Recht unspektakulär kommt er daher, der historische Tag, an dem Griechenland nach langem Leiden aus dem Euro flog. Grau der Himmel, sieben Grad, leichter Bodennebel, die ersten Weihnachtsmärkte öffnen.
Bescherung auch in Athen, das "geliefert" (Wolfgang Schäuble) hat, nun beliefert wird (Mario Draghi), dafür aber wird "künftig auch liefern müssen" (ARD-Morgenmagazin). Griechenland ist erneut gerettet, die Finanzminister der Euro-Zone, die im dritten Rettungsjahr eine Art außerrechtliche Gesamtregierung des wackligen Währungsgebietes im Zentrum des Nobelpreiskontinents bilden, geben den angeschlagenen Griechen einmal mehr die dringend benötigte Liquiditätsspritze zur Aufrechterhaltung der symbolischen Zahlungsfähigkeit.
44 Milliarden sind es diesmal, statt geplanter 31 Milliarden. Die faktisch direkt nach Griechenland gezahlte Hilfssumme summiert sich damit auf inzwischen rund 250 Milliarden Euro - jeder Grieche hat damit mittlerweile einen Betrag in Höhe von knapp 23.000 Euro dafür bekommen, dass er die Euro-Zone insgesamt erhalten hilft.
Das riesige Rettungsprojekt, ursprünglich angelegt, die an ein paar unverdauten falschen Haushaltszahlen laborierende griechische Volkswirtschaft über die paar Jahre lang zu subventionieren, bis sie den Anschluss an den Gesamtschritt des Euro-Projekts gefunden hat, läuft offensichtlich aus dem Ruder. Seit die Führer Europas beschlossen haben, nicht nur die von der Athener Regierung gefälschte Eintrittskarte in den Euro zu akzeptieren, sondern Hellas auch im Euro zu halten, was auch immer das kosten möge, war Griechenland klein normales Mitglied der Euro-Zone mehr, sondern eine freischwebend assoziiertes Gebiet mit eigenen Regeln und Gesetzen.
"Liefern" bedeutete hier anfangs, "Sparziele" (dpa) müssten erreicht werden. Am Ende aber genügte es dann, "Sparanstrengungen" (dpa) zu zeigen, um geliefert zu haben. Für Griechenland wurde die Zeit gestreckt und der Markt manipuliert, die Zinsen wurden gesenkt und das Staatsfinanzierungsverbot der EZB wurde gebrochen.
Inzwischen ist Griechenland faktisch kein Mitglied der Euro-Zone mehr, weil die im Maastricht-Vertrag vereinbarten Grundlagen, Regeln und Vereinbarungen für die kleine Demokratie am Mittelmeer ihre Geltung verloren haben: Griechenland wird von den 17 Euro-Finanzministern regiert, es ernährt sich aus der jeweils "nächsten Tranche" (dpa) des jeweils nächsten "Hilfspakets" (dpa). Das Geld wird jeweils in Raten ausgezahlt, wenn Griechenland vorher vereinbarte Auflagen erfüllt. Erfüllt Griechenland sie nicht, werden jeweils weitere Hilfspakete "geschnürt" (Tagesschau), die die neuen Löcher im griechischen Staatshaushalt schließen.
Es geht ja nicht mehr anders. Allein durch das Target2-System, das die Zahlungsströme zwischen den europäischen Partnern simuliert, hängen die Lebenden und die Toten Europas untrennbar aneinander. Die Preisgabe Griechenlands würde aus Buchverlusten der anderen Volkswirtschaften echte Verluste machen, diese echten Verlusten würden schwächere Euro-Partner wie Italien, Spanien oder Portugal niederstrecken. Deren Ausfall wiederum träfe auch die derzeit noch für stärker gehaltenen Länder wie ein k.o.-Schlag.
Daher das "alternativlos" der Kanzlerin, daher die Einigkeit des "längst gleichgeschalteten bundesdeutschen Parteienkartells" (Gunnar Beck). Daher die gebetsmühlenartig wiederholte "abgedroschene Formel vom Euro-Gewinner Deutschland": Angesichts dessen, was zu verlieren wäre, ist jeder weitere Tag im Euro-System ein Gewinn. Wolfgang Schäuble, einer der Schacherer am Euro-Brett, hatte es bereits bei der letzten endgültigen Rettung der Euro-Zone vor einem Monat angekündigt: Deutschland werde Griechenland im Euro halten – auch wenn es dafür mehr Hilfe braucht. Einen Staatsbankrott, so der große Europäer, werde es nicht geben, ganz egal, was es kostet.
