Immer diese Nörgler, vor allem in Amerika. Kaum rettet Angela Merkel den Euro, schimpft Barack Obama über die Deutschen, kaum verbrüdert sich die ehemalige Salz- und Chemiestadt Halle mit der ehemaligen Sklavenhalterhochburg Savannah in der USA, argwöhnen deren Bürger, dass sich die städtischen Potentaten auf diese Art wohl nur ein paar vom Wähler finanzierte Europareisen organisieren wollten.
So ist es natürlich nicht. denn nicht die Amerikaner reisen über den großen Teich, sondern - gemäß der großen Tradition deutscher Auswanderung in Länder, in denen die Knute der Knechtschaft nicht gar so hart zuschlägt - die Deutschen flogen nach Georgia. Die "Delegation" (HZ) unter "Leitung der Oberbürgermeisterin" (dpa) überbrachte den Menschen in der neuen Welt die brüderlichen Grüße der arbeitenden Bevölkerung an der Saale, hatte darüberhinaus aber nach Intensivstrecherchen der "Bild"-Zeitung keinerlei Muse, das Gastland zu genießen. Jeder Schlemmertermin sei "gleichzeitig Arbeitsessen", die Reise insgesamt "durchaus keine Vergnügungstour".
Es geht um engere Zusammenarbeit der beiden zehntausende Kilometer entfernt liegenden Gemeinden, um jährliche gegenseitige Besuche der gewählten Volksvertreter, um zweiseitige Globalisierung und die Stärkung der von gierigen Spekulanten bedrohten Völkerfreundschaft durch Symbolhandlungen. Im Gedenken an die 275 Jahre lange gemeinsame Geschichte, die in der beiderseitgen Anteilnahme am Werk des ehemaligen "Schinders von Glaucha" und heutigen halleschen Stadtheiligen August Hermann Francke gründet, komme es jetzt darauf an, Nägel mit Köpfen zu machen, um der Bevölkerung zu zeigen, dass es nicht um Lustreisen gehe, hieß es aus der halleschen Abordnung. Die örtliche Presse in Savannah überging den Staatsbesuch mit Schweigen. Vereinbart werden konnte allerdings bereits im ersten Anlauf, dass Savannah eine Straße im Gewerbegebiet Nord zwischen Forsyth Park und Drayton Street zu Ehren der Gäste aus der ehemaligen DDR in "Halle Road" umbenennt (Foto oben).
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