Diese Spekulanten wieder! „Kurz vor dem EU-Gipfel“ (Frankfurter Rundschau) peitschen sie Spanien und Italien mit der Zinsknute. „Die Euro-Krisenländer müssen Investoren immer höhere Zinsen für frisches Geld bieten“, lamentiert die staatliche deutsche Danachrichtenagentur dpa. Die FAZ berichtet, Spanien habe bei einer Anleiheauktion ausschließlich kurzfristige Papiere mit zwei-, drei- und fünfjähriger Laufzeit losschlagen können, auch bei diesen kurzen Fälligkeiten werde es für Spanien „immer teurer, neues Geld aufzunehmen“. Bei den zweijährigen Anleihen sei die durchschnittliche Rendite auf 4,706 Prozent, bei den dreijährigen Titeln auf 5,457 Prozent und bei den fünfjährigen Papieren auf 6,07 Prozent gestiegen. Italien ging es ähnlich, auch hier verlangen Anleger immer höhere Zinsen als bezahlung dafür, dass sie dem angeschlagenen land noch geld leihen.
Für die Qualitätsmedien Ausweis dafür, dass verantwortungslose Ratingagenturen und böswillige Finanzmärkte den Euro kaputtschießen wollen. Spaniens Premierminister Mariano Rajoy warnt bereits, dass sich sein Land bei den derzeitigen Preisen nicht mehr lange finanzieren könne. In Italien bestreitet die Regierung noch, dass sie wegend er hohen Zinsen in Finanzierungsschwierigkeiten gerät. Doch der Stern ahnt: „Selbst kurzfristig Geld zu leihen, wird für Italien immer teurer.“ Zu teuer gar? Nun, an den Zinsen kann das nicht liegen. 1995 etwa bezahlte Italien nicht wie heute vier Prozent, nein auch nicht acht, sondern satte 14 Prozent Zinsen auf seine Anleihen. Spanien lag nicht weit darunter – wer Anleihen in Peseten kaufte, bekam seinerzeit stolze 12 Prozent Zinsen für eine über zehn Jahre laufende Anleihe.
1991 war sogar eine von der Bundesbank emittierte 250-Millionen-Ecu-Anleihe mit einem Zinskupon von fast neun Prozent ausgestattet – seltsamerweise war das für niemanden weltweit Anlass, über drohende Finanzierungsprobleme Deutschland zu spekulieren.
Der Unterschied liegt in der Verfügungskraft über die eigene Währung. Nachdem sich die bis dahin über ein System fester Wechselkurse verbundenen europäischen Staaten auf die Einführung des Euro geeinigt hatten, verzichteten sie allesamt auf die Möglichkeit, im Falle eines Falles zu großer wirtschaftlicher Ungleichgewichte aus dem Wechselkurssystem aussteigen zu können, wie das Großbritannien noch im September 1992 getan hatte. Die Briten lernten damals die Lektion, dass sich die Geschwindigkeit eines Autos nur sehr schwer mit Hilfe der Handbremse regulieren lässt – der Rest des Kontinents begreift es eben erst.
Seit der Euro Einheitswährung wurde, genossen alle Euro-Länder mit marginalen Unterschieden Niedrigzinsen wie sie zuvor nur die wirtschaftliche stärksten Schulden zugebilligt bekommen hatten. Die Zinsen für Spanien sanken von 12 auf vier Prozent, die von Italien von 14 auf drei, weil Anleger der Ansicht waren, dass ein Euro ein Euro ist und irgendwer am Ende schon alles zurückzahlen werde.
Ein Irrtum, den Anleihebesitzer im Fall Griechenland mit der Hälfte des eingesetzten Kapitals bezahlt haben. Gelernt haben sie dabei, dass ein griechischer Euro weniger sicher ist als ein italienischer oder spanischer, ein italienischer oder spanischer aber nochmals weniger sicher als ein deutscher. Das Risiko, das den Preis jeder Geldanlage bestimmt, ist zurück im Bewußtsein derer, die zwischendurch ganz vergessen hatten, dass Spanien schon achtmal pleite war, Griechenland fünfmal und Italien einmal.
Weit ist der Weg bis zum nächsten Mal nicht, schaut man sich die Zahlen an, die Italien, das reformwilligste Krisenland, zuletzt vorgelegt hat. Das reale Wachstum des Bruttoinlandproduktes ist selbst nach den offiziellen Zahlen Null, die italienische Industrie produziert heute soviel wie Anfang 1994. Alles andere wird eingeführt und erzeugt ein chronisches Handelsbilanzdefizit, das seit der absehbaren Euro-Einführung über sich beständig ausweitende Kredite finanziert wurde. Das Leistungsbilanzdefizit ist mittlerweile chronisch und beträgt pro Jahr mehr als 50 Milliarden Euro, die Staatsverschuldung explodierte infolgedessen von 775 Milliarden Euro im Jahr 1990 auf 1843 Milliarden Euro im 2010 - zwei Jahre vor der großen Krise.
Wird Italien das ändern? Und das Verhältnis umkehren? Wird Spanien das tun? Portugal? Und Griechenland? Welche Industrien werden es sein, die mit welchen heute noch kaum vorstellbar fantastischen Gütern die je drei Prozent Wachstum der Gesamtwirtschaft über die kommenden zehn Jahre erzeugen werden, die es braucht, um auch nur die Neuverschuldung auf null zurückzufahren? Und wer wird all die heute noch nicht einmal erfundenen Produkte einer nagelneuen griechischen Flugzeugindustrie, eines italienischen Silicon Valley und einer boomenden spanischen Biotechbranche kaufen?
