Erhebende Momente im großen Stadtsaal der Lutherstadt Wittenberg, in dem der diesjährige Preis der Lutherstädte für „Das Unerschrockene Wort“ verliehen wird. Erstmals eine Preisverleihung, bei der der in einer offenen Volksabstimmung über die Internetseiten der beteiligten 15 Kommunen ermittelte Preisträger einen Start-Ziel-Sieg hinlegen konnte: Mit seinem Gedicht „Was ich noch mal sagen wollte“ und seiner Fußball-Gedicht-Serie "Günters EM-Blog"hatte sich Günter Grass wenige Tage nach Öffnung der Wahllokale an die Spitze der Beliebtheitsskala gesetzt, dort war er von den anderen angetretenen Worthelden – darunter SPD-Chef Sigmar Gabriel und der Pirat Martin Delius – auch nicht mehr zu verdrängen.
Die Vertreter der 15 Lutherstädte - Augsburg, Coburg, Eisleben, Eisenach, Erfurt, Halle, Heidelberg, Magdeburg, Marburg, Schmalkalden, Speyer, Torgau, Wittenberg, Worms und das derzeit überschwemmte Zeitz – folgten dem Votum ihrer Bürger und kürten den ehemaligen Nobelpreisträger zum Unerschrockensten von allen. Bewegende Szenen, die sich beim Festakt im Wittenberger Prunksaal abspielen, einem Ort, der wegen seiner Nähe zur "Straße der Gewalt" als sogenannte Location für des Verleihung des Preises für herausragende literarische Leistungen im Sinne der Solidarität und Völkerverständigung gewählt wurde.
Günter Grass, noch sichtlich von seinem schweren Kampf gegen die gleichgeschalteten Medien gezeichnet, wird von mehreren im lutherischen Stil gekleideten Jungfrauen hereingeführt. Oberbürgermeister Dr. Volker Runze begrüßt die Gäste des Festaktes, darunter den Beigeordneten Hans-Joachim Kosparek für die Stadt Worms, ganz im Sinne Martin Luthers mit einem Originalzitat: „Alle lieben und loben Mose, das Gesetz und den Jesus Sirach, aber nur so lange, wie sie ihn lesen. Wenn's aber ans Tun kommt, so werden sie ihnen Feind.“
Applaus brandet auf und der Luthernachfahre Grass erhebt sich schwerfällig, aber winkend von seinem Stuhl. Ihn verbindet viel mit dem Reformator, denn auch er hat viel reformiert: Das deutsche Verständnis vom Gedicht als solchem zum Beispiel. Auch das Israelbild der SPD. Und den Buchmarkt.
Der Gastgeber würdigt Grass nun für sein unerschrockenes Auftreten gegen Rechtsextremismus, Gleichschaltung, Umweltverschmutzung, Antisemitismus und Zionismus. Das sei „beispielhaftes Verhalten in der Gesellschaft“, in der Zivilcourage leider immer noch zu selten sei. Danach spielt ein Cello-Trio ungeachtet der Trillerpfeifen von etwa zwei Dutzend Demonstranten, die überwiegend aus der Bundeshauptstadt angereist sind, um den Festakt zu stören, Stücke von Schostakowitsch und Wagner, ehe Cornelia Hakkisch vom Netzwerk für Demokratie und Toleranz und nachhaltige Wirtschaft in Sachsen-Anhalt die Lobrede auf Günter Grass hält.
Die junge, zutiefst engagierte Frau betont in ihrer Laudatio, „den Mut von Günter Grass, die Umtriebe der israelischen Regierung vor Ort zu recherchieren und eine konsequente Bekämpfung von Kriegstreiberei und Gewalt anzumahnen.“ Keine U-Boote für Jerusalem!, ruft sie unter donnerndem Applaus.
Noch einmal erklingen die Celli, diesmal mit einer Komposition von Erich Weinert, und Günter Grass begibt sich, begleitet von sieben hübschen Luther-Maiden, festen Schrittes nach vorn, um den neugeschaffenen "Max-Zimmerring-Orden für politische Dichtung" entgegenzunehmen, den die Lutherstädte gleich dem Uffland-Ring parallel zum „Unerschrockenen Wort“ verleihen. Er wolle nicht viele Worte machen, sagt der Dichter der versammelten Prominenz, zu der auch Veronica Ferres und der Fußballer Holger Kraus gehören. Dann nutzt Grass die Gelegenheit, um sein umstrittenes, aber ebenso aufrüttelndes Gedichtwerk zur Israelfrage noch einmal mit Betonung zu lesen.
