Ein älterer Arbeiter im Schichtzug Richtung VEB Chemische Werke Buna, ca. 1983, zu seinem deutlich jüngeren Kollegen:
Was Du heute kannst besorgen, kannst verschieben Du schon morgen.
Mehr aus der kulturgeschichtlichen Reihe Sätze für die Ewigkeit
Mittwoch, 31. August 2011
Triumph der Turnschuhsoldaten
Wunder gibt es immer wieder, unter der Laterne und vor der Latrine. Das Kriegswunder von Libyen etwa, bewirkt von jungen Männern in legeren T-Shirts, die sich schwere Maschinengewehre über den Kopf halten und in die Luft schießen, bis sie der Rückstoß quer über die Straße geweht hat. Ein Triumph der Turnschuhsoldaten. So haben sie Gaddafis Söldnerheere und Elitetruppen besiegt, rätselhafterweise mit Pickups, auf die hinten ein Maschinengewehr montiert ist. Eine gute Waffe für jeden, der auf der Flucht ist. Für Angriffsaktionen aber etwa so tauglich wie die mit Maxim-Maschinengewehren ausgerüsteten Pferdewagen von Budjonnys Reiterarmee.
Ein Medienmärchen wird erzählt aus dem Land aus tausenduneiner Nacht, das schon ein etwas genauerer Blick als solches enttarnen würde. "Da bombardiert die NATO wochenlang Tripolis, aber sie hat immer nur haarscharf böse Steine getroffen, wie Gaddafis Kasernen, kein einziger Mensch wurde durch NATO-Bomber getötet", schreibt Fakten-Fiktionen. Darum seien sämtliche Leichen, "die man jetzt in Tripolis findet, brutal Verstümmelte und Ermordete des Gaddafi-Regimes". Auch die Elitesoldaten der USA, Frankreichs und Großbritanniens, die auf Seiten der Rebellen kämpfen, haben während der ganzen Zeit "natürlich keinen einzigen Libyer erschossen. Nein, nein, alle Toten hat Gaddafi auf dem Gewissen".
So soll es sein, so möchten es die deutschen Medien haben. Als hätte sie jemand auf ein gemeinsames Ziel eingeschworen, singen die vielen Stimmen einmal mehr im Chor. Doch dieses Mal ist das Lied noch ein bisschen absurder, die Botschaft noch ein wenig schräger. Endlich einmal wird ein krieg wirklich so dargestellt, wie ihn ein Generalstab immer am liebsten sieht: Sauber, ohne Leichen, die man selbst verschuldet hat, kein Blut, kein Leiden, nichts. Wurde in Afghanistan und im Irak trotz embedded journalism gelegentlich noch Wahrheit kund, weil die Heimatfront den Waffengängen von Anfang an skeptisch gegenübergestanden hatte, so ist diesmal alles ein einziger Spaziergang. Von "Gefechten" zwischen "Rebellen" und "Gaddafi-Treuen" wird erzählt, doch niemals gibt es Bilder, Augenzeugenberichte, Filme. Stattdessen ist die Rede von "Vormärschen", "Belagerungen" und Ultimaten, von klinisch reinem "Weg frei bomben" und "Luftunterstützung".
Klingt wie ein Rettungseinsatz von Christoph 26, der eine feuchte Katze heldenhaft aus einem Überschwemmungsgebiet birgt. Krieg? Nirgendwo. Opfer? Nur die der anderen Seite.
Der Friede muss bewaffnet sein
Im Film: So mutig stoppten Nato-Rebellen Gaddafis Schergen:
Ein Medienmärchen wird erzählt aus dem Land aus tausenduneiner Nacht, das schon ein etwas genauerer Blick als solches enttarnen würde. "Da bombardiert die NATO wochenlang Tripolis, aber sie hat immer nur haarscharf böse Steine getroffen, wie Gaddafis Kasernen, kein einziger Mensch wurde durch NATO-Bomber getötet", schreibt Fakten-Fiktionen. Darum seien sämtliche Leichen, "die man jetzt in Tripolis findet, brutal Verstümmelte und Ermordete des Gaddafi-Regimes". Auch die Elitesoldaten der USA, Frankreichs und Großbritanniens, die auf Seiten der Rebellen kämpfen, haben während der ganzen Zeit "natürlich keinen einzigen Libyer erschossen. Nein, nein, alle Toten hat Gaddafi auf dem Gewissen".
