keine Unternehmer und keine Unternehmen außer am Wochenende, kein "Westgeld", keine Meinungsfreiheit, keine Werbung und keine Sonderangebote. Zum Teil erübrigten sich die Begrifflichkeiten, weil es keine Verwendung für sie gab. Zum Teil wurden sie offiziell nicht benutzt, weil sie die Wirklichkeit zu korrekt beschrieben. Der staatliche Versuch, den Sprachgebrauch zu regulieren, war zum Scheitern verurteilt. Es entstand einen Parallelsprache, in der "blaue Fliesen" für Westgeld standen, "tauschen" die Besorgung von Devisen beschrieb, "muggen" privates Unternehmertum meinte und "besorgen" beschrieb das Einkaufen auf einem nicht existierenden kapitalistischen Markt, auf dem Angebot und Nachfrage die Preise bestimmten.
In einer demokratischen Gesellschaft sollte das nicht so sein, denn hier müsste Sprache Realität eins zu eins abbilden können. Sprecher dürfen reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, niemand kann ihnen ihren Sprachgebrauch vorschreiben, keiner Begriffsverwendungen zwangsweise verordnen. Dennoch geschieht es, dennoch ist Sprache erneut dabei, sich abzuschaffen.
Die Annäherung der Realität an Orwells 1984 ist hinterhältig schleichend, obwohl sie öffentlich vorgeführt wird. Auf die Logik dahinter wäre Loriot stolz: Rassisten etwa sollen weiter "Neger" schreiben dürfen, weil sie es rassistisch meinen. Bei allen anderen ist es angemessen, das Wort im Nachhinein auszutauschen - die Idee dahinter ist, dass Männer wie Jules Verne, Mark Twain oder Otfried Preußler ja selbst anders formuliert hätten, hätten sie nur gewusst, wie sich Sprache verändern wird.
Vermutlich wird als nächstes die Bibel umgeschrieben. Die brutale Geschichte mit den Füchsen wäre langsam dran, zumal, weil Kinder die Mechanik hinter dem Geschehen ohnehin nie verstanden haben:
Samson ging weg und fing 300 Füchse. Danach nahm er Fackeln, band je zwei Füchse an den Schwänzen zusammen und befestigte eine Fackel in die Mitte zwischen zwei Schwänzen. Er zündete die Fackeln an und ließ die Füchse in die Getreidefelder der Philister laufen. So verbrannte er die Garben und das noch stehende Korn, ebenso die Weingärten und die Ölbaume.
Dann ist er aus Amerika, und es ist auch wieder nicht gut, weil es zeigt, wie arrogant die alten Kolonialherren bis heute damit umgehen, ganze Generationen ihrer Wurzeln beraubt zu haben. Schert sie nicht. Stört sie kein bisschen. Andere Farbe, alles eine Wichse, wie der Mitteldeutsche im Mittelalter der deutschen Sprachmoderne zu sagen pflegte, ehe dann auch das Wort "wichsen" ausradiert und abgeschafft wurde und der literarische Revisionismus antrat, Gedankenkontrolle herzustellen durch Kontrolle des Wortes.
"Wir leben in einer Welt, in der zunehmend jeder sich als Minderheit betrachtet und irgendwelche Rechte einfordert und permanent beleidigt ist", heißt es ein einem hellsichtigen Internetkommentar, der freigeschaltet wurde, weil der die zurücksetzende Kraft des Begriffes Minderheit derzeit noch unentdeckt ist. Dabei spricht die Historie eine klare Sprache, schon Menschewiken und Bolschewiken kämpften mit Worten um die Macht.
Die DDR lässt grüßen. Sie war Zeit ihrer Existenz bemüht, die Wirklichkeit durch Formulierungsverbote an ein gedachtes Ideal anzupassen. Mitteldeutschland etwa ging gar nicht, es gab keine Unternehmer und keine Unternehmen außer am Wochenende, kein "Westgeld", keine Meinungsfreiheit, keine Werbung und keine Sonderangebote. Zum Teil erübrigten sich die Begrifflichkeiten, weil es keine Verwendung für sie gab. Zum Teil wurden sie offiziell nicht benutzt, weil sie die Wirklichkeit zu korrekt beschrieben. Der staatliche Versuch, den Sprachgebrauch zu regulieren, war zum Scheitern verurteilt. Es entstand einen Parallelsprache, in der "blaue Fliesen" für Westgeld standen, "tauschen" die Besorgung von Devisen beschrieb, "muggen" privates Unternehmertum meinte und "besorgen" beschrieb das Einkaufen auf einem nicht existierenden kapitalistischen Markt, auf dem Angebot und Nachfrage die Preise bestimmten.
