Donnerstag, 31. Januar 2013
Schnelle Mark mit Öko-Strom
Wenn das nicht ein unwiderstehliches Angebot der deutschen Sozialdemokratie ist! Während Christsoziale Energiewender noch jammern und den Umbau Deutschlands zur Öko-Nation mit Null-Energie-Staatshaushalt bremsen, wo sie können, nehmen Sozialdemokraten im Norden auch großen Kleinsparer mit auf dem Weg zum endgültigen Energieausstieg. Gemeinsam mit dem staatlichen niederländischen Stromkonzern Tennet hat Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig jetzt angekündigt, den Weg frei zu machen für die Teilnahme an der gewinnbringenden Spekulation auf den Neubau von Stromtrassen, die benötigt werden, Windstrom aus dem Norden zu den Großverbrauchern im Süden zu bringen.
Unkompliziert hatte die Bundesworthülsenfabrik den Initiatoren zuvor den Begriff „Bürgerleitung“ als Bezeichnung für die Beteiligung privaten Spekulationskapitals am Bau der geplanten Höchstspannungsleitung Brunsbüttel und Niebüll bereitgestellt. Bis dahin hatte die Bundesregierung noch versucht, die Bezeichnung „Stromautobahn“ für die hochmodernen neuen Leitungen zu etablieren, durch die nicht Bürger, wie der neue Name nahelegt, sondern sondern umweltfreundliche Elektroenergie mit Lichtgeschwindigkeit zu den Verbrauchern eilen wird.
"Der Netzausbau gelingt nur, wenn wir die Menschen in der Region dabei mitnehmen", erklärte Albig. Da es um Akzeptanz für den Netzausbau gehe, sollten nur private Anleger Wertpapiere erwerben können, teilten Albig und Tennet-Geschäftsführer Lex Hartmann mit. Damit profitierten die Menschen, die künftig immer höhere Strompreise zahlen müssten, direkt von den künftig immer weiter steigenden Strompreisen.
Endlich einmal zeigt die Sozialdemokratie, dass ein sozialer Energieausstieg machbar ist. Eine Mindestbeteiligung von 1000 Euro soll das Projekt besonders für Kleinanleger interessant machen. Der Zinssatz soll aller Voraussicht nach 4,5 bis 5 Prozent betragen und damit sogar noch oberhalb einer Inflationsrate liegen, deren Dunkelziffer nach wie vor unbekannt ist. Hier lockt das schnelle Geld: Wer zum Beispiel 5000 Euro anlegt, verdoppelt sein Geld noch vor Ablauf der Abschreibungsfrist und verfügt dann über 10.000 Euro, die er direkt in die nächste „Bürgerleitung“ investieren kann. So finanziert der Energieausstieg sich langfristig selbst.
Unkompliziert hatte die Bundesworthülsenfabrik den Initiatoren zuvor den Begriff „Bürgerleitung“ als Bezeichnung für die Beteiligung privaten Spekulationskapitals am Bau der geplanten Höchstspannungsleitung Brunsbüttel und Niebüll bereitgestellt. Bis dahin hatte die Bundesregierung noch versucht, die Bezeichnung „Stromautobahn“ für die hochmodernen neuen Leitungen zu etablieren, durch die nicht Bürger, wie der neue Name nahelegt, sondern sondern umweltfreundliche Elektroenergie mit Lichtgeschwindigkeit zu den Verbrauchern eilen wird.
"Der Netzausbau gelingt nur, wenn wir die Menschen in der Region dabei mitnehmen", erklärte Albig. Da es um Akzeptanz für den Netzausbau gehe, sollten nur private Anleger Wertpapiere erwerben können, teilten Albig und Tennet-Geschäftsführer Lex Hartmann mit. Damit profitierten die Menschen, die künftig immer höhere Strompreise zahlen müssten, direkt von den künftig immer weiter steigenden Strompreisen.
Endlich einmal zeigt die Sozialdemokratie, dass ein sozialer Energieausstieg machbar ist. Eine Mindestbeteiligung von 1000 Euro soll das Projekt besonders für Kleinanleger interessant machen. Der Zinssatz soll aller Voraussicht nach 4,5 bis 5 Prozent betragen und damit sogar noch oberhalb einer Inflationsrate liegen, deren Dunkelziffer nach wie vor unbekannt ist. Hier lockt das schnelle Geld: Wer zum Beispiel 5000 Euro anlegt, verdoppelt sein Geld noch vor Ablauf der Abschreibungsfrist und verfügt dann über 10.000 Euro, die er direkt in die nächste „Bürgerleitung“ investieren kann. So finanziert der Energieausstieg sich langfristig selbst.
Mittwoch, 30. Januar 2013
Wiedergeboren als feminine Freiwilligkeit
Wenn die Archäologen einer fernen Zukunft einst nach dem Unterschied zwischen Diktatur und Demokratie suchen, werden sie hier fündig werden: Formal gleiche Frauenrechte in westlichen Konsensgesellschaften unterscheiden sich n der interpretativen Wiedergabe durch geschmackvoll gemachte Medien durchaus grundsätzlich.
Tun zwei dasselbe, ist es noch lange nicht das Gleiche. Und umgekehrt. So hat der syrische Diktator Assad Frauen in seinem Land die Genehmigung erteilt, nicht nur Dienst an der Waffe zu tun, sondern sich auch bewaffnet in vorderster Front erschießen zu lassen. Ein klarer Fall: Dem Völkermörder gingen die Soldaten aus, deshalb schicke er nunmehr seine "Löwinnen" an die Front, analysiert ein großes deutsches Volksmagazin.
Von "schicken" ist bei der Beschreibung feministischer Traumziele auf der anderen Seite des Atlantik freilich nicht die Rede. Hier hat der Friedensnobelpreisträger Barack Obama auf Vorschlag seines scheidenden Verteidigungsministers entschieden, dass US-Soldatinnen ab sofort mit an die vorderste Front dürfen. Formulierungstechnisch wohnt dem Geschehen ein wunderbarer Moment femininer Freiwilligkeit, das keine von Assad geschickte syrische Soldatin kennt. Dort, wo der Diktatur herrscht, werden Frauen geschickt, sie sind Werkzeug, Ding, Objekt. da aber, wo der Friedensnobelpreisträger seine Kriege führt, entfaltet sich die Frau in ihrem freien Willen. Sie weiß, was sie kann. Und sie darf, was sie mag.
Zur gegenwartsbegleitenden sprachkritischen Reihe Wiedergeboren als...
Tun zwei dasselbe, ist es noch lange nicht das Gleiche. Und umgekehrt. So hat der syrische Diktator Assad Frauen in seinem Land die Genehmigung erteilt, nicht nur Dienst an der Waffe zu tun, sondern sich auch bewaffnet in vorderster Front erschießen zu lassen. Ein klarer Fall: Dem Völkermörder gingen die Soldaten aus, deshalb schicke er nunmehr seine "Löwinnen" an die Front, analysiert ein großes deutsches Volksmagazin.
Von "schicken" ist bei der Beschreibung feministischer Traumziele auf der anderen Seite des Atlantik freilich nicht die Rede. Hier hat der Friedensnobelpreisträger Barack Obama auf Vorschlag seines scheidenden Verteidigungsministers entschieden, dass US-Soldatinnen ab sofort mit an die vorderste Front dürfen. Formulierungstechnisch wohnt dem Geschehen ein wunderbarer Moment femininer Freiwilligkeit, das keine von Assad geschickte syrische Soldatin kennt. Dort, wo der Diktatur herrscht, werden Frauen geschickt, sie sind Werkzeug, Ding, Objekt. da aber, wo der Friedensnobelpreisträger seine Kriege führt, entfaltet sich die Frau in ihrem freien Willen. Sie weiß, was sie kann. Und sie darf, was sie mag.
Zur gegenwartsbegleitenden sprachkritischen Reihe Wiedergeboren als...
Schnelle Bremse aus der Worthülsenfabrik
Erst kam der "Rettungsschirm", dann die "Energiewende", dann folgten "Stromautobahnen" und "Wachstumspakt", ehe "Schuldenbremse", "Mietpreisbremse" und "Benzinpreisbremse" nun das Zeitalter der Fortschrittentschleunigung bei den Sprachinnovationen aus der Bundesworthülsenfabrik (BWHF) einläuteten.
Mit der Forderung nach einer "schnellen Strompreisbremse" hat Bundesumweltminister Peter Altmaier neue Maßstäbe für neue Begrifflichkeiten zur Darstellung ungreifbarer Inhalte gesetzt. Ein halbes Jahr nach Vorlage des revolutionären Zehn-Punkte-Planes zu energetischen Umgestaltung Deutschlands profitiert der Energiegroßverbraucher Altmaier dabei von einer Bestellung, die noch sein durch die Idee eines energetischen Lebens-Limits bekanntgewordener Vorgänger Norbert Röttgen in der Berliner Worthülsenfabrik aufgegeben hatte.
Röttgen hatte nach einem neuen Fachbegriff verlangt, mit dem sich der deutsche Energieausstieg optimistisch umschreiben lassen sollte. Nach dem großen Erfolg der sogenannten "Brems-Serie", so heißt es in der BWHF, habe eine kleine Sondereinheit von BWHF-Geschwätzdesignern daraufhin in monatelangen Laborversuchen ermittelt, wie sich aus niedrigenergiehaltigen Resten des Atomausstiges und der im Volk ebenso bekannten wie beliebten Vokabel „Bremse“ ein nachhaltiges neues zusammengesetztes Substantiv bilden lassen könnte.
"Strompreisbremse" orientiert sich nun dicht an den Vorgängern "Mietpreisbremse" und "Benzinpreisbremse", verspricht aber dank innovativer technischer Ansätze, noch kostenneutraler in die Wirtschaftskreisläufe einzugreifen. Durch die Strompreisbremse habe "die unbegrenzte Subventionierung der regenerativen Energien ein Ende", sagte Altmaier voraus, der sich bei der Umsetzung der Bremse am Erfolg der venezoelanischen Regierung beim Verbot der Inflation orientiert. Die Strompreisbremse besteht bei Lichte betrachtet völlig aus sich selbst, ist also Wort allein, das seine Macht aus der eifrigen medialen Wiedergabe gewinnt.
Dass sich der neugeschaffene Begriff aus zwei völlig wesensfremden Worten zusammensetzt und keinerlei inhaltliche Substanz hat, macht allerdings die staatlichen Worthülsendreher, die sich selbst gern und nicht nur spaßhaft als "Staatsdeutsch-Komponisten" bezeichnen, ganz besonders stolz. Je hohler der Begriff, desto überzeugender klinge das inhaltsleere Gewäsch, mit dem sich das politischen Spitzenpersonal der Republik ein prächtiges Gepränge von Sachverstand und Tatkraft gebe, heißt es in Berlin, wo derzeit Vorarbeiten laufen, um pünktlich zur Bundestagswahl eine völligartige "Politik-Bremse" zu kreieren.
Mit der Forderung nach einer "schnellen Strompreisbremse" hat Bundesumweltminister Peter Altmaier neue Maßstäbe für neue Begrifflichkeiten zur Darstellung ungreifbarer Inhalte gesetzt. Ein halbes Jahr nach Vorlage des revolutionären Zehn-Punkte-Planes zu energetischen Umgestaltung Deutschlands profitiert der Energiegroßverbraucher Altmaier dabei von einer Bestellung, die noch sein durch die Idee eines energetischen Lebens-Limits bekanntgewordener Vorgänger Norbert Röttgen in der Berliner Worthülsenfabrik aufgegeben hatte.
Röttgen hatte nach einem neuen Fachbegriff verlangt, mit dem sich der deutsche Energieausstieg optimistisch umschreiben lassen sollte. Nach dem großen Erfolg der sogenannten "Brems-Serie", so heißt es in der BWHF, habe eine kleine Sondereinheit von BWHF-Geschwätzdesignern daraufhin in monatelangen Laborversuchen ermittelt, wie sich aus niedrigenergiehaltigen Resten des Atomausstiges und der im Volk ebenso bekannten wie beliebten Vokabel „Bremse“ ein nachhaltiges neues zusammengesetztes Substantiv bilden lassen könnte.
"Strompreisbremse" orientiert sich nun dicht an den Vorgängern "Mietpreisbremse" und "Benzinpreisbremse", verspricht aber dank innovativer technischer Ansätze, noch kostenneutraler in die Wirtschaftskreisläufe einzugreifen. Durch die Strompreisbremse habe "die unbegrenzte Subventionierung der regenerativen Energien ein Ende", sagte Altmaier voraus, der sich bei der Umsetzung der Bremse am Erfolg der venezoelanischen Regierung beim Verbot der Inflation orientiert. Die Strompreisbremse besteht bei Lichte betrachtet völlig aus sich selbst, ist also Wort allein, das seine Macht aus der eifrigen medialen Wiedergabe gewinnt.
Dass sich der neugeschaffene Begriff aus zwei völlig wesensfremden Worten zusammensetzt und keinerlei inhaltliche Substanz hat, macht allerdings die staatlichen Worthülsendreher, die sich selbst gern und nicht nur spaßhaft als "Staatsdeutsch-Komponisten" bezeichnen, ganz besonders stolz. Je hohler der Begriff, desto überzeugender klinge das inhaltsleere Gewäsch, mit dem sich das politischen Spitzenpersonal der Republik ein prächtiges Gepränge von Sachverstand und Tatkraft gebe, heißt es in Berlin, wo derzeit Vorarbeiten laufen, um pünktlich zur Bundestagswahl eine völligartige "Politik-Bremse" zu kreieren.
Dienstag, 29. Januar 2013
Aufschrei der Ekelgeiler
Junges Gemüse, öffentlich zur Schau gestellt, nackte Haus, ein lüstern geöffneter Mund - seit eine Sex-Debatte durch Deutschland tobt, stehen auch bisher für ewig gehaltene Werte aus der Werbewirtschaft unter strenger Erfolgskontrolle. Nachdem sexismus.de die sexistischen Segel streichen musste und auch bei lobdessexismus.de Zerrüttungstendenzen unübersehbar sind, geht es jetzt um ekelgeile Kampagnen, die seinerzeit ohne jeden Widerspruch der feministischen Community blieben.
Eine "Watchgroup Sexismus", der sich das machoistische Frauenboard PPQ bereits vor Jahren angeschlossen hat, wacht im Netz über Geschlechterklischees und Rollenbilder, Klischees und Vorurteile, die Verharmlosung von Gewalt, Sexismus und die besonders üblen Mehrfachdiskriminierungen, bei denen etwa Vorurteile über Geschlechterklischees im Zusammenhang mit Gewalt missbraucht werden. Jeder kann hier mithelfen, ein sogenannter Blockwart-Button erlaubt es Freiwilligen, besonders verstörende Sexismus-Werbung bei den Werbe-Behörden zu melden.
Eine "Watchgroup Sexismus", der sich das machoistische Frauenboard PPQ bereits vor Jahren angeschlossen hat, wacht im Netz über Geschlechterklischees und Rollenbilder, Klischees und Vorurteile, die Verharmlosung von Gewalt, Sexismus und die besonders üblen Mehrfachdiskriminierungen, bei denen etwa Vorurteile über Geschlechterklischees im Zusammenhang mit Gewalt missbraucht werden. Jeder kann hier mithelfen, ein sogenannter Blockwart-Button erlaubt es Freiwilligen, besonders verstörende Sexismus-Werbung bei den Werbe-Behörden zu melden.
Es geht dabei nicht um „Gleichmacherei“ von Männern und Frauen, sondern allein um "die Freigabe des gesamten Verhaltensrepertoires für alle Menschen und für die Loslösung von Verknüpfung der Männlichkeitscodes und Weiblichkeitscodes".
