Bis 2001 war die Welt ja einfach, gut durchschaubar und simpel zu beschreiben. Ging es um Glaubensfragen, gab es "Christen" und "Moslems", verziert wurde dieses dem Kalten Krieg der tiefgefrorenen zwei Blöcke entlehnte Bild mit exotischen Farben, die Namen wie Hindus, Buddhisten und Scientologen trugen.
Das Problem begann am 11. September: Wie auf einen geheimen Befehl befleißigten sich deutsche Zeitungen, Sendeanstalten und Buchautoren schlagartig, dem Begriff "Moslem" zu meiden. Nicht nur der „Muselmane“, der „Mohamedaner“, der „Islamit“ und der „Sarazene“, sondern auch der Moslem, der in Deutschland über Jahrzehnte hinweg als korrekter Begriff zur Benennung der Rechtgläubigen anerkannt war, starb einen stillen, unbeobachteten Tod. Und an seine Stelle trat der aus dem Englischen unübersetzt übernommene "Muslim", der aus bis heute nicht geklärten Gründen als weniger diskriminierend und diskreditierend galt als das bis dahin verwendete deutsche Wort.
Eine Entscheidung, die unerwartete Sprachfolgen zeitigt, seit diametral entgegengesetzte Interessengruppen die Diktatoren Arabiens gestürzt und einen bislang unentschiedenen Machtkampf um das Erbe angetreten haben. Denn eine der beteiligten Seiten sind die Moslembrüder, die zumindest bis 2001 so hießen, wenn etwa der "Spiegel" auf die Suche nach den "Wurzeln des Hasses" ging oder Amnesty International ein Gutachten in der Verwaltungsstreitsache eines syrischen Staatsangehörigen abgab.
Danach aber kam eben diese geheimnisvoller Vokabelwende. Der Begriff "Moslem" wurde unausgesprochen, aber beinahe über Nacht zu einer Art verbalem "Turbanneger" - und aus den "Moslembrüdern" mussten nun konsequenterweise die Muslimbrüder werden.
Fast alle halten sich daran, die gelegentlichen Ausnahmen sind mangelnder Spracherziehung oder aber einem festgefügten Weltbild zu verdanken.
Das Wort selbst hat aber auch etwas Globales, Maßstabsetzendes, das über alle Demonstrationen auf den Plätzen Arabiens weit hinausgeht. Noch nie zuvor ist es nach selbst Angaben des instruktiven Wörterbuchs "Denglisch für Anfänger" zu einer solchen Bildung eines zusammengesetzten Substantivs aus einem englischen und einem deutschen Wort gekommen, noch nie zuvor haben sich mutige Journalisten, Reporter und Redakteure so entschlossen gezeigt, die deutsche Sprache um eine Dimension zu erweitern, die ihr neuen Raum zum Atmen in schönem Einklang mit anderen Mundarten verschafft.
Die Zukunft liegt nun offen vor denen, die die Zeichen deuten können. Warum nicht auch "Wall-Straße" sagen? Oder auf Political-Korrektheit wert legen? Warum nicht mal über die Finanz-Crisis fachsimpeln? Pусский-Brot essen? Oder mal was bei Apples iMelodien einkaufen?
Das Problem begann am 11. September: Wie auf einen geheimen Befehl befleißigten sich deutsche Zeitungen, Sendeanstalten und Buchautoren schlagartig, dem Begriff "Moslem" zu meiden. Nicht nur der „Muselmane“, der „Mohamedaner“, der „Islamit“ und der „Sarazene“, sondern auch der Moslem, der in Deutschland über Jahrzehnte hinweg als korrekter Begriff zur Benennung der Rechtgläubigen anerkannt war, starb einen stillen, unbeobachteten Tod. Und an seine Stelle trat der aus dem Englischen unübersetzt übernommene "Muslim", der aus bis heute nicht geklärten Gründen als weniger diskriminierend und diskreditierend galt als das bis dahin verwendete deutsche Wort.
