Noch ist völlig unklar, wie Europa die Schuldenkrise bekämpfen will. Doch die Süddeutsche Zeitung weiß schon jetzt, dass Deutschland auf keinen Fall die Bestnote verlieren sollte. Auch den anderen Euro-Staaten und dem Rettungsschirm dürfe keine Herabstufung drohen, schreibt das Blatt. Ist das schlimm? Nein. Ist es ärgerlich? Ja!, ruft Kommentäter Hans von der Hagen.
Wieder einmal findet die deutsche Presse damit eine Lösung nach Art des Hauses: Unmittelbar vor womöglich wegweisenden Entscheidungen beim kommenden EU-Gipfel hatte die Ratingagentur 15 der 17 Euro-Staaten unter verschärfte Beobachtung gestellt. Man wisse nicht, was die Spitze Europas zur Lösung der Dauerkrise beschließen werde, hieß es. Beschließe Europa das aus Sicht der Anleger Falsche, sei die Konsequenz klar: Alle oder einige der 15 nun unter Beobachtung gestellten Länder könnten in den kommenden drei Monaten herabgestuft werden. Staaten wie Deutschland, Österreich oder Frankreich würden in dem Fall ihr Top-Rating verlieren, das AAA.
Obwohl völlig klar ist, warum Standard and Poor's gerade jetzt damit in die Öffentlichkeit geht, stimmt die deutsche Qualitätspresse einhellig den üblichen Jammerchor an. „Noch bevor irgendwelche Entscheidungen in der Euro-Krise getroffen sind, die womöglich tatsächlich eine Herabstufung rechtfertigen würden“, schimpft die Süddeutsche, würde da gehandelt.
Ein absichtliches oder aber zielgenau gefühltes Missverständnis: S&P hat nicht gehandelt und niemanden herabgestuft. Sondern einzig und allein mitgeteilt, dass das Rating einer Reihe von europäischen Staaten zwangsläufig darunter leiden wird, wenn es nicht endlich gelinge, eine überzeugende Lösung der europäischen Schuldenkrise zu präsentieren. "Nach unserer Auffassung ist der systemische Stress in der Euro-Zone in den vergangenen Wochen gestiegen und hat ein Ausmaß erreicht, dass eine Überprüfung sämtlicher Staaten-Ratings innerhalb der Euro-Zone erforderlich macht", heißt es bei S&P.
Die Süddeutsche findet das „nicht nachvollziehbar“, der „S-P-Paukenschlag verärgert“ die ARD, das alles sei ein „großer Schlag“ gegen Europa, schließt sich die Frankfurter Rundschau einer Verschwörungstheorie an, die seit Monaten immer wieder auflebt, sobald eine Ratingagentur ihren Kunden irgendein Urteil zur Kreditwürdigkeit irgendeines europäischen Schuldners zum Besten gibt. Dahinter, so wabert die Vermutung dann immer, stecke doch die „Ostküste“, wie vorsichtige Naturen in entschlossener Umschreibung bekannterer alttestamentarischer Begriffe formulieren. Die Mächtigen dort würden Europa fertigmachen wollen, um die Konkurrenz auszuschalten – und nur um von diesem bösen Plan abzulenken, hätten sie schon im Sommer veranlasst, dass die USA ihre Topbonitätsnote verlor.
Ein durchsichtiges Manöver, finden die Experten der Frankfurter Rundschau, die solch einfache Täuschungsmanöver durchschauen wie Deutschlands topbewerteter Fernsehmoderator Gottschalk die Rüschenbluse der drallen Barbara Schöneberger. „Dass sich just an diesem Tag die Regierungsschefs der beiden größten Volkswirtschaften des Euroraums darauf geeinigt haben, für härtere Stabilitätskriterien in der EU einzutreten, scheint nicht in die Überlegungen eingeflossen zu sein“, argwöhnen sie, die auch im 18 Monate der Dauerrettung offenbar zuversichtlich darauf vertrauen, dass Merkel und Sarkozy mit ihrer gefühlt 99. Einigung auf gemeinsames Eintreten nun doch den ganz großen Durchbruch schaffen. Neue Verträge! Strafen für Sünder! Vielleicht mit ganz Europa, vielleicht auch nur mit den Eurostaaten! Oder nur mit einigen davon! Mit Schuldenschnitt oder ohne! Auf jeden Fall unterm vorgezogenen Rettungsschirm. Wenn alle zustimmen. Und das deutsche Verfassungsgericht mitmacht! Und die SPD! Und die FDP-Abstimmung entsprechend gut ausgeht!
So viele Argumente sprechen dafür, einfach mehr Vertrauen zu wagen. Standard & Poors irrt wie schon damals, als sie Griechenland abstuften und deutsche Prominente von Hans Eichel bis Bert Rürup trotzig riefen: "Wir kaufen griechische Staatsanleihen!" Hat sich gelohnt, auch wenn es siebzig Prozent Verlust brachte. Zusammenstehen, durchhalten, Augen zu und einfach mal träumen, das kann auch diesmal nur das Rezept auf den Angriff aus Amerika sein. Der Blick auf die Innenseite der eigenen Lieder spricht dann eindeutig dafür, dass eher eine Hochstufung der Bonität Europa - etwa auf AAAA für „Ausschließlich Absolut Angenehme Aussichten“ - angebracht gewesen wäre.
