Christian Wulff hat es immer gewusst. Eines Tages würde es soweit sein, eines Tages würden sich die Blickke von ihm abwenden und es würde völlig gleichgültig sein, ob er bis dahin "alle Fragen beantwortet" (dpa) oder "volle Transparenz hergestellt" (Wulff) haben würde.
Denn nur die Zeit heilt alle Wunden, und sie heilt sie umso schneller und gründlicher, je mehr andere Wunden anderswo aufreißen. Ein Seebeben in Asien, eine neue rechte Terrorzelle in Riesa, ein russischer Satellit, der auf die frühere Wilhelm-Pieck-Stadt Guben stürzt oder auch nur ein mitten in den Klimaerwärmungsherbst brechender verheerenden Wintersturm mit drei Zentimetern Flachlandschnee und vier verspäteten Bundesbahn-Zügen - so viele Chancen für Wulff, seinen Häschern zu entkommen. Der Präsident wusste genau, was er tat, als er schon früh begann, auf Zeit zu spielen: Der Politprofi weiß, das Publikum ist schnell gelangweilt, mehr als sieben Emp erreicht heutzutage keine Affäre mehr. Und jeden Moment kann die rettende Nachricht den bedrohten Bunker erreichen: Es wird Nacht! Oder die Preußen kommen!
Es war dann ein Schiff, dass den sympathischen ersten Mann im Land rettete. Der Untergang des Kreuzfahrtdampfers "Costa Concordia" erlöste die Republik von neuen und immer neuen alten Enthüllungen über kleine Unternehmerspenden für größere Hotelzimmer, aufgewulffte Überseeflüge und Zinsdifferenzen zwischen Hannover und dem Rest des Landes. Wieder gibt es nun Brennpunkte, wieder gibt es wichtig klingende Erwägungen vor wackligen Kameras, diesmal von kurzerhand ausgewiesenen Kreuzfahrtexperten.
Christian Wulff aber ist gerettet, er darf und muss bleiben, denn wenn schon Ozeanriesen, französische Anleihen und der Zick-Zack-Winter nicht mehr sicher sind, muss es wenigstens der oberste Repräsentant des Volkswillens sein. Ein Mann wie wir, der wie jeder von uns keine Schlagzeilen macht, sondern seine Arbeit tut.
Ich fürchte, dass keine noch so gelungene Katastrophe Wulff retten kann. Er wird, solange er im Amt bleibt, die Nessie des politischen Journalismus sein, die immer auftaucht, wenn sonst die Kolumnen leer bleiben müssten.
AntwortenLöschenPattex-Wuff wird ppq noch lange erhalten bleiben.
AntwortenLöschenWulff ist der ideale Präsentant dieses Landes. Immer kann er einem als warnendes Beispiel dienen. "Lernt was oder Ihr werdet wie Wulff".
AntwortenLöschen@Friedrich:
AntwortenLöschen"Lernt was oder Ihr werdet wie Wulff"
Naja, aus der Perspektive von um das Kindeswohl besorgten Eltern kann man nur sagen: so schlecht ist das Salär nicht, das der kassiert, ab der Wahl bis ans Lebensende!
Demgemäß sollte man also eher nicht lernen (außer man plant eine Karriere à la Bill Gates, aber dafür braucht man eigentlich auch nicht zu lernen, sondern v.a. jede Menge Glück!)