Syrien zeigte in der vergangenen Woche, wie das gehen kann: In einem mutigen Schritt entschloss sich Diktator Baschar al-Assad, Frauen als "weibliche Löwinnen" mit der Waffe in der Hand für sich kämpfen zu lassen. Nur zwei Tage später schloss sich US-Präsident Barack Obama der aufsehenerregenden Initiative an und erlaubte es Frauen ebenfalls, im Feld für ihr Heimatland zu sterben.
Eine lichte Zukunft, die sich so einer Generation öffnet, die das Glück haben wird, ohne Darstellungen aufzuwachsen, die "eindeutig sexuellen Charakter tragen und entsprechende Körperteile oder -merkmale in den Bildvordergrund rücken". Verdruckste Blicke, verrutschte Oberteile, verlogene Herrenwitze - nach der weltweiten Verbannung der sprachlichen Diskriminierung durch die Verabschiedung der Unesco-Sprachrichtlinie und der Ächtung von Darstellungen "die den herrschenden allgemeinen Grundüberzeugungen etwa durch übertriebene Nacktheit widersprechen" durch den deutschen Werberat stehen auch sie auf der Abschaffungsagenda.
Ausgelöst von der erfolgreich lancierten "#Aufschrei"-Kampagne der Berliner Digital-Medienberaterin Anne Wizorek ist nicht anmachen, sondern mitmachen die Devise. Jeder hat hier eine Stimme, eine Meinung, ein traumatisches Erlebnis und kann so an der "aktuell herrschenden Auffassung über Sitte, Anstand und Moral in der Gesellschaft" (Werberat) engagiert mitgeschrauben. Ziel ist es, kollektiv bestimmte Begriffe durch andere zu ersetzen, langfristig ganze Wörterbücher umzuschreiben und die im Westen gegen den Widerstand weiter bevölkerungskreise bisher vorherrschende Bildsprache der werbetreibenden Wirtschaft durch zukunftssichere Werbeformen ersetzt.
Ziel ist eine "saubere Gesellschaft", die ihre Vorlieben korrekt verwirklicht, Gendergerechtigkeit stets mitdenkt und queere Lebensweisen als gleichberechtigt anerkennt.
Zettel zu das Opfer heißt Himmelreich
Syrien zeigte in der vergangenen Woche, wie das gehen kann: In einem mutigen Schritt entschloss sich Diktator Baschar al-Assad, Frauen als "weibliche Löwinnen" mit der Waffe in der Hand für sich kämpfen zu lassen. Nur zwei Tage später schloss sich US-Präsident Barack Obama der aufsehenerregenden Initiative an und erlaubte es Frauen ebenfalls, im Feld für ihr Heimatland zu sterben.
Eine lichte Zukunft, die sich so einer Generation öffnet, die das Glück haben wird, ohne Darstellungen aufzuwachsen, die "eindeutig sexuellen Charakter tragen und entsprechende Körperteile oder -merkmale in den Bildvordergrund rücken". Verdruckste Blicke, verrutschte Oberteile, verlogene Herrenwitze - nach der weltweiten Verbannung der sprachlichen Diskriminierung durch die Verabschiedung der Unesco-Sprachrichtlinie und der Ächtung von Darstellungen "die den herrschenden allgemeinen Grundüberzeugungen etwa durch übertriebene Nacktheit widersprechen" durch den deutschen Werberat stehen auch sie auf der Abschaffungsagenda.
Ausgelöst von der erfolgreich lancierten "#Aufschrei"-Kampagne der Berliner Digital-Medienberaterin Anne Wizorek ist nicht anmachen, sondern mitmachen die Devise. Jeder hat hier eine Stimme, eine Meinung, ein traumatisches Erlebnis und kann so an der "aktuell herrschenden Auffassung über Sitte, Anstand und Moral in der Gesellschaft" (Werberat) engagiert mitgeschrauben. Ziel ist es, kollektiv bestimmte Begriffe durch andere zu ersetzen, langfristig ganze Wörterbücher umzuschreiben und die im Westen gegen den Widerstand weiter bevölkerungskreise bisher vorherrschende Bildsprache der werbetreibenden Wirtschaft durch zukunftssichere Werbeformen ersetzt.
Ziel ist eine "saubere Gesellschaft", die ihre Vorlieben korrekt verwirklicht, Gendergerechtigkeit stets mitdenkt und queere Lebensweisen als gleichberechtigt anerkennt.
Zettel zu das Opfer heißt Himmelreich
EU: Eine schicksalhafte Gottesgabe
Da wird nicht nur falsch gedacht, da wird auch Ideenraubbau an den falschen Quellen betrieben. Wenige Stunden nach der europafeindlichen Hetzrede des britischen Premiers David Cameron hatte sich das aufrechte Europa gegen die bösartigen Unterstellungen des perfiden Engländers verwahrt. Der CDU-Europavordenker Gunther Krichbaum forderte die Briten auf, sofort über die weitere Mitgliedschaft in der EU abzustimmen. "Es gibt keinen Grund, die Entscheidung aufzuschieben, denn alle Argumente liegen auf dem Tisch", legte der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag ultimativ fest. Die Briten könnten nicht auf den Binnenmarkt schielen und Grundwerte wie die Europäische Kommission, den Euro oder die Öko-Design-Richtlinie , die die Europäer zusammenhalten, kaum erwähnen.
Schwere Geschütze fuhren auch andere Verteidiger der europäischen Idee gegen die Diversanten auf, die die seit Jahrzehnten von deutschen Spitzenpolitikern herbeigesehnte enge Bindung zwischen der Insel und dem deutschen Festlande kappen wollen.
Außenminister Guido Westerwelle sagte wenige Tage nach dem Wahltriumph in Hannover, Differenzierungen seien zwar noch nötig, doch Europa sei nicht nur eine bloße Bündelung nationaler Interessen, sondern eine "Schicksalsgemeinschaft". Dabei bezog der Außenminister sich offenbar auf eine Handreichung für Redner, die die Reichspropagandaleitung der NSDAP 1938 unter dem Titel „Großdeutschland - eine unzerstörbare Willens- und Schicksalsgemeinschaft“ herausgegeben hatte.
Der zuletzt ausweislich der Daten des Google-Dienstes ngram (Grafik oben) nur mühsam und unter Mithilfe eines ministerpräsidialen Volkssturms am Leben gehaltene Kampfbegriff ist damit zurück auf der ganz großen politischen Bühne. Die hatte er verlassen müssen, als sich die Auffassung durchzusetzen begann, dass die Schicksalhaftigkeit der Menschheitsgeschichte ebenso wie die Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung womöglich nur eine Erfindung später Romantiker ist.
Mit der Gründung des zukunftszugewandten gemeinsamen Europa war der Begriff, der ursprünglich aus der Staatslehre stammt, obsolet geworden. Als „Schicksalsgemeinschaft“ definierte die Wissenschaft bis dahin Staatsvölker, die aufgrund gemeinsamer Herkunft, Sitten und Gebräuche "unauflöslich" aneinander gebunden sind - der als Sohn deutscher Eltern Geborene etwa kann gehen wohin er will, tun was er will und leben wo er will, er bleibt Sohn deutscher Eltern, ebenso wie ein Sohn französischer, dänischer oder griechischer Eltern deren Sohn bleibt.
Das durch Verträge vereinigte Europa aber verdankte sich in seinen Anfängen weder Blutsbanden noch gemeinsamen Tänzen, sondern der freien und teilweise demokratisch grundierten Entscheidung einer Gruppe von Staatenlenkern, ihrem Kontinent durch Bündelung der Kaufkraft der einzelnen Märkte mehr Geltung am Tisch der Supermächte zu verschaffen.
Ein Ursprung, der nun mit einem Rückgriff auf Hitlers "Appell an die Nation" rückwirkend abgewickelt wird. In der Tradition des Kanzlerinnenwortes von der „alternativlosen Euro-Rettung“ wird Europa in Gestalt seiner Union zu einem von niemandem gewählten, von niemandem bestellten, sondern wie naturgegeben hereingebrochenen Ereignis, ein Geschenk des Schicksals an eine erwählte Gemeinde, eine Gottesgabe, die von Normalsterblichen nicht mehr hinterfragt werden darf und kann.
Westerwelle widerspricht damit nicht nur Cameron, der bislang ausdrücklich darauf beharrt, dass es eben kein europäisches Staatsvolk gibt, das außerhalb des eigenen Willens aneinandergeschmiedet ist. Nein, der frühere Freidemokrat gibt seiner metaphysischen Schicksalsgemeinschaft auch noch mit, sie brauche "aus deutscher Sicht mehr und nicht weniger Integration“.
Was Westerwelle mit seinem Ausflug meint, ist klar: Um eines Tages zu werden, was die EU seiner Behauptung nach bereits ist.
Schwere Geschütze fuhren auch andere Verteidiger der europäischen Idee gegen die Diversanten auf, die die seit Jahrzehnten von deutschen Spitzenpolitikern herbeigesehnte enge Bindung zwischen der Insel und dem deutschen Festlande kappen wollen.
Außenminister Guido Westerwelle sagte wenige Tage nach dem Wahltriumph in Hannover, Differenzierungen seien zwar noch nötig, doch Europa sei nicht nur eine bloße Bündelung nationaler Interessen, sondern eine "Schicksalsgemeinschaft". Dabei bezog der Außenminister sich offenbar auf eine Handreichung für Redner, die die Reichspropagandaleitung der NSDAP 1938 unter dem Titel „Großdeutschland - eine unzerstörbare Willens- und Schicksalsgemeinschaft“ herausgegeben hatte.
Der zuletzt ausweislich der Daten des Google-Dienstes ngram (Grafik oben) nur mühsam und unter Mithilfe eines ministerpräsidialen Volkssturms am Leben gehaltene Kampfbegriff ist damit zurück auf der ganz großen politischen Bühne. Die hatte er verlassen müssen, als sich die Auffassung durchzusetzen begann, dass die Schicksalhaftigkeit der Menschheitsgeschichte ebenso wie die Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung womöglich nur eine Erfindung später Romantiker ist.
Mit der Gründung des zukunftszugewandten gemeinsamen Europa war der Begriff, der ursprünglich aus der Staatslehre stammt, obsolet geworden. Als „Schicksalsgemeinschaft“ definierte die Wissenschaft bis dahin Staatsvölker, die aufgrund gemeinsamer Herkunft, Sitten und Gebräuche "unauflöslich" aneinander gebunden sind - der als Sohn deutscher Eltern Geborene etwa kann gehen wohin er will, tun was er will und leben wo er will, er bleibt Sohn deutscher Eltern, ebenso wie ein Sohn französischer, dänischer oder griechischer Eltern deren Sohn bleibt.
Das durch Verträge vereinigte Europa aber verdankte sich in seinen Anfängen weder Blutsbanden noch gemeinsamen Tänzen, sondern der freien und teilweise demokratisch grundierten Entscheidung einer Gruppe von Staatenlenkern, ihrem Kontinent durch Bündelung der Kaufkraft der einzelnen Märkte mehr Geltung am Tisch der Supermächte zu verschaffen.
Ein Ursprung, der nun mit einem Rückgriff auf Hitlers "Appell an die Nation" rückwirkend abgewickelt wird. In der Tradition des Kanzlerinnenwortes von der „alternativlosen Euro-Rettung“ wird Europa in Gestalt seiner Union zu einem von niemandem gewählten, von niemandem bestellten, sondern wie naturgegeben hereingebrochenen Ereignis, ein Geschenk des Schicksals an eine erwählte Gemeinde, eine Gottesgabe, die von Normalsterblichen nicht mehr hinterfragt werden darf und kann.
Westerwelle widerspricht damit nicht nur Cameron, der bislang ausdrücklich darauf beharrt, dass es eben kein europäisches Staatsvolk gibt, das außerhalb des eigenen Willens aneinandergeschmiedet ist. Nein, der frühere Freidemokrat gibt seiner metaphysischen Schicksalsgemeinschaft auch noch mit, sie brauche "aus deutscher Sicht mehr und nicht weniger Integration“.
Was Westerwelle mit seinem Ausflug meint, ist klar: Um eines Tages zu werden, was die EU seiner Behauptung nach bereits ist.
Montag, 28. Januar 2013
Am Busen des Sexismus
Es war nicht nur flott und ein ganz klein bisschen sexy, es war auch überaus erfolgreich, das augenzwinkernd mit einem tiefen Busenblick lockende Plakat, mit dem die SPD zur Bundestagswahl im Jahr 2009 Punkte bei Sexisten und Herrenreitern sammelte. Jennifer Metzlaff, das damals 23-jährige Plakat-Mädchen der Sozialdemokraten, das damals für kostenlose Bildung warb, studierte zwar selbst lieber am privaten Euro-Business College in Düsseldorf. Vertrat aber die Meinung, „Bildung darf nicht vom Konto der Eltern abhängen. Deshalb wähle ich SPD“.
Ein doppeltes Signal, das die deutsche Sozialdemokratie so stark machte, dass sie nun erneut darauf zurückgreifen will. Im Zuge der "#aufschrei"-Diskussion um sexuelle Übergriffe durch Politiker auf professionelle Bar-Berichterstatter hat das Willy-Brandt-Haus das Plakatmotiv mit dem Blick auf Metzlaffs Busenansatz neu auflegen lassen. "Sexismus darf nicht vom Ausschnitt abhängen", fordert die nach Angaben der Internetseite der SPD Duisburg immer noch 23 Jahre alte stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende der "Juso Ag" in Röttgersbach selbstbewusst.
Dem Vorschlag des "geistigen Brandstifters" (FR) Henryk M. Broder, "per Gesetz getrennte Bars für Frauen und Männer" vorzuschreiben, gemischte Saunen zu verbieten und separate Besucherzeiten in öffentlichen Schwimmbädern, Kaufhäusern und anderen öffentlichen Einrichtungen einzuführen, um damit Kontakte zwischen Männern und Frauen so zu regeln, dass sie ausschließlich der lustlosen Fortpflanzung dienen, widerspricht die SPD damit klar.
Der große Willy Brandt sei nach eigener Aussage auch "kein Säulenheiliger" gewesen, sondern habe sich sexistisch betätigt, wo immer er Gelegenheit bekam. Damit habe er "Pionierarbeit bei den SPD-Frauen geleistet" und das Tabu gebrochen, dass Journalistinnen und Politiker ausschließlich auf professioneller Ebene miteinander verkehren dürften.
Brandt haben den Weg für die Liebe zwischen dem greisen Franz Müntefering und der jungen Journalistin Michelle Schumann freigemacht, für einen toleranten Umgang mit solchen und ähnlichen, gesellschaftlich imemr noch mit Skepsis betrachteten Affären solle die neue Kampagne werben. Schließlich habe Parteichef Sigmar Gabriel seine Anke seinerzeit sogar auf dem Zahnarztstuhl angebaggert.
Ein doppeltes Signal, das die deutsche Sozialdemokratie so stark machte, dass sie nun erneut darauf zurückgreifen will. Im Zuge der "#aufschrei"-Diskussion um sexuelle Übergriffe durch Politiker auf professionelle Bar-Berichterstatter hat das Willy-Brandt-Haus das Plakatmotiv mit dem Blick auf Metzlaffs Busenansatz neu auflegen lassen. "Sexismus darf nicht vom Ausschnitt abhängen", fordert die nach Angaben der Internetseite der SPD Duisburg immer noch 23 Jahre alte stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende der "Juso Ag" in Röttgersbach selbstbewusst.
