Sonntag, 25. November 2012

NSU: Das weltoffene Deutschland im Visier

Wie konnte es dazu kommen? Wie konnten sämtliche Sicherheitsbehörden über ein Jahr blind für die entsprechenden Warnungen hier bei PPQ bleiben? Und sogar ganze vier Jahre lang dulden, dass Unbekannte in bis dahin 564 Fällen "Schüsse aus einer Langwaffe Kaliber 22" (BKA) auf arglose Autotransporter auf deutschen Autobahnen abgaben?

Bisher rätselten die Behörden in aller Stille, wer hinter der Anschlagserie stecken könnte. Mehr als ein Jahr nach dem Auffliegen der Braunen Armee Fraktion, die ihre Terrortätigkeit über anderthalb Jahrzehnte völlig geheimgehalten hatte, was auf eine enge Verbindung zu den geheimnisvollen Autobahn-Schützen schließen lässt, sind die Beamten des Bundeskriminalamtes nun aber alarmiert . Nachdem seit Mitte 2008 über 700 Taten bekannt wurden, bei denen - das ist ein neuer Stand - "Schusswaffen mit unterschiedlichen Kalibern" verwendet worden sein sollen, wurde die alte, weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit betriebene Fahndungsseite nach dem großen Unbekannten mit der 22er Langwaffe gelöscht. Und eine neue, mit einem renovierten Fahndungsplakat aufwendig gestaltete aktualisierte Seite ins Netz gestellt.

Der Fahndungsdruck ist nun ähnlich ungeheuer wie seinerzeit bei der Jagd auf Beate Zschäpe, Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und ein unbekanntes Kind mit langen blonden Haaren. Wieder weiß die Polizei recht genau, weswegen sie jemanden sucht. Aber auch diesmal weiß sie nicht, wer von den untergetauchten rund 100 Rechtsradikalen, Rechtsextremisten und und Rechtsextremen konkret verantwortlich für die gezielten Schüsse auf das weltoffene Transitland Deutschland sind.

Die Süddeutsche Zeitung kennt die Anzeichen. Wieder gebe es kein Bekennerschreiben, wieder deute die Verwendung der immer gleichen Waffe auf dieselben Täter, wieder habe die Polizei aber keine konkrete Spur.

Ein politisches Vermächtnis gilt bei Terroristen viel, aber auch die NSU schrieb nie irgendetwas auf, um ihre Killertour durch Deutschland zu begründen? Die Geheimdienste ließen sich davon seinerzeit ins Bockhorn jagen, auch der "Spiegel" folgte der "Spur der Döner-Morde" (Der Spiegel) irrtümlich bis zur Wettmafia, zu einer "Allianz türkischer Nationalisten, Gangster und Geheimdienstler" (Der Spiegel) und zu einem "Einzeltäter, der seine Opfer zufällig auswählt" (Der Spiegel).

Das klingt nach dem Autobahnschützen. Das ein Bekennerschreiben fehlt, sei geradezu typisch für gewalttätige Rechtsextremisten, warnt Wolfgang Wieland, Obmann von Bündnis 90/Die Grünen, vor einer Unterschätzung der Gefahr. “Man wollte Taten statt Worte sprechen lassen“, beschreibt der Experte. Das werde auch so in dem Video erläutert, das im ausgebrannten Haus der NSU-Zelle gefunden wurde. „Die Täter hofften darauf, dass solche Morde Ausländer verunsichern.“

Die Dumpfheit der Taten, die Ziellosigkeit, mit der die Opfer ausgewählt werden und die Verweigerung einer angemessenen Erklärung für die Öffentlichkeit - all das deutet auch beim Transporterschützen auf einen rechtsextremen Hintergrund. Vielleicht, erkennt die SZ ein Muster, handelt hier wieder ein politischer Analphabet, vielleicht ist er schreibfaul; vielleicht will er Taten sprechen lassen.

2 Kommentare:

  1. "Die Geheimdienste hätten auch wissen müssen, dass das Fehlen von Bekennerschreiben typisch für solche Attentate sei, sagt Wieland im Interview. "

    Da hat er Recht, der Wieland.
    Das war schon in Mölln so, wo die Nazis sich unmittelbar nach der Tat durch Bekenneranrufe selbst anzeigt und mit dieser zeitnahen Meldung bei den Behörden geholfen haben, den Schaden zu begrenzen.

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  2. Die Truppe heißt aber nicht NSU, sondern MAN?

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