Es ist das vielleicht berühmteste Ölgemälde aus DDR-Zeiten, dennoch gibt es bis heute Missverständnisse um seinen Namen. "Am Strand" (oben links) hat der ursprünglich aus Obergeorgenthal stammende Walter Womacka sein Porträt zweier junger Leute in Jeans und Ringelpulli genannt, die im Sand sitzen und liegen und sich augenscheinlich anzuschweigen scheinen. Das prallbunte Gemälde, 1962 entstanden, hing in Schulen und Arztpraxen, in Behörden und Universitäten, wo es Betrachter dann gern als "Junges Paar am Strand" oder "Paar am Strand" identifizierten.
1968 kam die Briefmarke mit einer Auflage von zwölf Millionen Stück. Womackas Arbeit erhielt ikonographischen Charakter - vielleicht auch, weil die offizielle Interpretation, das Bild entspreche "in seiner künstlerischen Aussage der lebensbejahenden, optimistischen Grundhaltung des Künstlers, seiner Freude am Schönen in unserem Leben" so deutlich nicht von allen nachvollzogen wurde. Was wir wirklich sehen, wenn wir Womackas Stieftochter Uta und ihren jüngeren Bruder Rüdiger anschauen, ohne zu wissen, was sie sind, ist ein paar, das sich nichts zu sagen hat. Sie wendet sich ab, er blickt flehentlich. Ihre Hand tastet nach seiner, doch sie berühren sich nicht.
Immerhin - die beiden schweigen zusammen, sie sind, von einander abgewandt, ganz aufeinander konzentriert. Der Ostseestrand von Loddin, wo Womackas wohnten, verschwindet, er ist nur Kulisse, der blaue Himmel ist schön, aber nicht wichtig. Das echte Bild wurde 1963 Walter Ulbricht vom Politbüro des ZK der SED zum 70. Geburtstag geschenkt.
Ein halbes Jahrhundert später sieht das schon anders aus. Der Strand ist nun ein Pazifikstrand, das Paar im Stil der Zeit multikulturell gemischt. Er ist übergewichtig und trägt ein Basecap, ihre Hosen sind sichtbar kürzer als die der Uta von Womacka. Der größte Unterschied aber ist die Körpersprache, die Kunstsachverständige für die kunsthistorische PPQ-Serie "Wiedergeboren als..." untersucht haben: Er ist immer noch von ihr abgewandt, beschäftigt sich aber mittlerweile nicht mehr mit sinnlosem Sehnen und hoffnungslosem Bangen nach ihr, sondern schaut in sein Smartphone. Vielleicht ist er beim googeln nach "100 Methoden, wie man sie richtig anmacht", vielleicht schaut er nach dem Wetter oder dem nächsten Pizza-Restaurant. Ihr ist es ohnehin egal. Sie hat sich ein Buch mitgebracht zum Date, das sie hingebungsvoll liest. In der extremen Vergrößerung, die den Experten zur Verfügung stand, lässt sich erkennen, dass es sich um den Softporno "Shades of Grey" handelt.
"Wir haben es mit einem Sittengemälde zu tun, das die Wandlungen der vergangenen 50 Jahre pars pro toto in eine einprägsame Szene fasst", waren sich die beurteilenden Spezialisten einig.
Mehr Wiedergeburten in der großen PPQ-Zwillings-Datenbank
1968 kam die Briefmarke mit einer Auflage von zwölf Millionen Stück. Womackas Arbeit erhielt ikonographischen Charakter - vielleicht auch, weil die offizielle Interpretation, das Bild entspreche "in seiner künstlerischen Aussage der lebensbejahenden, optimistischen Grundhaltung des Künstlers, seiner Freude am Schönen in unserem Leben" so deutlich nicht von allen nachvollzogen wurde. Was wir wirklich sehen, wenn wir Womackas Stieftochter Uta und ihren jüngeren Bruder Rüdiger anschauen, ohne zu wissen, was sie sind, ist ein paar, das sich nichts zu sagen hat. Sie wendet sich ab, er blickt flehentlich. Ihre Hand tastet nach seiner, doch sie berühren sich nicht.
Immerhin - die beiden schweigen zusammen, sie sind, von einander abgewandt, ganz aufeinander konzentriert. Der Ostseestrand von Loddin, wo Womackas wohnten, verschwindet, er ist nur Kulisse, der blaue Himmel ist schön, aber nicht wichtig. Das echte Bild wurde 1963 Walter Ulbricht vom Politbüro des ZK der SED zum 70. Geburtstag geschenkt.
Ein halbes Jahrhundert später sieht das schon anders aus. Der Strand ist nun ein Pazifikstrand, das Paar im Stil der Zeit multikulturell gemischt. Er ist übergewichtig und trägt ein Basecap, ihre Hosen sind sichtbar kürzer als die der Uta von Womacka. Der größte Unterschied aber ist die Körpersprache, die Kunstsachverständige für die kunsthistorische PPQ-Serie "Wiedergeboren als..." untersucht haben: Er ist immer noch von ihr abgewandt, beschäftigt sich aber mittlerweile nicht mehr mit sinnlosem Sehnen und hoffnungslosem Bangen nach ihr, sondern schaut in sein Smartphone. Vielleicht ist er beim googeln nach "100 Methoden, wie man sie richtig anmacht", vielleicht schaut er nach dem Wetter oder dem nächsten Pizza-Restaurant. Ihr ist es ohnehin egal. Sie hat sich ein Buch mitgebracht zum Date, das sie hingebungsvoll liest. In der extremen Vergrößerung, die den Experten zur Verfügung stand, lässt sich erkennen, dass es sich um den Softporno "Shades of Grey" handelt.
"Wir haben es mit einem Sittengemälde zu tun, das die Wandlungen der vergangenen 50 Jahre pars pro toto in eine einprägsame Szene fasst", waren sich die beurteilenden Spezialisten einig.
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"Am Strand" sieht aus wie ein früher Biesky. War Womacka von Phobie diskriminiert ?
AntwortenLöschenHm. Ich glaube es liegt nicht am Zeitgeist. Es liegt wohl mehr an der Art des Zustandekommens, dass es zwischen Gemälde und Schnappschuss (unterstellt, das rechte Bild ist keine Inszenierung) gewisse Unterschiede gibt.
AntwortenLöschenkeine inszenierung! aber dennoch - aus unserer sicht - illustration von zeitgeist
AntwortenLöschenUnd die junge Dame ist heute ein junger Kerl, will mir scheinen.
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