Er macht das immer. Jedes Jahr. Seit 1990. Als seine Armee, die nur einmal beinahe Krieg geführt, sonst aber nur Krieger ausgebildet hat, aufgelöst wurde. Vorher war Wolfgang Grenzebach Oberstleutnant der Nationalen Volksarmee der DDR. Ein Mot.-Schütze, wie stolz das klingt. Danach war er Wachmann in einer Uniform, die jeden Vergleich spottet: Früher das eherne Feldgrau aus volkseigenem Filz, das Ein-Strich-Kein-Strich, das jedem Nato-Gegner allein schon das Augenlicht genommen hätte.
Und nun dieses Sheriffsblau, wie es die bewaffneten Büttel des Finanzkapitals in New York tragen.
Wolfgang Grenzebach hat alles verloren, als er die Schulterstücke verlor . Nur die Erinnerung ist geblieben, die Erinnerung an prächtige Manöver, an Ernstfall-Paraden, an Klassenkampf und Politschulung, an Wachgänge, penibel geweißte Bordsteinkanten und Besuche bei der sowjetischen Partnereinheit, die zwar nicht mehr zur Roten Armee gehörte, weil dieser Name irgendwann zwischendurch aus unbekannten Gründen verschwunden war. Die aber immer noch der große Bruder war, nach Leder und Machorka riechend, mit Schulterstücken groß wie Flugplätze und einem Säbel in einer Glasvitrine, der dem großen Marshall Budjonny selbst gehört haben soll, ehe der sich von seiner zweiten Frau trennte, weil die unter den Verdacht geraten war, eine trotzkistische Verschwörung zu unterstützen.
Wolfgang Grenzebach war nie Trotzkist. Und er ist bis heute Offizier geblieben. Er macht es deshalb immer wieder, jedes Jahr zum ersten März, den die DDR zum „Tag der NVA“ ausgerufen hatte, weil er in der Regel auf den 28. Februar folgt, der der Tag ist, an dem Hitler anno 1932 in Braunschweig die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen bekam.
In Braunschweig. Was im ersten Moment wirkt wie der absurde Einfall eines alkoholkranken Drehbuchschreibers. Doch es folgt eine Integrationsleistung, die heute noch erstaunt, denn nicht einmal ein Jahr später war Hitler schon Reichskanzler.
Wolfgang Grenzebach ist nicht so einfach zu kriegen, auch nach 22 Jahren nicht.
Kultlatschen für Spätossis
Der Pankowblogger als Partnervermittler: Grenzer sucht Grenzer (KEINE Satire)
"Ein Mot - SChütze ist im Grunde ein Genie. Hat Rakete, hat Kanone und MPi. Was die andern Waffengattungen besitzen gibt es auch, nur nicht so groß, bei den Mot- - Schützen." (Aus dem Liedgut der NVA.)
AntwortenLöschenNun grämt euch mal nicht, nicht jeder durfte für den Schutz der Arbeiter- und Bauernmacht auf Wacht für frieden und Sozialismus stehen. Viele mußten aber. Fast Alle.
Während heute wiederum sich fast alle der Verteidigung der westlichen Werte, wie Meinungsfreiheit, Demokratie und nackt an der Ostsee baden zu dürfen, entziehen. Weshalb es ja auch keinen Tag der Bundeswehr gibt und das Denmal für die Bundeswehrgefallenen schamvoll vor der Öffentlichkeit versteckt werden muß, damit es nicht besudelt wird.