Dem Vorschlag des "geistigen Brandstifters" (FR) Henryk M. Broder, "per Gesetz getrennte Bars für Frauen und Männer" vorzuschreiben, gemischte Saunen zu verbieten und separate Besucherzeiten in öffentlichen Schwimmbädern, Kaufhäusern und anderen öffentlichen Einrichtungen einzuführen, um damit Kontakte zwischen Männern und Frauen so zu regeln, dass sie ausschließlich der lustlosen Fortpflanzung dienen, widerspricht die SPD damit klar.
Der große Willy Brandt sei nach eigener Aussage auch "kein Säulenheiliger" gewesen, sondern habe sich sexistisch betätigt, wo immer er Gelegenheit bekam. Damit habe er "Pionierarbeit bei den SPD-Frauen geleistet" und das Tabu gebrochen, dass Journalistinnen und Politiker ausschließlich auf professioneller Ebene miteinander verkehren dürften.
Brandt haben den Weg für die Liebe zwischen dem greisen Franz Müntefering und der jungen Journalistin Michelle Schumann freigemacht, für einen toleranten Umgang mit solchen und ähnlichen, gesellschaftlich imemr noch mit Skepsis betrachteten Affären solle die neue Kampagne werben. Schließlich habe Parteichef Sigmar Gabriel seine Anke seinerzeit sogar auf dem Zahnarztstuhl angebaggert.
NSU: Warum nicht wenigstens ein Terzett?
Seit fast einem Jahr beschäftigt sich ein Untersuchungsausschuss des Bundestages mit der rechtsextremen Terrorgruppe NSU. Dennoch konnten die ehrenamtlichen Ermittler bisher immer noch nicht alle Täter benennen. Davon ist der Politikwissenschaftler Hajo Funke überzeugt. Auch die Türkische Gemeinde erwartet sich noch mehr Täter.
Bestand der NSU wirklich nur aus drei Tätern? Die Antwort des Berliner Politikwissenschaftlers Hajo Funke, der bereits Tage nach dem Auffliegen der NSU als einziger nachweisen konnte, "dass das Neonazi-Trio aus Zwickau Kontakt zu Mitgliedern sogenannte freier Netze in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt hatte“, verfügt jetzt über „klare Hinweise, dass der NSU aus mehr als drei Leuten bestand", sagte er. Er glaube, dass es noch mehr zu enthüllen gibt, wolle aber jetzt noch nicht sagen, was.
Als Beispiel nannte Funke den Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter 2007 in Heilbronn. "Mehrere Zeugen berichteten unabhängig voneinander von der hektischen Flucht zweier männlicher Personen mit blutverschmierter Kleidung sowie von drei weiteren Fluchthelfern." Eine weitere Zeugin überdies die amerikanische Schauspielerin Sara Gilbert in Tatortnähe gesehen. Nach Funkes Rechnung mache das sechs Terroristen. Dabei sei Beate Zschäpe nichtg einmal mitgezählt, denn die sei zur Tatzeit in Zwickau gewesen, wo sie aus einer Telefonzelle versuchte, ihre Terrorkumpane anzurufen.
Damit seinen sieben Terroristen nachgewiesen, so Funke, der als Sachverständiger in den Terror-Ausschüssen in Thüringen und Bayern auftrat. Alle hätten vermutlich Verbindung untereinander und womöglich auch zu weiteren Personen gehabt. Bei nur drei weiteren Kontaktleuten für jedes Mitglied des Kerns bestehe die Nazitruppe damit schon aus mindestens 28 rechtsextremistischen und radikalen Personen, die nun nur noch gefunden werden müssen.
Das wäre ein Anfang hin zu einer echten Braunen Armee Fraktion, ohne die die Aufarbeitung der NSU-Mordserie nach Ansicht des Wissenschaftlers zu misslingen droht.
Ähnlich sieht das die Türkische Gemeinde in Deutschland. Sie ist unzufrieden mit der bisher aufgebotenen Menge an NSU-Mitgliedern und fordert ein Eingreifen der Bundesregierung. "Kanzlerin Angela Merkel muss das zur Chefsache machen", sagte der Vorsitzende Kenan Kolat. Die Regierung müsse einen Masterplan aufstellen, um Konsequenzen zu ziehen. Nötig sei außerdem ein Gipfel gegen Rassismus, um junge Nachahmer davon abzuhalten, in die Fußstapfen der NSU zu treten.
Auch der nächste Bundestag müsse die Aufarbeitung weiterführen. Ein neuer Ausschuss müsse sich um den Kampf gegen Rassismus kümmern. Hier könne eine Grundgesetzänderung helfen, hieß es im politischen Berlin. Ein Artikel 2 mit dem Inhalt „Die Aufarbeitung wird fortgesetzt“ werde es möglich machen, noch viel mehr Konsequenzen zu ziehen als bislang.
Der türkische Botschafter in Deutschland, Hüseyin Avni Karslioglu, forderte dazu auf, den Rechtsextremismus genauso zu ächten wie die kurdische Rebellenorganisation PKK. Es sei nötig, die gemeinsamen Werte in den Vordergrund zu stellen.
Das verlangt auch Kenan Kolat, der sich zuletzt empört über die Aufnahme der Themen "Völkermord an den Armeniern" und "Leugnung des Völkermords an den Armeniern" in die Lehrpläne des Bundeslandes Brandenburg gezeigt hatte. Es gebe in Brandenburg keine Armenier, deshalb gebe es auch keinen Grund, über fehlende Armenier zu reden. Vielmehr müssten alle, die bei den Ermittlungen im Fall NSU und bei der Aufarbeitung Fehler gemacht hätten, zur Verantwortung gezogen werden. "Der Apparat ist krank", sagte Kolat. Es handele sich nicht um vereinzelte Pannen, sondern um Fehler im System. Das müsse verschwinden.
Die große Jahrhundertserie "Ein Land schreibt einen Thriller":
NSU: Auf der Märchenwiese
NSU: Push forearm fully forward
NSU: Das weltoffene Deutschland im Visier
NSU: Heiße Spur nach Hollywood
NSU: Die Mutter von Hirn und Werkzeug
NSU: Musterstück der Selbstentlarvung
NSU: Rettung durch Rechtsrotz
NSU: Schreddern mit rechts
NSU: Softwarepanne halb so wild
NSU: Neues Opfer beim Verfassungsschutz
NSU: Im Namen der Nabe
NSU: Handy-Spur ins Rätselcamp
NSU: Brauner Pate auf freiem Fuß
NSU: Rufmord an den Opfern
NSU: Heiße Spur ins Juwelendiebmilieu
NSU: Eine Muh, eine Mäh, eine Zschäperättätä
NSU: Von der Zelle in die Zelle
NSU: Die Spur der Schweine
NSU: Gewaltbrücke zu den Sternsingern
NSU: Gebührenwahnsinn beim Meldeamt
NSU: Nun auch auf dem linken Auge blind
NSU: Die Welt ist klein
NSU: Verdacht auf Verjährung
NSU: Weniger hats schwer
NSU: Terrorwochen abgebrochen
NSU: Rechts, wo kein Herz schlägt
NSU: Was steckt dahitler?
NSU: Neue Spuren ins Nichts
NSU: Tanz den Trinitrotoluol
NSU: Der Fall Braun
NSU: Honeckers rechte Rache
NSU: Die Mundart-Mörder
NSU-Todeslisten: Sie hatten noch viel vor
NSU: Was wusste Google?
NSU: Kommando späte Reue
NSU: Die tödliche Bilanz des braunen Terrors
NSU: Mit Hasskappen gegen den Heimsieg
NSU: Mordspur nach Möhlau
Bestand der NSU wirklich nur aus drei Tätern? Die Antwort des Berliner Politikwissenschaftlers Hajo Funke, der bereits Tage nach dem Auffliegen der NSU als einziger nachweisen konnte, "dass das Neonazi-Trio aus Zwickau Kontakt zu Mitgliedern sogenannte freier Netze in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt hatte“, verfügt jetzt über „klare Hinweise, dass der NSU aus mehr als drei Leuten bestand", sagte er. Er glaube, dass es noch mehr zu enthüllen gibt, wolle aber jetzt noch nicht sagen, was.
Als Beispiel nannte Funke den Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter 2007 in Heilbronn. "Mehrere Zeugen berichteten unabhängig voneinander von der hektischen Flucht zweier männlicher Personen mit blutverschmierter Kleidung sowie von drei weiteren Fluchthelfern." Eine weitere Zeugin überdies die amerikanische Schauspielerin Sara Gilbert in Tatortnähe gesehen. Nach Funkes Rechnung mache das sechs Terroristen. Dabei sei Beate Zschäpe nichtg einmal mitgezählt, denn die sei zur Tatzeit in Zwickau gewesen, wo sie aus einer Telefonzelle versuchte, ihre Terrorkumpane anzurufen.
Damit seinen sieben Terroristen nachgewiesen, so Funke, der als Sachverständiger in den Terror-Ausschüssen in Thüringen und Bayern auftrat. Alle hätten vermutlich Verbindung untereinander und womöglich auch zu weiteren Personen gehabt. Bei nur drei weiteren Kontaktleuten für jedes Mitglied des Kerns bestehe die Nazitruppe damit schon aus mindestens 28 rechtsextremistischen und radikalen Personen, die nun nur noch gefunden werden müssen.
Das wäre ein Anfang hin zu einer echten Braunen Armee Fraktion, ohne die die Aufarbeitung der NSU-Mordserie nach Ansicht des Wissenschaftlers zu misslingen droht.
Ähnlich sieht das die Türkische Gemeinde in Deutschland. Sie ist unzufrieden mit der bisher aufgebotenen Menge an NSU-Mitgliedern und fordert ein Eingreifen der Bundesregierung. "Kanzlerin Angela Merkel muss das zur Chefsache machen", sagte der Vorsitzende Kenan Kolat. Die Regierung müsse einen Masterplan aufstellen, um Konsequenzen zu ziehen. Nötig sei außerdem ein Gipfel gegen Rassismus, um junge Nachahmer davon abzuhalten, in die Fußstapfen der NSU zu treten.
Auch der nächste Bundestag müsse die Aufarbeitung weiterführen. Ein neuer Ausschuss müsse sich um den Kampf gegen Rassismus kümmern. Hier könne eine Grundgesetzänderung helfen, hieß es im politischen Berlin. Ein Artikel 2 mit dem Inhalt „Die Aufarbeitung wird fortgesetzt“ werde es möglich machen, noch viel mehr Konsequenzen zu ziehen als bislang.
Der türkische Botschafter in Deutschland, Hüseyin Avni Karslioglu, forderte dazu auf, den Rechtsextremismus genauso zu ächten wie die kurdische Rebellenorganisation PKK. Es sei nötig, die gemeinsamen Werte in den Vordergrund zu stellen.
Das verlangt auch Kenan Kolat, der sich zuletzt empört über die Aufnahme der Themen "Völkermord an den Armeniern" und "Leugnung des Völkermords an den Armeniern" in die Lehrpläne des Bundeslandes Brandenburg gezeigt hatte. Es gebe in Brandenburg keine Armenier, deshalb gebe es auch keinen Grund, über fehlende Armenier zu reden. Vielmehr müssten alle, die bei den Ermittlungen im Fall NSU und bei der Aufarbeitung Fehler gemacht hätten, zur Verantwortung gezogen werden. "Der Apparat ist krank", sagte Kolat. Es handele sich nicht um vereinzelte Pannen, sondern um Fehler im System. Das müsse verschwinden.
Die große Jahrhundertserie "Ein Land schreibt einen Thriller":
NSU: Auf der Märchenwiese
NSU: Push forearm fully forward
NSU: Das weltoffene Deutschland im Visier
NSU: Heiße Spur nach Hollywood
NSU: Die Mutter von Hirn und Werkzeug
NSU: Musterstück der Selbstentlarvung
NSU: Rettung durch Rechtsrotz
NSU: Schreddern mit rechts
NSU: Softwarepanne halb so wild
NSU: Neues Opfer beim Verfassungsschutz
NSU: Im Namen der Nabe
NSU: Handy-Spur ins Rätselcamp
NSU: Brauner Pate auf freiem Fuß
NSU: Rufmord an den Opfern
NSU: Heiße Spur ins Juwelendiebmilieu
NSU: Eine Muh, eine Mäh, eine Zschäperättätä
NSU: Von der Zelle in die Zelle
NSU: Die Spur der Schweine
NSU: Gewaltbrücke zu den Sternsingern
NSU: Gebührenwahnsinn beim Meldeamt
NSU: Nun auch auf dem linken Auge blind
NSU: Die Welt ist klein
NSU: Verdacht auf Verjährung
NSU: Weniger hats schwer
NSU: Terrorwochen abgebrochen
NSU: Rechts, wo kein Herz schlägt
NSU: Was steckt dahitler?
NSU: Neue Spuren ins Nichts
NSU: Tanz den Trinitrotoluol
NSU: Der Fall Braun
NSU: Honeckers rechte Rache
NSU: Die Mundart-Mörder
NSU-Todeslisten: Sie hatten noch viel vor
NSU: Was wusste Google?
NSU: Kommando späte Reue
NSU: Die tödliche Bilanz des braunen Terrors
NSU: Mit Hasskappen gegen den Heimsieg
NSU: Mordspur nach Möhlau
Sonntag, 27. Januar 2013
Wiedergeboren im gleichen Geist
"Sie haben sich selbst aus unserer Gesellschaft ausgegrenzt", rief DDR-Anführer Erich Honecker seinerzeit den Abtrünnigen hinterher, die beschlossen hatten, künftig lieber nicht mehr im Reich der Arbeiter und Bauern leben zu wollen. In den Kommentar der staatlichen Nachrichtenagentur ADN soll Honecker höchstpersönlich den Satz "und wir weinen ihnen keine Träne nach" eingefügt haben.
Was war diese DDR für ein jammervolles Regime. Heute hätte Honecker seine Leute dafür Abschiedsgesänge dieser Art. Wolfgang Münchau etwa, bei "Spiegel Online" ein in der Regel hellsichtiger Kolumnist, eilte als Freiwilliger herbei, um den Briten zum Abschied in den Allerwertesten zu treten. Im Rahmen der zeitgeschichtlichen PPQ-Serie "Wiedergeboren als..." erinnerte sich der Wirtschaftsexperte an eine Sentenz der sozialdemokratischen Gesellschaftstheoretikerin Andrea Nahles: "Reisende soll man nicht aufhalten“ überschreibt Münchau seinen Abschiedsbrief an die Briten. Bis auf neue Nummernschilder, die auf der Insel lebende Deutsche dann bräuchten, ändere sich ja nichts.
Woher er das mit den Nummernschildern hat, bleibt unklar, denn ein EU-Austritt der Briten würde sowenig Fahrverbot für Deutsche in England heißen wie es ein solches Fahrverbot für Deutsche in der bislang mit dem Rest Europas unvereinigten Schweiz gibt. Aber die Botschaft ist klar: Die Briten können gar nicht austreten, weil sie nie richtig eingetreten sind. "Ob sie nun formell am äußersten Rand innerhalb der EU oder am innersten Rand außerhalb der EU stehen - wen kümmert es?"
Die Briten sind schließlich keine Griechen.
Was war diese DDR für ein jammervolles Regime. Heute hätte Honecker seine Leute dafür Abschiedsgesänge dieser Art. Wolfgang Münchau etwa, bei "Spiegel Online" ein in der Regel hellsichtiger Kolumnist, eilte als Freiwilliger herbei, um den Briten zum Abschied in den Allerwertesten zu treten. Im Rahmen der zeitgeschichtlichen PPQ-Serie "Wiedergeboren als..." erinnerte sich der Wirtschaftsexperte an eine Sentenz der sozialdemokratischen Gesellschaftstheoretikerin Andrea Nahles: "Reisende soll man nicht aufhalten“ überschreibt Münchau seinen Abschiedsbrief an die Briten. Bis auf neue Nummernschilder, die auf der Insel lebende Deutsche dann bräuchten, ändere sich ja nichts.
