Wenn aus dem Herzen des Schweigens eine Stimme ertönt, die selbstverständliches fordert, dann erzählt das mehr über die gesellschaftlichen Verhältnisse als das Echo, das darauf folgt. Deniz Yücel kann neuerdings ein Lied davon singen, hat der Taz-Kolummnist doch vor lauter Ratlosigkeit, was sich denn nun noch zum Tod des jungen Berliner Jonny K. sagen lassen könnte, einen Text geschrieben, der fordert, die mutmaßliche ethnische Zugehörigkeit von Tätern in der Berichterstattung über Straftaten doch mal lieber wieder zu nennen. Schließlich seien bei 1.049 "Rohheitsdelikten" im Zusammenhang mit Jugendgewalt in Berlin 32 Prozent der Tatverdächtigen ausländische Staatsbürger und weitere 41,5 Prozent deutsche Staatsbürger mit Migrationshintergrund gewesen - nach den Richtlinien des Presserates aber dürfe „die Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten" durchaus erwähnt werden, "wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht.“
So naheliegend, so umstritten. Ist das denn ein "Sachbezug"? Wer legt das fest? Wer legt es überhaupt fest? Nach welchen Kriterien? Warum kann der Leser das nicht selbst tun? Yücel denkt, er kann es. Einen noch größeren Wert vermerke die Statistik lediglich für die Geschlechtszugehörigkeit der Tatverdächtigen, schreibt Yücel: "82,8 Prozent Männer". Sei es aber deshalb vernünftig, künftig auch das Geschlecht der Täter zu verschweigen?
Nun, seit Jahren schon bemühen sich viele Zeitungen nach Kräften, darüber nicht weiter nachzudenken. Sie schreiben lieber nach der anderen Empfehlung des Presserates: Da die Erwähnung ethnischer Zugehörigkeiten "Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte“, wird sie lieber weggelassen.
Das Ergebnis ist jeden Tag zu besichtigen und erfahrene Leser wissen damit umzugehen. Ist ein mutmaßlicher Täter auch in längeren Texten ausschließlich ein "Räuber" oder ein "17-Jähriger", dann handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen der von Yücel erwähnten jungen Männer mit "südländischem Aussehen" (Tagesspiegel). Wird er hingegen synonym auch als Rostocker, Dortmunder oder Berliner bezeichnet, dann könnte er blond sein und blaue Augen haben.
Soweit, so einfach zu verstehen. Die DDR hat vor Jahren bereits in einem Großversuch gezeigt, dass es für das Verständnis von Botschaften völlig gleichgültig ist, welche Worte zur Übermittlung verwendet werden. Westgeld hieß "blaue Fliesen" so wie "Räuber" heute "südländisches Aussehen" bedeutet. Keine Aufregung! Alle können damit leben, jeder macht sich was vor. Und die explizite Vernebelung der Herkunft von Tätern in deutschen Medien nützt sogar dem rechten Rand noch was, weil der immer eine Beweis zur Hand hat, wie im Mainstream bedrohliche Fakten und verschwiegen werden.
Yücel hat sich mit seiner Forderung dennoch in die Nesseln gesetzt. Über so etwas redet man nicht! Man macht es einfach. Bei Heise hat Peter Nowak eine Diskussion darüber vom Zaun gebrochen, welche Fakten Journalisten der Bevölkerung noch übermitteln dürfen, ohne den Schutz der Volksgesundheit zu gefährden. Yücel habe "eine zu positive Einschätzung über die Zivilisiertheit der Gesellschaft in Deutschland", wenn er glaube, Informationen könnten hierzulande einfach so ungefiltert verbreitet werden.
Was hätten wir dann? Mord und Totschlag! "Jahrelang haben Menschenrechtsorganisationen dafür gestritten, dass die Nennung der vermeintlichen Herkunft von angeblichen Straftätern in Zeitungsberichten verschwindet, gerade um solche Diskriminierungen zu verhindern", führt der Autor an, als wäre das ein Argument. Und hier ist es eins, denn weil das so ist, gibt es "auch keinen Grund, von diesem Grundsatz abzuweichen."
So naheliegend, so umstritten. Ist das denn ein "Sachbezug"? Wer legt das fest? Wer legt es überhaupt fest? Nach welchen Kriterien? Warum kann der Leser das nicht selbst tun? Yücel denkt, er kann es. Einen noch größeren Wert vermerke die Statistik lediglich für die Geschlechtszugehörigkeit der Tatverdächtigen, schreibt Yücel: "82,8 Prozent Männer". Sei es aber deshalb vernünftig, künftig auch das Geschlecht der Täter zu verschweigen?
Nun, seit Jahren schon bemühen sich viele Zeitungen nach Kräften, darüber nicht weiter nachzudenken. Sie schreiben lieber nach der anderen Empfehlung des Presserates: Da die Erwähnung ethnischer Zugehörigkeiten "Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte“, wird sie lieber weggelassen.
