Die Veränderungen der Welt gehen oft so langsam vonstatten, dass sie den Menschen, die sie erleben, zuallerletzt auffallen. Also gar nicht. Bundespräsident Gauck etwa spricht in seiner wegweisenden Palästina-Rede ganz selbstverständlich von „Muslimen“, die zu Deutschland gehören, wenn sie hier leben. Um die Frage, ob hier lebende Salafisten, die ja auch Muslime sind, dann auch zu Deutschland gehören, soll es nicht gehen, sondern vielmehr darum, wie sich die öffentliche Wahrnehmung von Koran-Gläubigen in Deutschland in den vergangenen Jahren durch veränderte Begrifflichkeiten verändert hat: Fort sind nicht nur der „Muselmane“, der „Mohammedaner“, der „Islamit“ und der „Sarazene“, sondern auch der Moslem, der in Deutschland über Jahrzehnte hinweg als korrekter Begriff zur Benennung der Rechtgläubigen verwendet wurde.
„Indonesien: Höchster Moslem-Rat droht USA“, schrieb der „Spiegel“ noch 2001, damals war auch Muhammad Ali noch nicht nur ein großer Boxer, sondern auch ein „Moslem“, der von sich selbst sagte „Ich bin Moslem“. Türken sagten gar von sich, sie seien Müslüman, Perser nannten sich Musalmānn, gläubige Frauen hießen hierzulande Moslemin.
Aber dann ist irgendetwas geschehen, wie ein Blick auf die Verwendungshäufigkeit des Begriffes Moslem in deutschen Zeitungsarchiven und bei Google Ngram zeigt. Der Moslem schwächelte erst spürbar, inzwischen ist er nahezu ausgestorben. Denn sein jüngerer Begriffsbruder „Muslim“ hat ihn fast vollständig verdrängt.
Zum Beispiel beim „Spiegel“, dem Maßband deutscher Mundart überhaupt. Im Jahr 1999 verwendete das Magazin den Begriff Moslem 33 Mal, im Jahr 2000 dann 40 Mal. Im Jahr 2001 steigt die Zahl der Fundstellen auf 79, weil die Anschläge vom 11. September dem Thema eine Sonderkonjunktur verschafften. Zum Vergleich: 1999 wurde „Muslim“ 34 Mal verwendet, im Jahr 2000 dann 33 Mal, 2001 bringt schließlich einen sprunghaften Anstieg auf 120 Einsätze.
Eine Zeitenwende. Unbemerkt von der breiten Bevölkerung ist der „Moslem“, der bis dato bestimmender Sprachgebrauch war, um Koran-Gläubige zu bezeichnen, in Gefolge des Herbst 2001 zur bedrohten Vokabel geworden. Gauck und Wulff, „Spiegel“ und „Welt“, dpa und Tagesschau, als habe es einen geheimen Befehl zur Umbenennung gegeben, kennen alle nur noch den aus dem Englischen eingeschleppten „Muslim“ und die an die arabische weibliche Form angelehnte „Muslima“.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 2009 verwendete der „Spiegel“ den Begriff „Muslim“ 170 Mal, 2010 145 Mal und 2011 135 Mal. Der Gebrauch von „Moslem“ dagegen erreicht nicht mehr annähernd die Werte aus den Jahren bevor die sich im Arabischen selbst „Muhammadi“ (محمدي ) nennenden „Angehören des Islam“ (Wulff) von Gläubigen einer anderen Religion zu Gläubigen der anderen Religion wurden: 11 Mal griff der „Spiegel“ 2009 auf die Vokabel zurück, acht Mal unterlief sie ihm 2010 und nur noch sieben Mal im Jahr 2011.
Was ist da geschehen? Was ist da passiert? Wer hat da ein Verdikt verhängt, dass „Moslem“ heute von fern wirkt, als klänge es wie das „Neger“ im „Spiegel“-Beitrag vom 4. Januar 1947, der von einer „Londoner Moslem-Konferenz“ berichtet, dabei aber das Kunststück fertigbringt, auch das Wort „Moslem“ zum ersten Mal im Spiegel unterzubringen?
Der „Muslim“ folgte übrigens erst ganze 14 Jahre später, am 2. August 1961.
„Indonesien: Höchster Moslem-Rat droht USA“, schrieb der „Spiegel“ noch 2001, damals war auch Muhammad Ali noch nicht nur ein großer Boxer, sondern auch ein „Moslem“, der von sich selbst sagte „Ich bin Moslem“. Türken sagten gar von sich, sie seien Müslüman, Perser nannten sich Musalmānn, gläubige Frauen hießen hierzulande Moslemin.
Aber dann ist irgendetwas geschehen, wie ein Blick auf die Verwendungshäufigkeit des Begriffes Moslem in deutschen Zeitungsarchiven und bei Google Ngram zeigt. Der Moslem schwächelte erst spürbar, inzwischen ist er nahezu ausgestorben. Denn sein jüngerer Begriffsbruder „Muslim“ hat ihn fast vollständig verdrängt.
Zum Beispiel beim „Spiegel“, dem Maßband deutscher Mundart überhaupt. Im Jahr 1999 verwendete das Magazin den Begriff Moslem 33 Mal, im Jahr 2000 dann 40 Mal. Im Jahr 2001 steigt die Zahl der Fundstellen auf 79, weil die Anschläge vom 11. September dem Thema eine Sonderkonjunktur verschafften. Zum Vergleich: 1999 wurde „Muslim“ 34 Mal verwendet, im Jahr 2000 dann 33 Mal, 2001 bringt schließlich einen sprunghaften Anstieg auf 120 Einsätze.
