Immer nur belächelt zu werden, weil die großen Erfolge viele Jahre zurückliegen, das ist auch nicht so schön. John Watts (Foto oben rechts), der in den 80er Jahren beinahe so berühmt war wie der heute noch recht bekannte Sting, kam dennoch nie mehr in die Nähe seiner früheren Triumphe, nachdem er seine Rockband Fischer-Z erst einmal aufgelöst hatte.
Keiner kannte ihn, niemand wollte seine anfangs noch ganz luftigen Mitsing-Alben kaufen. Watts, der auf dem Höhepunkt seiner Popularität Hits wie „Marlies“ und „Berlin“ geschrieben hatte, reagierte bockig. Jetzt machte er Musik aus seltsamen Geräuschen, unterlegt mit kantigem Gesang. In Konzerten forderte er sein Publikum noch mehr – wie einst Billy Bragg sang er alles allein zur E-Gitarre, als wollte er die Säle um jeden Preis leerspielen.
Angeblich interessierte ihn der große Ruhm nicht mehr. Angeblich reichte es dem Zyniker im Clownsgewand völlig, mit der Klampfe unter dem Arm durch die Lande zu reisen und Lieder zu schreiben, die dann zwei Handvoll unbelehrbarer Sammler stolz nach Hause trugen.
Aber das alles, stellt sich jetzt heraus, ist nur Fassade gewesen. Denn John Watts pflegt unter der Hand längst eine zweite, erheblich erfolgreichere Karriere. Als „Leonard Cohen” (Foto oben links) hat der gebürtige Brite, der sich unter diesem Label als gebürtiger Kanadier ausgibt, gerade ein neues Album mit dem Titel „Old Ideas“ vorgelegt, das die auf einfachste Reize konditionierten Feuilletons zu Jubelstürmen hinreist. Wo sie ihn als „Watts“ nie beachtet haben, feiern sie ihn als „Cohen“, als hätten betuliche Cohen-Balladen wie „Darkness“ etwas, das Watts-Stücke wie „I shake my head“ nicht haben.
John Watts aber hat es nicht anders erwartet, er hat es wieder kommen sehen. "I've got no future, I know my days are few", singt er, der mit seiner tiefen Stimme jede Frau um den kleinen Finger wickeln kann. Im Kostüm eines angeblich 77-Jährigen macht der 58-jährige Querkopf alles richtig: Seit er als „Cohen“ eine Comeback-Tour startete, tut er gar nicht mehr so, als sei er einem Jungbrunnen entstiegen, aber gerade dadurch wirkt er charmant, weise und noch sehr attraktiv.
Auch auf "Old Ideas", seinem ersten Studioalbum nach acht Jahren und dem ersten Werk, in dem er direkt auf seine Doppelexistenz zu sprechen kommt. Gleich im Eröffnungssong "Going Home" spaltet sich Watts/Cohen in seine zwei Persönlichkeiten, wenn er singt: "I love to speak with Leonard, he's a sportsman and a shepherd, he's a lazy bastard living in a suit." Ein Dichter als fauler Hund, der es gern anderen überlässt, das Gesicht in die Scheinwerfer zu halten. Zu Hause aber wird er sich wieder kaputtlachen über die Medien und die Scharen von Fans und Kennern, die auf seine Scharade hereingefallen sind.
Die große Volksarchiv-SerieWiedergeboren als...
You're forced to hear the words I have to say
AntwortenLöschen"...mit der Klampfe unter dem Arm durch die Lande zu reisen ..."
Das ist durchaus legitim.
Abgesehen von der Falcoisierung bleibt dem 80ies ja ansonsten nur als candle in the wind den Hofnarren für die dailymail zu spielen ... entweder bekifft oder(und) mit offenem Hosenstall in einer öffentlichen Bedürfnisanstalt.
klar. aber noch besser ist es, sich leonard cohen zu nennen und das große geld zu machen.
AntwortenLöschenÄhm, linkes Foto gesehen ... Bruce Willis? Scheint mehrere Gesichter aus dieser Baureihe zu geben.
AntwortenLöschen