Mittwoch, 11. Juli 2012

Papst lässt sich anschwärzen

Papst Benedikt XVI. geht juristisch gegen die "Bild"-Zeitung vor. Er wehrt sich gegen das aktuelle Titelbild des Boulevardmagazins, das ihn in einem Fantasiekostüm und einem affig wirkenden Schal mit Kinderzeichnungen unter der Überschrift "Wir sind Papst" zeigt. Der Stellvertreter Gottes auf Erden hat inzwischen eine einstweilige Verfügung gegen die herabwürdigende Darstellung erwirkt. Sein Anwalt sagte, mit dem Titelbild werde suggiert, dass jeder Papst sei. Dies treffe aber konkret nur auf Herrn Ratzinger zu, nur er sei von den Kardinalen gewählt und gesalbt worden.

Die katholische Kirche habe deshalb gegen die Behauptung vorgehen müssen, dass mehrere Millionen Menschen Papst seien, hieß es aus dem Vatikan. Der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, sieht in dem „Bild“-Cover (Original oben) die Persönlichkeitsrechte des Heiligen Vaters verletzt. „Bild überschreitet jedes Maß an Zumutbarem. Das hat bereits eine rechtliche Prüfung bestätigt.“

An eine höhere Gerechtigkeit in einem anderen Leben glaube Papst Benedikt XVI. nicht mehr, Deshalb habe er sich an ein irdisches Gericht gewandt, um mit Hilfe der einstweiligen Verfügung Schaden von sich und seinem Herren im Himmel abzuwenden. Verstößt die Zeitung gegen die Auflage, den Papst nicht mehr zu zeigen, werde ein Ordnungsgeld von 250.000 Euro angedroht, beschrieb Fischer.

In der einstweiligen Verfügung wird festgelegt, das bereits an den Handel gelangte Bild-Ausgaben nicht wieder eingesammelt werden müssen. Im deutschen Internet dagegen wurden die inkriminierten Seiten bereits geschwärzt, um Schaden vom Glauben abzuwenden. Bereits bei Facebook eingestellte Exemplare des "Wir sind Papst"-Fotos müssen in den nächsten Tagen gegen eine Variante mit dem über die einstweilige verfügung jubelnden Heiligen Vater (oben links) ausgetauscht werden.

10 Kommentare:

  1. Bedenklich finde ich die vermutliche Strategie des Vatikans: http://mosereien.wordpress.com/2012/07/11/papst-benedikt-xvi-gegen-titanic/ – Denn es muß denen ja bewußt sein, daß sie damit das Titelbild erst bekannt machen. Deshalb vermute ich, daß es eher darum geht, grundsätzlich härter gegen Kirchenkritiker vorzugehen. Und die CSU springt schon auf den Zug auf. Peinlich.

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  2. Vielleicht ein Test für die Meinungfreiheit, aber auf jeden Fall ein humortechnischer Tiefpunkt für Titanic. Mehr oder weniger anlassfrei ein Papstbild herzunehmen und mutmaßliche Urin- und Kackflecken reinzuphotoshoppen wäre sogar für eine linksextreme Studentenzeitung ziemlich platt.
    Sind denen die letzten Humortheoretiker nun auch weggestorben?

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  3. Friedrich KuhlauJuli 11, 2012

    Doppelt peinlich dabei der Rückzieher von Titanic-Chef Leo Fischer. Der ebenso tolerante wie streitbare Herr Alipius hat dafür die richtigen Worte gefunden. Leo Fischer hat sich mit seiner Abwiegelung als kleiner Pisser enttarnt, für den ich ihn ohnehin schon länger gehalten habe - denn zu offensichtlich war, dass "Titanic" vorallem in einer Disziplin führend ist: im gratismutigen Anpinkeln von Leuten und Organisationen, bei denen Titanic davon ausgehen konnte, dass sie keine Gegenmaßnahmen ergreifen.

    Decouvrierend diesbezüglich der leisetreterische Artikel im März 2006 (man erinnert sich: Mohammed-Karikaturen), der mit sachter Ausgewogenheit darlegt, warum das ach-so-mutige Titanic-Magazin sich da lieber vornehm zurückhält:

    Ich tendiere ja zum Spalten, doch ich sehe auch ein, daß der Spaß am Spalten aufhört, wenn Menschenleben auf dem Spiel stehen. Aber wenn wir jetzt nicht auf unserem guten, in Jahrhunderte währenden Kämpfen erstrittenen Recht beharren, Religionsstifter vergackeiern zu dürfen, ohne einen Kopf kürzer gemacht zu werden, wird es niemals etwas werden mit der großen Wanderausstellung der besten Islam-Witze von Hans Traxler bis Greser&Lenz in Alexandrien, Bagdad, Mekka und Islamabad.
    Was ich nicht sehe, ist ein Ausweg aus diesem furchtbaren Dalai Lama, nein, pardon: Dilemma.


    Ooooch, wie witzig! Sogar den mutigen Schlenkerer zum Dalai Lama haben sie gewagt, der bekanntlich auch so wie Papst Benedikt reihenweise alle Kritiker durch Terrorkommandos abschlachten lässt ...

    @mosereien:

    Deshalb vermute ich, daß es eher darum geht, grundsätzlich härter gegen Kirchenkritiker vorzugehen.

    Haha, selten so gelacht! Kritiker des Islam werden durch Morddrohungen eingeschüchtert, wenn sie Mohammed mit Bombe im Turban oder überhaupt nur irgendwie darstellen.

    Aber wenn der Papst es nicht klasse findet, mittels Photomontage mit angebrunzter Soutane abgebildet zu werden, dann heißt das auf einmal, "daß es eher darum geht, grundsätzlich härter gegen Kirchenkritiker vorzugehen".

    Wenn primitive Photomontagen unter Schülerzeitungsniveau bereits schützenswerte "Kritik" darstellen sollen, dann war vermutlich "Der Stürmer" Beispiel für Pulitzer-Preis-würdigen investigativen Jounalismus ...

    Aber sonst geht's Ihnen noch gut?

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  4. Wir sind Papst.

    Solidarisiert Euch mit dem Papst und legt morgen Windeln an.

    Wer so austeilt wie der Papst muss auch einstecken können.

    Er kann ja nun nicht "alles!" ausschwitzen!

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  5. Er ist nur der Stelli von Christus.

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  6. also "undichte stelle gefunden" ließ mich schmunzeln. geschmacklos, aber kunst. ich bin aufs urteil gespannt.

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  7. im übrigen ist es doch so: es muss mir nicht gefallen. aber machen können dürfen müssen sie es

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  8. machen dürfen müssen sie es können, muss das natürlich heißen

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  9. Aber machen können dürfen müssen sie es

    Hört sich aber lockerer an.

    Im übrigen wäre F.K. zuzustimmen. Man muss die Spinner ja nicht gleich wegbomben. Anständige Baseballschläger tun es auch

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  10. in deiner einschätzung sind mir zu viele abers

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