Schon 1971 hatte sich Erich Honecker 1971 über eine „bestimmte Langeweile" im Fernsehen beklagt – vor allem die Nachrichtensendungen machten dem Staats- und Parteichef Sorge, denn kaum jemand wollte sie noch sehen. Eine Mahnung, die nach neuen Zahlen von Media Control wieder brandaktuell ist. Nach der Quotenauswertung der ersten drei Quartale 2012 im Vergleich mit den Vorjahreszeiträumen verlieren die Hauptdanachrichtensendungen im deutschen Fernsehen derzeit erneut immer mehr Zuschauer und Marktanteile.
Führend dabei ist die ARD-"Tagesschau", die die niedrigsten Werte der vergangenen 20 Jahre erzielt. Im Durchschnitt schalteten in den ersten neun Monaten 2012 nur noch rund 4,92 Millionen Zuschauer die beste Mitteilungssendung der Staats- und Parteienführung ein. Vor zehn Jahren hatten sich noch durchschnittlich 5,98 Millionen täglich auf höchstem Niveau über die jeweiligen Vorhaben, Ansichten und Absichten von Opposition und Regierung informieren lassen. 1992 waren es sogar noch 8,33 Millionen.
Kein Phänomen, das auf die „Tagesschau“ beschränkt bleibt. Auch die ebenfalls mit Spenden aus der Bevölkerung finanzierte Konkurrenzsendung "Heute" im ZDF kommt nur noch auf 3,23 Millionen Zuschauer – eine Halbierung des Wertes von 1992. Die bunte Klatschsendung "RTL aktuell" ist inzwischen vorbeigezogen und liegt mit 3,48 Millionen Zuschauern auf Platz 2.
Die Entwicklung muss alle Demokraten im Lande beunruhigen, denn ohne eine einheitliche Nachrichtenübermittlung sei eine einheitliche Meinungsbildung im Volk kaum durchführbar. Auch die DDR sei letztlich an der Unfähigkeit ihrer Fernsehmacher gescheitert, die Regierungspolitik in die Herzen und Hirne der Menschen zu tragen.
Der SED-Führung sei es zu ihrer Zeit weder im eigenen Land noch in den Rundfunkprogrammen gelungen, einen „arbeiterlichen Gegenentwurf“ zur Bundesrepublik hervorzubringen, beschreibt Rolf Meierleck, Professor am Institut für Medien und Kommunikation an der Martin-Luther-Universität Halle. Da 80 Prozent der Bürger Westfernsehen empfingen, konnten sie permanent sowohl die Attraktivität der Systeme als auch die Attraktivität des Fernsehens vergleichen. Die Gefahr ist heute ähnlich: Viele Menschen haben Zugriff auf Internet-Ressourcen, auf die sie auswichen, um die Tragfähigkeit der jeweils gleichlautenden Argumentation der Tagesschau- und Heute-Sprecher zu überprüfen.
Es gilt nun in Hamburg, Köln und Mainz, schnell aus den Fehlern der SED-Führung zu lernen, die bei der Programmgestaltung einen völlig richtigen Schwerpunkt auf die Heranziehung einer "nicht-revolutionären, stillgestellten Gemeinschaft der Zuschauer" (Meierleck) gesetzt hatte, zur Erfüllung dieses Planziels aber die falschen Maßnahmen ergriff.
Es sei in „absurder Weise Einfluss genommen wurde“, klagt Meierleck. Von der Besetzung einzelner Rollen bis hin zur Platzierung einzelner Formate. Wehren konnten sich Redakteure dagegen nicht, es sei denn, sie wollten ihren Job riskieren.
Die Möglichkeiten sind heute ganz andere. Ein Anruf genüge oft, um den schwierigen Spagat zwischen Erziehungsauftrag und Unterhaltungsanspruch bewältigen: Bilder von Politikern, die vor Konferenzgebäuden aus Limousinen steigen, begeistern die Massen immer noch, ebenso können Kommentatoren, die vor bisher unbekannten Gefahren warnen, der Quote guttun. Meierleck glaubt, dass Fernsehen erst wirken könne, „wenn auch Menschen zuschauen“.
