Selten genug kommen Feinschmecker in deutschen Medien auf ihre Kosten, kaum jemals dürfen Detailconnoisseure bei der Lektüre von Qualitätsschriften wie „Zeit“; „FR“ oder „SZ“ mit der Zunge schnalzen. Zu laut das alles, zu sehr mit dem Holzhammer gemeißelt, ein Gebrülle, Aufeinandereinschlagen und Denunzieren: „Du Schleicher“ und „Du Nazi“, „Du geistiger Brandstifter“ und „Du Neoliberaler“, „Du Hetzer“ und „Du Antisemit“. Im Kampf um die begrenzte Aufmerksamkeit des längst müde gerittenen Publikums nehmen sich selbst die großen Edelfedern nur selten die Zeit, auf die kleinen Finessen zu achten und die winzigen Molekülverschiebungen in der öffentlichen Debatte zu würdigen.
Da muss dann das Bildblog her, das zwei Wochen nach der erstaunlichen Medienkarriere der großen Antisemitenliste des Simon Wiesenthal Centers (PDF) endlich einen Übersetzer gefunden hat, der die Überschrift der "2012 Top Ten Anti-Semitic/Anti-Israel Slurs" ins Deutsche transkribiert hat. Und nun also Details: Es handele sich laut Übersetzung dabei um die „Top Ten der anti-semitischen bzw. anti-israelischen Verunglimpfungen im Jahr 2012“. Also keineswegs um eine Antisemitenliste, zu der sie die gesamte deutsche Qualitätspresse im Chor ausgerufen hatte.
Aufklärung, die Not tut, denn im Grunde habe Jakob Augstein somit nie auf der Liste der zehn übelsten Antisemiten gestanden, sondern nur einige der schlimmsten antisemitischen Äußerungen zugeliefert. „Das bedeute aber nicht automatisch, dass Augstein ein Antisemit sei“, zitiert Bildblog den "Spiegel", der wiederum den „für die Liste mitverantwortliche Rabbiner Abraham Cooper im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa“ zitiert.
Selten war eine Petitesse am Ende einer langen, erfolgreichen Kampagne so fein ziseliert und wohlabgewogen wie diese, die durch die aufschwellende Mali-Krise im Herzen Europas leider nicht mehr das Medienecho der ersten echt empörten Tage der Auseinandersetzung um die Deutungshoheit über das Thema „Wer ist Antisemit“ erreicht.
Denn hier, ganz am Ende der Nachrichtennahrungsschlange, wird es ja erst spannend! Wird hier doch der Unterschied zwischen denen herausgearbeitet, die Antisemit sind, und denen, die sich nur antisemitisch äußern. Letztere, das zeigt das Beispiel Augstein, müssen nicht Erstere sein, sie können es auch nur anders gemeint haben oder falsch verstanden worden sein oder im Zuge einer kurzzeitigen Gesinnungsverwirrung falsche Ansichten vertreten haben.
Alles ist offen, aber selbstverständlich auch andersherum. Wenn die, die sich antisemitisch äußern, keine Antisemiten sind, dann deutet das natürlich darauf hin, dass, wer sich nicht antisemitisch äußert, nicht zwingend kein Antisemit ist. Vielleicht tarnt er sich durch sein Verschweigen nur? Vielleicht weiß er selbst noch nichts von seiner fragwürdigen Haltung? Im Fall von Jakob Augstein war es ja nach Forschungsergebnissen des Wiesenthal-Centers anfangs ja ebenso: Es könne sein, dass Augstein sich gar nicht bewusst sei, dass er Antisemit sei, hieß es da halb warnend, halb entschuldigend.
Antisemitismus jedenfalls ist die große Mode der Saison. Jeder will Antisemit sein oder wenigstens einen Antisemiten outen. Das ist inzwischen zum Glück einfacher denn je, denn was sich beim Kolumnisten irgendwann mit Macht den Weg nach außen bahnte, bleibt bei vielen Menschen ein Leben lang in Kopf und Herz verschlossen. Dieser unausgesprochene, sich selbst nie eingestandene und dadurch erst extrem gefährlicher Antisemitismus lässt sich nach dem heutigen Stand der Technik nur daran erkennen, dass die Befallenen keinerlei Symptome zeigen. Ein Blick aus dem Fenster wird da zum Blick in den Abgrund.
