Sonntag, 23. September 2012

Solifeuer für die Sturmabteilung

So lange nicht gesehen - und doch gleich wiedererkannt. Als der Hallesche FC und der FC Hansa Rostock sich zum letzten Mal gegenüberstanden, lebte die DDR noch, Helmut Kohl war der Einiger Deutschlands und Sahra Wagenknecht hatte gerade ihren ersten Parteibeitrag bezahlt. 21 Jahre dauerte es, bis die beiden Traditionsklubs aus dem Osten sich wieder über den Weg laufen konnten. Hansa hat zwischendrin einen Höhenflug bis in die erste Bundesliga hinter sich gebracht. Der HFC hat sich aus dem Tabellenkeller der 5. Liga wieder nach oben gearbeitet.

Man trifft sich nun also zwar an der Küste, aber in der Mitte: Hansa ist einer der Aufstiegskandidaten in der 3. Liga, der HFC als Aufsteiger aus Liga 4 zehrt nach einem Traumstart in die neue Spielklasse noch vom Bonus der Überraschungsmannschaft.

Die aber ist heute zu Hause geblieben. Nach einer ausgeglichenen Startphase, die auf einen verspäteten Beginn folgt, weil der Fanzug der Hallenser wegen einer ruppigen Auseinandersetzung auf dem berühmten Bahnhof von Bad Kleinen verzögert in Rostock eintrifft, übernimmt Hansa entschlossen die Regie der Partie. Halle, diesmal wieder mit Mouaya neben dem zuletzt zwangsverstammspielerten Philipp Zeiger in der Innenverteidigung, hält auf bewährte Art handfest dagegen. Hinten sicher, vorn harmlos.

Aber nur zehn Minuten lang. Dann ist der Rostocker Tscheche Smetana da - nach einer Ecke köpft er unhaltbar für Torwart Darko Horvat ein.

Das ist schon in der vergangenen Saison die ungünstigste Position überhaupt gewesen, in die der HFC geraten kann. So lange es 0:0 steht, lebt bei den Rot-Weißen, die im Ostseestadion in Grün auflaufen, immer die Hoffnung, dass sich vorn durchaus auch mal unangekündigt irgendein Ball eines Mittelfeld- oder Abwehrspielers ins gegnerische Netz verirren kann. Liegt die Mannschaft von Trainer Sven Köhler aber erst einmal hinten, ist der Traum vom Punktgewinn auch schon aus: An guten Tagen gehen die Spiele dann 0:1 verloren, an schlechten 0:2.

So kommt es auch in Rostock. Die 12.200 Zuschauer, darunter mehr als 800 aus Halle, sehen weiter eine Heimmannschaft, die das Heft in der Hand hält. Und einen Gast, der gewillt scheint, den in der gemeinsamen Geschichte bereits verlorenen 23 Partien gegen die einst aus dem erzgebirgischen Lauter an die sozialistische Ostseeküste verbannten Gegner die 24. folgen zu lassen.

In der 32. Minute ist es wieder Smetana, der für das 2:0 sorgt - justament zu diesem Zeitpunkt sind die letzten halleschen Fans endlich auch im Stadion angekommen. Vielleicht aus Sorge darüber, dass angesichts des Spielstandes gar nichts mehr passieren könnte, zünden einige Hobbyfeuerwerker direkt nach der Pause Bengalos und Böller. Vermutlich handelt es sich dabei um eine Art schräge Solidaritätsgeste für die auch mit der Hereinnahme von Vorjahres-Sturmstar Andis Shala als Nebenmann für den seit zehn Spielen torlosen Nils Pichinot notorisch absente HFC-Offensive. Wenn der Verein wieder ein paar tausend Euro für eine vom DFB verhängte Strafe ausgeben muss, so die Spekulation, bleibt vielleicht wirklich kein Geld, um im Winter noch einen wie diesen Smetana zu holen, der nicht nur groß ist und herumläuft, sondern eben auch mal trifft. Der HFC könnte dann die erste Mannschaft weltweit werden, die eine ganze Saison ohne Stürmertor absolviert hat.

Das Spiel wird wegen der Feuerwerkerei wie inzwischen üblich wichtigtuerisch für Minuten unterbrochen. Danach ist Halle zumindest optisch besser dabei, außer einigen Fast-Gelegenheiten für Pichinot, der wie bisher immer denkbar knapp verpasst, und Hartmann, der nach einer Ecke neben den Pfosten köpft, kommt aber nichts Bedeutsames zustande. Hansa, vor vier Wochen noch eine Kellermannschaft im Vergleich zum HFC, muss sich in keiner Phase zum Erfolg zittern. Der HFC aber verliert nach zwei unglücklichen Heimpartien und zwei Punkten aus einem sicher geglaubten Sieg am letzten Spieltag nun auch sein erstes Auswärtsspiel in der 3. Liga. Während Hansa feiert, ziehen die Grünen mit gesenkten Köpfen ab. Es hat wie immer am Selben gelegen. Jeder da unten und jeder oben bei den HFC-Fans weiß es. Und niemand kann etwas dagegen tun.

3 Kommentare:

  1. wenn der ruprecht wieder da ist, ist die abwehr auch wieder stabiler, der trainer hätte wohl besser daran getan wagefeld hinten zu lassen und die weitere aufstellung vom letzten heimspiel beizubehalten
    die bank ist eben leider nicht tauglich für die liga wenn eismann und becken zurück sind weht wieder ein anderer wind
    ich fand den pass von lindenhahn, in dessen folge mast im straufraum folgenlos gefoult wurde, eine der bemerkenswertesten aktionen in dieser spielzeit, schade, dass sie nicht vom erfolg gekrönt wurde und dadurch unterging

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  2. Genießt es, genießt es !

    Statt Amsdorf Romonta, nun Hansa Rostock ...

    ...wichtig ist im ersten Jahr nur der Klassenerhalt.

    ... und selbstverständlich das Gefühl, gegen Ro ...stock und nicht gegen ...monta antreten zu müssen...

    ... und auch nicht in der Blausplitter-Arena Meuselwitz.

    ... oder im BrunoPlache. ;-)

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  3. meine rede. aber nur allein vom genießen ist noch niemand in der klasse geblieben. und so gut der griff der verantwortlichen bei der verpflichtung von abwehrspieler ist, so hundsmiserabel scheint der bei angreifern zu sein. letztes jahr hat der pichinot doch wirklich ab und an getroffen! der mann, der da jetzt rumläuft, kann das nicht gewesen sein

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