Samstag, 26. Januar 2013

Gendefekt im Gebührensender

Ist Ausländerhass ein Gendefekt? Sind Nazis Sklave ihrer Erbinformationen? „Die Evolution hat uns eine gewisse Fremdenfeindlichkeit in die Wiege gelegt“, hat der sächsische Ausländerbeauftragte dem Gebührensender MDR Info in einem live gesendeten Exkurs in die Erblehre verraten. Und obwohl der Sender die Äußerung später fürsorglich in „Wir sind leider alle angeboren mit der Angst vor dem Fremden“ begradigte und Gillo selbst ergänzt hatte, man „könne diese Angst überwinden durch gute Bildung - durch ein kulturelles Umfeld, wo wir lernen, wie wir durch Menschen, die aus anderen Kulturen kommen, bereichert werden", steht doch nun die große Frage der Verantwortlichkeit auf dem Programm.

Was ist mit denen, die ihre „angeborene Angst vor dem Fremden“ nicht durch „gute Bildung“ und ein „kulturelles Umfeld“ weglernen können? Soll es denen gestattet sein, bei Gelegenheit zurückzufallen in den biologistischen Determinismus einer von der fortschrittlichen Wissenschaft etwa in Oldenburg längst widerlegten Soziobiologie, die ungeachtet ernster Hinweise anderer Wissenschaftler fortgesetzt den Fehler der Vereinfachung und des Reduktionismus begeht. Gillo, deutsch-amerikanischer Ex-Staatsminister für Wirtschaft und Arbeit in Sachsen, blieb die Antwort schuldig.

Doch angeborene Fremdenfurcht, wie Gillo sie propagiert, war vom Gentechnik-Magazin "Focus" bereits im Jahr 1994 ins Reich der sagen verwiesen worden. Vergleiche aus der Tierwelt, in der „gerade bei geselligen Tieren der fremde Artgenosse Flucht oder Angriff auslöst, also das agonistische Verhalten aktiviert“, müssten als „nahezu durchgehendes Prinzip“ auch auf das Tierreich beschränkt bleiben. Beim Menschen habe Xenophobie keine Chance, weil der Mensch in der Lage sei, durch Recht und Gesetz erzogen und höherer Einsicht über seine Instinkte geführt zu werden. zu

Ethnozentrismus hat folglich vielleicht eine biologische Grundlage, in keinem Fall aber ein Lebensrecht in aufgeklärten Köpfen. Krude Thesen wie die des vermeintlichen Ethnologen G.H. Neumann, der der Ansicht war, dass der Mensch wie viele sozial lebende Tiere von seinen Artgenossen gruppenkonformes Verhalten erwarte und dazu neige, aggressiv auf jene zu reagieren, die aus der Norm ausbrechen, sind längst ausgemerzt und durch neuere Ansichten überwunden worden. Danach führt derzeit die „Macht extremer Emotionen und individueller biografischer Entwicklungen bei der Entstehung rechtsextremistischer Denkmuster und bei der Begehung entsprechender Gewalttaten“ Regie.

Viele rechtsextremistische Täter seien bereits "frühkindlich sozial auffällig", andere litten unter der „zunehmenden Individualisierung von Lebenslagen und dem damit einhergehenden Verlust traditioneller Lebensformen“.

Hier, in der Erziehung zu Mann und Frau, Fremdenfreund und Fremdenfeind, und nicht im Biologistischen liegen die wahren Ursachen für Fremdenfeindlichkeit und Angst vor Zugezogenen. Hoffnung für den Menschen, Hoffnung für Martin Gillo: Xenophobie konnte experimentell zwar bei verschiedenen Arten von Insekten und bei syrischen Goldhamstern, Weiß-Pfoten-Mäusen, Pavianen und Silbermöwen nachgewiesen werden. Bei Heuschrecken, Schmetterlingen, Stechmücken, Ratten, Dohlen und etlichen Wandervögeln aber existiert sie nicht.