In einer demokratischen Gesellschaft sollte das nicht so sein, denn hier müsste Sprache Realität eins zu eins abbilden können. Sprecher dürfen reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, niemand kann ihnen ihren Sprachgebrauch vorschreiben, keiner Begriffsverwendungen zwangsweise verordnen. Dennoch geschieht es, dennoch ist Sprache erneut dabei, sich abzuschaffen.
Die Annäherung der Realität an Orwells 1984 ist hinterhältig schleichend, obwohl sie öffentlich vorgeführt wird. Auf die Logik dahinter wäre Loriot stolz: Rassisten etwa sollen weiter "Neger" schreiben dürfen, weil sie es rassistisch meinen. Bei allen anderen ist es angemessen, das Wort im Nachhinein auszutauschen - die Idee dahinter ist, dass Männer wie Jules Verne, Mark Twain oder Otfried Preußler ja selbst anders formuliert hätten, hätten sie nur gewusst, wie sich Sprache verändern wird.
Vermutlich wird als nächstes die Bibel umgeschrieben. Die brutale Geschichte mit den Füchsen wäre langsam dran, zumal, weil Kinder die Mechanik hinter dem Geschehen ohnehin nie verstanden haben:
Samson ging weg und fing 300 Füchse. Danach nahm er Fackeln, band je zwei Füchse an den Schwänzen zusammen und befestigte eine Fackel in die Mitte zwischen zwei Schwänzen. Er zündete die Fackeln an und ließ die Füchse in die Getreidefelder der Philister laufen. So verbrannte er die Garben und das noch stehende Korn, ebenso die Weingärten und die Ölbaume.
In dem Fall Samsung halte ich es mit den "Grünen": Mir tun hauptsächlich die Füchse leid. Das es eine bestimmte Gruppe erwischt ist einer meiner "geheimen" Wünsche. Es steht jedem frei hier seine favorisierte Untergangsgruppe einzusetzen... ;-(
AntwortenLöschenDarf man jetzt schon nicht mehr Samson sagen, sondern muss das politisch korrekte Samsung benutzen?
AntwortenLöschenIm übrigen bin ich gespannt, wie Samsung diese Brandstiftung an palästinensischem Eigentum den Zuschauern der Sesamstraße beibringen will.
„Rassisten etwa sollen weiter "Neger" schreiben dürfen, weil sie es rassistisch meinen“.
Nicht nur das, Rassisten schreiben sogar ungestraft Nigger (oder in Niggersprache Nigga).
Ich möchte aus einem besonders widerlichen Beispiel zitieren. Das Lied heißt Nigga Nigga Nigga und ist vom Sänger Gangsta Rap:
Strophe:
Yeah, mother fucker
Sup nigga
Gangsta Rap nigga
Refrain:
Nigga
Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga, I'm 100% nigga
Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga, I'm 200% nigga
Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga, why do police hate niggas?
Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga, they hate us cause our dicks is bigga
Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga, why you call yourself a nigga?
Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga, cause I'm a mother fucking nigga!
Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga, why you drink so much beer?
Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga Nigga, I don't drink beer, I drink malt liquor
Cause I'm a nigga!
usw.
In einer fiktiven Demokratie würde auch die Mehrheit bestimmen, was passiert. Tuts in Wirklichkeit aber nie. Und hier bei der Sprache denken sich auch wieder irgendwelche kleine Grüppchen Schwachsinn aus, um die Mehrheit damit zu quälen.
AntwortenLöschenEs gab ja auch den Realsozialismus, so gibts auch die Realdemokratie.