Da muss dann das Bildblog her, das zwei Wochen nach der erstaunlichen Medienkarriere der großen Antisemitenliste des Simon Wiesenthal Centers (PDF) endlich einen Übersetzer gefunden hat, der die Überschrift der "2012 Top Ten Anti-Semitic/Anti-Israel Slurs" ins Deutsche transkribiert hat. Und nun also Details: Es handele sich laut Übersetzung dabei um die „Top Ten der anti-semitischen bzw. anti-israelischen Verunglimpfungen im Jahr 2012“. Also keineswegs um eine Antisemitenliste, zu der sie die gesamte deutsche Qualitätspresse im Chor ausgerufen hatte.
Aufklärung, die Not tut, denn im Grunde habe Jakob Augstein somit nie auf der Liste der zehn übelsten Antisemiten gestanden, sondern nur einige der schlimmsten antisemitischen Äußerungen zugeliefert. „Das bedeute aber nicht automatisch, dass Augstein ein Antisemit sei“, zitiert Bildblog den "Spiegel", der wiederum den „für die Liste mitverantwortliche Rabbiner Abraham Cooper im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa“ zitiert.
Selten war eine Petitesse am Ende einer langen, erfolgreichen Kampagne so fein ziseliert und wohlabgewogen wie diese, die durch die aufschwellende Mali-Krise im Herzen Europas leider nicht mehr das Medienecho der ersten echt empörten Tage der Auseinandersetzung um die Deutungshoheit über das Thema „Wer ist Antisemit“ erreicht.
Denn hier, ganz am Ende der Nachrichtennahrungsschlange, wird es ja erst spannend! Wird hier doch der Unterschied zwischen denen herausgearbeitet, die Antisemit sind, und denen, die sich nur antisemitisch äußern. Letztere, das zeigt das Beispiel Augstein, müssen nicht Erstere sein, sie können es auch nur anders gemeint haben oder falsch verstanden worden sein oder im Zuge einer kurzzeitigen Gesinnungsverwirrung falsche Ansichten vertreten haben.
Alles ist offen, aber selbstverständlich auch andersherum. Wenn die, die sich antisemitisch äußern, keine Antisemiten sind, dann deutet das natürlich darauf hin, dass, wer sich nicht antisemitisch äußert, nicht zwingend kein Antisemit ist. Vielleicht tarnt er sich durch sein Verschweigen nur? Vielleicht weiß er selbst noch nichts von seiner fragwürdigen Haltung? Im Fall von Jakob Augstein war es ja nach Forschungsergebnissen des Wiesenthal-Centers anfangs ja ebenso: Es könne sein, dass Augstein sich gar nicht bewusst sei, dass er Antisemit sei, hieß es da halb warnend, halb entschuldigend.
Antisemitismus jedenfalls ist die große Mode der Saison. Jeder will Antisemit sein oder wenigstens einen Antisemiten outen. Das ist inzwischen zum Glück einfacher denn je, denn was sich beim Kolumnisten irgendwann mit Macht den Weg nach außen bahnte, bleibt bei vielen Menschen ein Leben lang in Kopf und Herz verschlossen. Dieser unausgesprochene, sich selbst nie eingestandene und dadurch erst extrem gefährlicher Antisemitismus lässt sich nach dem heutigen Stand der Technik nur daran erkennen, dass die Befallenen keinerlei Symptome zeigen. Ein Blick aus dem Fenster wird da zum Blick in den Abgrund.
Der ‚Antisemitismus‘ ist mithin das erschröcklichste, was sich das politisch korrekt normierte BRD-Vorstellungsvermögen gerade noch imaginieren kann. Er ist ein Extremissimum, ein Ultimativissimum, jenseits aller Skalen und Proportionen. Die Identifizierung eines Individuums mit dem Attribut ‚Antisemit‘ katapultiert dieses verwerfliche Subjekt instantan weit außerhalb jedweder menschlicher Gemeinschaft, setzt es allsogleich den schlimmsten vorstellbaren Bestien gleich. Alle nähere Umgebung hat nach Entlarvung eines solchen Ungeheuers unverzüglichst alle bekannten Distanzierungs- Rituale und lautstarke Verdammungs-Mantras anzuwerfen, andernfalls sie alsbald ebenfalls von antisemitischen Toxinen kontaminiert würde. Ausbleibende, oder zu leise Stimmen im Distanzierungs-Chor sind wiederum ein brauchbarer Lackmus-Test dafür, bislang heimliche und getarnte Antisemiten zu enttarnen und ans Licht der Wahrheit zu zerren.
