In der 43. Minute jubeln die Rot-Weißen im ehemaligen Kurt-Wabbel-Stadion endlich mal wieder aus vollem Herzen. War aber auch ein schönes Tor, das Patrick Siegel da erzielt hat: Hübsch freigespielt in Mittelstürmerposition lupft er den Ball überlegt über Torwart Jürgen Rittenauer.
Es ist das vielleicht schönste Tor, das die HFC-Anhänger in der laufenden Saison im eigenen Stadion gesehen haben. Das Problem dabei ist nur: Siegel trägt das rot-weiße Trikot des BSV Ammendorf, während der HFC zum Landespokal-Auswärtsspiel im eigenen Stadion im traditionellen Auswärtsgrün aufgelaufen ist.
Bis zu Siegels Treffer hatten sich die Männer von Trainer Sven Köhler den Abend noch schönschwindeln können. Schon nach neun Minten hatte Abwehrspieler Jan Benes den drei Klassen über Ammendorf spielenden HFC in Front gebracht und obwohl danach keiner der 3.265 Zuschauer einen Klasseunterschied zwischen der Stadtrand-Filiale und der halleschen Fußball-Zentrale erkennen konnte, schien das Weiterkommen gegen den ewigen Pokalgegner diesmal einfacher zu werden als vor zwei und vor zweieinhalb Jahren, als der Favorit sich mit 2:0 und 1:0 in die nächste Runde gekrampft hatte.
Doch der HFC ist in der Krise, und in der Krise ist auch die halbe B-Elf, die Köhler gegen die aus dem eigenen Nachwuchs stammenden Theile, Barakat und Siegel auf den Platz schickt. Es ist das 17. Saisonspiel - und die 17. Aufstellung, mit der der 46-Jährige versucht, die alte Abwehrstabilität wiederherzustellen und nach vorn endlich soetwas wie Torgefahr zu entwickeln. Sautner, zuletzt Mittelstürmer, spielt für Mast auf Linksaußen, Preuß, zuletzt rotgesperrt, spielt wieder den Mittelstürmer, statt Hartmann und Wagefeld bilden Müller und Zeiger die Doppel-Sechs und statt des schwerverletzten Mouaya steht der gerade genesene Ex-Schwerverletzte Becken wieder in der Innenverteidigung.
Die wackelt dennoch wie gehabt, sobald Ammendorf schnell und steil in die Spitze spielt. Mehrfach haben die Stürmer des Sechsligisten den Ausgleich auf dem Fuß, einmal steht HFC-Abwehrchef Steven Rupprecht allein gegen drei anstürmende Rot-Weiße. Die Offensive dagegen wirkt komatös wie zuletzt eigentlich immer. Michael Preuß läuft entweder nicht oder ins Abseits, Erich Sautner läuft sich fest, statt abzuspielen. Lindenhahn auf der anderen Seite spielt immer ab, statt selbst zu schießen. Trotz eigener Führung wirkt die ganze Mannschaft leblos und irritiert, das Zusammenspiel klappt nicht, die Bälle werden in Laufwegen versenkt, die kein Läufer benutzt, und Läufer laufen dorthin, wo kein Ball hingespielt wird.
Es ist nicht so, dass es an der Chancenverwertung hapert, jedenfalls nicht beim Favoriten. der hat, von einigen Ecken abgesehen, eigentlich keine großen Chancen. Mit dem Ausgleichstreffer kurz vor der Halbzeit scheint der pomadige, nach einem System und einer Idee suchende Auftritt dann bestraft zu werden.
Sven Köhler zieht nun die Notbremse. Die Tribüne bebt nicht, als der Trainer seine Kabinenansprache hält. Aber zwei Spieler kommen nicht wieder: Sautner, dessen größter Auftritt der Moment war, in dem er sich völlig unnötig eine gelbe Karte holte, muss für Dennis Mast weichen. Interimskapitän Anton Müller macht Platz für Marco Hartmann, der sich auch die Binde überzieht.
Mit dem großen Blonden kommt ein neues Element ins Spiel. Jetzt ist da einer, der Bälle erkämpft, der Kopfballduelle gewinnt, der überall auftaucht, wo es brennt. Und in Dennis Mast hat er einen Mitspieler, der auch mal eine Flanke nach innen bringt.
Auch wenn Preuß nicht eine erreicht, dreht sich das Spiel. Ammendorf kann nun nicht mehr im Mittelfeld attackieren, die von Ex-HFC-Innenverteidigerlegende Christian Kamalla organisierte Dreier-Abwehrkette der Ammendorfer steht notgedrungen viel tiefer und weiter vom Mann, so dass Mast und Lindenhahn viel häufiger aus der Bewegung kommen können.
Ein gutes Spiel aber wird es trotzdem nicht. Dem etatmäßigen Inspirator Telmo Texeira fehlt inzwischen jedes Selbstvertrauen, auch alle übrigen Sturmberechtigten in Grün wirken spritzig wie stilles Wasser mit Zimmertemperatur.
