Donnerstag, 3. Mai 2012

Richtig schreiben in der Region: Das R in Ameise

Natürlich ist Toni nicht krank. Toni ist in der Krippe. Ausschließlich, um von Nachbarn, Kunden und Freunden besser verstanden zu werden, hat die Friseurtaxifahrerin Katrin in ihrer weltweit vielbeachteten Werbeannonce den Buchstaben "G" verwendet, wo der hartherzige und hart sprechende Hamburger ein "K" platziert hätte.

Der Rest ist Diskriminierung, Hohn und falsches Mitleid. Wo es im Rheinland oder in Bayern plakativ als stilvoll und romantisch empfunden wird, wenn Menschen schreiben, wie sie sprechen, leidet der Osten unter anhaltender Verächtlichmachung. Die menschenleeren Regionen Ostdeutschlands, in denen rudimentäre Dialekte wie das Mansfeldische, das Hallische oder der Fremden kaum verständliche Köthener Slang aufgrund der auseinanderklaffenden Schere zwischen Arm und Reich oft das Letzte sind, was Menschen noch gemeinsam haben, übernimmt das richtige Falschschreiben die Funktion, die früher FDJ, GST und Arbeitskollektiv innehatten.

Olaf Schubert aus Dresden, das Duo Elsterglanz aus Eisleben, Cindy aus Marzahn - sie alle teilen das Vermögen ihres Publikums, nicht so zu sprechen wie Dieter Hildebrandt, Peter Ramsauer, Gerhard Schröder, Walter Steinmeier und Guido Westerwelle. Über rein verbale Signale überträgt sich die den einen entgegengebrachte Antipathie als ihr eigenes Gegenteil auf die Künstlergestalten, die aus den Fehlstellungen der Sprache des gemeinen Volkes eine Kunstsprache destillieren, die nur versteht, wer sie selbst zu sprechen weiß.

Das Geheimnis des Verständnisses liegt - und hier ist die Wissenschaft in den vergangenen Jahren ein gutes Stück weitergekommen - häufig in einem komplizierten Konsonantentausch, der von Einheimischen, den sogenannten Locals, instinktiv vorgenommen wird. In Halle zum Beispiel, einer noch relativ dicht besiedelten Kommune direkt an der Straße der Gewalt, lernen Kinder bereits in der Grippe, dass es mittags manchmal Katoffeln gibt. Auf die Frage von Auswärtigen, wo denn da das R geblieben sei, schauen die süßen Kleinen nur verwundert und ein bisschen mitleidig? Das R? Das steckt selbstverständlich in der Armeise!

Ostdeutsche Sprache und ihre Geheimnisse: Das gibt es in keinem Russenfilm

6 Kommentare:

  1. Schantall, ich kann nich komm, ich bin am Fleisch am anambraten"

    Dschenniföör, gömm bei de Muddiiiiie“

    aus http://de.uncyclopedia.org/wiki/Zitatsammlung_Kevinismus

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  2. Wer am Fleisch am an-Ambraten ist, der ist a) nicht aus der SBZ und ist b) manchmal auch am Klagen wegen der Schmerzen am Rücken wo hat.
    ***
    Es sollte zu den vornehmsten Aufgaben dieses und anderer Tierschutzblogs gehören, die Armeisen vor der Ausrottung zu retten.

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  3. Lieber Armeisen als Goldstein.
    Ein palästinensischer Antifa.

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  4. Ah ja. Jetzt weiß ich wenigstens, wo die das Wort vom Schweizfuß herkommt. Ist regional bedingt.

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  5. Tja da kannsch nit mitreden, dat is mir zo hoch.

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  6. Magdeburgisch ist doch der Dialekt mit den drei verschiedenen K, stimmts?
    Man lasse nur mal eine Magdeburger "Vogelgesang" sagen. Da ist das sächsische "Karasche" nichts dagegen.

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