So soll es sein, so möchten es die deutschen Medien haben. Als hätte sie jemand auf ein gemeinsames Ziel eingeschworen, singen die vielen Stimmen einmal mehr im Chor. Doch dieses Mal ist das Lied noch ein bisschen absurder, die Botschaft noch ein wenig schräger. Endlich einmal wird ein krieg wirklich so dargestellt, wie ihn ein Generalstab immer am liebsten sieht: Sauber, ohne Leichen, die man selbst verschuldet hat, kein Blut, kein Leiden, nichts. Wurde in Afghanistan und im Irak trotz embedded journalism gelegentlich noch Wahrheit kund, weil die Heimatfront den Waffengängen von Anfang an skeptisch gegenübergestanden hatte, so ist diesmal alles ein einziger Spaziergang. Von "Gefechten" zwischen "Rebellen" und "Gaddafi-Treuen" wird erzählt, doch niemals gibt es Bilder, Augenzeugenberichte, Filme. Stattdessen ist die Rede von "Vormärschen", "Belagerungen" und Ultimaten, von klinisch reinem "Weg frei bomben" und "Luftunterstützung".
Klingt wie ein Rettungseinsatz von Christoph 26, der eine feuchte Katze heldenhaft aus einem Überschwemmungsgebiet birgt. Krieg? Nirgendwo. Opfer? Nur die der anderen Seite.
Der Friede muss bewaffnet sein
Im Film: So mutig stoppten Nato-Rebellen Gaddafis Schergen:
Im Instrumentenkasten des Rettungsschirms
"Deutsche Garantien steigen auf 211 Milliarden - Schwarz-Gelb startet Projekt Euro-Rettung", jubelt der Nachrichtensender n-tv angesichts den Ankündigung aus Berlin, die Bundesregierung werde ein Gesetz zur Stärkung des Euro-Rettungsfonds verabschieden. Noch gibt es ein bisschen Streit, denn alle Meinungslager im Land müssen mitgenommen werden. Doch am Ende wird ein "erweiterter Instrumentenkasten des Rettungsschirms" stehen, mit dem "der erhöhte Garantierahmen für die Notkredite national umgesetzt werden" kann.
Die reden jetzt wovon? Die meinen was, wenn sie "Änderungen am Stabilitäts-Mechanismus-Gesetz" beschließen, mit dem der "Hilfsmechanismus für überschuldete Euro-Länder im deutschen Recht verankert ist"?
Jedenfalls nicht, was irgendwer erfahren soll, das ist klar. Denn anderenfalls würde das Wortgeklingel schnell enttarnt als das, was es ist: Theaterdonner zur Beruhigung der Märkte, eine Milliardenmogelei, die nicht den "Euro rettet" (Merkel), sondern die Pläne zur schnellen Schaffung der "Vereinigten Staaten von Europa" (von der Leyen).
Wenn alle kein Geld haben, ist es gut, wenn sie wenigstens die Miete zusammen zahlen und gemeinsam einkaufen, schallt es aus dem "Instrumentenkasten des Rettungsschirms", auf dem knackige Parolen wie "Schuldenbremse" stehen.
Morgen, morgen, nur nicht heute! Nach einer McKinsey-Studieüber „die globale Kreditblase und ihre ökonomischen Folgen“, die Daniel Daffke ausgegraben hat, haben die großen Industrieländer den „Pumpkapitalismus“ (Ralf Dahrendorf) in einem für Friedenszeiten bis dato nicht bekanntem Maße vorantrieben. Während sie "Sparen sparen!" riefen, fuhren sie die Staatsausgaben hoch wie nie zuvor.
"Seit 2008 ist die Schuldenquote in den meisten Ländern nicht im bisherigen Tempo weiter gestiegen", lobt Daffke - allerdings bezieht er in diese Rechnung nicht ein, was an neuen Schulden für Bankenrettung, Euro-Instrumentenkästen und Hilfsmechanik angehäuft wurde. Hier hilft n-tv: Mit dem hilfsmechanischen Instrumentenkasten zur Euro-Rettung werde der " Garantierahmen, mit dem Euro-Regierungen die Kredite des Rettungsschirms absichern, von 440 auf 780 Milliarden Euro erhöht". Für Deutschland stiegen die Haftungssumme damit auf 211 Milliarden Euro. Das ist ein Volumen, das mehr als zwei Dritteln eines Bundeshaushalts und der gesamten übrigen Neuverschuldung von drei Jahren entspricht.
Für die gibt der Bund derzeit rund 15 Prozent aller neuaufgenommenen Kredite aus. Einfache Rechnung: Um neue Schulden in dreifacher Höhe bedienen zu können, müssten dann schon rund zwei Drittel aller neuen Kredite direkt an die Gläubiger der alten weitergeleitet werden.