Bleibt nur ein Standard, bleibt nur Hartmann. In der 70. Minute köpft der völlig aus dem Nichts zum 2:1 ein (Foto oben) - der aus Ammendorf angereiste Stadionsprecher sagt die erneute Gästeführung mit dem Satz "Der HFC erhöht auf 2:1" an.
Ammendorf ist ja nicht etwa gekommen, um zu gewinnen. Der HFC dagegen kann hier nur verlieren. Eine Aufgabe, in der der Drittligist der derzeit Übung hat. Auch nach dem erlösenden zweiten Tor knirscht es laut im HFC-Getriebe und selbst die Ampelkarte für Ammendorfs Marcel Keitel ändert daran nichts. Seine Angriffe fährt der Favorit trotz Überzahl jetzt ausschließlich in Unterzahl. Die vier Abwehrspieler und die beiden Sechser bleiben meist lieber gleich an der Mittellinie stehen, um das eigene Tor gegen den Underdog zu sichern. Dringend nötig ist das, denn zweimal rutscht Siegel noch genauso elegant durch die Nahtstelle zwischen Innen- und Außenverteidiger. Zweimal rettet Rittenauer bravourös.
Es heißt nur noch, irgendwie durchkommen. Nochmal eingreifen ins Spiel möchte auch Sven Köhler nicht. Wie so häufig in dieser Saison schöpft er das Wechselkontingent nicht aus. Weder wird Ex-Starstürmer Andis Shala eingewechselt, noch der schnelle Angelo Hauk gebracht, noch bekommt der derzeit bei den Fans hoch im Kurs stehende Stephane Mvibudulu, eigentlich Stürmer in der zweiten Mannschaft, eine erste Chance in der ersten. Köhler glaubt nicht an seine Bank, die Botschaft ist unüberhörbar.
So rumpelt der Abend seinem Ende zu, das aber ist dann wenigstens versöhnlich. In der 89. Minute, Ammendorf ist jetzt stehend k.o., läuft Toni Lindenhahn doch noch einmal auf rechts durch und ein allererstes Mal sucht er nicht nach einem Mitspieler in der Mitte, der ja doch nicht da wäre. Nein, wie damals im Oktober 2010 schließt das ewige Talent selbst ab. Rechts oben ins Eck, straff geschossen, unhaltbar für den Ex-Kollegen Norbert Guth im BSV-Tor. 3:1 am Ende, Halbfinale, von einem Sieg zu sprechen, wäre allerdings übertrieben. Am Samstag kommt Bielefeld. Gegen die wird ein Hartmann allein nicht reichen.
Spielbericht: Sieg ohne positive Wirkung
Es ist das vielleicht schönste Tor, das die HFC-Anhänger in der laufenden Saison im eigenen Stadion gesehen haben. Das Problem dabei ist nur: Siegel trägt das rot-weiße Trikot des BSV Ammendorf, während der HFC zum Landespokal-Auswärtsspiel im eigenen Stadion im traditionellen Auswärtsgrün aufgelaufen ist.
Bis zu Siegels Treffer hatten sich die Männer von Trainer Sven Köhler den Abend noch schönschwindeln können. Schon nach neun Minten hatte Abwehrspieler Jan Benes den drei Klassen über Ammendorf spielenden HFC in Front gebracht und obwohl danach keiner der 3.265 Zuschauer einen Klasseunterschied zwischen der Stadtrand-Filiale und der halleschen Fußball-Zentrale erkennen konnte, schien das Weiterkommen gegen den ewigen Pokalgegner diesmal einfacher zu werden als vor zwei und vor zweieinhalb Jahren, als der Favorit sich mit 2:0 und 1:0 in die nächste Runde gekrampft hatte.
Doch der HFC ist in der Krise, und in der Krise ist auch die halbe B-Elf, die Köhler gegen die aus dem eigenen Nachwuchs stammenden Theile, Barakat und Siegel auf den Platz schickt. Es ist das 17. Saisonspiel - und die 17. Aufstellung, mit der der 46-Jährige versucht, die alte Abwehrstabilität wiederherzustellen und nach vorn endlich soetwas wie Torgefahr zu entwickeln. Sautner, zuletzt Mittelstürmer, spielt für Mast auf Linksaußen, Preuß, zuletzt rotgesperrt, spielt wieder den Mittelstürmer, statt Hartmann und Wagefeld bilden Müller und Zeiger die Doppel-Sechs und statt des schwerverletzten Mouaya steht der gerade genesene Ex-Schwerverletzte Becken wieder in der Innenverteidigung.
