Was gereimt werden muss, von Günter Grass selbst aber nicht mehr gereimt werden konnte. Ein Spätwerk des Vokabelbildhauers aus Kaschubien, der im reifen Alter von 85 Jahren mutig bekennt: Ein Gedicht ist, was ich dafür halte. Vernunft ist, was ich dazu erkläre. Frieden ist, wessen Krieg nicht mich betrifft.
Hier die Originalversion des Grassschen Spätwerkes, geborgen aus dem Papierkorb des Dichterfürsten.
Warum schweige ich
verschweige zu lange,
was offensichtlich Dich
und mich macht bange
In Planspielen geübt
an deren Ende und Schluß
wir überleben nur trüb
als Noten zu Fuß.
Behauptet das Recht
auf den ersten Schlag
des Maulhelds Gemächt
erwartet den Tag
Unterjocht ist das Volk
und zum Jubeln bereit
die Bombe Erfolg
Atom schlägt die Zeit
Kein Wort von dem Land
dessen Namen ich nenne
seit Jahren im Stand
nuklear zu verbrennen
Außer Kontrolle,
außer von mir
total von der Rolle
Prüfung so schwer
Verschweigen der Tat
belastende Lüge
Zwang zum Diktat
im Strafengefüge
so lang ich beachtet
als tapferer Typ
nun bald mißachtet
als Antisemit
Aus meinem Land
von ureignem Verbrechen
ein Reim voller Schmand
und lauter Gebrechen
die ohne Vergleich sind
Mal um Mal eingeholt
zur Rede gestimmt
und umgepolt
Mit flinker Lippe
ein U-Boot gebaut
nach Israel liefern
das sich noch traut
allesvernichtend
den Sprengkopf zu lenken
friedensverzichtend
statt daran zu denken
dass die Existenz
einer einzigen Bombe
Beweise noch schwänzt
in der Katakombe
Befürchtung Beweiskraft
das muss ich noch sagen
ich stehe im Reimsaft
wie in jungen Tagen
Warum schwieg ich bislang?
Spürt´ ich den Makel?
Ja, die Herkunft macht bang
ich ahn´ das Debakel
Tatsachen sagen
dem Land Israel,
Wahrheiten raten
wie mit dem Skalpell
dem ich verbunden bin
dem ich bleiben will
gealtert und dünn
mein Füller so kühl
Mit letzter Tinte
schreib ichs mutig heraus
Atommacht Israel
gefährdet Holocaust!
Der brüchige Frieden
braucht Langmut und Reime
wir müssen uns lieben
mit Gedichten wie meine
nicht bekriegen mit Waffen
aus deutschen Fabriken
wir müssen es schaffen
ohne zu zicken
belastet genug
das deutsche Volk
voraussehbar klug
unsere Mitschuld
Ich schweige nicht mehr
weil ich das Heucheln nun hasse
ich trage so schwer
am Gewicht meiner Masse
Des Westens überdrüssig
hoffe ich still
es ist nicht müßig
was ich hiermit will
Es sollen sich viele
vom Schweigen befrein
der Verursacher Ziele
in die Arme falln
der erkennbaren Gefahr
zum Verzicht auf Gewalt
fordern und sparen
dass es nicht knallt
Vertrauen ist wichtig
doch Kontrolle tut not
Israel mach es richtig!
dann kommt alles in Lot
Des Persers Atom
wird international
Israel macht Strom
aus seinem Potential
Nur so ist allen
in dieser vom Wahn
okkupierten Region
auf Dauer Recht getan
Euer Günter.
Die Phantome des Poeten bei Zettel
Uff die Achse det Juten - weiter auf Hochdeutsch - wird Günni (erwartungsgemäß) geschmäht, daß es eine Lust hat...
AntwortenLöschen-Hildesvin-
In der Tat. Auch Zettel zetert, daß ich mich frage, ob man so mit einem Nobelpreisträger umgehen darf.
AntwortenLöschenIn Reimform gebracht finde ich es echt aufrüttelnd.
AntwortenLöschen@Cordt, wer ist denn *Zettel* ?
AntwortenLöschen"...seine Hand nach dem Mob ausstreckt,..."
"Repertoire der judenfeindlichen Klischees"
"Wer meint, es noch entlarven zu müssen,..." "
Wer plötzlich im "Nationalzeitungs"-Jargon dichtet, (...), hat es vielleicht schon immer getan..."
"er biedert sich dem Pöbel an"
Und das ist nicht der Schwarze Kanal, sondern der Tagesspiegel.
Noch besser finde ja die geschmierten "Kommentatoren" in den div. Foren.
Wenn ich noch bemerken darf, daß ich
AntwortenLöschen"Mit letzter Tinte
schreib ichs mutig heraus
Atommacht Israel
gefährdet Holocaust!"
nicht nur für Grassens zentralen Gedanken und wahrscheinlich zuerst formulierte Zeilen halte, sondern auch gerade den Losungscharakter (für verschiedene Anlässe) dieser Dichtung unterstreichen möchte.
Großen Dank der lyrikinteressierten Raumpflegekraft, die dieses Kleinod vor dem Vergessen bewahrt hat!
@ dh
AntwortenLöschenMeines Wissens nach arbeitet Zettel weder für Schwarzen Kanal noch Tagesspiegel. Lasse mich aber gern belehren.
Mit der ersten Zeile habe ich verkünden wollen, daß sich niemand für einen *Zettel* interessiert. China. Sack. Reis.
AntwortenLöschenDie Zitate sind Original. Eben nicht aus dem SK, sondern aus dem Tagesspiegel.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenIch wollte nicht den Kommentar entfernen, nur das Bild. Hier nochmal:
AntwortenLöschen"Si tacuisses philosophus mansisses"
So isses!