Moralische Verwahrlosung bei EF
Stunden später fragt sich auch die "Welt", wer das verstehen soll
Die reden jetzt wovon? Die meinen was, wenn sie "Änderungen am Stabilitäts-Mechanismus-Gesetz" beschließen, mit dem der "Hilfsmechanismus für überschuldete Euro-Länder im deutschen Recht verankert ist"?
Jedenfalls nicht, was irgendwer erfahren soll, das ist klar. Denn anderenfalls würde das Wortgeklingel schnell enttarnt als das, was es ist: Theaterdonner zur Beruhigung der Märkte, eine Milliardenmogelei, die nicht den "Euro rettet" (Merkel), sondern die Pläne zur schnellen Schaffung der "Vereinigten Staaten von Europa" (von der Leyen).
Wenn alle kein Geld haben, ist es gut, wenn sie wenigstens die Miete zusammen zahlen und gemeinsam einkaufen, schallt es aus dem "Instrumentenkasten des Rettungsschirms", auf dem knackige Parolen wie "Schuldenbremse" stehen.
Morgen, morgen, nur nicht heute! Nach einer McKinsey-Studieüber „die globale Kreditblase und ihre ökonomischen Folgen“, die Daniel Daffke ausgegraben hat, haben die großen Industrieländer den „Pumpkapitalismus“ (Ralf Dahrendorf) in einem für Friedenszeiten bis dato nicht bekanntem Maße vorantrieben. Während sie "Sparen sparen!" riefen, fuhren sie die Staatsausgaben hoch wie nie zuvor.
"Seit 2008 ist die Schuldenquote in den meisten Ländern nicht im bisherigen Tempo weiter gestiegen", lobt Daffke - allerdings bezieht er in diese Rechnung nicht ein, was an neuen Schulden für Bankenrettung, Euro-Instrumentenkästen und Hilfsmechanik angehäuft wurde. Hier hilft n-tv: Mit dem hilfsmechanischen Instrumentenkasten zur Euro-Rettung werde der " Garantierahmen, mit dem Euro-Regierungen die Kredite des Rettungsschirms absichern, von 440 auf 780 Milliarden Euro erhöht". Für Deutschland stiegen die Haftungssumme damit auf 211 Milliarden Euro. Das ist ein Volumen, das mehr als zwei Dritteln eines Bundeshaushalts und der gesamten übrigen Neuverschuldung von drei Jahren entspricht.
Für die gibt der Bund derzeit rund 15 Prozent aller neuaufgenommenen Kredite aus. Einfache Rechnung: Um neue Schulden in dreifacher Höhe bedienen zu können, müssten dann schon rund zwei Drittel aller neuen Kredite direkt an die Gläubiger der alten weitergeleitet werden.
Moralische Verwahrlosung bei EF
Stunden später fragt sich auch die "Welt", wer das verstehen soll
Dienstag, 30. August 2011
Im Bett mit Gaddafi
Deja vu im Wüstensand! 22 Jahre nach der großen Wandlitz-Reportage im DDR-Jugendfernsehen ist die beliebte Sendung "Elf99" zurück, diesmal als kostenloses Supplement der Bild-Zeitung. Wie einst Jan Carpentier für "Elf99" am 23. November 1989 ein kleines Türchen öffnete, um den DDR-Bürgern das luxuriöse Leben in der "Waldsiedlung" des DDR-Politbüros DDR-Fernsehen vorzuführen, enthüllt diesmal ein Julian Reichelt, wie es hinter den Kulissen der grausamen Gaddafi-Diktatur aussah.
Erschreckende Bilder, die der todesmutige Reporter präsentiert. Wo Carpentier seinerzeit eine Miele-Spülmaschine, verchromte Wasserhähne und einen Videorecorder entdeckte, findet Reichelt "Seidenbettwäsche, einen großen Spiegel über dem Kopfende, ein Separee mit Dusche" - und das im Flugzeug des Despoten! "Libyens Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi ließ es sich auch über den Wolken richtig gut gehen", folgert der mutige Journalist. Schockierend: In einem der Häuser, das entweder Sohn Saif oder Sohn Mutassim gehört haben soll, sei "ein weißes rundes Lederbett mit sichtlich teuren Bezügen" zu sehen. Teuerste technische Geräte ständen herum. "Viel Stahl, viel Glas, alles ultramodern. Riesige Fensterfronten mit einem unbezahlbaren Blick aufs Meer."