Woher er das mit den Nummernschildern hat, bleibt unklar, denn ein EU-Austritt der Briten würde sowenig Fahrverbot für Deutsche in England heißen wie es ein solches Fahrverbot für Deutsche in der bislang mit dem Rest Europas unvereinigten Schweiz gibt. Aber die Botschaft ist klar: Die Briten können gar nicht austreten, weil sie nie richtig eingetreten sind. "Ob sie nun formell am äußersten Rand innerhalb der EU oder am innersten Rand außerhalb der EU stehen - wen kümmert es?"
Die Briten sind schließlich keine Griechen.
Zu Besuch beim Chef-Sexisten
Wie anders auch sollte sich das "Risiko Röntgen" bebildern lassen? Wie ließen sich "neue Waffen gegen den Krebs" im Bild zeigen? Oder das "Risiko Hormone" breiten Bevölkerungsschichten nahebringen? Der "Stern", zuletzt führend bei der Aufdeckung versteckter Sexismen in politischen Berlin, geht seit Jahrzehnten mit gutem Beispiel voran, wenn es gilt, Frauen nackt und willig zu missbrauchen, um den selbstgemachten Premiumjournalismus an den Mann zu bringen.
"Stern"-Chefredakteur Thomas Osterkorn hat dazu inzwischen auch selbst Stellung genommen. "Der erste Eindruck, den Leserinnen und Leser von unserem Blatt haben", sagte er, "bestätigt sich im Laufe der Zeit bei weiteren Beobachtungen und Begegnungen". Das sei das erschütternde Ergebnis einer Prüfung im eigenen Haus gewesen. Es handele sich bei der Darstellung von jungen, durchweg schlanken und zum Teil in Lack, Leder und High Heels gewandeten Frauen auf den Titelblättern seines Magazins, die niemandem in der Redaktion bisher aufgefallen sei, eindeutig um "ein wiederkehrendes Verhalten". Im Laufe der Recherche im "Stern"-Archiv habe sich gezeigt, dass die Darstellung von Frauen als verfügbare, willige Wesen "offensichtlich ein Grundmuster unseres Verhaltens ist". Er freue sich, dass sich nach der Brüderle-Geschichte "zunehmend Frauen beim Magazin melden", die berichten, dass solche Dinge beim ,Stern´ gang und gäbe seien.
Er selbst halte eine Berichterstattung über diese besondere Art von Sexismus "deshalb für legitim". Die "Stern" samt seiner sexistischen Titelbilder erscheine schließlich "nicht in einem quasi 'privaten', also geschützten Rahmen", sondern öffentlich. "Im Übrigen finde ich: egal ob 'Spiegel online' oder ´Stern´, Frauen sind kein Freiwild, weder für ältere Herren aus der Politik noch für schmierige Medienmänner."
Missbrauch müsse Missbrauch bleiben und weiterhin seinen Platz auf den unmöglichsten "Stern"-Titelbildern finden. "Was heute an Informationen und Berichten schon zusammengekommen ist, rechtfertigt sicherlich, dass wir in der nächsten Woche noch mal größer auf das Thema einsteigen", sagte Osterkorn. Er wolle dann eventuell noch mal mit dem Bild der drallen Holländerin mit den prallen Bällen aufmachen. "Die könnte ein Dirndl auch gut ausfüllen."
Mehr Brüderle und Schwesterlein: Hinrichtung im Himmelreich
"Stern"-Chefredakteur Thomas Osterkorn hat dazu inzwischen auch selbst Stellung genommen. "Der erste Eindruck, den Leserinnen und Leser von unserem Blatt haben", sagte er, "bestätigt sich im Laufe der Zeit bei weiteren Beobachtungen und Begegnungen". Das sei das erschütternde Ergebnis einer Prüfung im eigenen Haus gewesen. Es handele sich bei der Darstellung von jungen, durchweg schlanken und zum Teil in Lack, Leder und High Heels gewandeten Frauen auf den Titelblättern seines Magazins, die niemandem in der Redaktion bisher aufgefallen sei, eindeutig um "ein wiederkehrendes Verhalten". Im Laufe der Recherche im "Stern"-Archiv habe sich gezeigt, dass die Darstellung von Frauen als verfügbare, willige Wesen "offensichtlich ein Grundmuster unseres Verhaltens ist". Er freue sich, dass sich nach der Brüderle-Geschichte "zunehmend Frauen beim Magazin melden", die berichten, dass solche Dinge beim ,Stern´ gang und gäbe seien.
Er selbst halte eine Berichterstattung über diese besondere Art von Sexismus "deshalb für legitim". Die "Stern" samt seiner sexistischen Titelbilder erscheine schließlich "nicht in einem quasi 'privaten', also geschützten Rahmen", sondern öffentlich. "Im Übrigen finde ich: egal ob 'Spiegel online' oder ´Stern´, Frauen sind kein Freiwild, weder für ältere Herren aus der Politik noch für schmierige Medienmänner."
Missbrauch müsse Missbrauch bleiben und weiterhin seinen Platz auf den unmöglichsten "Stern"-Titelbildern finden. "Was heute an Informationen und Berichten schon zusammengekommen ist, rechtfertigt sicherlich, dass wir in der nächsten Woche noch mal größer auf das Thema einsteigen", sagte Osterkorn. Er wolle dann eventuell noch mal mit dem Bild der drallen Holländerin mit den prallen Bällen aufmachen. "Die könnte ein Dirndl auch gut ausfüllen."
Mehr Brüderle und Schwesterlein: Hinrichtung im Himmelreich
Samstag, 26. Januar 2013
Austausch der Eichhörnchen
Nach einer Minute und 20 Sekunden im HFC-Dress hat sich Timo Furuholm einen Vertrag auf Lebenszeit verdient. Von ganz links außen nimmt der Finne, in der Winterpause als Stürmerhoffnung Nummer fünf aus Düsseldorf geholt, einen Ball, der Björn Ziegenbein, ein zweiter Wintereinkauf, zu ihm durchgesteckt hat. Und als würde das Leder die Hauk, Pichinot, Preuß und Shala verspotten wollen, die sich hier in den letzten Monaten alle schon mehr mehr als weniger vergebens als Goalgetter versucht hatten, segelt es ins lange Eck.
1:0 im ersten Spiel nach der Winterpause, ein Hoffnungsschimmer
an einem eisigen Tag, an dem der Hallesche FC gegen den Tabellennachbarn Stuttgarter Kickers die Basis für den erfolgreichen Klassenerhalt legen will. Mit Telmo Texeira und Andis Shala mussten über den Jahreswechsel zwei Spieler gehen. Neben Furuholm und Ziegenbein kamen mit Daniel Ziebig aus Cottbus und dem Finnen Kristian Kojola aus Mariehamm insgesamt vier neue Spieler.
Erstaunlicherweise aber spielt der Gastgeber gegen Stuttgart nur die ersten zwölf Minuten so, als sei mit der Neubesetzung von 40 Prozent der Feldspieler-Plätze auch ein neuer Geist eingezogen. Ziegenbein schnickt ein-, zweimal überraschend um seinen Gegenspieler herum. Furuholm steht mehrfach genau da, wo Pichinot & Co. in der Hinrunde nie standen. Allein, es ergibt sich nichts Zählbares aus den Versuchen, ein schnelles zweites Tor zu erzielen.
Und nach einer Viertelstunde lassen sie es dann auch dabei bewenden. Statt nach vor passen die Männer in Rot-Weiß lieber zur Seite, statt über die Außen zu kommen, kommen sie als Kollektiv: Ehe nicht jeder einzelne Spieler den Ball wenigstens einmal berührt hat, gibt es kein finales Anspiel Richtung Strafraum.
Stuttgart lässt das zu, direkte Bemühungen, hier den Ausgleich zu machen und danach vielleicht noch mehr zu versuchen, gibt es nicht. Während der HFC sein Spiel bei minus drei Grad langsam einfrieren lässt, keineswegs beunruhigt wirkend ob der von Minute zu Minute weiter nachlassenden Offensivkraft, dürfen die Blauen dann auch mal eine Ecke treten. Es folgt noch ein und in der 33. Minute noch eine. Auch die wird abgewehrt, der Ball aber trudelt dann doch wieder in den Fünf-Meter-Raum. Und von dort irgendwie ins Tor.
Das Übliche also. Der letzte Heimsieg der im alten Kurt-Wabbel-Stadion daheim noch kaum bezwingbaren Mannschaft von Trainer Sven Köhler datiert tatsächlich vom 04. August 2012. In den 175 Tagen seitdem gelangen vier Unentschieden, fünf Spiele gingen verloren. Nur die zweite Mannschaft des VfB Stuttgart ist schlechter.
Eine rabenschwarze Bilanz, die nicht mehr mit Pech oder dem Unvermögen einzelner Spieler zu erklären ist. Andis Shala, im Verlauf der Saison als einer der Verantwortlichen für die fehlende Durchschlagskraft nach vorn ausgemacht, ist fort. Durchschlagskraft aber entwickelt auch die renovierte Offensive nur in den ersten paar und in den letzten zehn Minuten.
Dazwischen bietet sich ein gewohntes Bild für die leidgeprüften 5200 Zuschauer, unter denen nur echte Fehler-Feinschmecker auf ihre Kosten kommen. Über die linke Angriffsseite etwa geht gar nichts, obwohl hier der in der Hinrunde stärkste Außenstürmer Dennis Mast eigentlich Verstärkung vom erfahrenen Daniel Ziebig bekommen hat. Doch Ziebig steht hinten wie festgewachsen, bis zur 70. Minute macht er keinen Schritt über die Mittellinie.
Rechts außen dagegen, wo Toni Lindenhahn sich anfangs einige Male schöne Zuspiele mit Ziegenbein liefert, spielt ab der 20. Minute nur noch Jan Benes. Der eigentlich bereits aussortierte, durch die tragischen erneuten Verletzung von Pierre Becken aber doch wieder in die Mannschaft gerutschte Tscheche, Überlebender der Oberliga-Mannschaft von 2007, ist neben Ziegenbein und Furuholm auffälligster Mann. Allerdings hat Benes es nicht leicht: Stößt er vor, steht ihm meist nicht nur Lindenhahn im Weg, sondern auch Mast, der, weil auf seiner linken Seite ja nichts los ist, fortwährend in die Mitte drängt.
Das hallesche Spiel hat so eine unglückliche Unwucht, die planmäßig zu sein scheint, da Trainer Sven Köhler keinerlei Bemühungen unternimmt, sie abzustellen. Links außen klafft vor Daniel Ziebig ein riesiges Loch. Rechts stehen sich mit Lindenhahn, Ziegenbein, Benes, Furuholm und Mast fünf Spieler auf den Füßen. Wenn es einen Plan gibt, nach dem das so sein soll, dann wird er hervorragend umgesetzt.
Nur eben leider auch ohne messbare Ergebnisse. Zwischen der 33. und der 69. Minute regiert kopfloses Quergeschiebe mit gelegentlichen Ziegenbein- oder Benes-Vorstößen. Der Druck nach vorn ist wieder sanft wie zu besten Shala-Zeiten. Dann erst nutzt Björn Ziegenbein die Verletzungspause eines Stuttgarters, seinen Kollegen Ziebig heranzurufen. Minutenlang diskutieren beide, dann geht es hinüber zu Ruprecht, Hartmann und Müller, die bekommen etwas erklärt - und auf einmal löst sich der Querschiebe-Knoten im HFC-Spiel.
Eine Schlüsselszene. Jetzt gibt es wieder Torchancen, Ziebig marschiert außen bis über die Mittellinie und flankt, Mast ist wieder im Spiel und Benes und der für Lindenhahn eingewechselte Erich Sautner haben auf ihrer Seite Platz, zum Strafraum zu ziehen.
Leider sind nur noch zehn Minuten auf der Uhr und das ist eindeutig zu wenig für eine Mannschaft, die im Durchschnitt nur aller 104 Minuten ins gegnerische Tor trifft. Mehr als einen Fernschuss von Hartmann, eine Großchance von Sautner, einen Lattentreffer von Furuholm und einen in Rückenlage über das Tor gezimmerten Schuss von Ziegenbein bringt es nicht mehr ein, denn der Schiedsrichter pfeift trotz zahlreicher Unterbrechungen auf die Sekunde pünktlich ab. Immerhin ein Punkt, sagt Björn Ziegenbein später in eine Fernsehkamera. Darauf könne man aufbauen.
Anders gesagt: Die Eichhörnchen sind andere. Aber das Sammeln ist immer noch verdammt mühsam.
Spielbericht bei HallescherFC.de
1:0 im ersten Spiel nach der Winterpause, ein Hoffnungsschimmer
an einem eisigen Tag, an dem der Hallesche FC gegen den Tabellennachbarn Stuttgarter Kickers die Basis für den erfolgreichen Klassenerhalt legen will. Mit Telmo Texeira und Andis Shala mussten über den Jahreswechsel zwei Spieler gehen. Neben Furuholm und Ziegenbein kamen mit Daniel Ziebig aus Cottbus und dem Finnen Kristian Kojola aus Mariehamm insgesamt vier neue Spieler.
Erstaunlicherweise aber spielt der Gastgeber gegen Stuttgart nur die ersten zwölf Minuten so, als sei mit der Neubesetzung von 40 Prozent der Feldspieler-Plätze auch ein neuer Geist eingezogen. Ziegenbein schnickt ein-, zweimal überraschend um seinen Gegenspieler herum. Furuholm steht mehrfach genau da, wo Pichinot & Co. in der Hinrunde nie standen. Allein, es ergibt sich nichts Zählbares aus den Versuchen, ein schnelles zweites Tor zu erzielen.
Und nach einer Viertelstunde lassen sie es dann auch dabei bewenden. Statt nach vor passen die Männer in Rot-Weiß lieber zur Seite, statt über die Außen zu kommen, kommen sie als Kollektiv: Ehe nicht jeder einzelne Spieler den Ball wenigstens einmal berührt hat, gibt es kein finales Anspiel Richtung Strafraum.
Stuttgart lässt das zu, direkte Bemühungen, hier den Ausgleich zu machen und danach vielleicht noch mehr zu versuchen, gibt es nicht. Während der HFC sein Spiel bei minus drei Grad langsam einfrieren lässt, keineswegs beunruhigt wirkend ob der von Minute zu Minute weiter nachlassenden Offensivkraft, dürfen die Blauen dann auch mal eine Ecke treten. Es folgt noch ein und in der 33. Minute noch eine. Auch die wird abgewehrt, der Ball aber trudelt dann doch wieder in den Fünf-Meter-Raum. Und von dort irgendwie ins Tor.
Das Übliche also. Der letzte Heimsieg der im alten Kurt-Wabbel-Stadion daheim noch kaum bezwingbaren Mannschaft von Trainer Sven Köhler datiert tatsächlich vom 04. August 2012. In den 175 Tagen seitdem gelangen vier Unentschieden, fünf Spiele gingen verloren. Nur die zweite Mannschaft des VfB Stuttgart ist schlechter.
Eine rabenschwarze Bilanz, die nicht mehr mit Pech oder dem Unvermögen einzelner Spieler zu erklären ist. Andis Shala, im Verlauf der Saison als einer der Verantwortlichen für die fehlende Durchschlagskraft nach vorn ausgemacht, ist fort. Durchschlagskraft aber entwickelt auch die renovierte Offensive nur in den ersten paar und in den letzten zehn Minuten.