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Wieder einmal findet die deutsche Presse damit eine Lösung nach Art des Hauses: Unmittelbar vor womöglich wegweisenden Entscheidungen beim kommenden EU-Gipfel hatte die Ratingagentur 15 der 17 Euro-Staaten unter verschärfte Beobachtung gestellt. Man wisse nicht, was die Spitze Europas zur Lösung der Dauerkrise beschließen werde, hieß es. Beschließe Europa das aus Sicht der Anleger Falsche, sei die Konsequenz klar: Alle oder einige der 15 nun unter Beobachtung gestellten Länder könnten in den kommenden drei Monaten herabgestuft werden. Staaten wie Deutschland, Österreich oder Frankreich würden in dem Fall ihr Top-Rating verlieren, das AAA.
Obwohl völlig klar ist, warum Standard and Poor's gerade jetzt damit in die Öffentlichkeit geht, stimmt die deutsche Qualitätspresse einhellig den üblichen Jammerchor an. „Noch bevor irgendwelche Entscheidungen in der Euro-Krise getroffen sind, die womöglich tatsächlich eine Herabstufung rechtfertigen würden“, schimpft die Süddeutsche, würde da gehandelt.
Ein absichtliches oder aber zielgenau gefühltes Missverständnis: S&P hat nicht gehandelt und niemanden herabgestuft. Sondern einzig und allein mitgeteilt, dass das Rating einer Reihe von europäischen Staaten zwangsläufig darunter leiden wird, wenn es nicht endlich gelinge, eine überzeugende Lösung der europäischen Schuldenkrise zu präsentieren. "Nach unserer Auffassung ist der systemische Stress in der Euro-Zone in den vergangenen Wochen gestiegen und hat ein Ausmaß erreicht, dass eine Überprüfung sämtlicher Staaten-Ratings innerhalb der Euro-Zone erforderlich macht", heißt es bei S&P.
Die Süddeutsche findet das „nicht nachvollziehbar“, der „S-P-Paukenschlag verärgert“ die ARD, das alles sei ein „großer Schlag“ gegen Europa, schließt sich die Frankfurter Rundschau einer Verschwörungstheorie an, die seit Monaten immer wieder auflebt, sobald eine Ratingagentur ihren Kunden irgendein Urteil zur Kreditwürdigkeit irgendeines europäischen Schuldners zum Besten gibt. Dahinter, so wabert die Vermutung dann immer, stecke doch die „Ostküste“, wie vorsichtige Naturen in entschlossener Umschreibung bekannterer alttestamentarischer Begriffe formulieren. Die Mächtigen dort würden Europa fertigmachen wollen, um die Konkurrenz auszuschalten – und nur um von diesem bösen Plan abzulenken, hätten sie schon im Sommer veranlasst, dass die USA ihre Topbonitätsnote verlor.
Ein durchsichtiges Manöver, finden die Experten der Frankfurter Rundschau, die solch einfache Täuschungsmanöver durchschauen wie Deutschlands topbewerteter Fernsehmoderator Gottschalk die Rüschenbluse der drallen Barbara Schöneberger. „Dass sich just an diesem Tag die Regierungsschefs der beiden größten Volkswirtschaften des Euroraums darauf geeinigt haben, für härtere Stabilitätskriterien in der EU einzutreten, scheint nicht in die Überlegungen eingeflossen zu sein“, argwöhnen sie, die auch im 18 Monate der Dauerrettung offenbar zuversichtlich darauf vertrauen, dass Merkel und Sarkozy mit ihrer gefühlt 99. Einigung auf gemeinsames Eintreten nun doch den ganz großen Durchbruch schaffen. Neue Verträge! Strafen für Sünder! Vielleicht mit ganz Europa, vielleicht auch nur mit den Eurostaaten! Oder nur mit einigen davon! Mit Schuldenschnitt oder ohne! Auf jeden Fall unterm vorgezogenen Rettungsschirm. Wenn alle zustimmen. Und das deutsche Verfassungsgericht mitmacht! Und die SPD! Und die FDP-Abstimmung entsprechend gut ausgeht!
So viele Argumente sprechen dafür, einfach mehr Vertrauen zu wagen. Standard & Poors irrt wie schon damals, als sie Griechenland abstuften und deutsche Prominente von Hans Eichel bis Bert Rürup trotzig riefen: "Wir kaufen griechische Staatsanleihen!" Hat sich gelohnt, auch wenn es siebzig Prozent Verlust brachte. Zusammenstehen, durchhalten, Augen zu und einfach mal träumen, das kann auch diesmal nur das Rezept auf den Angriff aus Amerika sein. Der Blick auf die Innenseite der eigenen Lieder spricht dann eindeutig dafür, dass eher eine Hochstufung der Bonität Europa - etwa auf AAAA für „Ausschließlich Absolut Angenehme Aussichten“ - angebracht gewesen wäre.
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