Zur Zeit ist in den maßgeblichen sprachplanerischen Kreisen auch ein Verbot oder wenigstens eine gesellschaftliche Ächtung bestimmter von Hitler benutzter Phoneme (wie z.B. das rollende R) angedacht.
AntwortenLöschenWenn man nicht mehr Neescher sagen darf, dann sollte man die Sprachreiniger wenigstens am Nasenring packen. Wie wär's mit SchwarzPoCrikaner? Oder kurzum PoCken?
AntwortenLöschenNaja, TEFKAN - The Entity Formerly Known As Negro, oder so ähnlich.
AntwortenLöschen„Wenn die Sprache nicht stimmt,
so ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist;
ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist,
so kommen die Werke nicht zustande;
kommen die Werke nicht zustande,
so gedeihen Moral und Kunst nicht;
gedeihen Moral und Kunst nicht,
so trifft das Recht nicht;
trifft das Recht nicht,
so weiß die Nation nicht,
wohin Hand und Fuß setzen;
also dulde man keine Willkürlichkeit in den Worten;
das ist es, worauf alles ankommt“
(Konfuzius) - Aber wer war das schon!
Ich möchte kurz anmerken, daß in unserer Dtschen Demkratschn Republiehk sehr wohl "Mitteldeutschland" ging. Bruno Apitz, Erik Neutsch, Christa Wolf und viele andere ließen ihre Bücher vom Mitteldeutschen Verlag verlegen. Und nun die Preisfrage: Wo war und ist dieser mitteldeutsche Verlag ansässig?
AntwortenLöschen@Corax
AntwortenLöschenDas mit dem Verbot von "Adolf-Phonemen" erinnert mich lebhaft daran, wie seinerzeit ein FJS von den medienhegemonialen Saupreissen in diesem Lande mit einer Häme und Gehässigkeit als eine Art "Adolf-Remake" tituliert und geschmäht wurde, weil FJS's baiuwarische Phonetik von diesen Etepetete-Preissn wie eine Neuauflage Adolfscherrr-Aussprrrrrache hingestellt wurde.
Besonders die Sterns und Speichels schnitzten süffisant am Image des Bauiwaren als genetisch braunfachistisch disponiert, mit ihrem fulminanten Exponenten FJS.
Wo der Mitteldeutsche Verlag sitzt, kann jeder selber googeln. Auf jeden Fall lacht aber mein Revanchistenherz jedesmal, wenn der Mitteldeutsche Rundfunk aus dem Radio schallt und zu irgendeinem Thema zuverlässig politkorrekten Schmarren herauswürgt.
AntwortenLöschen@Corax
AntwortenLöschenÜbrigens, auch ohne Linguist zu sein, fiel mir schon immer auf, dass es schon lange eine Ächtung des 'R' im Deutschen gibt, insbesondere in den "faaiinen" Nördlichen Regionen.
Während man in der Schweiz, Österreich und Bayern, teilweise auch noch in der Pfalz und Hessen sogar das sog. 'rollende R' spricht (fast über sonst in der Welt die Norm), ist dieser Konsonant einer Art Bannfluch zum Opfer gefallen. Nur noch als "Zäpfchen-Gekratze" darf er intervokalisch und im Anlaut artikuliert werden.
Und nur noch als Vat-A und Mutt-A darf sich dieser Paria-Konsonant als Auslaut in einer '-eR' Silbe hervor wagen.
Zynischerweise werden, die die es "richtig" sprechen, wie die Schweizer, nämlich "Vat-er" und "Mutt-er", vom bunzreplikanischen Besserwisser als Alpin-Deppen belächelt.
>>Wie nennt man den, den Goethe noch "Mohr" nannte? <<
AntwortenLöschenMelaninprivilegierter, subsaharisch verwurzelt.
Vermute stark, dass der sprachliche Spasmus, der hierzulande immer mehr Infizierte hinterlässt, auch die "Pygmäen" mit dem üblichen Bann belegt hat.
AntwortenLöschenAber so ein ähnlich klingender, oft damit verwechselter Begriff, dürfte noch koscher sein, nämlich die Pigmente. Daher könnte man die "N......" (hüstel), doch einfach die "Pigmänten", oder so ähnlich nennen.