Ich finde die Übertragung eines im Hochdeutschen verfaßten Gedichtes in den anhaltinischen Sprachduktus außerordentlich gelungen.
AntwortenLöschenWeiter so.
wir tuten unseren möglichstes, die nobelliteratur einmal kräftig durchzureimen
AntwortenLöschenzivilreligiöse Glaubensfragen - ich horch mich erstmal um und schreibe dann genau das was man schreiben sollte .
AntwortenLöschenVRIL
( spon zensiert massiv - dafür gibt es sicherlich gute Gründe ; ist es der Vorabend der Revolution ? Ist das institutionalisierte Denk - und Redeverbot Geschichte ? Warum hat sich Grass nicht bereits vor Jahrzehnten gemeldet ? Ist er nicht einfach nur ein Opportunist ? )
"Kein Wort von dem Land
AntwortenLöschendessen Namen ich nenne
seit Jahren im Stand
nuklear zu verbrennen"
Sind das Übersetzungs- und Kopierfehler oder ist das grottenschlechtes Geschreibsel? Das liest sich wie die Dichtversuche meines Bruders, als der 10 war. Der hat's dichten mit der Pubertät allerdings sein lassen, Günter Grass offensichtlich nicht.
Doch wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten!
*ähem, erröt*
AntwortenLöschenDas ist wohl doch nicht das Grass'sche Original. Das Original ist eine noch weit belanglosere schriftliche Erklärung mit lauter Schrägstrichen.
hallo eulenfurz, danke für das lob. in der tat ist das hier veröffentlichte traktat eine gereimte verdichtung des grassschen geschwurbels. inhaltlich ähnlich schlagstark, zudem aber singbar beim nächsten zeltlager der heimmatrreuen jugend
AntwortenLöschenheimat
AntwortenLöschenIch glaube, die dürfen nicht mehr singen. Auch keine Grass-Texte.
AntwortenLöschen"Aus meinem Land
AntwortenLöschenvon ureigenem Verbrechen
ein Reim voller Schmand
und lauter Gebrechen."
Wenigstens mit dieser Feststellung stimme ich uneingeschränkt überein.
metrisch richtig müsste es sicher "ureignem" heißen
AntwortenLöschenich korrigiere das umgehend
Aus Zettels Forum:
AntwortenLöschen"Mit letzter Tinte ächzt der Alte
in ungereimter Poesie:
Dass die sich nicht mehr schlachten lassen,
verzeihe ich den Juden nie.
Der Jude will Atomraketen.
Der Jude will den Weltenkrieg.
Der Jude will uns alle meucheln.
Am Ende droht des Juden Sieg!
Da muss man doch was machen können,
und wenn nicht wir, dann der Iran.
Mahmud, mein alter Mullahkumpel!
I shout it out loud: Yes, you kann!
Der Günter fühlt sich ganz verwegen,
der Greis ist wieder jung, vital.
Die Lösung einst ging zwar daneben,
versuchen wir’s halt noch einmal!
So denkt’s im deutschen Dichterdenker.
Er rülpst und rotzt es aufs Papier.
Sein Wahn kennt keine Einsamkeit.
In Deutschland gilt: Vom Ich zum Wir."
herrlich. das könnte man doch glatt mit dem von uns zusammenschweißen und als "belcanto general" auf die bühne bringen. der mikis macht die musik und die mullahmiliz tanzt
AntwortenLöschenNö, Gaddhafi sein Personenschützerinnenballet. Die sind ja jetzt arbeitslos.
AntwortenLöschenWenn einer, der mit Mühe kaum
AntwortenLöschengekommen ist zum Vortragsraum,
schon meint, daß er ein Dichter wär,
so irrt sich der.
Frei nach Willi Busch
Hiermit schlage ich Günther Grass zum ersten Träger des neugeschaffenen "Max-Zimmerring-Ordens für politische Dichtung" vor.
AntwortenLöschenWahlweise könnte man auch einen Erich-Weinert-Award ins Leben rufen. Der wird dann immer am Sonntag vor Ostern in einer Stadt an der "Straße der Gewalt" für herausragende literarische Leistungen im Sinne der Solidarität und Völkerverständigung verliehen.
Im nächsten Jahr, bei der Verleihung an Günther Grass könnte der Laudator der Herr Achmadinedschad oder Herr Abbas sein.
kurt, du glaubst es nicht, aber im moment laufen schon verbereitungen, um von der weiheversammlung zu berichten
AntwortenLöschenR.A.:
AntwortenLöschen"Mit letzter Tinte ächzt der Alte
in ungereimter Poesie:
Dass die sich nicht mehr schlachten lassen,
verzeihe ich den Juden nie. usw.usf."
Der Zettel: Ist das so ein 150%-iger wie bei mir damals auf der Penne der FDJ-Sekretär?
@ppq
AntwortenLöschenDoch, das geziehme Dir zum Nobelpreis: Ich dachte wirklich, das wäre von Grass. Zuzutrauen wäre es ihm, man weiß ja nie, was man von solch modernen Literaten alles zu erwarten hat.
Als Persiflage ist es prickelnd.
"Spürt´ ich den Merkel?
AntwortenLöschenJa, die Herkunft macht bang
ich ahn´ das Debakel..."
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Das Gedicht ermutigt!!!
Ich gebe zu Bedenken, dass die Dresdner Frauenkirche in diesem Jahr ihr evengelisches Jugendfestival EVA 2012 gemeinsam mit dem Militärhistorischen Museum ausrichtet. Ein bißchen Krieg muss immer sein!
Verronnen die Nacht, und der Morgen erwacht.
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