Eine Entscheidung, die unerwartete Sprachfolgen zeitigt, seit diametral entgegengesetzte Interessengruppen die Diktatoren Arabiens gestürzt und einen bislang unentschiedenen Machtkampf um das Erbe angetreten haben. Denn eine der beteiligten Seiten sind die Moslembrüder, die zumindest bis 2001 so hießen, wenn etwa der "Spiegel" auf die Suche nach den "Wurzeln des Hasses" ging oder Amnesty International ein Gutachten in der Verwaltungsstreitsache eines syrischen Staatsangehörigen abgab.
Danach aber kam eben diese geheimnisvoller Vokabelwende. Der Begriff "Moslem" wurde unausgesprochen, aber beinahe über Nacht zu einer Art verbalem "Turbanneger" - und aus den "Moslembrüdern" mussten nun konsequenterweise die Muslimbrüder werden.
Fast alle halten sich daran, die gelegentlichen Ausnahmen sind mangelnder Spracherziehung oder aber einem festgefügten Weltbild zu verdanken.
Das Wort selbst hat aber auch etwas Globales, Maßstabsetzendes, das über alle Demonstrationen auf den Plätzen Arabiens weit hinausgeht. Noch nie zuvor ist es nach selbst Angaben des instruktiven Wörterbuchs "Denglisch für Anfänger" zu einer solchen Bildung eines zusammengesetzten Substantivs aus einem englischen und einem deutschen Wort gekommen, noch nie zuvor haben sich mutige Journalisten, Reporter und Redakteure so entschlossen gezeigt, die deutsche Sprache um eine Dimension zu erweitern, die ihr neuen Raum zum Atmen in schönem Einklang mit anderen Mundarten verschafft.
Die Zukunft liegt nun offen vor denen, die die Zeichen deuten können. Warum nicht auch "Wall-Straße" sagen? Oder auf Political-Korrektheit wert legen? Warum nicht mal über die Finanz-Crisis fachsimpeln? Pусский-Brot essen? Oder mal was bei Apples iMelodien einkaufen?
Das U ist gut!
AntwortenLöschenDer Ägyptische Präsident wird ja in Deutschland auch stur "Mursi" genannt, während der Rest der Welt "Morsi" schreibt.
Welche Termini durch welche ersetzt werden, bzw. wie unsinnig derlei ‚Wortneuschöpfungen‘ sind, ist eigentlich sekundär. Primär sind sie ein Lackmustest für das Bundes-Blasrohrkriecher-Stimmvieh, wie artig es sich der Definitionsmacht bzw. der Diskurshoheit der Dressurelite fügt. – Denn sobald altbekannte Begriffe und Bezeichnungen plötzlich zu inkriminierten Schmähungen mutieren, können denjenigen, die sie noch gebrauchen, leicht und genussvoll mit der Stammtischparolen-Keule massiert werden. Blockwartmentalität und Denunziantentum bekommen damit alsbald neue Nahrung. – Ergo achtet die dressierte Schafsherde peinlichst darauf, ja nicht die indizierten Pfui-Wörter in den Mund zu nehmen, andernfalls ihnen ruckzuck der stark klebende, schwer zu entfernende Nazi-Verdacht anhaftet.
AntwortenLöschenEuphemismen müssen nämlich ständig neu kreiert werden, da sich die Phänomene, die sie schönlügen, mies bleiben, oder sich sogar verschlimmern, wodurch sich ein aktueller Euphemismus automatisch zur wandelt.
(Beispiel: ‚Ausländer‘, wurde ‚pfui‘, ersetzt durch ‚Migrant‘, wurde ‚pfui‘, ersetzt durch ‚mit Migrationshintergrund‘, wird allmählich immer ‚pfui-er‘, …. Fortsetzung folgt)
Obo
im größeren maßstab gesehen verhält sich das wohl genau so.
AntwortenLöschenwas O und U betrifft, dachte ich bisher immer, das das I gut ist, Kose-I usw.
aber gut, nun das U, kommt ja auch in gut vor
Inzwischen werden eben schon Forderungen der Moslems, Verzeihung Terroristen, äh nein also: Muhslihme erfüllt, die sie gar nicht stellen.