Dazwischen bietet sich ein gewohntes Bild für die leidgeprüften 5200 Zuschauer, unter denen nur echte Fehler-Feinschmecker auf ihre Kosten kommen. Über die linke Angriffsseite etwa geht gar nichts, obwohl hier der in der Hinrunde stärkste Außenstürmer Dennis Mast eigentlich Verstärkung vom erfahrenen Daniel Ziebig bekommen hat. Doch Ziebig steht hinten wie festgewachsen, bis zur 70. Minute macht er keinen Schritt über die Mittellinie.
Rechts außen dagegen, wo Toni Lindenhahn sich anfangs einige Male schöne Zuspiele mit Ziegenbein liefert, spielt ab der 20. Minute nur noch Jan Benes. Der eigentlich bereits aussortierte, durch die tragischen erneuten Verletzung von Pierre Becken aber doch wieder in die Mannschaft gerutschte Tscheche, Überlebender der Oberliga-Mannschaft von 2007, ist neben Ziegenbein und Furuholm auffälligster Mann. Allerdings hat Benes es nicht leicht: Stößt er vor, steht ihm meist nicht nur Lindenhahn im Weg, sondern auch Mast, der, weil auf seiner linken Seite ja nichts los ist, fortwährend in die Mitte drängt.
Das hallesche Spiel hat so eine unglückliche Unwucht, die planmäßig zu sein scheint, da Trainer Sven Köhler keinerlei Bemühungen unternimmt, sie abzustellen. Links außen klafft vor Daniel Ziebig ein riesiges Loch. Rechts stehen sich mit Lindenhahn, Ziegenbein, Benes, Furuholm und Mast fünf Spieler auf den Füßen. Wenn es einen Plan gibt, nach dem das so sein soll, dann wird er hervorragend umgesetzt.
Nur eben leider auch ohne messbare Ergebnisse. Zwischen der 33. und der 69. Minute regiert kopfloses Quergeschiebe mit gelegentlichen Ziegenbein- oder Benes-Vorstößen. Der Druck nach vorn ist wieder sanft wie zu besten Shala-Zeiten. Dann erst nutzt Björn Ziegenbein die Verletzungspause eines Stuttgarters, seinen Kollegen Ziebig heranzurufen. Minutenlang diskutieren beide, dann geht es hinüber zu Ruprecht, Hartmann und Müller, die bekommen etwas erklärt - und auf einmal löst sich der Querschiebe-Knoten im HFC-Spiel.
Eine Schlüsselszene. Jetzt gibt es wieder Torchancen, Ziebig marschiert außen bis über die Mittellinie und flankt, Mast ist wieder im Spiel und Benes und der für Lindenhahn eingewechselte Erich Sautner haben auf ihrer Seite Platz, zum Strafraum zu ziehen.
Leider sind nur noch zehn Minuten auf der Uhr und das ist eindeutig zu wenig für eine Mannschaft, die im Durchschnitt nur aller 104 Minuten ins gegnerische Tor trifft. Mehr als einen Fernschuss von Hartmann, eine Großchance von Sautner, einen Lattentreffer von Furuholm und einen in Rückenlage über das Tor gezimmerten Schuss von Ziegenbein bringt es nicht mehr ein, denn der Schiedsrichter pfeift trotz zahlreicher Unterbrechungen auf die Sekunde pünktlich ab. Immerhin ein Punkt, sagt Björn Ziegenbein später in eine Fernsehkamera. Darauf könne man aufbauen.
Anders gesagt: Die Eichhörnchen sind andere. Aber das Sammeln ist immer noch verdammt mühsam.
Spielbericht bei HallescherFC.de
Fünf Prozent für Herrenreiter
Wir müssen es konstatieren: Die Partei der Chauvis, Grapscher und Herrenreiter kommt immer noch locker über 5 Prozent. #Brüderle
Gendefekt im Gebührensender
Ist Ausländerhass ein Gendefekt? Sind Nazis Sklave ihrer Erbinformationen? „Die Evolution hat uns eine gewisse Fremdenfeindlichkeit in die Wiege gelegt“, hat der sächsische Ausländerbeauftragte dem Gebührensender MDR Info in einem live gesendeten Exkurs in die Erblehre verraten. Und obwohl der Sender die Äußerung später fürsorglich in „Wir sind leider alle angeboren mit der Angst vor dem Fremden“ begradigte und Gillo selbst ergänzt hatte, man „könne diese Angst überwinden durch gute Bildung - durch ein kulturelles Umfeld, wo wir lernen, wie wir durch Menschen, die aus anderen Kulturen kommen, bereichert werden", steht doch nun die große Frage der Verantwortlichkeit auf dem Programm.
Was ist mit denen, die ihre „angeborene Angst vor dem Fremden“ nicht durch „gute Bildung“ und ein „kulturelles Umfeld“ weglernen können? Soll es denen gestattet sein, bei Gelegenheit zurückzufallen in den biologistischen Determinismus einer von der fortschrittlichen Wissenschaft etwa in Oldenburg längst widerlegten Soziobiologie, die ungeachtet ernster Hinweise anderer Wissenschaftler fortgesetzt den Fehler der Vereinfachung und des Reduktionismus begeht. Gillo, deutsch-amerikanischer Ex-Staatsminister für Wirtschaft und Arbeit in Sachsen, blieb die Antwort schuldig.
Doch angeborene Fremdenfurcht, wie Gillo sie propagiert, war vom Gentechnik-Magazin "Focus" bereits im Jahr 1994 ins Reich der sagen verwiesen worden. Vergleiche aus der Tierwelt, in der „gerade bei geselligen Tieren der fremde Artgenosse Flucht oder Angriff auslöst, also das agonistische Verhalten aktiviert“, müssten als „nahezu durchgehendes Prinzip“ auch auf das Tierreich beschränkt bleiben. Beim Menschen habe Xenophobie keine Chance, weil der Mensch in der Lage sei, durch Recht und Gesetz erzogen und höherer Einsicht über seine Instinkte geführt zu werden. zu
Ethnozentrismus hat folglich vielleicht eine biologische Grundlage, in keinem Fall aber ein Lebensrecht in aufgeklärten Köpfen. Krude Thesen wie die des vermeintlichen Ethnologen G.H. Neumann, der der Ansicht war, dass der Mensch wie viele sozial lebende Tiere von seinen Artgenossen gruppenkonformes Verhalten erwarte und dazu neige, aggressiv auf jene zu reagieren, die aus der Norm ausbrechen, sind längst ausgemerzt und durch neuere Ansichten überwunden worden. Danach führt derzeit die „Macht extremer Emotionen und individueller biografischer Entwicklungen bei der Entstehung rechtsextremistischer Denkmuster und bei der Begehung entsprechender Gewalttaten“ Regie.
Viele rechtsextremistische Täter seien bereits "frühkindlich sozial auffällig", andere litten unter der „zunehmenden Individualisierung von Lebenslagen und dem damit einhergehenden Verlust traditioneller Lebensformen“.
Hier, in der Erziehung zu Mann und Frau, Fremdenfreund und Fremdenfeind, und nicht im Biologistischen liegen die wahren Ursachen für Fremdenfeindlichkeit und Angst vor Zugezogenen. Hoffnung für den Menschen, Hoffnung für Martin Gillo: Xenophobie konnte experimentell zwar bei verschiedenen Arten von Insekten und bei syrischen Goldhamstern, Weiß-Pfoten-Mäusen, Pavianen und Silbermöwen nachgewiesen werden. Bei Heuschrecken, Schmetterlingen, Stechmücken, Ratten, Dohlen und etlichen Wandervögeln aber existiert sie nicht.
Was ist mit denen, die ihre „angeborene Angst vor dem Fremden“ nicht durch „gute Bildung“ und ein „kulturelles Umfeld“ weglernen können? Soll es denen gestattet sein, bei Gelegenheit zurückzufallen in den biologistischen Determinismus einer von der fortschrittlichen Wissenschaft etwa in Oldenburg längst widerlegten Soziobiologie, die ungeachtet ernster Hinweise anderer Wissenschaftler fortgesetzt den Fehler der Vereinfachung und des Reduktionismus begeht. Gillo, deutsch-amerikanischer Ex-Staatsminister für Wirtschaft und Arbeit in Sachsen, blieb die Antwort schuldig.
Doch angeborene Fremdenfurcht, wie Gillo sie propagiert, war vom Gentechnik-Magazin "Focus" bereits im Jahr 1994 ins Reich der sagen verwiesen worden. Vergleiche aus der Tierwelt, in der „gerade bei geselligen Tieren der fremde Artgenosse Flucht oder Angriff auslöst, also das agonistische Verhalten aktiviert“, müssten als „nahezu durchgehendes Prinzip“ auch auf das Tierreich beschränkt bleiben. Beim Menschen habe Xenophobie keine Chance, weil der Mensch in der Lage sei, durch Recht und Gesetz erzogen und höherer Einsicht über seine Instinkte geführt zu werden. zu
Ethnozentrismus hat folglich vielleicht eine biologische Grundlage, in keinem Fall aber ein Lebensrecht in aufgeklärten Köpfen. Krude Thesen wie die des vermeintlichen Ethnologen G.H. Neumann, der der Ansicht war, dass der Mensch wie viele sozial lebende Tiere von seinen Artgenossen gruppenkonformes Verhalten erwarte und dazu neige, aggressiv auf jene zu reagieren, die aus der Norm ausbrechen, sind längst ausgemerzt und durch neuere Ansichten überwunden worden. Danach führt derzeit die „Macht extremer Emotionen und individueller biografischer Entwicklungen bei der Entstehung rechtsextremistischer Denkmuster und bei der Begehung entsprechender Gewalttaten“ Regie.
Viele rechtsextremistische Täter seien bereits "frühkindlich sozial auffällig", andere litten unter der „zunehmenden Individualisierung von Lebenslagen und dem damit einhergehenden Verlust traditioneller Lebensformen“.
Hier, in der Erziehung zu Mann und Frau, Fremdenfreund und Fremdenfeind, und nicht im Biologistischen liegen die wahren Ursachen für Fremdenfeindlichkeit und Angst vor Zugezogenen. Hoffnung für den Menschen, Hoffnung für Martin Gillo: Xenophobie konnte experimentell zwar bei verschiedenen Arten von Insekten und bei syrischen Goldhamstern, Weiß-Pfoten-Mäusen, Pavianen und Silbermöwen nachgewiesen werden. Bei Heuschrecken, Schmetterlingen, Stechmücken, Ratten, Dohlen und etlichen Wandervögeln aber existiert sie nicht.
Freitag, 25. Januar 2013
Doku Deutschland: Sexisten ausmisten
Die Runde brütet. Ein bisschen Ratlosigkeit ist dabei. Fast zehn Prozent für die FDP! Und das, nachdem man monatelang aus allen Rohren auf die letzte nichtlinke Partei geschossen hatte! High noon in Hamburg - und im Redaktionshochhaus einer deutschlandweit führenden Illustrierten (Foto oben) brütet die Mittagskonferenz über Maßnahmen.
"Kann doch nicht sein, dass wir uns von diesen Brüdern so auf der Nase herumtanzen lassen", tobt der Chefredakteur, ein smarter Auskenner, der seit seinen frühen Tagen bei der Landeszeitung für die Lüneburger Heide kein bisschen gesetzter geworden ist. "Was machen wir denn nun mit diesem Haufen", sagt er und schaut fordernd in Richtung Innenpolitikressort.
Dort haben sie natürlich auf diese Frage gewartet. Ein langer Satz voller Begriffe wie "Analyse" und "Experten" flattert in die Runde. Der Chefredakteur aber schüttelt den Kopf. Er winkt ab. "Das interessiert den toten Hund", faucht er bissig. Er wolle etwas mit Emotionen, eben Gefühle, was Aufregendes, "was die Leser am Schwanz packt".
"Nun sag es schon", stößt die große, grell blondierte Gesellschaftsreporterin ihrer Nachbarin den Ellenbogen in die Seite. Die junge Frau, ebenfalls blond, aber eher natur, schüttelt fast unmerklich den Kopf. "Warum denn nicht", zischt die Gesellschaftsreporterin, "das war doch ne geile Story!"
Die "geile Story" kracht in die Runde aus Sitzriesen wie ein polnischer Schmuggelböller. Diese Buchstabenkombination hören sie hier immer, selbst wenn sie geflüstert wird. "Nun sagen Sie schon, was haben Sie für uns", gibt sich der Chefredakteur jovial. Sein Blick geht erwartungsfroh zur hoffnungsvollen Nachwuchskraft, die seit ein paar Monaten im Haus ist und sich eher unauffällig um den Liberalismus kümmert. Nicht unhübsch, die Kleine, denkt der Chefredakteur, der sich bemühen muss, nicht zu lange auf die Brustpartie des T-Shirt der Mitarbeiterin zu starren. "Don´t look here" steht da in glitzernden Straßsteinchen. Schwierig.
Die Nachwuchskraft ist mittlerweile rot angelaufen. Sie tut sich schwer mit einer Antwort. "Es war nur, naja, eine komische Begegnung mit dem Herrn Brüderle im letzten Jahr." Brüderle? "Und was war denn da komisch!, will die Chefetage wissen. Die Gesellschaftsexpertin, in langen Jahren Konferenzkrieg gestählt, übernimmt routiniert: "Der Brüderle hat sie halt angebaggert da an der Bar."
Vokales Getümmel. Unruhe kommt auf. Die junge Mitarbeiterin berichtet, anfangs stockend, dann aber kommt sie in Fahrt. Sie erzählt vom lüsternen Blick auf ihre Brust. Von einem schmierigen Handkuss. Von frauenfeindlichen Komplimenten. Von trunkenen Anspielungen auf Ehen zwischen Staatsmännern und Journalisten. Von ihrem Ekel. Ihrer Wut. Ihrer Angst. Den vielen schlaflosen Nächten danach, mehr als ein Jahr lang.
"Wer hat die Rechnung an der Bar bezahlt", wirft ein Kollege aus der Wirtschaft ein, der ohnehin unter Verdacht steht, europaskeptisch zu sein. Ein Blick des Chefredakteurs bringt ihn zum Schweigen. "Es geht um etwas viel Wichtigeres und zugleich viel Banaleres", springt ihr die Gesellschaftsreporterin bei, "nämlich darum, Männern, die es betrifft, klipp und klar zu sagen: Hört endlich auf damit".
Ein Nicken läuft um die Runde. Das leuchtet ein. Aufhören damit. Das ist gut. Solange die EU nicht handelt, müssen die Medien Druck machen. Ein gesellschaftlich relevantes Thema ist gefunden. Ein Aufreger. Etwas mit Gefühlen und, ja, auch mit Emotionen. Etwas, das die Frauen anspricht, die alle schon solche Erfahrungen gemacht haben oder doch zumindest als junge Mädchen davon ausgingen, sie machen zu müssen. Etwas, das die Männer empören wird. "Sexismus - die Krankheit der Gesellschaft" oder so. Der Chefredakteur nickt sich selbst innerlich zu.
Eine halbe Stunde später ist die nächste Nummer durchgeplant. Außen Bin Laden, drinnen ein lebender Bösewicht. "Und wenn Sie jemand fragt, warum Sie mit der Veröffentlichung ein Jahr gewartet haben", sagt der Chefredakteur bei der Blattabnahme zu seiner jungen Mitarbeiterin, "dann sagen Sie einfach, ihre Absicht sei es gewesen, aufzuzeigen, dass Brüderle ein Politiker ist, der aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Dass der 67-Jährige nun als Spitzenkandidat der FDP ins Rennen geschickt wird - das passe nicht."