9 Kommentare:

  1. Bedingt durch die Weltanschauung Entwicklung des Menschen aus dem Tierreich muss man bei soziologischen Themen auf die Tiere zurückgreifen, logisch. Lustig ist, wenn man bei den bösen Sachen das unbedingt vermeidet, Stichwort Sozialdarwinismus.

    Bei diesem Beispiel zäumt man das Pferd sogar von hinten auf. Der Mensch naturbedingt "gut", dann durch Erziehung verdorben. Pervers.

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  2. Ethnozentrismus hat folglich vielleicht eine biologische Grundlage, in keinem Fall aber ein Lebensrecht in aufgeklärten Köpfen. Krude Thesen wie die des vermeintlichen Ethnologen G.H. Neumann

    Die Erwähnung des Begriffs "krude" lassen bei mir immer alle Warnlampen an und gleichzeitig die Jalousien heruntergehen. Ein sicheres Indiz dafür, daß hier irgendwo irgendjemand die vorgeschriebenen Sprach- und Denkschablonen unserer Tugendwächter der Politischen Korrektheit durchbrochen hat.

    Zum Thema Martin Gillo (CDU) mal dessen Homepage ansehen, besonders den Artikel auf S. 4 über unsere Schöne Neue Zukunft "Ab 2035 beginnt ein neues Zeitalter in Deutschland". Wem da nicht die Haare zu Berge stehen, dem ist nicht mehr zu helfen. Kommt davon, wenn man Pyromanen zu Wächtern über das Tanklager macht:

    http://www.landtag.sachsen.de/dokumente/sab/Mit_Herz_gesehen-2012.pdf

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  3. Für den Fall, dass sich einer zum ersten Mal hierher verirrt …
    Selbst die maßlos überzogene Zählung des Verfassungsschutzes kommt pro Jahr auf gerade mal 750 rechte Gewalttaten. Bezogen auf die über 500.000 alljährlichen Gewalttaten in Deutschland sind das sagenhafte 0,15%. Wegen diesen 0,15% wird ein Aufriss ohnegleichen veranstaltet. Die restlichen 99,85% rangieren irgendwo unter ferner liefen.

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  4. @karl murx: komisch, dass der gillo mir nun erzählt, der özil würde von irgendwem gezwungen, sich "deutsch-türke" zu nennen und der khedira müsste sich von amts wegen als deutsch-tunesier bezeichnen. seine logik mit 2035 verstehe ich überdies nicht. warum rechnet er die menschen mit türkischen eltern auf eine art ein, wie das rechtsxtremisten tun würden? und warum sind unter seiner diskriminierenden rubrik "herkunftsdeutsche" zuzügler aus schlesien und sudeten pauschal inbegriffen, spätaussiedler aus rumänien und russland aber nicht?

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  5. anzüglich fand ich zudem die einladung ins hygienemuseum. rassenhygiene oder was? ist es schon wieder soweit?

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  6. " warum rechnet er die menschen mit türkischen eltern auf eine art ein, wie das rechtsxtremisten tun würden?"

    Weil es außer der Farbe keinen Unterschied gibt zwischen den braunen und den rot/grün/schwarzen Sozialisten.

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  7. @ppq:

    "anzüglich fand ich zudem die einladung ins hygienemuseum. rassenhygiene oder was? ist es schon wieder soweit?"

    Sieht man doch an diversen Gerichtsurteilen, wenn der spezielle Migrationshintergrund in das Strafmaß einfließt. Immer wenn die rassebiologischen Gutachten ergeben, daß es sich bei den Täter um Angehörige der türkischen Herrenrasse handelt und die Opfer dem deutschen Untermenschentum zuzurechnen sind, treten bei hiesigen Richtern alle Schutz- und Trutzparagraphen in Kraft. Da verläßt man bei einem totgetretenen deutschen Opfer schon mal den Gerichtssaal als freier Mann oder muß vielleicht ca. 200 Sozialstunden leisten.
    Wie war das noch mal mit den 20-Cent-Tätern von Hamburg-Harburg?

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  8. Das Hygienemuseum in Dresden hat nicht das Geringste mit Rassenhygiene zu tun. Es ist ein Ort der Aufklärung im besten Sinne.

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