Stille danach im Saal, die Botschaft muss sich erst setzen. Dann tritt Innenstaatssekretär Rüdiger Erben, der sich stets für das strikte Verbot von Diktaturenvergleichen stark gemacht hatte, ans Podium und verliest die Grußworte der Landesregierung des Landes Sachsen-Anhalt, die selbst nicht kommen konnte. Das Kabinett begrüße die Initiative der deutschen Lutherstädte zur Verleihung des Preises. „Einen solchen Preis zu vergeben, ist dieser Städtebund geradezu prädestiniert, denn wer hätte unerschrockener wider den Stachel gelöckt als Martin Luther in seiner Zeit?“, heißt es in der Grußadresse, die Grass mit sichtlicher Rührung zur Kenntnis nimmt.Der große alte Mann weiß, er kommt zu spät, um noch zu Luthers Zeiten zu wirken. Umso mehr will er heute tun, was er nicht lassen kann.
Doku Deutschland beim letzten deutschen Autofahrer
mehr Doku: Bekenntnisse eines Blitzkriegers
Wahrheit ist flexibel
Ein Land aus Pfand
Sorgen auf der Sonnenbank
Rock an der Rütlischule
Schwimmen mit Sirenen
Hausbuchführer im Widerstand
Ich dagegen bin dafür
Der Marcellator der Herzen
Die Stimme des Bauchtrainers
Am Tresen verhaftet
Die Vertreter der 15 Lutherstädte - Augsburg, Coburg, Eisleben, Eisenach, Erfurt, Halle, Heidelberg, Magdeburg, Marburg, Schmalkalden, Speyer, Torgau, Wittenberg, Worms und das derzeit überschwemmte Zeitz – folgten dem Votum ihrer Bürger und kürten den ehemaligen Nobelpreisträger zum Unerschrockensten von allen. Bewegende Szenen, die sich beim Festakt im Wittenberger Prunksaal abspielen, einem Ort, der wegen seiner Nähe zur "Straße der Gewalt" als sogenannte Location für des Verleihung des Preises für herausragende literarische Leistungen im Sinne der Solidarität und Völkerverständigung gewählt wurde.
Günter Grass, noch sichtlich von seinem schweren Kampf gegen die gleichgeschalteten Medien gezeichnet, wird von mehreren im lutherischen Stil gekleideten Jungfrauen hereingeführt. Oberbürgermeister Dr. Volker Runze begrüßt die Gäste des Festaktes, darunter den Beigeordneten Hans-Joachim Kosparek für die Stadt Worms, ganz im Sinne Martin Luthers mit einem Originalzitat: „Alle lieben und loben Mose, das Gesetz und den Jesus Sirach, aber nur so lange, wie sie ihn lesen. Wenn's aber ans Tun kommt, so werden sie ihnen Feind.“
Applaus brandet auf und der Luthernachfahre Grass erhebt sich schwerfällig, aber winkend von seinem Stuhl. Ihn verbindet viel mit dem Reformator, denn auch er hat viel reformiert: Das deutsche Verständnis vom Gedicht als solchem zum Beispiel. Auch das Israelbild der SPD. Und den Buchmarkt.
Der Gastgeber würdigt Grass nun für sein unerschrockenes Auftreten gegen Rechtsextremismus, Gleichschaltung, Umweltverschmutzung, Antisemitismus und Zionismus. Das sei „beispielhaftes Verhalten in der Gesellschaft“, in der Zivilcourage leider immer noch zu selten sei. Danach spielt ein Cello-Trio ungeachtet der Trillerpfeifen von etwa zwei Dutzend Demonstranten, die überwiegend aus der Bundeshauptstadt angereist sind, um den Festakt zu stören, Stücke von Schostakowitsch und Wagner, ehe Cornelia Hakkisch vom Netzwerk für Demokratie und Toleranz und nachhaltige Wirtschaft in Sachsen-Anhalt die Lobrede auf Günter Grass hält.
Die junge, zutiefst engagierte Frau betont in ihrer Laudatio, „den Mut von Günter Grass, die Umtriebe der israelischen Regierung vor Ort zu recherchieren und eine konsequente Bekämpfung von Kriegstreiberei und Gewalt anzumahnen.“ Keine U-Boote für Jerusalem!, ruft sie unter donnerndem Applaus.