Die Rettung wird nun automatisiert. Denn "der Euro ist ein Geschenk der Politiker an die Menschen", heißt es in der "Frankfurter Rundschau", einem der Opfer des Euro-Skeptizismus der Deutschen, die sich weigern, ihren seit der Einführung der Gemeinschaftswährung vereinnahmten Wohlstandszuwachs für Qualitätsmedien auszugeben, die ihnen sagen, was sie zu denken haben.
Aber welchen Wohlstandszuwachs auch? Charles Dumas, Chef von Lombard Street Research in London, hat errechnet, dass das verfügbare Durchschnitts-pro-Kopf-Einkommen der Deutschen von 1998 bis 2011 um etwa sieben Prozent stieg. Spanien schaffte 13 Prozent, 18 Prozent stehen für Großbritannien und Frankreich zu Buche. Im Vergleich zu vielen anderen EU-Mitgliedern ist Deutschland heute ein ärmeres Land im als im Jahr 1998. Nur dass es niemand merkt.
Damit das so bleibt, wurden ESF und ESM eingeführt, wurde die Re-Finanzierung der Schulden über die EZB möglich gemacht, wurden Schulden erlassen und alle restlichen von den Staatshaushalten der europäischen Partnerländer aufgekauft. Die Euro-Zone sei damit erneut "auf einem guten Weg", hatte der "Spiegel" bereits im Oktober herausgefunden, eine Rettung später rühmt er die Einigung auf ein "neues Rettungspaket für Athen". In der Grafik dazu ist von einem "notwendigen Schuldenschnitt" die Rede. Die Rettung ist also noch lange nicht zu Ende.
Bescherung auch in Athen, das "geliefert" (Wolfgang Schäuble) hat, nun beliefert wird (Mario Draghi), dafür aber wird "künftig auch liefern müssen" (ARD-Morgenmagazin). Griechenland ist erneut gerettet, die Finanzminister der Euro-Zone, die im dritten Rettungsjahr eine Art außerrechtliche Gesamtregierung des wackligen Währungsgebietes im Zentrum des Nobelpreiskontinents bilden, geben den angeschlagenen Griechen einmal mehr die dringend benötigte Liquiditätsspritze zur Aufrechterhaltung der symbolischen Zahlungsfähigkeit.
44 Milliarden sind es diesmal, statt geplanter 31 Milliarden. Die faktisch direkt nach Griechenland gezahlte Hilfssumme summiert sich damit auf inzwischen rund 250 Milliarden Euro - jeder Grieche hat damit mittlerweile einen Betrag in Höhe von knapp 23.000 Euro dafür bekommen, dass er die Euro-Zone insgesamt erhalten hilft.
Das riesige Rettungsprojekt, ursprünglich angelegt, die an ein paar unverdauten falschen Haushaltszahlen laborierende griechische Volkswirtschaft über die paar Jahre lang zu subventionieren, bis sie den Anschluss an den Gesamtschritt des Euro-Projekts gefunden hat, läuft offensichtlich aus dem Ruder. Seit die Führer Europas beschlossen haben, nicht nur die von der Athener Regierung gefälschte Eintrittskarte in den Euro zu akzeptieren, sondern Hellas auch im Euro zu halten, was auch immer das kosten möge, war Griechenland klein normales Mitglied der Euro-Zone mehr, sondern eine freischwebend assoziiertes Gebiet mit eigenen Regeln und Gesetzen.
"Liefern" bedeutete hier anfangs, "Sparziele" (dpa) müssten erreicht werden. Am Ende aber genügte es dann, "Sparanstrengungen" (dpa) zu zeigen, um geliefert zu haben. Für Griechenland wurde die Zeit gestreckt und der Markt manipuliert, die Zinsen wurden gesenkt und das Staatsfinanzierungsverbot der EZB wurde gebrochen.
Inzwischen ist Griechenland faktisch kein Mitglied der Euro-Zone mehr, weil die im Maastricht-Vertrag vereinbarten Grundlagen, Regeln und Vereinbarungen für die kleine Demokratie am Mittelmeer ihre Geltung verloren haben: Griechenland wird von den 17 Euro-Finanzministern regiert, es ernährt sich aus der jeweils "nächsten Tranche" (dpa) des jeweils nächsten "Hilfspakets" (dpa). Das Geld wird jeweils in Raten ausgezahlt, wenn Griechenland vorher vereinbarte Auflagen erfüllt. Erfüllt Griechenland sie nicht, werden jeweils weitere Hilfspakete "geschnürt" (Tagesschau), die die neuen Löcher im griechischen Staatshaushalt schließen.