AntwortenLöschenEinsam und konkurrenzlos in seiner satanischen Verwerflichkeit steht er da, der Antisemit, keine noch so ruchlose Gesinnung reicht an ihn heran. Allein eine ähnlich monströse Gesinnung vermag es in gewisse Nähe des Antisemitismus zu reichen, das ist die diabolische ‚Frauenfeindlichkeit‘.
Kann jemand die Titulierung ‚Frauenfeind‘ und ‚Antisemit‘ simultan auf sich vereinigen, so hat er gewiss den absoluten Gipfel des Pöhsen erklommen.
Kinderschänder liegt weit, weit abgeschlagen im Rennen um das Furchtbare, mit dem Menschen beschimpft werden können. "Wer fürchtet sich vorm Antisemiten?" - "Keiner."
AntwortenLöschenDirekt vor einem A. fürchtet sich Niemand, aber mit einem zusammen gesehen, oder it einem in Verbindung gebracht zu werden, das ist desaströs.
AntwortenLöschenMuschido muss nur der Hamas beitreten und sagen er wäre moderat, schon würde das mit der Karte voll in Ordnung gehen und Leute wie die Rothe Kröte würden sich drum drängeln, ihm den Polenz zu küssen.
AntwortenLöschenWeil die Anonymusse hier das Märchen von der furchtbaren Antisemitismuskeule auftischen, wollen wir als Antidot aus dem hier vor einer Woche verlinkten Text aus Lizas Welt zitieren:
AntwortenLöschen"Kaum jemandem scheint aufgefallen zu sein, dass bereits die faktische Existenz einer ganz großen deutschen Koalition gegen das SWC und für Jakob Augstein, die von der FAZ bis zur taz und von der CDU bis zur Linkspartei reicht, einen Beweis dafür darstellt, wie falsch, um nicht zu sagen demagogisch die allenthalben … zu vernehmende Behauptung ist, der Antisemitismusbegriff werde inflationär verwendet und damit schändlich missbraucht. Ganz im Gegenteil ist durch die massive öffentliche Intervention zugunsten eines prominenten israelfeindlichen Publizisten … die Grenze des Sagbaren (genauer: des Unsäglichen) noch einmal verschoben worden."
Neinein, "Antisemitismus" ist nicht das Extremissimum (herrliches Wort), das ist nach wie vor den Attributen "Rechts", oder in mittlerweile unnötiger Steigerung, "Rechtsradikal" vorbehalten. Schlimm wird es nur, wenn dieses Attribut einem Linken angehängt wird, denn per Definitionem kann Antisemitismus nur von Rechts kommen. Dem Linken wird also bedeutet, er sei in Wirklichkeit ein Rechter - das geht natürlich gar nicht! Denn kann er sich nun nicht erfolgreich wehren, ist er weg vom Fenster.
AntwortenLöschenDie Diffamierungskeule frißt ihre Kinder, um im Bild zu bleiben!
Frau Roth würde nie Herrn Bushido einen Antisemiten nennen. Als bekennende Freundin von Sonne, Mond und Sternen weiß sie natürlich, daß Herr Bushido selbst ein Semit ist, und man ihn daher auch korrekterweise nur einen Autosemiten nennen kann.
AntwortenLöschen"Kann jemand die Titulierung ‚Frauenfeind‘ und ‚Antisemit‘ simultan auf sich vereinigen, so hat er gewiss den absoluten Gipfel des Pöhsen erklommen."
AntwortenLöschenKäme noch das Attribut "homophob" dazu, wäre dieser jemand endgültig ins metaphysische Reich des unsagbar Bösen enthoben.
da muss ich berichtigen. wir erinnern uns vielleicht mal kurz an diesen torwart, der damals von einem gegenspieler beschuldigt wurde, ihn "schwarze sau" genannt zu haben.
AntwortenLöschender torwart rettete sich, in dem er versicherte, er habe nur "schwule sau" gesagt.
das gab auch eine strafe, die konnte mit geld abgegolten werden. im anderen fall wäre eine sperre fällig gewesen
wir sehen: es gibt da durchaus eine geltende rangliste