Donnerstag, 3. Januar 2013

Große Sorgen um Homo hustus

Die Forschung steht vor einem Rätsel, selbst amerikanische Wissenschaftler wissen nicht mehr ein noch aus. Grund ist natürlich die Euro-Krise, Grund sind aber vor allem die der griechischen Bevölkerung von deutschen Austeritäts-Kommissaren aufgezwungenen drastischen Sparmaßnahmen. Die hatten die griechische Regierung zuletzt veranlasst, die Heizölsteuer an die deutlich höhere Steuer für Dieselöl anzupassen.

Deshalb heizen jetzt viele Griechen bei bitterkalten 17 Grad etwa in Kalamata mit Holz – mit fatalen Folgen: Ärzte warnen bereits vor gesundheitlichen Folgen durch Feinstaub. Das neue Heizmaterial nehme den Griechen die Luft zum Atmen – buchstäblich, wie die Mediziner meinen, den ein beißender Geruch und graubraune Dunstschichten liegen über Hellas. Viele Athener klagten, so die staatliche Fachagentur dpa, "über tränende Augen und Brennen im Hals".

Die Angst geht um in den griechischen Städten. Aktuelle Luftwerte bedrohen Kinder und chronisch Kranke, die Ärztekammer der griechischen Hauptstadt hat die Regierung dazu aufgerufen, die Bevölkerung vor den gesundheitsschädlichen Folgen der Holzheizerei zu schützen. Das Phänomen habe "bedrohliche Dimensionen angenommen und setzt das Leben von Millionen Bürgern Gefahren aus", heißt es, denn nach Messungen des Umweltministeriums sei der zulässige Feinstaubgrenzwert in den vergangenen Wochen wiederholt übertroffen worde. Im Norden Athens wurden Werte um 150 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen – erlaubt sind 50.

Schlimmer war es nie, jedenfalls nicht, seit im mitteldeutschen Chemiedreieck zu DDR-Zeiten jährlich mehr als 11 Tonnen Staub und Dreck pro Kopf der Bevölkerung vom Himmel rieselten. Im Jahresmittel schluckte der durch Immissionen nicht zu beeindruckende Menschenschlag hier täglich 270 bis 380 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.

Doch der Grieche ist kein DDR-Bürger. Und was die Finanzkrise nicht geschafft hat, das droht nun Feuerholz mit Hellas zu machen. Hier aber versagt die Kraft der Wissenschaft: Rund zwei Millionen Jahre nachdem der Mensch das erste Feuer in seiner Höhle entzündete, ist völlig unklar, wie es angesichts seiner über hunderttausende Jahre andauernden Vorliebe für Holzfeuer überhaupt zu Griechenland kommen konnte. Nach Überzeugung von Forschern, die das Phänomen im Auftrag deutscher Fachmagazine untersucht haben, hätte der Mensch nach allem, was heute bekannt ist, aufgrund des "beißenden Geruchs und der graubraunen Dunstschichten" in vielen steinzeitlichen Höhlen bereits als Homo Ergaster vor rund 1,8 Millionen Jahren wegen der gesundheitsschädlichen Folgen der Holzheizerei aussterben müssen.

Wie es ihm dennoch gelang, nicht nur zu überleben, sondern nach rund zwei Millionen Jahren Heizmöglichkeiten mit Öl und Gas zu entwickeln, ist bisher völlig offen. Die Forschung steht vor einem Rätsel, amerikanische Wissenschaftler sprechen bereits vom "Homo hustus", um den es sich große Sorgen zu machen gelte. "Richtig Heizen mit Holz will gelernt sein", rät das Umweltamt der Ökometropole Freiburg, "weil heute fast niemand mehr darin geübt ist, mit Holz zu heizen, werden dabei viele Fehler gemacht".

Generation Waschlappen
Die große Furcht vor der Furcht

5 Kommentare:

  1. Wenigstens Umweltzonen sollten die Griechen jetzt in ihren Städten einrichten, die den Feinstaub reglementieren. Der verzieht sich dann umgehend ins Umland.

    AntwortenLöschen
  2. Mit anderen Worte, sie wollen weiter Geld geschenkt bekommen, weil die „Luftwerte“ [sic] Kinder bedrohen.
    Wie wäre es, wenn Brüssel statt Euros einfach ein paar Millionen Tonnen heiße Luft nach Athen exportiert?

    AntwortenLöschen
  3. Nunja, die DDR ist allerdings schon in ziemlich jungen Jahren dahingeschieden.

    Das wollen die sich in der Wiege der Demokratie schaukelnden Menschen nicht.

    Deswegen heizen sie sich ein. Für bessere wir sind auch Völker.

    Davon abgesehen ist es um die Großregion Berlin/Brandenburg, dreist wenn die neuen Richtwerte als Maßstab genutzt werden, nicht gut bestellt. Sie hat mit Abstand die schlechteste Luftqualität in Europa. In Berlin ist sozusagen dicke Luft. Die Feinstaubgrenzen werden hier regelmäßig verletzt, doch niemanden kümmert es.

    AntwortenLöschen
  4. Tagesspiegel

    So, jetzt fiel mir auch wieder die Quelle ein, wo ich gelesen hatte, daß die Griechen mit ihrer Holzverbrennung die Berliner Luft verpesten.

    AntwortenLöschen
  5. die schweine! dann waren die das in bitterfeld (das foto) wohl auch

    AntwortenLöschen

Richtlinien für Lesermeinungen: Werte Nutzer, bitte beachten Sie bei ihren Einträgen stets die Maasregeln und die hier geltende Anettekette. Alle anderen Einträge werden nach den Vorgaben der aktuellen Meinungsfreiheitsschutzgesetze entschädigungslos gelöscht. Danke.