AntwortenLöschenDie Karriere so mancher Bezeichnungen ist schon erstaunlich. Enden sie vieleicht doch früher oder später in einer Sackgasse ?
AntwortenLöschenNeger -> Schwarzer -> Schwarzafrikaner -> Afrikaner -> ?
Der aktuelle ist schon irreführend, denn es gibt auch braune, ja sogar weiße Afrikaner.
Nur darf halt keinesfalls eine diskrimierende Konnotation bezgl. der Hautfarbe anklingen. Denn wir sind ja alle gleich. - In letzter Konsequenz dürfte für alle Objekte nur noch ein Begriff verwendet werden dürfen, ist doch jedwede Unterscheidung (buchstäblich) eine pöhse "Diskriminierung".
Also immer mehr lächerliches, krampfiges Herumgelaber, immer mehr hyperventilatorisches Verdammen von freimütigem Benennen von Roß und Reiter.
Ziel: Orwell Neusprech
Besonders schön finde ich die mittelalterlichen Bezeichnungen "Koranit" und "Allahit" für die Anhänger dieser Herrenmenschenideologie.
AntwortenLöschenDie Variationsbreite der Bez. für Anhänger unserer Religion wäre auch nicht ohne, "Jesu-aner", "Jesu-it" (schon besetzt), "Bibel-it", "Christus-aner", "Christus-it". - Bleibt abzuwarten, wann der Klang von "Christ" den Schwellwert zum "Nichtmehraussprechendürfen" unterchreitet, und durch eine Neusprech-Phrase substituiert wird.
AntwortenLöschenKann es für Orks einen politisch korrekten Begriff geben?
AntwortenLöschen@ Obo
AntwortenLöschen"Euphemismen müssen nämlich ständig neu kreiert werden, da sich die Phänomene, die sie schönlügen, mies bleiben, oder sich sogar verschlimmern, wodurch sich ein aktueller Euphemismus automatisch zur wandelt.
(Beispiel: ‚Ausländer‘, wurde ‚pfui‘, ersetzt durch ‚Migrant‘, wurde ‚pfui‘, ersetzt durch ‚mit Migrationshintergrund‘, wird allmählich immer ‚pfui-er‘, …. Fortsetzung folgt)"
Das ist richtig. Um dieses Problem zu lösen, könnten die Sprachwarte doch einfach alles was irgendwie problematisch ist, verschlumpfen. Moslems, Neger, Ausländer, Migranten, Zigeuner und so weiter heißen dann alle einfach nur Schlumpf. Problematische Verben werden in schlumpfen umbenannt, Adjektive in schlumpfig: muslimisch = schlumpfig, schwarz (als ´Hautfarbe) = schlumpfig, behindert = schlumfig, Migrationshintergrund: schlumpfiger Hintergrund oder Schlumpfhintergrund, Autobahn: Schlumpfbahn und so weiter.
@Corax
AntwortenLöschenBis der Informationsgehalt der Schlumpf-Diktion gegen 0 konvergiert. Indes, das ist offenbar das Fernziel der Verneblungs/Verblödungs-Strategen.
Obo
@Kurt
AntwortenLöschenJa, Koranit und Allahit sind gut, denn die klingen wie Gesteine (Granit, Diorit, Quarzit, Graphit, Meteorit, Stalakit ...), und Gesteine sind ja auch politisch unproblematisch.
@Corax
AntwortenLöschenNa ja, Zustimmung mit Vorbehalt, denn da gibt's ja noch Dynamit, das gilt als politisch weniger unproblematisch :-)
Obo
e bemerkung mit den euphemismen ist bemerkenswert. da liegt wohl der hund begraben, der morgen schon eine katze sein wird. oder eine maus, die anschließend kreist und einen elefanten gebiert, der in wirklichkeit eine mücke ist
AntwortenLöschenman muss das aufmerksam beobachten