In der vierten Woche biegt die Affäre Wulff in die Zielgerade. Der Bundespräsident geht seiner normalen Arbeit nach, die Medien, ermattet am Thema, klagen nicht mehr an, sie nörgeln nur noch. Dass der Bundespräsident die Antworten seiner Anwälte auf hunderte Anfragen von Journalisten im Zusammenhang mit seiner Kredit-Affäre nun doch nicht veröffentlichen wolle, obwohl er das in seiner großen Fernsehaudienz angekündigt hatte, sei ein "gebrochenes Versprechen" heißt es gallig. So also sehe die neue, tolle Transparenz aus, die der erste Mann im Staate seinem Volk verkündet hatte: Sechs Seiten Zusammenfassung von Inhalten, die in jedem Wochenmagazin schon vor Weihnachten standen.
Geht ja aber nicht anders, klagen Wulffs Anwälte. Schließlich gebe es da noch die anwaltliche Schweigepflicht, da dürfe man all die Antworten, die die Anwälte ja nur geben konnten, weil der Mandant sie ihnen gab, nicht einfach so weitergeben.
Man hört es. Und staunt doch noch einmal ob der verwegenen Frechheit, mit der hier argumentiert wird. Wie Udo Vetter ganz schlicht und zutreffend ausführt, ist diese Aussage natürlich richtig. "Aber sie ist nicht mal ansatzweise geeignet, die Nichtveröffentlichung der Fragen und Antworten zu begründen." Die Verschwiegenheitspflicht eines Anwaltsist eine Pflicht gegenüber dem Mandanten - so lange der nicht will, kann nichts veröffentlicht werden. Anders sieht es aus, wenn Wulff, wie im Fernsehen angekündigt, eine Veröffentlichung beabsichtigt: Dann steht keine Verschwiegenheitspflicht dem im Wege.
Trotzdem zieht das vorgeschobene Argument. Selbst die großen Qualitätsblätter schlucken die Pille klaglos, abgesehen von einem sauren Gesicht. Dann eben nicht!
Wulff, dem seine Kritiker zwischendurch jegliches politisches Gespür abgesprochen hatten, wird Recht behalten. Noch ein paar Rückzugsgefechte, noch ein, zwei Schuhdemos vor dem Schloss Bellevue, dann ist das Stahlgewitter ausgestanden. "In einem Jahr ist das alles vergessen", hofft Wulff einem Bericht der BamS zufolge. Was an Hohn und Spott vorrätig war, ist ausgegossen, was an medialer Aufwallung verfügbar war, verbraucht.
Christian Wulff hat so auf seine Weise neue Maßstäbe gesetzt und Geschichte geschrieben: Ihm verdankt das Land den Beweis, dass weder Halbwahrheiten noch Rechtsunkenntnis, weder gebrochene Transparenzversprechen noch der Versuch, die Meinungsfreiheit einzuschränken, einen Mann stoppen können, der angetreten ist, auch um den Preis des eigenen Rufs und der eigenen Ehre durchzuhalten.
Langsam verstehe ich auch, warum der "arabische Frühling" hierzulande solche Bewunderung erfuhr: Die waren wenigstens in der Lage, ihre Revolutionen durchzuziehen, bis einer weint.
AntwortenLöschenAber wer weiß, Rom wurde ja auch nicht an einem Tag zerstört.
Inzwischen glaube ich, dass Wulff wirklich im Amt bleiben sollte, auf Lebenszeit, einfach weil man keinem zumuten kann, nach ihm in diesem Büro auf diesem Sessel Platz zu nehmen.
AntwortenLöschenpass man nur auf, dass sie dich wegen solchen schmähungen nicht von der straße wegfangen
AntwortenLöschenSchuhe hochhalten? Bezieht sich das jetzt auf "Das Leben des Brian" oder ist es schlicht Rautavistik? In Charlottenburg orientalische Protestmethoden anzuwenden ist eine echte Kopfgeburt. Orientalen waren nicht dabei, waren nicht das Ziel und interessieren sich bestimmt nicht für diese Demo. Vielleicht tanzen die Protestierer beim nächsten Mal den Namen des Präsidenten. Da hätten die ganzen Waldorf-Absolventen mal was richtiges gelernt und in der Tagesschau sähe die Demo nicht so öde aus.
AntwortenLöschenUnser derzeitiger Präsident wird bleiben. Er ist einer von uns. Das ist mit ihm genauso wie 1999 mit Torsten Gütschow von Dynamo Dresden. Nachdem der nicht nur des Saufens und Rauchens, sonderns auch noch des Kreditnehmens bei seinen Sportfreunden wegens ins Gerede gekommen war, gab es auch eine Aktion der Dynamo-UltraFans. Sie fertigten ein Spruchband, auf dem zu lesen stand: "Rauchen, Saufen, Klauen - Gütschow ist einer von uns".
In diesem Sinne: Lang lebe unser Präsident der Herzen!
http://www.berliner-zeitung.de/newsticker/dresdner-problem,10917074,9637940.html
wird zeit, dass endlich mal wieder was ordentlich explodiert oder irgendeine andere katastrophe, wetterkapriolen, seuchen, entfleuchte keime oder vllt sogar mal was erfreuliches. wollte die fdp sich nicht auflösen?
AntwortenLöschenam ende muss man noch etwas inszenieren, damit es endlich mal medial wieder voran geht.
darauf warte ich seit wochen. wie weit ist sarrazin mit seinem neuen buch? was machen die atomanlagen in china? und fängt die em nicht bald an? mit jogis jungs und so?
AntwortenLöschenmit jogis jungs (Lahm und Seidenweich) und so?
AntwortenLöschenDas ist nur ein Gerücht!!!
Harscher Winter, erlöse uns vom bösen Wulff!
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