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In Beifallsstürmen
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Grass endlich geehrt
Beim letzten deutschen Autofahrer
Bekenntnisse eines Blitzkriegers
Wahrheit ist flexibel
Ein Land aus Pfand
Sorgen auf der Sonnenbank
Rock an der Rütlischule
Schwimmen mit Sirenen
Hausbuchführer im Widerstand
Ich dagegen bin dafür
Der Marcellator der Herzen
Die Stimme des Bauchtrainers
Am Tresen verhaftet
"Kann doch nicht sein, dass wir uns von diesen Brüdern so auf der Nase herumtanzen lassen", tobt der Chefredakteur, ein smarter Auskenner, der seit seinen frühen Tagen bei der Landeszeitung für die Lüneburger Heide kein bisschen gesetzter geworden ist. "Was machen wir denn nun mit diesem Haufen", sagt er und schaut fordernd in Richtung Innenpolitikressort.
Dort haben sie natürlich auf diese Frage gewartet. Ein langer Satz voller Begriffe wie "Analyse" und "Experten" flattert in die Runde. Der Chefredakteur aber schüttelt den Kopf. Er winkt ab. "Das interessiert den toten Hund", faucht er bissig. Er wolle etwas mit Emotionen, eben Gefühle, was Aufregendes, "was die Leser am Schwanz packt".
"Nun sag es schon", stößt die große, grell blondierte Gesellschaftsreporterin ihrer Nachbarin den Ellenbogen in die Seite. Die junge Frau, ebenfalls blond, aber eher natur, schüttelt fast unmerklich den Kopf. "Warum denn nicht", zischt die Gesellschaftsreporterin, "das war doch ne geile Story!"
Die "geile Story" kracht in die Runde aus Sitzriesen wie ein polnischer Schmuggelböller. Diese Buchstabenkombination hören sie hier immer, selbst wenn sie geflüstert wird. "Nun sagen Sie schon, was haben Sie für uns", gibt sich der Chefredakteur jovial. Sein Blick geht erwartungsfroh zur hoffnungsvollen Nachwuchskraft, die seit ein paar Monaten im Haus ist und sich eher unauffällig um den Liberalismus kümmert. Nicht unhübsch, die Kleine, denkt der Chefredakteur, der sich bemühen muss, nicht zu lange auf die Brustpartie des T-Shirt der Mitarbeiterin zu starren. "Don´t look here" steht da in glitzernden Straßsteinchen. Schwierig.
Die Nachwuchskraft ist mittlerweile rot angelaufen. Sie tut sich schwer mit einer Antwort. "Es war nur, naja, eine komische Begegnung mit dem Herrn Brüderle im letzten Jahr." Brüderle? "Und was war denn da komisch!, will die Chefetage wissen. Die Gesellschaftsexpertin, in langen Jahren Konferenzkrieg gestählt, übernimmt routiniert: "Der Brüderle hat sie halt angebaggert da an der Bar."
Vokales Getümmel. Unruhe kommt auf. Die junge Mitarbeiterin berichtet, anfangs stockend, dann aber kommt sie in Fahrt. Sie erzählt vom lüsternen Blick auf ihre Brust. Von einem schmierigen Handkuss. Von frauenfeindlichen Komplimenten. Von trunkenen Anspielungen auf Ehen zwischen Staatsmännern und Journalisten. Von ihrem Ekel. Ihrer Wut. Ihrer Angst. Den vielen schlaflosen Nächten danach, mehr als ein Jahr lang.
"Wer hat die Rechnung an der Bar bezahlt", wirft ein Kollege aus der Wirtschaft ein, der ohnehin unter Verdacht steht, europaskeptisch zu sein. Ein Blick des Chefredakteurs bringt ihn zum Schweigen. "Es geht um etwas viel Wichtigeres und zugleich viel Banaleres", springt ihr die Gesellschaftsreporterin bei, "nämlich darum, Männern, die es betrifft, klipp und klar zu sagen: Hört endlich auf damit".
Ein Nicken läuft um die Runde. Das leuchtet ein. Aufhören damit. Das ist gut. Solange die EU nicht handelt, müssen die Medien Druck machen. Ein gesellschaftlich relevantes Thema ist gefunden. Ein Aufreger. Etwas mit Gefühlen und, ja, auch mit Emotionen. Etwas, das die Frauen anspricht, die alle schon solche Erfahrungen gemacht haben oder doch zumindest als junge Mädchen davon ausgingen, sie machen zu müssen. Etwas, das die Männer empören wird. "Sexismus - die Krankheit der Gesellschaft" oder so. Der Chefredakteur nickt sich selbst innerlich zu.
Eine halbe Stunde später ist die nächste Nummer durchgeplant. Außen Bin Laden, drinnen ein lebender Bösewicht. "Und wenn Sie jemand fragt, warum Sie mit der Veröffentlichung ein Jahr gewartet haben", sagt der Chefredakteur bei der Blattabnahme zu seiner jungen Mitarbeiterin, "dann sagen Sie einfach, ihre Absicht sei es gewesen, aufzuzeigen, dass Brüderle ein Politiker ist, der aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Dass der 67-Jährige nun als Spitzenkandidat der FDP ins Rennen geschickt wird - das passe nicht."
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Am Tresen verhaftet
Erst die Waffen, dann die Diktatoren
Für deutsche Journalisten war die Sache augenblicklich klar. Der Pulverdampf des letzten Schusses des Amokläufers von Newtown hing noch in der Luft, da waren die führenden Waffenmagazine der Rebublik zu einem abschließenden Urteil gelangt: Generell sind es die Waffen, die Morde verursachen, weshalb ein Verbot für Privatleute, Pistolen und Gewehre zu besitzen, auch den USA gehalten wäre, Amokläufe künftig zu verhindern.
In den USA hingegen suchten die Menschen in jenen unsicheren Tagen noch nach einer Antwort auf die Frage, wie das geschehen konnte. Und auffallend oft nutzten sie die Buchstabenkonstellation "Hitler Gun Control", um erfolgversprechende Wege aus dem Dilemma zu vieler Waffen in privater Hand zu finden (Grafik unten). Aus der Geschichte lernen, ist ja nie verkehrt.
Allerdings in diesem Fall keine Lektion, die an deutschen Volkshochschulen eine Chance hätte, gelehrt zu werden. Denn ein Waffenverbot durch Hitler gab es nie, weil der private und unkontrollierte Besitz von Waffen schon fünf Jahre vor Hitlers Amtsantritt verboten worden war.
In den USA hingegen suchten die Menschen in jenen unsicheren Tagen noch nach einer Antwort auf die Frage, wie das geschehen konnte. Und auffallend oft nutzten sie die Buchstabenkonstellation "Hitler Gun Control", um erfolgversprechende Wege aus dem Dilemma zu vieler Waffen in privater Hand zu finden (Grafik unten). Aus der Geschichte lernen, ist ja nie verkehrt.
Allerdings in diesem Fall keine Lektion, die an deutschen Volkshochschulen eine Chance hätte, gelehrt zu werden. Denn ein Waffenverbot durch Hitler gab es nie, weil der private und unkontrollierte Besitz von Waffen schon fünf Jahre vor Hitlers Amtsantritt verboten worden war.
Ursache und Wirkung, wie sie die amerikanische Verfassung sieht. Erst wird das Volk entwaffnet, dann kommen die Diktatoren. 1928 erließ der Reichstag unter dem sozialdemokratischen Kanzler Herrmann Müller ein Waffengesetz, das das Ideal der Märzrevolutionäre von 1848 nicht mehr kannte. Die angestrebte Volksbewaffnung, die dem Gedanken der Französischen Revolution verpflichtet war und die sich auch August Bebel und Wilhelm Liebknecht auf die Fahnen geschrieben hatten, verschwand. Und mit ihr verschwand ein Staatsverständnis, das das Volk als einzigen wirklichen Souverän sah. Preußen, das in seiner Verfassung schrieb „Jeder Preuße ist nach dem vollendeten zwanzigsten Jahre berechtigt, Waffen zu tragen“ endete im Regeldickicht, der "freie Mann" musste sich sein Recht, sich zu bewaffnen, nun von der Obrigkeit erbitten.
Das "Reichsgesetz über Schusswaffen und Munition vom 12. April 1928" stellte auf Zuverlässigkeit ab und hob hervor, dass nur der eine Waffe besitzen dürfe, der seine Zuverlässigkeit im Sinne der Regierenden bewiesen habe. Jeder Waffenbesitzer wurde in ein Register eingetragen - die Unterlagen nutzten die Nazis ab 1933, um die Juden zu entwaffnen.
Mit dem Reichswaffengesetz vom 18. März 1938 kam dann Hitlers Gun Control, vom Führer selbst angeblich auf dem reichsparteitag 1935 schon rückblickend angekündigt: „Als erste zivilisierte Nation haben wir ein Waffenregistrierungsgesetz. Unsere Straßen werden dadurch sicherer werden; unsere Polizei wird effizienter und die Welt wird unserem Beispiel in Zukunft folgen!"
Das Gesetz verfolgte das Ziel, potentiellen Regimegegnern die Beschaffung von Waffen zu erschweren, Juden, Zigeuner und Homosexuelle waren als Gruppe vom Waffenbesitz ausgeschlossen.
1950 trat das direkt nach dem Krieg suspendierte Reichswaffengesetz wieder in Kraft, 1970 aber begann eine Regierungskommission mit der Erarbeitung eines neuen bundeseinheitlichen Waffengesetzes. Bestreben sei es, „möglichst allen Bürgern in allen Regionen zu verwehren, sich zu bewehren“, hieß es damals, denn schon "der bloße Waffenbesitz" könne "zu einer Gefahr für die Allgemeinheit werden".
Das "Reichsgesetz über Schusswaffen und Munition vom 12. April 1928" stellte auf Zuverlässigkeit ab und hob hervor, dass nur der eine Waffe besitzen dürfe, der seine Zuverlässigkeit im Sinne der Regierenden bewiesen habe. Jeder Waffenbesitzer wurde in ein Register eingetragen - die Unterlagen nutzten die Nazis ab 1933, um die Juden zu entwaffnen.
Mit dem Reichswaffengesetz vom 18. März 1938 kam dann Hitlers Gun Control, vom Führer selbst angeblich auf dem reichsparteitag 1935 schon rückblickend angekündigt: „Als erste zivilisierte Nation haben wir ein Waffenregistrierungsgesetz. Unsere Straßen werden dadurch sicherer werden; unsere Polizei wird effizienter und die Welt wird unserem Beispiel in Zukunft folgen!"
Das Gesetz verfolgte das Ziel, potentiellen Regimegegnern die Beschaffung von Waffen zu erschweren, Juden, Zigeuner und Homosexuelle waren als Gruppe vom Waffenbesitz ausgeschlossen.
1950 trat das direkt nach dem Krieg suspendierte Reichswaffengesetz wieder in Kraft, 1970 aber begann eine Regierungskommission mit der Erarbeitung eines neuen bundeseinheitlichen Waffengesetzes. Bestreben sei es, „möglichst allen Bürgern in allen Regionen zu verwehren, sich zu bewehren“, hieß es damals, denn schon "der bloße Waffenbesitz" könne "zu einer Gefahr für die Allgemeinheit werden".
Donnerstag, 24. Januar 2013
Klimawandel im Wandel
1997 geht er davon aus, dass es in Zukunft im Winter eher kälter wird.
2000 stellt er fest, daß es Winter mit starkem Frost und viel Schnee nicht mehr geben wird.
2007 und 2008 sieht er in warmen Frühlingsmonaten einen Beweis für den Klimawandel in Deutschland
2008 berichtet er, dass in der Klimaforschung „so'n bißchen mit Ungenauigkeiten“ gearbeitet wird.
2012 sieht er den Klimawandel in vollem Gange.
2013 konstatiert er eine Häufung milder Winter.
"Der bisherige Verlauf dieses Winters", sagt er, "passt eben genau in dieses Bild."
2000 stellt er fest, daß es Winter mit starkem Frost und viel Schnee nicht mehr geben wird.
2007 und 2008 sieht er in warmen Frühlingsmonaten einen Beweis für den Klimawandel in Deutschland
2008 berichtet er, dass in der Klimaforschung „so'n bißchen mit Ungenauigkeiten“ gearbeitet wird.
2012 sieht er den Klimawandel in vollem Gange.
2013 konstatiert er eine Häufung milder Winter.
"Der bisherige Verlauf dieses Winters", sagt er, "passt eben genau in dieses Bild."
Hinrichtung im Himmelreich
Gut ein Jahr hat sie gezittert, gealpträumt und gewartet. Dann war es endlich soweit: Rainer Brüderle, die letzte Patrone der FDP im Zielschießen um den Wiedereinzug in den Bundestag, war trotz eines bemerkenswert guten Abschneidens der Liberalen bei der Landtagswahl in Niedersachsen im demokratischen Vier-Augen-Gespräch mit Parteichef Rösler zum Spitzenkandidaten seiner Partei für den Bundestagswahlkampf gekürt worden. Nun lohnt sich die leidvolle Erinnerunge. Nun lohnt sich ein Abschuss.
Nun hielt es Laura Himmelreich überhaupt nicht mehr aus. Voll Seelenpein und mit letzter Tinte, wie ein anderer berühmter deutscher Literat sagen würde, schrieb sie ihre Erlebnisse während einer Begegnung mit Brüderle Anfang vergangenen Jahres auf. Zwölf Monate Abstand sind viel für eine richtige Reportage. Aber hier geht es um Erlebnisse, die die spätere Frau Wulff, aber auch die späteren Frau Brandts, die die späteren Frau Schröders und die späteren Frau Fischers so oder so ähnlich und noch viel schlimmer gemacht haben. Und keine hat darüber berichtet!
Ein Tabubruch, schreibt der "Stern". Denn hier schreibt eine Blondine nicht über einen christsozialen Hoffnungsträger, nicht über einen Arbeiterführer oder grünen Weltenretter und dessen jeweilige Libido. Sondern eine Reporterin erzählt von einem Liberalen, mit dem sie an der Hotelbar versucht, ein "professionelles Gespräch" zu führen.
An der Hotelbar, irgendwann zwischen spätem Abend und ein Uhr nachts, wo "Stern"-Reporter traditionell mit Spitzenpolitikern über die Feinheiten von Kreditklemme, Euroskeptizismus und Haushaltslage diskutieren. "Der Herrenwitz" überschreibt Himmelreich ihren Text denn auch durchaus zutreffend - die 29-Jährige begegnet dem 67-Jährigen mit großen Erwartungen, der aber mag ihr lieber seine "Aufreißerqualitäten" (Stern) demonstrieren als gemeinsam mit ihr den Euro retten.
Laura Himmelreich war geschockt. Erschüttert. Brüderles Blick wanderte auf ihren Busen. Brüderle küsste ihre Hand. "Herr Brüderle", sagt sie in einer perfekten Nachstellung eines amerikanischen Hollywood-Films aus den 50er Jahren, "Sie sind Politiker, ich bin Journalistin." Himmelreich hat sich die Dialoge nebenbei notiert, denn sie zitiert wörtlich.
Alles hier ist überhaupt wahr, jedes Wort. Beim "Stern" wissen sie, wie das geht: Die Himmelreich-Tagebücher im "Stern"-Sonderheft, auf der Titelseite "Die Jagd auf Brüderle". Politiker verfallen doch alle Journalistinnen, habe Brüderle gesagt. Verharmloser! Unsere Frau vom Fach antwortet, wie es im Lehrbuch steht: "Ich finde es besser, wir halten das hier professionell."