Noch einmal erklingen die Celli, diesmal mit einer Komposition von Erich Weinert, und Günter Grass begibt sich, begleitet von sieben hübschen Luther-Maiden, festen Schrittes nach vorn, um den neugeschaffenen "Max-Zimmerring-Orden für politische Dichtung" entgegenzunehmen, den die Lutherstädte gleich dem Uffland-Ring parallel zum „Unerschrockenen Wort“ verleihen. Er wolle nicht viele Worte machen, sagt der Dichter der versammelten Prominenz, zu der auch Veronica Ferres und der Fußballer Holger Kraus gehören. Dann nutzt Grass die Gelegenheit, um sein umstrittenes, aber ebenso aufrüttelndes Gedichtwerk zur Israelfrage noch einmal mit Betonung zu lesen.
Stille danach im Saal, die Botschaft muss sich erst setzen. Dann tritt Innenstaatssekretär Rüdiger Erben, der sich stets für das strikte Verbot von Diktaturenvergleichen stark gemacht hatte, ans Podium und verliest die Grußworte der Landesregierung des Landes Sachsen-Anhalt, die selbst nicht kommen konnte. Das Kabinett begrüße die Initiative der deutschen Lutherstädte zur Verleihung des Preises. „Einen solchen Preis zu vergeben, ist dieser Städtebund geradezu prädestiniert, denn wer hätte unerschrockener wider den Stachel gelöckt als Martin Luther in seiner Zeit?“, heißt es in der Grußadresse, die Grass mit sichtlicher Rührung zur Kenntnis nimmt.Der große alte Mann weiß, er kommt zu spät, um noch zu Luthers Zeiten zu wirken. Umso mehr will er heute tun, was er nicht lassen kann.
Doku Deutschland beim letzten deutschen Autofahrer
mehr Doku: Bekenntnisse eines Blitzkriegers
Wahrheit ist flexibel
Ein Land aus Pfand
Sorgen auf der Sonnenbank
Rock an der Rütlischule
Schwimmen mit Sirenen
Hausbuchführer im Widerstand
Ich dagegen bin dafür
Der Marcellator der Herzen
Die Stimme des Bauchtrainers
Am Tresen verhaftet
Das ist doch alles Nonsens! Diesjähriger Preisträger ist Henryk Brrr. Moder von der Achsel der Guten wegen seines Bestsellers: "Der unerschrockene Mord", welcher die brutale Hinrichtung Bin Ladens anprangert.
AntwortenLöschenirrtum, der hat nur in der kategorie "gespielter witz" gewonnen! grass bei "gespielte empörung"!
AntwortenLöschenHier noch ein Auszug aus Günter Luther Kings neuem Bewerbungstext um die 10000 Euro:
AntwortenLöschenJawohl, sie halten uns Christen in unserm
eigenen Lande gefangen, sie lassen uns arbeiten
im Nasenschweiß, Geld und Gut gewinnen,
während sie derweil hinter dem Ofen sitzen,
faulenzen und Birnen braten, saufen,
leben sanft und wohl von unserm erarbeiteten Gut,
haben uns und unsere Güter gefangen durch ihren
verfluchten Wucher, spotten dazu und speien uns an,
daß wir arbeiten und sie faule Junker sein lassen
von dem Unsern und in dem Unsern, sind also
unsre Herren, wir ihre Knechte mit unserm eignen Gut,
Schweiß und Arbeit, fluchen danach unserm Herrn und
uns zu Lohn und Dank. Sollte der Teufel hier nicht lachen
und tanzen, wenn er solch fein Paradies bei uns Christen
haben kann, daß er durch die Juden, seine Heiligen, das
Unsre frißt und uns zum Lohne Maul und Nase voll tut,
spottet und flucht Gott und den Menschen dazu.
P.S. Ich hatte schon immer geahnt, dass Juden Birnen braten.
AntwortenLöschenDas ist eine großartige Nachricht und ein würdiger Preisträger. Damit liegt die Messlatte natürlich hoch. Ich hoffe für das nächste Mal, daß es einen Podcast der Verleihungsrede gibt. Bei den nun zweitrangigen Börne- und Büchnerpreis gibts das ja auch.
AntwortenLöschenWas ist eigentlich mit Fotos? Unterliegen die dem Leistungsschutzrecht von dpa und Deutscher Welle? Ich hätte gern gewußt, wie der Max-Zimmerring-Orden aussieht.
Der Zeitpunkt ist auch gut gewählt. Diese Preisverleihung wird die touristische Aufmerksamkeit noch mehr ins Land der Frühmerker lenken.