Es geht ja nicht mehr anders. Allein durch das Target2-System, das die Zahlungsströme zwischen den europäischen Partnern simuliert, hängen die Lebenden und die Toten Europas untrennbar aneinander. Die Preisgabe Griechenlands würde aus Buchverlusten der anderen Volkswirtschaften echte Verluste machen, diese echten Verlusten würden schwächere Euro-Partner wie Italien, Spanien oder Portugal niederstrecken. Deren Ausfall wiederum träfe auch die derzeit noch für stärker gehaltenen Länder wie ein k.o.-Schlag.
Daher das "alternativlos" der Kanzlerin, daher die Einigkeit des "längst gleichgeschalteten bundesdeutschen Parteienkartells" (Gunnar Beck). Daher die gebetsmühlenartig wiederholte "abgedroschene Formel vom Euro-Gewinner Deutschland": Angesichts dessen, was zu verlieren wäre, ist jeder weitere Tag im Euro-System ein Gewinn. Wolfgang Schäuble, einer der Schacherer am Euro-Brett, hatte es bereits bei der letzten endgültigen Rettung der Euro-Zone vor einem Monat angekündigt: Deutschland werde Griechenland im Euro halten – auch wenn es dafür mehr Hilfe braucht. Einen Staatsbankrott, so der große Europäer, werde es nicht geben, ganz egal, was es kostet.
Die Rettung wird nun automatisiert. Denn "der Euro ist ein Geschenk der Politiker an die Menschen", heißt es in der "Frankfurter Rundschau", einem der Opfer des Euro-Skeptizismus der Deutschen, die sich weigern, ihren seit der Einführung der Gemeinschaftswährung vereinnahmten Wohlstandszuwachs für Qualitätsmedien auszugeben, die ihnen sagen, was sie zu denken haben.
Aber welchen Wohlstandszuwachs auch? Charles Dumas, Chef von Lombard Street Research in London, hat errechnet, dass das verfügbare Durchschnitts-pro-Kopf-Einkommen der Deutschen von 1998 bis 2011 um etwa sieben Prozent stieg. Spanien schaffte 13 Prozent, 18 Prozent stehen für Großbritannien und Frankreich zu Buche. Im Vergleich zu vielen anderen EU-Mitgliedern ist Deutschland heute ein ärmeres Land im als im Jahr 1998. Nur dass es niemand merkt.
Damit das so bleibt, wurden ESF und ESM eingeführt, wurde die Re-Finanzierung der Schulden über die EZB möglich gemacht, wurden Schulden erlassen und alle restlichen von den Staatshaushalten der europäischen Partnerländer aufgekauft. Die Euro-Zone sei damit erneut "auf einem guten Weg", hatte der "Spiegel" bereits im Oktober herausgefunden, eine Rettung später rühmt er die Einigung auf ein "neues Rettungspaket für Athen". In der Grafik dazu ist von einem "notwendigen Schuldenschnitt" die Rede. Die Rettung ist also noch lange nicht zu Ende.
ppq at his best ;-)
AntwortenLöschenHabe ich gleich mal in meinem Blog drauf verlinkt.
Danke ppq
schliesse mich Friedrich an:
AntwortenLöschen"ppq at his best"
Danke!
dankesehr und bitteschön. wenigstens die abfallprodukte der rettungsbemühungen bereiten offenbar freude
AntwortenLöschenJa wenn denn dann,,, aber im März 2013 ruft dann der griechische Präsident, nach Hölfe wir sterben, schon alles wieder verbraten, wir haben geliefert jetzt liefert ihr wieder.... so geht das Spiel und net anders. Das Defizit wird im Jahre 2065 dann auf 163 % verkürzt und ja Merkel (hat ja schon gesagt, Demokratie etp gäbe es nicht bis in die Ewigkeit, Madam aber sehr wohl)freut sich ihnen weitere Milliarden zuzuschieben, dafür kriegt sie dann einen Orden von den Griechen den Friedenspreis. Denn von den Israelis/Amis hat sie ja schon alle Orden gekriegt. Haha ich glaube ich lebe im Kindergarten...
AntwortenLöschenVerbot der Woche: Hass-Zischen
AntwortenLöschen" jeder Grieche hat damit mittlerweile einen Betrag in Höhe von knapp 23.000 Euro dafür bekommen" Kein Wunder das die demonstreiren, die wollen eben noch mehr! Glaubst du eigentlich selbst was du schreibst?
AntwortenLöschenWunderbarer Text, danke!
AntwortenLöschen@Anonym 2. Ironie? Kneifzange?
AntwortenLöschen@anonym 2: ich muss das nicht glauben, ich kanns ja ausrechnen
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