Man weiß nicht, was "das hier" ist. Ein später Abend, ein offenbar weißweinseliger älterer Herr starrt in den Ausschnitt einer Edelfeder, die auch nach 22 Uhr noch jugendfrei im Dienst ist. Was er von ihr wollen könnte, ist Laura Himmelreich klar. Was aber will sie von ihm? Warum bleibt sie neben ihm sitzen? Ist es die Aura der Macht? Der Altmännergeruch? Der Reiz des Sexismus? Das wilde weiße Haar? Sind es die Hängebacken? Die angetrocknete Spucke im Mundwinkel?
Es bleibt unklar. Man lernt aber: Niemand muss den Täter gleich heiraten, um von der Zudringlichkeit eines Politikers zu profitieren. Laura Himmelreich, die in drei Jahren beim "Stern" schon 23 wegweisende Texte zu Themen wie Piratenpartei, Christian Wulff, FDP, FDP und FDP geschrieben hat, zeigt, dass es auch anders geht. Mach was draus! Brich ruhig mal ein Tabu! Schreib alles mit. Und rede darüber, vor allem: Rede darüber!
Wenn dann gegen ein Uhr nachts die Sprecherin des Gesprächspartners herantritt und ihrem sabbernden Schützling an die Schulter tippt, sich Brüderle artig "von den umstehenden Männern" verabschiedet und dann "sein Gesicht sehr nah auf mein Gesicht zusteuert" (Himmelreich), dann weicht man zurück. Hält sich die Hände schützend vor den Körper. Ist das schon eine Vergewaltigung? Mitschreiben, Kisch! Na gut, man fühlt sich so gut wie missbraucht. Notiert nebenbei schnell noch, dass die Sprecherin streng ruft "Herr Brüderle!, Zeit fürs Bett".
Und erinnert sich daran, wenn eines Tages Bedarf besteht.
Nun hielt es Laura Himmelreich überhaupt nicht mehr aus. Voll Seelenpein und mit letzter Tinte, wie ein anderer berühmter deutscher Literat sagen würde, schrieb sie ihre Erlebnisse während einer Begegnung mit Brüderle Anfang vergangenen Jahres auf. Zwölf Monate Abstand sind viel für eine richtige Reportage. Aber hier geht es um Erlebnisse, die die spätere Frau Wulff, aber auch die späteren Frau Brandts, die die späteren Frau Schröders und die späteren Frau Fischers so oder so ähnlich und noch viel schlimmer gemacht haben. Und keine hat darüber berichtet!
Ein Tabubruch, schreibt der "Stern". Denn hier schreibt eine Blondine nicht über einen christsozialen Hoffnungsträger, nicht über einen Arbeiterführer oder grünen Weltenretter und dessen jeweilige Libido. Sondern eine Reporterin erzählt von einem Liberalen, mit dem sie an der Hotelbar versucht, ein "professionelles Gespräch" zu führen.
An der Hotelbar, irgendwann zwischen spätem Abend und ein Uhr nachts, wo "Stern"-Reporter traditionell mit Spitzenpolitikern über die Feinheiten von Kreditklemme, Euroskeptizismus und Haushaltslage diskutieren. "Der Herrenwitz" überschreibt Himmelreich ihren Text denn auch durchaus zutreffend - die 29-Jährige begegnet dem 67-Jährigen mit großen Erwartungen, der aber mag ihr lieber seine "Aufreißerqualitäten" (Stern) demonstrieren als gemeinsam mit ihr den Euro retten.
Laura Himmelreich war geschockt. Erschüttert. Brüderles Blick wanderte auf ihren Busen. Brüderle küsste ihre Hand. "Herr Brüderle", sagt sie in einer perfekten Nachstellung eines amerikanischen Hollywood-Films aus den 50er Jahren, "Sie sind Politiker, ich bin Journalistin." Himmelreich hat sich die Dialoge nebenbei notiert, denn sie zitiert wörtlich.
Alles hier ist überhaupt wahr, jedes Wort. Beim "Stern" wissen sie, wie das geht: Die Himmelreich-Tagebücher im "Stern"-Sonderheft, auf der Titelseite "Die Jagd auf Brüderle". Politiker verfallen doch alle Journalistinnen, habe Brüderle gesagt. Verharmloser! Unsere Frau vom Fach antwortet, wie es im Lehrbuch steht: "Ich finde es besser, wir halten das hier professionell."
Man weiß nicht, was "das hier" ist. Ein später Abend, ein offenbar weißweinseliger älterer Herr starrt in den Ausschnitt einer Edelfeder, die auch nach 22 Uhr noch jugendfrei im Dienst ist. Was er von ihr wollen könnte, ist Laura Himmelreich klar. Was aber will sie von ihm? Warum bleibt sie neben ihm sitzen? Ist es die Aura der Macht? Der Altmännergeruch? Der Reiz des Sexismus? Das wilde weiße Haar? Sind es die Hängebacken? Die angetrocknete Spucke im Mundwinkel?
Es bleibt unklar. Man lernt aber: Niemand muss den Täter gleich heiraten, um von der Zudringlichkeit eines Politikers zu profitieren. Laura Himmelreich, die in drei Jahren beim "Stern" schon 23 wegweisende Texte zu Themen wie Piratenpartei, Christian Wulff, FDP, FDP und FDP geschrieben hat, zeigt, dass es auch anders geht. Mach was draus! Brich ruhig mal ein Tabu! Schreib alles mit. Und rede darüber, vor allem: Rede darüber!
Wenn dann gegen ein Uhr nachts die Sprecherin des Gesprächspartners herantritt und ihrem sabbernden Schützling an die Schulter tippt, sich Brüderle artig "von den umstehenden Männern" verabschiedet und dann "sein Gesicht sehr nah auf mein Gesicht zusteuert" (Himmelreich), dann weicht man zurück. Hält sich die Hände schützend vor den Körper. Ist das schon eine Vergewaltigung? Mitschreiben, Kisch! Na gut, man fühlt sich so gut wie missbraucht. Notiert nebenbei schnell noch, dass die Sprecherin streng ruft "Herr Brüderle!, Zeit fürs Bett".
Und erinnert sich daran, wenn eines Tages Bedarf besteht.
Mittwoch, 23. Januar 2013
Wer hat es gesagt?
Was sich hierzulande "Sparen" nennt, ist sein Gegenteil: Es bedeutet lediglich, etwas weniger von dem Geld aufs Spiel zu setzen, das man nicht hat.
Krude Thesen aus dem Königreich
Was denkt der Mann sich nur dabei? Als sei das gemeinsame Europa mit seiner rekordhohen Arbeitslosenquote, seiner tiefen Spaltung zwischen Nord und Süd und seinem zunehmenden Verzicht auf überflüssige demokratische Ornamente nicht gerade erst wieder endgültig gerettet worden, riskiert der britische Premier David Cameron die Union jetzt bei einer geplanten Volksabstimmung.
Wie die Leitmedien gleichlautend aus London berichten, wolle David Cameron die Briten über den Verbleib ihres Landes in der Europäischen Union abstimmen lassen. Ein Schachzug, mit dem der Sohn des Börsenmaklers offenbar seine Wiederwahl sicherstellen will: Das Referendum zur EU werde es geben, wenn er auch nach den Parlamentswahlen in zwei Jahren Premier sei.
Die Reaktionen aus Kontinentaleuropa werden hinter den Kulissen entsprechend verheerend ausfallen. Während Euroskeptiker, Abweichler und Leugner die Vorlage aus dem Vereinigten Königreich nutzen werden, um ähnliche Referenden auch für ihre Länder zu fordern, schütteln führende Europäer in Berlin, Paris, Rom und Madrid einhellig die Köpfe. Camerons Forderung, "der künftige Kurs der EU müsse absehbar sein", sei ein Unding, hieß es in Berlin, denn die EU selbst sei der Kurs. Die Bemerkung des Briten, „die Ernüchterung in der Öffentlichkeit über die EU befindet sich auf einem Höchststand“, spreche der Realität Hohn, kritisierten Regierungsvertreter in Madrid. "Deutschland ist ein beliebtes Land in Spanien", hieß es kategorisch.
Die von Cameron geforderten "Neuverhandlungen über die Beziehungen zur Europäischen Gemeinschaft" sind bei Koalitions- wie Oppositionsvertretern in der deutschen Hauptstadt auf Ablehnung gestoßen. Komme erst einer, kämen bald alle, man könne aber nicht ewig über die Maastricht-Verträge schwatzen, sondern müsse sie einfach mal einhalten, statt nach einer „flexibleren, anpassungsfähigeren und offeneren“ EU zu verlangen, wie Cameron das tue.
Stinksauer sind viele große Europäer vor allem auf Camerons "absurde Idee", wie es ein Bundespolitiker nennt, dass es "Zeit sei, dass das Volk zu Wort komme“, wie Cameron behauptet. Das europäische Projekt sei von Anfang an dem Gedanken verpflichtet gewesen, "alles mit dem Volk, alles für das Volk, alles durch das Volk" zu erreichen.
Mit seinen jüngsten kruden Thesen zu Europa habe David Cameron sein wahres Gesicht gezeigt. Die Rede Camerons sei die eines „schwachen Premierministers“, der von Parteiinteressen geleitet sei und die Wirtschaftsinteressen des Landes außer Acht lasse", kommentierten Euro-Anhänger in London. Wirtschaftliche Interessen aber- etwa an neuen Steuern - müssten immer höher stehen als demokratisches Blabla und Abstimmeritis.
Unter der Ägide des Konservativen schlage Euro-Skepsis inzwischen in Feindseligkeit um. Cameron tue mit seiner Ankündigung, die Briten müssten bald "eine wichtige Entscheidung über das Schicksal Eures Landes treffen" so, als hätten andere Völker diese Wahl nie gehabt. Das politische Berlin verwahrte sich einhellig gegen diesen Vorwurf. Die Deutschen hätten seinerzeit kollektiv entschieden, Politiker zu wählen, die kollektiv entschieden, dass das Volk selbst für eine solche Entscheidung noch nicht reif genug sei.
Ursprünglich hatte David Cameron seine euroskeptische Rede bereits am vergangenen Freitag halten wollen. Nach einem Anruf von Angela Merkel hatte er sie verschoben, um die deutsch-französische Feier zum 50. Jubiläum des kerneuropäischen Elysée-Vertrages nicht zu belasten.
Wie die Leitmedien gleichlautend aus London berichten, wolle David Cameron die Briten über den Verbleib ihres Landes in der Europäischen Union abstimmen lassen. Ein Schachzug, mit dem der Sohn des Börsenmaklers offenbar seine Wiederwahl sicherstellen will: Das Referendum zur EU werde es geben, wenn er auch nach den Parlamentswahlen in zwei Jahren Premier sei.
Die Reaktionen aus Kontinentaleuropa werden hinter den Kulissen entsprechend verheerend ausfallen. Während Euroskeptiker, Abweichler und Leugner die Vorlage aus dem Vereinigten Königreich nutzen werden, um ähnliche Referenden auch für ihre Länder zu fordern, schütteln führende Europäer in Berlin, Paris, Rom und Madrid einhellig die Köpfe. Camerons Forderung, "der künftige Kurs der EU müsse absehbar sein", sei ein Unding, hieß es in Berlin, denn die EU selbst sei der Kurs. Die Bemerkung des Briten, „die Ernüchterung in der Öffentlichkeit über die EU befindet sich auf einem Höchststand“, spreche der Realität Hohn, kritisierten Regierungsvertreter in Madrid. "Deutschland ist ein beliebtes Land in Spanien", hieß es kategorisch.
Die von Cameron geforderten "Neuverhandlungen über die Beziehungen zur Europäischen Gemeinschaft" sind bei Koalitions- wie Oppositionsvertretern in der deutschen Hauptstadt auf Ablehnung gestoßen. Komme erst einer, kämen bald alle, man könne aber nicht ewig über die Maastricht-Verträge schwatzen, sondern müsse sie einfach mal einhalten, statt nach einer „flexibleren, anpassungsfähigeren und offeneren“ EU zu verlangen, wie Cameron das tue.
Stinksauer sind viele große Europäer vor allem auf Camerons "absurde Idee", wie es ein Bundespolitiker nennt, dass es "Zeit sei, dass das Volk zu Wort komme“, wie Cameron behauptet. Das europäische Projekt sei von Anfang an dem Gedanken verpflichtet gewesen, "alles mit dem Volk, alles für das Volk, alles durch das Volk" zu erreichen.
Mit seinen jüngsten kruden Thesen zu Europa habe David Cameron sein wahres Gesicht gezeigt. Die Rede Camerons sei die eines „schwachen Premierministers“, der von Parteiinteressen geleitet sei und die Wirtschaftsinteressen des Landes außer Acht lasse", kommentierten Euro-Anhänger in London. Wirtschaftliche Interessen aber- etwa an neuen Steuern - müssten immer höher stehen als demokratisches Blabla und Abstimmeritis.
Unter der Ägide des Konservativen schlage Euro-Skepsis inzwischen in Feindseligkeit um. Cameron tue mit seiner Ankündigung, die Briten müssten bald "eine wichtige Entscheidung über das Schicksal Eures Landes treffen" so, als hätten andere Völker diese Wahl nie gehabt. Das politische Berlin verwahrte sich einhellig gegen diesen Vorwurf. Die Deutschen hätten seinerzeit kollektiv entschieden, Politiker zu wählen, die kollektiv entschieden, dass das Volk selbst für eine solche Entscheidung noch nicht reif genug sei.
Ursprünglich hatte David Cameron seine euroskeptische Rede bereits am vergangenen Freitag halten wollen. Nach einem Anruf von Angela Merkel hatte er sie verschoben, um die deutsch-französische Feier zum 50. Jubiläum des kerneuropäischen Elysée-Vertrages nicht zu belasten.
NSU: Auf der Märchenwiese
Gott würfelt nicht, behauptete Einstein, aber Gott hat Humor, ist sich Bruno Jonas immer sicher gewesen. Die Geschichte der Terrorzelle NSU, inzwischen in die Historie eingegangen, weil die Nürnberger Stadtwerke das bis dahin benutzte Kennzeichen NSU von ihren Fahrzeugen entfernen mussten, ist nun so verlaufen, dass jeder unbefangene Zuhörer Jonas recht geben wird: Nichts hier ist zufällig passiert, alles hat sich große Mühe gegeben, immer genau zusammenzupassen. So tötete die selbsternannte rechte Rächerfront zwar angeblich über Jahre hinweg Einwanderer, um anderen Einwanderern Angst zu machen. Allerdings wurde das Bekennervideo zu den Taten nie fertig, so dass die, denen Angst gemacht werden sollte, nicht erfuhren, dass sie Angst haben müssen. Das passt aber, denn nur durch das Bekennervideo, das es nicht gab, blieb den NSU-Kämpfern die Verfolgung durch den Rechtsstaat erspart. Wobei: Vorsichtshalber war das Video ohnehin so vorsichtig inszeniert, dass die Täter weder im Bild noch auf der Tonspur selbst vorkommen.
Um dennoch zu betonen, dass sie es waren und nur sie, verwendeten Uwe&Uwe immer dieselbe Waffe, ein Trademark, das ihnen niemand nehmen kann, auch wenn bis heute unklar ist, wie Beate Zschäpe nach dem Tod ihrer Komplizen eines der fünf Jahre alten Bekennervideos in München persönlich zustellen konnte, ohne zwischen Flucht und Selbststellung in München gewesen zu sein.
Hier keine Spur, dort an den Briefumschlagen dieselbe dann wie in der Wohnung, in der beim Versuch, durch Feuerlegen Spuren zu verwischen, nur noch mehr Spuren entstanden. Die Mauer stürzte ein, die Wand explodierte. Alles, was im Ermittlungsverfahren hilfreich sein kann aber blieb gut erhalten: Zeitungsartikel, Ausweise, Fingerabdrücke, DVDs, Festplatten und dpa-Fotos, Waffen natürlich auch, obwohl Beate Zschäpe geplant hatte, sie zu verbrennen.