Eine Zeitenwende. Unbemerkt von der breiten Bevölkerung ist der „Moslem“, der bis dato bestimmender Sprachgebrauch war, um Koran-Gläubige zu bezeichnen, in Gefolge des Herbst 2001 zur bedrohten Vokabel geworden. Gauck und Wulff, „Spiegel“ und „Welt“, dpa und Tagesschau, als habe es einen geheimen Befehl zur Umbenennung gegeben, kennen alle nur noch den aus dem Englischen eingeschleppten „Muslim“ und die an die arabische weibliche Form angelehnte „Muslima“.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 2009 verwendete der „Spiegel“ den Begriff „Muslim“ 170 Mal, 2010 145 Mal und 2011 135 Mal. Der Gebrauch von „Moslem“ dagegen erreicht nicht mehr annähernd die Werte aus den Jahren bevor die sich im Arabischen selbst „Muhammadi“ (محمدي ) nennenden „Angehören des Islam“ (Wulff) von Gläubigen einer anderen Religion zu Gläubigen der anderen Religion wurden: 11 Mal griff der „Spiegel“ 2009 auf die Vokabel zurück, acht Mal unterlief sie ihm 2010 und nur noch sieben Mal im Jahr 2011.
Was ist da geschehen? Was ist da passiert? Wer hat da ein Verdikt verhängt, dass „Moslem“ heute von fern wirkt, als klänge es wie das „Neger“ im „Spiegel“-Beitrag vom 4. Januar 1947, der von einer „Londoner Moslem-Konferenz“ berichtet, dabei aber das Kunststück fertigbringt, auch das Wort „Moslem“ zum ersten Mal im Spiegel unterzubringen?
Der „Muslim“ folgte übrigens erst ganze 14 Jahre später, am 2. August 1961.
Nur eine Übergangsform, bis sich "Orks" allgemein durchgesetzt hat.
AntwortenLöschenEs wurde ja auch aus Erdogan bei deutschen Nachrichtensprechern inzwischen Erdo-an. Vermutlich ist das G im Türkischen stumm. Wann die Umbenennung beschlossen wurde, lässt sich da leider nicht so einfach recherchieren.
AntwortenLöschenBei der Aussprache des Namens des Propheten hält sich einstweilen noch die laxe deutsche Version Mohammed mit Betonung auf O und kurzem A und kurzen M. Original wäre es eher Mocham-med mit Betonung auf dem A. Mal sehen, wann ein Hausimam des Medienkombinats die Korrektur anstößt.
interessante beobachtung, die ich - unbemerkt - auch gemacht habe. bei mohammed werden wir sehen. aber es wird so kommen
AntwortenLöschenMoslem / Moshlem ist ein jüdisches Wort, darum sollen wir politisch korrekt Muslim sagen, sonst erzürnen wir den islamischen Volkszorn.
AntwortenLöschenDie Juden sind für den Islamisten noch schlimmer als die chrisltlichen Kuffar.
Ich glaube das ist ein Merkmal totalitärer Systeme. Die Sprachregelungen, die Gesslerhüte sind ein ganz gutes Mittel, das Denken zu synchronisieren und die Formulierung abweichender Gedanken zu unterbinden.
AntwortenLöschenZigeuner gibt´s schon lange nicht mehr.
Gewalttäter in D sind auf der einen Seite Rechtsradikale und Ausländerfeinde, auf der anderen "Jugendliche" oder (wie gerade in Neuss) "Familienväter".
in 80% der Fälle von Kindermord sind die verhinderten Konzerncheffinnen Täter. In der medialen Darstellung kriegt man das aber nicht so richtig mit. Da gibt es nämlich "prügelnde Ehemänner" auf der einen und "verwirrte Mütter" auf der anderen Seite.
Es gibt die sagenumwobenen (noch von keinem Menschen je gesehene) "Rechte Gewalt" (TM). Und dann gibt es die offiziell als "friedliche Proteste" apostrophierten Gewaltorgien der Antifa-SA. Manchmal, wenn der rote Mob eine rechte Demo überfällt, gibt es "Randale bei Nazidemo" oder "gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Rechtsradikalen und Gegendemonstranten".
Merkel & Gen. übernehmen die Methoden ihrer politischen Vorbilder. LTI ist zwar eine Beschreibung der Sprachregelungen von 33-45, bei genauerer Betrachtung eine Beschreibung der Sprachgleichschaltung im Herbst des ancien regime.
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Wo gibt´s eigentlich diesen Chart? Ich kann die Funktion bei google nicht mehr finden.
Merkel & Gen. übernehmen die Methoden ihrer politischen Vorbilder. LTI ist zwar eine Beschreibung der Sprachregelungen von 33-45, bei genauerer Betrachtung eine Beschreibung der Sprachgleichschaltung im Herbst des ancien regime.
AntwortenLöschenAuch das ist irgendwann gefallen. In Frankreich 1789 in einer sehr unsanften und unfriedlichen Revolution. Auf die an den Laternen baumelnden Aristokraten (Protagonisten der politisch-medialen Nomenklatura) könnte ich aber unter Umständen verzichten.
Mohamedaner ist noch nicht vom Bannstrahl getroffen, gilt aber als veraltet. Denn den Klassikern (des ML) kann man doch nicht einfach wiedersprechen, wenn die schon das Wort verndeten.
AntwortenLöschenEs gibt auch noch "Koraniten" und "Allah-iten".
Is aber egal, es sind alles Herrenmenschen, denen wir eines Tages zu dienen haben.
Mir egal (bzw. wurscht). Ich nenn sie weiter Mohammedaner. Man könnte aber auch "religiös Herausgeforderte" zu ihnen sagen, ob es einmal politisch korrekt zu formulieren.
AntwortenLöschen"Orks" hätte natürlich schon seinen Reiz, wenn man sich den Mob so ansieht, der sich in regelmäßigen Abständen "entrüstet" ...