Die wackelt dennoch wie gehabt, sobald Ammendorf schnell und steil in die Spitze spielt. Mehrfach haben die Stürmer des Sechsligisten den Ausgleich auf dem Fuß, einmal steht HFC-Abwehrchef Steven Rupprecht allein gegen drei anstürmende Rot-Weiße. Die Offensive dagegen wirkt komatös wie zuletzt eigentlich immer. Michael Preuß läuft entweder nicht oder ins Abseits, Erich Sautner läuft sich fest, statt abzuspielen. Lindenhahn auf der anderen Seite spielt immer ab, statt selbst zu schießen. Trotz eigener Führung wirkt die ganze Mannschaft leblos und irritiert, das Zusammenspiel klappt nicht, die Bälle werden in Laufwegen versenkt, die kein Läufer benutzt, und Läufer laufen dorthin, wo kein Ball hingespielt wird.
Es ist nicht so, dass es an der Chancenverwertung hapert, jedenfalls nicht beim Favoriten. der hat, von einigen Ecken abgesehen, eigentlich keine großen Chancen. Mit dem Ausgleichstreffer kurz vor der Halbzeit scheint der pomadige, nach einem System und einer Idee suchende Auftritt dann bestraft zu werden.
Sven Köhler zieht nun die Notbremse. Die Tribüne bebt nicht, als der Trainer seine Kabinenansprache hält. Aber zwei Spieler kommen nicht wieder: Sautner, dessen größter Auftritt der Moment war, in dem er sich völlig unnötig eine gelbe Karte holte, muss für Dennis Mast weichen. Interimskapitän Anton Müller macht Platz für Marco Hartmann, der sich auch die Binde überzieht.
Mit dem großen Blonden kommt ein neues Element ins Spiel. Jetzt ist da einer, der Bälle erkämpft, der Kopfballduelle gewinnt, der überall auftaucht, wo es brennt. Und in Dennis Mast hat er einen Mitspieler, der auch mal eine Flanke nach innen bringt.
Auch wenn Preuß nicht eine erreicht, dreht sich das Spiel. Ammendorf kann nun nicht mehr im Mittelfeld attackieren, die von Ex-HFC-Innenverteidigerlegende Christian Kamalla organisierte Dreier-Abwehrkette der Ammendorfer steht notgedrungen viel tiefer und weiter vom Mann, so dass Mast und Lindenhahn viel häufiger aus der Bewegung kommen können.
Ein gutes Spiel aber wird es trotzdem nicht. Dem etatmäßigen Inspirator Telmo Texeira fehlt inzwischen jedes Selbstvertrauen, auch alle übrigen Sturmberechtigten in Grün wirken spritzig wie stilles Wasser mit Zimmertemperatur.
Bleibt nur ein Standard, bleibt nur Hartmann. In der 70. Minute köpft der völlig aus dem Nichts zum 2:1 ein (Foto oben) - der aus Ammendorf angereiste Stadionsprecher sagt die erneute Gästeführung mit dem Satz "Der HFC erhöht auf 2:1" an.
Ammendorf ist ja nicht etwa gekommen, um zu gewinnen. Der HFC dagegen kann hier nur verlieren. Eine Aufgabe, in der der Drittligist der derzeit Übung hat. Auch nach dem erlösenden zweiten Tor knirscht es laut im HFC-Getriebe und selbst die Ampelkarte für Ammendorfs Marcel Keitel ändert daran nichts. Seine Angriffe fährt der Favorit trotz Überzahl jetzt ausschließlich in Unterzahl. Die vier Abwehrspieler und die beiden Sechser bleiben meist lieber gleich an der Mittellinie stehen, um das eigene Tor gegen den Underdog zu sichern. Dringend nötig ist das, denn zweimal rutscht Siegel noch genauso elegant durch die Nahtstelle zwischen Innen- und Außenverteidiger. Zweimal rettet Rittenauer bravourös.
Es heißt nur noch, irgendwie durchkommen. Nochmal eingreifen ins Spiel möchte auch Sven Köhler nicht. Wie so häufig in dieser Saison schöpft er das Wechselkontingent nicht aus. Weder wird Ex-Starstürmer Andis Shala eingewechselt, noch der schnelle Angelo Hauk gebracht, noch bekommt der derzeit bei den Fans hoch im Kurs stehende Stephane Mvibudulu, eigentlich Stürmer in der zweiten Mannschaft, eine erste Chance in der ersten. Köhler glaubt nicht an seine Bank, die Botschaft ist unüberhörbar.
So rumpelt der Abend seinem Ende zu, das aber ist dann wenigstens versöhnlich. In der 89. Minute, Ammendorf ist jetzt stehend k.o., läuft Toni Lindenhahn doch noch einmal auf rechts durch und ein allererstes Mal sucht er nicht nach einem Mitspieler in der Mitte, der ja doch nicht da wäre. Nein, wie damals im Oktober 2010 schließt das ewige Talent selbst ab. Rechts oben ins Eck, straff geschossen, unhaltbar für den Ex-Kollegen Norbert Guth im BSV-Tor. 3:1 am Ende, Halbfinale, von einem Sieg zu sprechen, wäre allerdings übertrieben. Am Samstag kommt Bielefeld. Gegen die wird ein Hartmann allein nicht reichen.
Spielbericht: Sieg ohne positive Wirkung
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