In einem Land, in dem eine Partei "Piraten" heißt, kann Kakerlakenessen natürlich auf Zuschauermassen hoffen. "Im australischen Dschungel bescherten Helmut Berger und Olivia Jones RTL traumhafte Quoten", vermerkt die Illustrierte "Stern" zum "erfolgreichen Staffelstart von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!"' und das Nachrichtenmagazin "Spiegel" zitiert dieselbe Pressemitteilung des Dschungelsenders: "7,77 Millionen schalten sich in den Dschungel".
Das sind mehr als zehn Prozent der erwachsenen Deutschen - ein Ergebnis, das etwa der Anzahl der Erststimmen entspricht, die Grüne und Linke bei der letzten Bundestagswahl auf sich vereinigen konnten. Damals wurde Angela Merkel erneut Dschungelkönigin, damals öffnete sich das Startfenster zur endgültigen Eurorettung. Im RTL-Dschungelcamp zeigte seinerzeit ein inzwischen wieder vergessener "DJ Tomek" einem aus Fingernagelfeen und gepiercten Jungprekariern bestehenden Publikum den Hitlergruß. Ein Mann namens Bata Illic wurde Dritter.
Äonen her scheint es, denn mittlerweile ist der Dschungelgedanke bis in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen, wo Reporter der FR, die sich immer nach der Mitte der Gessellschaft gesehnt haben, bereits mit gezückten Stift warten. Das Konzept ist das alte, der Schoß aber ist fruchtbar noch und furchtbarer denn je. In Zeiten der Krise übernimmt das schmierige Spektakel die Funktion, die die Gladiatorenkämpfe im alten Rom hatten. Von großen Qualitätsmedienhäusern und einer Armee von Twitterern unter #ibes aufgehypte Kleindarsteller imitieren waffenlos die Gefechte in Vespasians Colosseum. Das Volk hebt oder senkt den Daumen per Telefon.
Die Heldenfiguren des von allen Qualitätsmedien mit zeitnaher Frontberichterstattung bedachten Theaterstücks zeigen dabei ein Spiegelbild einer Gesellschaft, der der Lebenszweck verlorengegangen ist. Nie geht es mehr um das "Wie" oder um das "Wohin" und "Wozu", immer nur um das "Wer" und "Wielange". Ein Widerhall aus den Echokammern der echten Welt: Auch Europa ist sich selbst Sinn genug, auch hier fragt niemand nach warum, wozu oder weswegen, auch hier geht es immer nur um "Wielange noch?" und "Wer setzt sich durch?"
Darwin-TV, das Abscheu erzeugt, um zu abzulenken. Dschungel-Moderator Dirk Bach, ein Säulenheiliger des vagabundierenden Schwachsinns, schaffte es auf dieser Basis, aus quellender Leibesfülle und absoluter Schamlosigkeit eine strahlende Karriere zu machen. Als er starb, versank das Land der Dichter und Denker, das Land von Goethe, Beethoven und Herbert Grönemeyer, das Land von Tiefsinn und Romantik in tosende Trauer.
"Was soll das?" (Grönemeyer) fragt niemand mehr. Das Dschungelcamp, das der dicke Mann neben einer überschlanken Igelitt-Blondine regierte, ist das Sammellager der deutschen Langeweile, eine Ausflugziel für Eurokrisenflüchtlinge, für enttäuschte SPD-Wähler, für frustrierte Liberale, agnostische CDU-Anhänger, HTML5-Piraten und genervte DSDS-Aussteiger. Hier spielt das Leben nach einer traurigen Grundmelodie Komödie, hier entfällt selbst die bei Bundestagsdebatten, Bundesligaübertragungen und der "Tagesschau" bis heute unerlässliche Behauptung, es gehe bei alldem um irgendetwas.
Tut es nicht.
Das sind mehr als zehn Prozent der erwachsenen Deutschen - ein Ergebnis, das etwa der Anzahl der Erststimmen entspricht, die Grüne und Linke bei der letzten Bundestagswahl auf sich vereinigen konnten. Damals wurde Angela Merkel erneut Dschungelkönigin, damals öffnete sich das Startfenster zur endgültigen Eurorettung. Im RTL-Dschungelcamp zeigte seinerzeit ein inzwischen wieder vergessener "DJ Tomek" einem aus Fingernagelfeen und gepiercten Jungprekariern bestehenden Publikum den Hitlergruß. Ein Mann namens Bata Illic wurde Dritter.
Äonen her scheint es, denn mittlerweile ist der Dschungelgedanke bis in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen, wo Reporter der FR, die sich immer nach der Mitte der Gessellschaft gesehnt haben, bereits mit gezückten Stift warten. Das Konzept ist das alte, der Schoß aber ist fruchtbar noch und furchtbarer denn je. In Zeiten der Krise übernimmt das schmierige Spektakel die Funktion, die die Gladiatorenkämpfe im alten Rom hatten. Von großen Qualitätsmedienhäusern und einer Armee von Twitterern unter #ibes aufgehypte Kleindarsteller imitieren waffenlos die Gefechte in Vespasians Colosseum. Das Volk hebt oder senkt den Daumen per Telefon.
Die Heldenfiguren des von allen Qualitätsmedien mit zeitnaher Frontberichterstattung bedachten Theaterstücks zeigen dabei ein Spiegelbild einer Gesellschaft, der der Lebenszweck verlorengegangen ist. Nie geht es mehr um das "Wie" oder um das "Wohin" und "Wozu", immer nur um das "Wer" und "Wielange". Ein Widerhall aus den Echokammern der echten Welt: Auch Europa ist sich selbst Sinn genug, auch hier fragt niemand nach warum, wozu oder weswegen, auch hier geht es immer nur um "Wielange noch?" und "Wer setzt sich durch?"
Darwin-TV, das Abscheu erzeugt, um zu abzulenken. Dschungel-Moderator Dirk Bach, ein Säulenheiliger des vagabundierenden Schwachsinns, schaffte es auf dieser Basis, aus quellender Leibesfülle und absoluter Schamlosigkeit eine strahlende Karriere zu machen. Als er starb, versank das Land der Dichter und Denker, das Land von Goethe, Beethoven und Herbert Grönemeyer, das Land von Tiefsinn und Romantik in tosende Trauer.
"Was soll das?" (Grönemeyer) fragt niemand mehr. Das Dschungelcamp, das der dicke Mann neben einer überschlanken Igelitt-Blondine regierte, ist das Sammellager der deutschen Langeweile, eine Ausflugziel für Eurokrisenflüchtlinge, für enttäuschte SPD-Wähler, für frustrierte Liberale, agnostische CDU-Anhänger, HTML5-Piraten und genervte DSDS-Aussteiger. Hier spielt das Leben nach einer traurigen Grundmelodie Komödie, hier entfällt selbst die bei Bundestagsdebatten, Bundesligaübertragungen und der "Tagesschau" bis heute unerlässliche Behauptung, es gehe bei alldem um irgendetwas.
Tut es nicht.
Vielen Dank für die zutreffenden Worte.
AntwortenLöschenes war mir ein mächtiges bedürfnis. man meint ja langsam, man lebt in einem großen irrenhaus
AntwortenLöschenWie - "langsam"?
AntwortenLöschenDabei markieren PPQ & friends es doch schon eine ganze Weile - und das recht genial, wie ich meine.
Applaus für diese gelungene Wasserstandsmeldung vom Narrenschiff 'brd'!
Kreuzweis
danke für die blumen. aber vor der weltgeschichte ist das "langsam"
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