Bilder für die Ewigkeit. Immer wieder treten Angela Merkel und Nikolas Sarkozy vor die Kameras, nachdem sie in "Stunden hektischer Krisendiplomatie" retten konnten, was von der Idee Europa übrig ist. Am 9. Mai 2010 zeigten die beiden europäischen Führer gespannte Mienen (Foto oben links). Bevor die Börsen in der Nacht zum Montag in Fernost öffneten, musste ein Rezept geschrieben werden für die Heilung dessen, was damals eindeutig ein Opfer dubioser Spekulanten war: Die arme, arme Euro-Zone, vor zehn Jahren in einem politischen Großversuch zusammengekleistert, stand zum ersten Mal im "Endspiel um den Euro". Die FAZ schrieb, es gehe "längst nicht mehr um die Griechen, es geht um den Euro als solchen".
Dabei ist es geblieben. Obwohl die Europäische Union vor 19 Monaten schon "heilige Prinzipien der Währungsunion" opferte und Merkel und Sarkozy die Anonymisierung der Krisenhilfe durch eine Verlegung der Kreditaufnahme in die Verantwortung der EU-Kommission beschlossen, die zum Glück keinem Wahlvolk Rechenschaft pflichtig ist, hielt der Ärger an. Statt besser wurde die Krise immer schlimmer, statt einiger wurde die Union immer zerstrittener. Die "ernste Attacke von Spekulanten" (SZ), die im Mai 2010 so bedrohlich war, verschwand aus Schlagzeilen und Kommentarspalten. Die Bedrohung blieb.
Niemals mehr hat der luxemburgische Ministerpräsident Jean-Claude Juncker seitdem von einer "weltweit organisierten Attacke gegen den Euro" gesprochen. dennoch ist auch im Dezember 2011 "die gesamte Eurozone bedroht". Aus Stunden hektischer Krisendiplomatie wurden Monate, aus dem Versuch, der EU-Kommission zu gestatten, "selbst Geld am Kapitalmarkt aufnehmen zu können, um Ländern in Not zu helfen" wurde ein Milliardenaufkaufprogramm der Europäischen Zentralbank, die so unabhängig ist wie ein Pudel an der Leine. Nicht nur die "global eng vernetzten Banken und Börsen" haben "überhaupt nichts gelernt", wie Süddeutsche vor 19 Monaten klagte.
Nein, auch die politisch Handelnden, die in Europa inzwischen allein von Merkel und Sarkozy gespielt werden, lernen nicht dazu: Am letzten Freitag traten Angela Merkel und Nikolas Sarkozy wieder vor die Kameras (Foto oben rechts). Es ist ein Endspiel auf ein Tor, das da im 77. Akt aufgeführt wird. Der dunkle Gang war derselbe, selbst der bullige Leibwächter aus dem Mai lief wieder getreulich hinter Europas Traumpaar her, nur jetzt eine Reihe weiter hinten. Merkel lächelt Sarkozy diesmal zu, der Franzose schaut verkniffen zurück. Hinter beiden geht ein grauhaariger Einflüsterer, der letztes Mal noch schwarzes Haar hatte. Die Krise zehrt, doch rechts vorn lacht eine lilliputanerhafte Stenotypistin. Galgenhumor. Sarkozy ist jedenfalls schon beim Sparen, er trägt denselben Anzug und denselben Binder wie damals. Merkel dagegen hat die malvenfarbene Pokemon-Jacke von 2010 gegen ein dunkles Model getauscht und sich vom Gesparten ein neues Collier gegönnt. Verkündet wurde dieselbe Botschaft wie immer: Die Lage ist im Griff, Europa erstarkt stündlich. Ein paarmal werden wir noch wach, heißa, dann ist Rettungstag.
Ist ein Diadem nicht was für'n Kopf?
AntwortenLöschenNaja, vielleicht war es nur zu groß und ist auf den schlanken Hals gerutscht.
danke. sollte collier heißen
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