Das zu organisieren sei der DDR-Führung nur teilweise gelungen, dank der neuen HD-Sender stünden die Chancen heute aber viel besser. Auch der Ausgangspunkt für die staatlichen Danachrichtenangebote sei ein ganz anderer: Zuletzt hatten weniger als ein Prozent der DDR-Bürger die „Aktuelle Kamera“ eingeschaltet – die „Tagesschau“ dagegen könne immer noch auf eine fünfmal höhere Quote verweisen.
Führend dabei ist die ARD-"Tagesschau", die die niedrigsten Werte der vergangenen 20 Jahre erzielt. Im Durchschnitt schalteten in den ersten neun Monaten 2012 nur noch rund 4,92 Millionen Zuschauer die beste Mitteilungssendung der Staats- und Parteienführung ein. Vor zehn Jahren hatten sich noch durchschnittlich 5,98 Millionen täglich auf höchstem Niveau über die jeweiligen Vorhaben, Ansichten und Absichten von Opposition und Regierung informieren lassen. 1992 waren es sogar noch 8,33 Millionen.
Kein Phänomen, das auf die „Tagesschau“ beschränkt bleibt. Auch die ebenfalls mit Spenden aus der Bevölkerung finanzierte Konkurrenzsendung "Heute" im ZDF kommt nur noch auf 3,23 Millionen Zuschauer – eine Halbierung des Wertes von 1992. Die bunte Klatschsendung "RTL aktuell" ist inzwischen vorbeigezogen und liegt mit 3,48 Millionen Zuschauern auf Platz 2.
Die Entwicklung muss alle Demokraten im Lande beunruhigen, denn ohne eine einheitliche Nachrichtenübermittlung sei eine einheitliche Meinungsbildung im Volk kaum durchführbar. Auch die DDR sei letztlich an der Unfähigkeit ihrer Fernsehmacher gescheitert, die Regierungspolitik in die Herzen und Hirne der Menschen zu tragen.
Der SED-Führung sei es zu ihrer Zeit weder im eigenen Land noch in den Rundfunkprogrammen gelungen, einen „arbeiterlichen Gegenentwurf“ zur Bundesrepublik hervorzubringen, beschreibt Rolf Meierleck, Professor am Institut für Medien und Kommunikation an der Martin-Luther-Universität Halle. Da 80 Prozent der Bürger Westfernsehen empfingen, konnten sie permanent sowohl die Attraktivität der Systeme als auch die Attraktivität des Fernsehens vergleichen. Die Gefahr ist heute ähnlich: Viele Menschen haben Zugriff auf Internet-Ressourcen, auf die sie auswichen, um die Tragfähigkeit der jeweils gleichlautenden Argumentation der Tagesschau- und Heute-Sprecher zu überprüfen.
Es gilt nun in Hamburg, Köln und Mainz, schnell aus den Fehlern der SED-Führung zu lernen, die bei der Programmgestaltung einen völlig richtigen Schwerpunkt auf die Heranziehung einer "nicht-revolutionären, stillgestellten Gemeinschaft der Zuschauer" (Meierleck) gesetzt hatte, zur Erfüllung dieses Planziels aber die falschen Maßnahmen ergriff.
Es sei in „absurder Weise Einfluss genommen wurde“, klagt Meierleck. Von der Besetzung einzelner Rollen bis hin zur Platzierung einzelner Formate. Wehren konnten sich Redakteure dagegen nicht, es sei denn, sie wollten ihren Job riskieren.
Die Möglichkeiten sind heute ganz andere. Ein Anruf genüge oft, um den schwierigen Spagat zwischen Erziehungsauftrag und Unterhaltungsanspruch bewältigen: Bilder von Politikern, die vor Konferenzgebäuden aus Limousinen steigen, begeistern die Massen immer noch, ebenso können Kommentatoren, die vor bisher unbekannten Gefahren warnen, der Quote guttun. Meierleck glaubt, dass Fernsehen erst wirken könne, „wenn auch Menschen zuschauen“.
Das zu organisieren sei der DDR-Führung nur teilweise gelungen, dank der neuen HD-Sender stünden die Chancen heute aber viel besser. Auch der Ausgangspunkt für die staatlichen Danachrichtenangebote sei ein ganz anderer: Zuletzt hatten weniger als ein Prozent der DDR-Bürger die „Aktuelle Kamera“ eingeschaltet – die „Tagesschau“ dagegen könne immer noch auf eine fünfmal höhere Quote verweisen.