Das Ergebnis ist jeden Tag zu besichtigen und erfahrene Leser wissen damit umzugehen. Ist ein mutmaßlicher Täter auch in längeren Texten ausschließlich ein "Räuber" oder ein "17-Jähriger", dann handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen der von Yücel erwähnten jungen Männer mit "südländischem Aussehen" (Tagesspiegel). Wird er hingegen synonym auch als Rostocker, Dortmunder oder Berliner bezeichnet, dann könnte er blond sein und blaue Augen haben.
Soweit, so einfach zu verstehen. Die DDR hat vor Jahren bereits in einem Großversuch gezeigt, dass es für das Verständnis von Botschaften völlig gleichgültig ist, welche Worte zur Übermittlung verwendet werden. Westgeld hieß "blaue Fliesen" so wie "Räuber" heute "südländisches Aussehen" bedeutet. Keine Aufregung! Alle können damit leben, jeder macht sich was vor. Und die explizite Vernebelung der Herkunft von Tätern in deutschen Medien nützt sogar dem rechten Rand noch was, weil der immer eine Beweis zur Hand hat, wie im Mainstream bedrohliche Fakten und verschwiegen werden.
Yücel hat sich mit seiner Forderung dennoch in die Nesseln gesetzt. Über so etwas redet man nicht! Man macht es einfach. Bei Heise hat Peter Nowak eine Diskussion darüber vom Zaun gebrochen, welche Fakten Journalisten der Bevölkerung noch übermitteln dürfen, ohne den Schutz der Volksgesundheit zu gefährden. Yücel habe "eine zu positive Einschätzung über die Zivilisiertheit der Gesellschaft in Deutschland", wenn er glaube, Informationen könnten hierzulande einfach so ungefiltert verbreitet werden.
Was hätten wir dann? Mord und Totschlag! "Jahrelang haben Menschenrechtsorganisationen dafür gestritten, dass die Nennung der vermeintlichen Herkunft von angeblichen Straftätern in Zeitungsberichten verschwindet, gerade um solche Diskriminierungen zu verhindern", führt der Autor an, als wäre das ein Argument. Und hier ist es eins, denn weil das so ist, gibt es "auch keinen Grund, von diesem Grundsatz abzuweichen."
Journalist Peter Nowak kämpft also dafür, dass Journalisten bei der Berichterstattung Fakten unterschlagen sollen, damit Probleme schön unter dem Teppich bleiben. Dafür kann man auch schonmal den ein oder anderen Jonny K. opfern. Die Leute sollen sich nicht so anstellen.
AntwortenLöschenNowak ist auf jeden Fall zu Höherem berufen, vielleicht gibt's dafür mal eine Festanstellung bei einem echten Leitmedium.
Genau. Weil Mord nicht gleich Mord ist. Oder so. Wenn nämlich Fremdlinge morden und sie nicht als Ausländer genannt werden dürfen, um Mord und Totschlag nicht zu provozieren, dann ist das ..., ähm..
AntwortenLöschen"Bei den Kindern und Jugendlichen haben berlinweit bereits 40 % Migrationshintergrund. In einigen Bezirken hat sich das Verhältnis von Mehrheit ohne Migrationhintergrund und Minderheit mit Migrationshintergrund umgedreht. In Mitte, Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg stammen ca. 60 % der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahren aus Einwandererfamilien."
AntwortenLöschenhttp://www.berlin.de/lb/intmig/presse/archiv/20080702.1000.104149.html
40 % der in Berlin befindlichen Jugendlichen begehen also 73,5 % der Gewaltstraftaten. Man sollte trotzdem das Positive sehen: Sie bereichern uns ... ere Kriminalitätsstatistik.
Es sähe freilich anders aus, wenn eine Ethnie, die sagenwir 30% einer Einwohnerschaft stellt, an 5% der Strataten beteiligt wäre, aber die Presse jeden Fall zu einer ordentlichen Affäre aufblähen würde. Dann wären Leute wie Nowak gefragt, für Redlichkeit und gegen Vorurteile einzutreten.
AntwortenLöschenGenau das ist aber nicht der Fall, sondern das Gegenteil wird umgesetzt. Deswegen ist Nowaks Argumentation unredlich, verlogen und blanker Müll und blanker Hohn.
"Die DDR hat vor Jahren..."
AntwortenLöschenDer "nagelneue Fachbegriff" ist *euphemism treadmill*.
"... und deutsche Lokalzeitungen und Boulevardblätter über keinen Ladendiebstahl berichten konnten, ohne auf die Herkunft der Täter zu verweisen ('Ausländer beim Klauen erwischt')."
Für die Nicht-Westdeutschen: Das ist falsch. Das hat es nie gegeben. Aber ich denke mir, daß Lügen von Journalisten nicht als Lügen bezeichnet werden sollten, wenn es für einen guten Zweck ist.
Der gute Chomsky hat vor 15 Jahren erklärt, die Aufgabe von Zeitungen sei es, ihre Leser zu verkaufen, genauer: den Einfluß auf ihre Leser zu verkaufen.
Vielleicht löst dies Erkentnis aus, warum nun ausgerechnet Schmiergel_online so begeistert ist von US-Militäreinsätzen oder warum heise/telepolis ein Faible für linksradikale und linksextreme Autoren hat, um die gerds und neeks zu bespaßen.