Gott würfelt nicht, deshalb steckt hier ein Plan dahitler. Mehrere Jahre hatten Uwe&Uwe nach dem Mord an der Polizistin Michele Kiesewetter Terrorpause gemacht. Gespannt warteten sie, ob Kiesewetters Kollege, der bei dem Anschlag schwer verletzt worden war, doch noch eine Zeugenaussage machen würde. Das tat er nicht, denn Kiesewetters „Kollege überlebt den Anschlag schwer verletzt und kann sich bis heute an nichts erinnern“ (Wikipedia).
Gott hat eben Humor, er lässt Zeugen verstummen, die etwas sagen könnten, und andere etwas sagen, die nichts wissen. Etwa die Frau, die sich nach fünf Jahren erinnerte, eine Frau gesehen zu haben, die aussah wie eine amerikanische Schauspielerin. Sowas merkt man sich doch. Mit genauem Datum. Passiert nur einmal im Leben. Glasklar ist auch der Hinweis, dass es am 15. Juni 2005 einen Anruf aus einer Telefonzelle in Zwickau auf ein Handy in Nürnberg gab, wo Uwe&Uwe gerade einen Mord verübten. Die Daten sind alle noch da, wie vielleicht sogar alle Daten, die nichts besagen.
Wie diese hier: Etwa 4500 Tage waren die drei NSU-Mitglieder untergetaucht. Laut „Rheinischer Post“ schafften sie es in dieser Zeit, eine Liste mit mehr als 10.000 möglichen Anschlagszielen auszuarbeiten – und sie „kundschafteten die Örtlichkeiten genauestens aus, fertigten Karten und Skizzen an, machten Fotos“. Von mehr als zwei Zielen täglich, über zwölf Jahre.
Und das unter Drogeneinfluß, wie der "Spiegel 14 Monate nach der Selbstzerschlagung der Terrortruppe enthüllen konnte. Nur weil Beate Zschäpe "Drogen" nahm, habe der Verfassungsschutz sie nicht als Informatin haben wollen. Oder anders gesagt. Weil Süchtige in Deutschland immer noch und immer stärker diskriminiert werden, gelang es der NSU, so lange unentdeckt zu bleiben.
So logisch geht es hier zu, bis zum Schluss, der an die finale Einstellung des Westernklassikers "Zwei Banditen oder Butch Cassidy und Sundance Kid" erinnert - nur ohne die Übermacht der Gesetzeshüter draußen und ohne den Versuch des Ausbruchs unter Dauerfeuer von drinnen. Hier läuft alles seinen normalen Gang: Als eine Maschinenpistole klemmt und Verteidigung unmöglich wird, erschießt der eine Uwe den anderen mit einer nicht klemmenden Winchester-Pumpgun, danach legt er auf sich selbst an, zieht ab und lädt die Waffe nach seinem Tod noch einmal durch.Um dennoch zu betonen, dass sie es waren und nur sie, verwendeten Uwe&Uwe immer dieselbe Waffe, ein Trademark, das ihnen niemand nehmen kann, auch wenn bis heute unklar ist, wie Beate Zschäpe nach dem Tod ihrer Komplizen eines der fünf Jahre alten Bekennervideos in München persönlich zustellen konnte, ohne zwischen Flucht und Selbststellung in München gewesen zu sein.
Hier keine Spur, dort an den Briefumschlagen dieselbe dann wie in der Wohnung, in der beim Versuch, durch Feuerlegen Spuren zu verwischen, nur noch mehr Spuren entstanden. Die Mauer stürzte ein, die Wand explodierte. Alles, was im Ermittlungsverfahren hilfreich sein kann aber blieb gut erhalten: Zeitungsartikel, Ausweise, Fingerabdrücke, DVDs, Festplatten und dpa-Fotos, Waffen natürlich auch, obwohl Beate Zschäpe geplant hatte, sie zu verbrennen.
Gott würfelt nicht, deshalb steckt hier ein Plan dahitler. Mehrere Jahre hatten Uwe&Uwe nach dem Mord an der Polizistin Michele Kiesewetter Terrorpause gemacht. Gespannt warteten sie, ob Kiesewetters Kollege, der bei dem Anschlag schwer verletzt worden war, doch noch eine Zeugenaussage machen würde. Das tat er nicht, denn Kiesewetters „Kollege überlebt den Anschlag schwer verletzt und kann sich bis heute an nichts erinnern“ (Wikipedia).
Gott hat eben Humor, er lässt Zeugen verstummen, die etwas sagen könnten, und andere etwas sagen, die nichts wissen. Etwa die Frau, die sich nach fünf Jahren erinnerte, eine Frau gesehen zu haben, die aussah wie eine amerikanische Schauspielerin. Sowas merkt man sich doch. Mit genauem Datum. Passiert nur einmal im Leben. Glasklar ist auch der Hinweis, dass es am 15. Juni 2005 einen Anruf aus einer Telefonzelle in Zwickau auf ein Handy in Nürnberg gab, wo Uwe&Uwe gerade einen Mord verübten. Die Daten sind alle noch da, wie vielleicht sogar alle Daten, die nichts besagen.
Wie diese hier: Etwa 4500 Tage waren die drei NSU-Mitglieder untergetaucht. Laut „Rheinischer Post“ schafften sie es in dieser Zeit, eine Liste mit mehr als 10.000 möglichen Anschlagszielen auszuarbeiten – und sie „kundschafteten die Örtlichkeiten genauestens aus, fertigten Karten und Skizzen an, machten Fotos“. Von mehr als zwei Zielen täglich, über zwölf Jahre.
Und das unter Drogeneinfluß, wie der "Spiegel 14 Monate nach der Selbstzerschlagung der Terrortruppe enthüllen konnte. Nur weil Beate Zschäpe "Drogen" nahm, habe der Verfassungsschutz sie nicht als Informatin haben wollen. Oder anders gesagt. Weil Süchtige in Deutschland immer noch und immer stärker diskriminiert werden, gelang es der NSU, so lange unentdeckt zu bleiben.
Ein Ende, das angemessen erwartbar scheint in einem Märchen, das bis hierher führen musste, weil es sonst nirgendwo mehr hinführen konnte. Einleuchtenderweise waren die beiden Haupttäter ja gerade von einem Bankraub zurückgekommen, der ihr zweiter innerhalb von zwei Monaten war. Nachdem sie zuvor eine vierjährige Pause eingeschoben hatten.
Wie Kühe frisches Gras haben die deutschen Qualitätsmedienarbeiter diese Geschichten von der Märchenwiese gefressen, hungrig nach mehr und immer mehr Ungereimtheiten. So lange es nur keine wesentlichen waren.
Die große Jahrhundertserie "Ein Land schreibt einen Thriller":
NSU: Push forearm fully forward
Das weltoffene Deutschland im Visier
Heiße Spur nach Hollywood
NSU: Die Mutter von Hirn und Werkzeug
Musterstück der Selbstentlarvung
Rettung durch Rechtsrotz
NSU: Schreddern mit rechts
NSU: Softwarepanne halb so wild
NSU: Neues Opfer beim Verfassungsschutz
NSU: Im Namen der Nabe
NSU: Handy-Spur ins Rätselcamp
NSU: Brauner Pate auf freiem Fuß
NSU: Rufmord an den Opfern
NSU: Heiße Spur ins Juwelendiebmilieu
NSU: Eine Muh, eine Mäh, eine Zschäperättätä
NSU: Von der Zelle in die Zelle
NSU: Die Spur der Schweine
NSU: Gewaltbrücke zu den Sternsingern
NSU: Gebührenwahnsinn beim Meldeamt
NSU: Nun auch auf dem linken Auge blind
NSU: Die Welt ist klein
NSU: Verdacht auf Verjährung
NSU: Weniger hats schwer
NSU: Terrorwochen abgebrochen
NSU: Rechts, wo kein Herz schlägt
NSU: Was steckt dahitler?
NSU: Neue Spuren ins Nichts
NSU: Tanz den Trinitrotoluol
NSU: Der Fall Braun
NSU: Honeckers rechte Rache
NSU: Die Mundart-Mörder
NSU-Todeslisten: Sie hatten noch viel vor
NSU: Was wusste Google?
NSU: Kommando späte Reue
NSU: Die tödliche Bilanz des braunen Terrors
NSU: Mit Hasskappen gegen den Heimsieg
NSU: Mordspur nach Möhlau
Dienstag, 22. Januar 2013
Medien: Freiheit durch Überwachung
Viel zu oft noch viel zu kritisch, zuweilen ungeniert europafeindlich und in vielen Fällen sogar antisemitisch: Eine von der EU-Kommission einberufene Beratergruppe hat nach einer Analyse der Situation auf dem Medienmarkt der Union empfohlen, die sich rasch verändernde Medienwelt stärker vom Staat überwachen zu lassen, um Linientreue und Einstimmigkeit zu wahren.
Die Gruppe unter Vorsitz der früheren lettischen Präsidentin Varia Vike-Freiberga schlug vor, dass künftig die Europäische Grundrechteagentur die Pressefreiheit und Meinungsvielfalt in den Mitgliedstaaten der EU Medieninhalte unter die Lupe nehmen solle. Eine nachholende Überwachung durch das deutsche Bundesblogampelamt stehe dem nicht im Wege. Auf Vorlage der Medienkontrollstelle könne das EU-Parlament dann Empfehlungen zu geeigneten Medieninhalten geben, die es wert wären, europaweit verbreitet zu werden, heißt es in einem Bericht der FAZ, der das Kommissionspapier vorliegt.
Eine andere Möglichkeit sei, dass die EU dafür eine „unabhängige Beobachtungsstelle“ aus Wissenschaftlern einrichte. Dafür hatte sich Herrnfried Hegenzecht, der Chef des Bundesblogampelamtes, in der Vergangenheit stark gemacht.Außerdem müssten nationale Behörden und die Kommission bei Wettbewerbsentscheidungen stärker auf Pluralismus achten, vor allem in den Onlinemedien. Abweichende Auffassungen zu alternativlosen Ansichten dürften zwar weiter verbreitet, nicht aber als alternativlos dargestellt werden.
Die Beratergruppe, der auch die durch einen Hitlervergleich bekannt gewordene frühere SPD-Politikerin Herta Däubler-Gmelin angehört, sprach sich dafür aus, in allen EU-Staaten unabhängige Medienräte vorzuschreiben, die Strafzahlungen verhängen, Gegendarstellungen erzwingen oder Medien die Zulassung entziehen können, die Inhalte verbreiten, die mit den grundlegenden Staatszielen nicht übereinstimmen. Die EU-Kommission solle überwachen, dass diese Medienräte sich an europäische Werte hielten und den Euro sowie den Segen der Europäischen Erweiterung gegen Kritiker verteidigten.
Die Berater sind der Ansicht, dass die Pressefreiheit in Europa derzeit von politischer Einflussnahme, übermäßigem kommerziellen Druck, einer sich verändernden Medienlandschaft mit neuen Geschäftsmodellen und dem Aufstieg neuer Medien bedroht sei. Für ein besonders großes Problem hält die Gruppe einen schleichenden Qualitätsverlust in der Berichterstattung, wie Frau Vike-Freiberga darlegte: Viele junge Medien könnten sich die bewährte Übernahme der Regierungsnews von der Stange, wie sie die staatliche Nachrichtenagentur dpa biete, nicht leisten und seien so gezwungen, eigene Ansichten zum Besten zu geben. Hier zeige sich, dass es der Einheitlichkeit der Meinungen nicht diene, "dass mit den neuen Medien wie dem Internet jedermann Informationen verbreiten könne".
Um den Einfluss dieser Hobbymedien zurückzudrängen, schlägt die Kommission vor, unprofitable Medien, die für die Meinungsvielfalt im Sinne der EU-Kommission „unerlässlich“ seien, staatlich zu fördern. Medien, die in Europa grenzüberschreitend berichten, sollen mit Geld für Übersetzungen und Reisekosten prämiert werden. Die Gruppe plädiert außerdem dafür, dass sämtliche Medien einen Verhaltenskodex unterzeichnen, in dem sie versprechen, geistigen Brandstiftern, Spekulanten, Managern und anderen Abweichlern keinen Raum in der Berichterstattung zu geben.
Die Gruppe unter Vorsitz der früheren lettischen Präsidentin Varia Vike-Freiberga schlug vor, dass künftig die Europäische Grundrechteagentur die Pressefreiheit und Meinungsvielfalt in den Mitgliedstaaten der EU Medieninhalte unter die Lupe nehmen solle. Eine nachholende Überwachung durch das deutsche Bundesblogampelamt stehe dem nicht im Wege. Auf Vorlage der Medienkontrollstelle könne das EU-Parlament dann Empfehlungen zu geeigneten Medieninhalten geben, die es wert wären, europaweit verbreitet zu werden, heißt es in einem Bericht der FAZ, der das Kommissionspapier vorliegt.
Eine andere Möglichkeit sei, dass die EU dafür eine „unabhängige Beobachtungsstelle“ aus Wissenschaftlern einrichte. Dafür hatte sich Herrnfried Hegenzecht, der Chef des Bundesblogampelamtes, in der Vergangenheit stark gemacht.Außerdem müssten nationale Behörden und die Kommission bei Wettbewerbsentscheidungen stärker auf Pluralismus achten, vor allem in den Onlinemedien. Abweichende Auffassungen zu alternativlosen Ansichten dürften zwar weiter verbreitet, nicht aber als alternativlos dargestellt werden.
Die Beratergruppe, der auch die durch einen Hitlervergleich bekannt gewordene frühere SPD-Politikerin Herta Däubler-Gmelin angehört, sprach sich dafür aus, in allen EU-Staaten unabhängige Medienräte vorzuschreiben, die Strafzahlungen verhängen, Gegendarstellungen erzwingen oder Medien die Zulassung entziehen können, die Inhalte verbreiten, die mit den grundlegenden Staatszielen nicht übereinstimmen. Die EU-Kommission solle überwachen, dass diese Medienräte sich an europäische Werte hielten und den Euro sowie den Segen der Europäischen Erweiterung gegen Kritiker verteidigten.
Die Berater sind der Ansicht, dass die Pressefreiheit in Europa derzeit von politischer Einflussnahme, übermäßigem kommerziellen Druck, einer sich verändernden Medienlandschaft mit neuen Geschäftsmodellen und dem Aufstieg neuer Medien bedroht sei. Für ein besonders großes Problem hält die Gruppe einen schleichenden Qualitätsverlust in der Berichterstattung, wie Frau Vike-Freiberga darlegte: Viele junge Medien könnten sich die bewährte Übernahme der Regierungsnews von der Stange, wie sie die staatliche Nachrichtenagentur dpa biete, nicht leisten und seien so gezwungen, eigene Ansichten zum Besten zu geben. Hier zeige sich, dass es der Einheitlichkeit der Meinungen nicht diene, "dass mit den neuen Medien wie dem Internet jedermann Informationen verbreiten könne".
Um den Einfluss dieser Hobbymedien zurückzudrängen, schlägt die Kommission vor, unprofitable Medien, die für die Meinungsvielfalt im Sinne der EU-Kommission „unerlässlich“ seien, staatlich zu fördern. Medien, die in Europa grenzüberschreitend berichten, sollen mit Geld für Übersetzungen und Reisekosten prämiert werden. Die Gruppe plädiert außerdem dafür, dass sämtliche Medien einen Verhaltenskodex unterzeichnen, in dem sie versprechen, geistigen Brandstiftern, Spekulanten, Managern und anderen Abweichlern keinen Raum in der Berichterstattung zu geben.