Treffend analysiert und schön jesacht. Allein, dem punzreplikanischen Röhren-Glotzer (bzw. Flachmann-Glotzer)ist leider keine noch westlichere Bä-Ärr-Dä beschieden, als die, in der er eh schon haust. - Folglich gibt es heute kein "Nochmerwest"-Fernsehen, als Pendant zum damaligen "Westfernsehen". "Aktuelle Kamera 2.0" ist ergo so alternativlos geworden, wie der Hosenanzug_IN, der darin permanent aufzutreten sich die alternativlose Ehre gibt.
AntwortenLöschenObo
Ich würde mir ja gerne bei meiner staatsbürgerlichen Meinungsbildung von den dafür vorgesehenen Medien helfen lassen, wenn da nicht immer diese körperliche Übelkeit wäre, die kurz nach dem Einschalten des Standardmediums beginnt.
AntwortenLöschenIst das Fernsehallergie? Televisionsphobie? Oder gar ein Verstandesrest, der sich nur unterschwellig bemerkbar machen kann?
Ich würde mir ja gerne bei meiner staatsbürgerlichen Meinungsbildung von den dafür vorgesehenen Medien helfen lassen, wenn da nicht immer diese körperliche Übelkeit wäre, die kurz nach dem Einschalten des Standardmediums beginnt.
AntwortenLöschenIst das Fernsehallergie? Televisionsphobie? Oder gar ein Verstandesrest, der sich nur unterschwellig bemerkbar machen kann?
Wenigstens zahlen ab 2013 alle die Haushaltsabgabe, damit sich der Staatsfunk bessere Interviewpartner leisten kann.
AntwortenLöschen@ eulenfurz
AntwortenLöschenUnd vor allem Juristen, denen entsprechende Vertragsklauseln geläufig sind.
http://www.leviathan.nomos.de/fileadmin/leviathan/doc/Aufsatz_Leviathan_12_03.pdf
AntwortenLöschenAuch so kann das Stimmvieh gelenkt werden!
ARD, ZDF, RTL.... eh alles Bertelmann-gesteuert. So what?
AntwortenLöschen"ARD, ZDF, RTL.... eh alles Bertelmann-gesteuert. So what?"
AntwortenLöschenDas ist viel zu banal.
Wie werden denn SPD-Ministerpräsidenten oder ehedem Linksradikale via Bertelsmann "gesteuert" ?
Kommt da ein BertelsmannEinsatzKommando vorbei und sagt: "Sie sind ab sofort für uns, sonst werden sie vaporisiert !" ?
Deshalb auch der Zwangs-Gez. Wenn keiner mehr schauen will, dann halt alle immer noch bezahlen. Das gleiche Prinzip bei der EU/und Euro.
AntwortenLöschenAber sie sind schon selber schuld. Bei dem Schund die sie immer erzählen. Es glaubt langsam keiner mehr deren Informationen. Die Leute erwachen, und sehen langsam durch....
Ja, das heißt Kommando Pofalla.
AntwortenLöschenIgiitigitt.
aber man sieht ja, sobald die leute für sachen zahlen müssen, interessieren sie sich auch dafür! so wird demokratie über den geldbeutel zu einer gemeinschaftssache, an der alle herzen hängen. das prinzip, das wurde oben völlig richtig erkannt, ist aus der rumänischen kollektivwirtschaft (dort wurde es nur nicht richtig umgesetzt) übernommen und nun wird es überall angewandt. tolle sache - und wie die diskussion hier zeigt packt es die bevölkerung auch emotional total
AntwortenLöschen"... sobald die leute für sachen zahlen müssen,..."
AntwortenLöschenIhr seid doch alle hinter dem Mond !
Nehmt Euch lieber ein Beispiel an E. Warren, der neuen Senatorin. Die geißelte ZU RECHT (in etlichen y-videos abrufbar) die HOHEN Gebühren an den US-(Privat-)Universitäten.
MEHR GERECHTIGKEIT !
Keiner fragt, *wo* und *womit* Warren in den letzten Jahren ihr Geld verdient hat.
Was Oma noch wußte:
AntwortenLöschenEin Schnitz ist die Zeitspanne, die von dem Auftauchen eines bestimmten Ereignisses im Fernsehen bis zum Ausschalten des Fernsehers dauert.
Ein Schnitz dauert genauso lang, wie das Wort gesprochen wird.
Benannt wurde die Maßeinheit nach Karl-Eduard von Schnitz...