Mittwoch, 30. November 2011

Geflieste Flutwellen der Furcht

George Kreisler, der große alte Mann des Wiener Schmäh´, war der erste europäische Kunstgigant, der sich in einem eigens geschaffenen Werk für die weitere Stärkung und Vervollkommung der Eurozone aussprach. Doch der Wahlamerikaner ist längst nicht mehr der einzige Kulturschaffende, der angesichts der Bedrohung all unserer wahren Werte durch übereilte Entscheidungen und die zögerliche Eile von Bundeskanzlerin Angela Merkel entschieden Position bezieht.

Auch Kachel Gott, der begnadete Fliesenkünstler, der seit Jahr und Tag versucht, die Innenstadt von Halle an der Saale neu zu verkacheln, hat sich der breiten Volkskunstbewegung angeschlossen. Auf einer brandaktuellen Klebung in unmittelbarer Nähe der durch gefährliche Schläfer bedrohten letzten Nachtküche für verzweifelte Hungernde stellt der unbekannte Meister den Euro im Mittelpunkt eines Labyrinths dar. Das Sinnbild einer Verzweiflung, die den Kontinent wie mit Flutwellen der Furcht überspült. Sichtbar ist er, im Mittelpunkt steht er, alles dreht sich um ihn. Doch nur die wenigstens wissen, wie alle gleichermaßen an ihn herankommen können. Ein neues Meisterwerk der Keramikkunst, das zweifellos seinen würdigen Platz im amtlichen Kachelverzeichnis finden wird. Alle zuletzt erneut verstärkten Versuche der Stadtverwaltung, durch Flächenabrisse eine weitere Popularisierung der Kleinkunst von Halles größtem Untergrundkünstler zu verhindern, sind wie die Pläne für Eurobonds und Anleihen der Elite-Partnervermittlung zum Scheitern verurteilt.

Mit Kachelmann im Kino
Geschleifte Schönheit
Vernichtungsschlag
Im eigenen Land
Kanonen auf Kacheln

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