Wem als Antwort darauf Ländernamen einfallen, darf mit den führenden Mehreuropa-Predigern der großen Qualitätsmedienhäuser weiter viel zu teure Zinsen für italienische und spanische Anleihen beklagen. Wer keinen Namen weiß, ahnt dafür, wie die Geschichte weitergeht.
Für die Qualitätsmedien Ausweis dafür, dass verantwortungslose Ratingagenturen und böswillige Finanzmärkte den Euro kaputtschießen wollen. Spaniens Premierminister Mariano Rajoy warnt bereits, dass sich sein Land bei den derzeitigen Preisen nicht mehr lange finanzieren könne. In Italien bestreitet die Regierung noch, dass sie wegend er hohen Zinsen in Finanzierungsschwierigkeiten gerät. Doch der Stern ahnt: „Selbst kurzfristig Geld zu leihen, wird für Italien immer teurer.“ Zu teuer gar? Nun, an den Zinsen kann das nicht liegen. 1995 etwa bezahlte Italien nicht wie heute vier Prozent, nein auch nicht acht, sondern satte 14 Prozent Zinsen auf seine Anleihen. Spanien lag nicht weit darunter – wer Anleihen in Peseten kaufte, bekam seinerzeit stolze 12 Prozent Zinsen für eine über zehn Jahre laufende Anleihe.
1991 war sogar eine von der Bundesbank emittierte 250-Millionen-Ecu-Anleihe mit einem Zinskupon von fast neun Prozent ausgestattet – seltsamerweise war das für niemanden weltweit Anlass, über drohende Finanzierungsprobleme Deutschland zu spekulieren.
Der Unterschied liegt in der Verfügungskraft über die eigene Währung. Nachdem sich die bis dahin über ein System fester Wechselkurse verbundenen europäischen Staaten auf die Einführung des Euro geeinigt hatten, verzichteten sie allesamt auf die Möglichkeit, im Falle eines Falles zu großer wirtschaftlicher Ungleichgewichte aus dem Wechselkurssystem aussteigen zu können, wie das Großbritannien noch im September 1992 getan hatte. Die Briten lernten damals die Lektion, dass sich die Geschwindigkeit eines Autos nur sehr schwer mit Hilfe der Handbremse regulieren lässt – der Rest des Kontinents begreift es eben erst.
Seit der Euro Einheitswährung wurde, genossen alle Euro-Länder mit marginalen Unterschieden Niedrigzinsen wie sie zuvor nur die wirtschaftliche stärksten Schulden zugebilligt bekommen hatten. Die Zinsen für Spanien sanken von 12 auf vier Prozent, die von Italien von 14 auf drei, weil Anleger der Ansicht waren, dass ein Euro ein Euro ist und irgendwer am Ende schon alles zurückzahlen werde.
Ein Irrtum, den Anleihebesitzer im Fall Griechenland mit der Hälfte des eingesetzten Kapitals bezahlt haben. Gelernt haben sie dabei, dass ein griechischer Euro weniger sicher ist als ein italienischer oder spanischer, ein italienischer oder spanischer aber nochmals weniger sicher als ein deutscher. Das Risiko, das den Preis jeder Geldanlage bestimmt, ist zurück im Bewußtsein derer, die zwischendurch ganz vergessen hatten, dass Spanien schon achtmal pleite war, Griechenland fünfmal und Italien einmal.
Weit ist der Weg bis zum nächsten Mal nicht, schaut man sich die Zahlen an, die Italien, das reformwilligste Krisenland, zuletzt vorgelegt hat. Das reale Wachstum des Bruttoinlandproduktes ist selbst nach den offiziellen Zahlen Null, die italienische Industrie produziert heute soviel wie Anfang 1994. Alles andere wird eingeführt und erzeugt ein chronisches Handelsbilanzdefizit, das seit der absehbaren Euro-Einführung über sich beständig ausweitende Kredite finanziert wurde. Das Leistungsbilanzdefizit ist mittlerweile chronisch und beträgt pro Jahr mehr als 50 Milliarden Euro, die Staatsverschuldung explodierte infolgedessen von 775 Milliarden Euro im Jahr 1990 auf 1843 Milliarden Euro im 2010 - zwei Jahre vor der großen Krise.
Wird Italien das ändern? Und das Verhältnis umkehren? Wird Spanien das tun? Portugal? Und Griechenland? Welche Industrien werden es sein, die mit welchen heute noch kaum vorstellbar fantastischen Gütern die je drei Prozent Wachstum der Gesamtwirtschaft über die kommenden zehn Jahre erzeugen werden, die es braucht, um auch nur die Neuverschuldung auf null zurückzufahren? Und wer wird all die heute noch nicht einmal erfundenen Produkte einer nagelneuen griechischen Flugzeugindustrie, eines italienischen Silicon Valley und einer boomenden spanischen Biotechbranche kaufen?
Wem als Antwort darauf Ländernamen einfallen, darf mit den führenden Mehreuropa-Predigern der großen Qualitätsmedienhäuser weiter viel zu teure Zinsen für italienische und spanische Anleihen beklagen. Wer keinen Namen weiß, ahnt dafür, wie die Geschichte weitergeht.
Noch mehr zu den Hintergründen vom Bankhaus Rott, Schöne Grüße aus der Vergangenheit
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