Zu den Häusern gehören Whirlpools auf Terrassen. Es gibt Jetskis, eine Tauchschule. Wahnsinn! Das ist ja wohl der Luxuswahn des Gaddafin-Clans!
Und es kommt noch schlimmer. "Im Nachttisch des Diktators: die Fernbedienung für den Plasma-TV, ein Klingelknopf, um Bedienstete zu rufen – und Gaddafis persönlicher Koran". Honecker hatte da "Die schwarze Nymphomanin" liegen, Gaddafi aber hat die Koranstelle markiert: "Wahrlich, die Götzendiener sind unrein. Sie sollen sich der Heiligen Moschee nach diesem Jahr nicht mehr nähern. Wenn ihr dadurch Verluste fürchtet, seid gewiss, dass Gott aus seiner Gabenfülle Reichtum gewährt, wem er will.."
Na also. Honecker hatte Bananen, Gaddafi einen Gebetsteppich mit aufgenähtem Kompass, auf dass er stets wisse, wo Mekka liegt. Kurt Hager, im Politbüro zuständig für Kultur und Wissenschaft, sagte Carpentier seinerzeit, das Leben in der Waldsiedlung sei "wie in einem Internierungslager" gewesen. Das Volk, das sich ähnlich fühlte, sich aber nicht einmal mit der schwarzen Nymphomanin trösten konnte, war danach ganz aufgeregt. Gaddafis DVD-Sammlung enthält übrigens Meisterwerke wie „Mr. Bean“ und den Zeichentrickfilm „Madagascar“. Schade für Elf99.
Erschreckende Bilder, die der todesmutige Reporter präsentiert. Wo Carpentier seinerzeit eine Miele-Spülmaschine, verchromte Wasserhähne und einen Videorecorder entdeckte, findet Reichelt "Seidenbettwäsche, einen großen Spiegel über dem Kopfende, ein Separee mit Dusche" - und das im Flugzeug des Despoten! "Libyens Ex-Diktator Muammar al-Gaddafi ließ es sich auch über den Wolken richtig gut gehen", folgert der mutige Journalist. Schockierend: In einem der Häuser, das entweder Sohn Saif oder Sohn Mutassim gehört haben soll, sei "ein weißes rundes Lederbett mit sichtlich teuren Bezügen" zu sehen. Teuerste technische Geräte ständen herum. "Viel Stahl, viel Glas, alles ultramodern. Riesige Fensterfronten mit einem unbezahlbaren Blick aufs Meer."
Zu den Häusern gehören Whirlpools auf Terrassen. Es gibt Jetskis, eine Tauchschule. Wahnsinn! Das ist ja wohl der Luxuswahn des Gaddafin-Clans!
Und es kommt noch schlimmer. "Im Nachttisch des Diktators: die Fernbedienung für den Plasma-TV, ein Klingelknopf, um Bedienstete zu rufen – und Gaddafis persönlicher Koran". Honecker hatte da "Die schwarze Nymphomanin" liegen, Gaddafi aber hat die Koranstelle markiert: "Wahrlich, die Götzendiener sind unrein. Sie sollen sich der Heiligen Moschee nach diesem Jahr nicht mehr nähern. Wenn ihr dadurch Verluste fürchtet, seid gewiss, dass Gott aus seiner Gabenfülle Reichtum gewährt, wem er will.."
Na also. Honecker hatte Bananen, Gaddafi einen Gebetsteppich mit aufgenähtem Kompass, auf dass er stets wisse, wo Mekka liegt. Kurt Hager, im Politbüro zuständig für Kultur und Wissenschaft, sagte Carpentier seinerzeit, das Leben in der Waldsiedlung sei "wie in einem Internierungslager" gewesen. Das Volk, das sich ähnlich fühlte, sich aber nicht einmal mit der schwarzen Nymphomanin trösten konnte, war danach ganz aufgeregt. Gaddafis DVD-Sammlung enthält übrigens Meisterwerke wie „Mr. Bean“ und den Zeichentrickfilm „Madagascar“. Schade für Elf99.
Oberwasser für arabische Unterhosen
Rückschlag für die bundesweiten Bemühungen, dubiosen Verkäufern aus dem arabischen Raum den Verkauf von verfassungsfeindlichen Pullovern und Unterhosen zu untersagen. Ein Thor-Steinar-Laden in Halle, den ein Ladenbetreiber direkt an der "Straße der Gewalt" eröffnet hatte, darf nach einer Gerichtsentscheidung trotz monatelanger Proteste von bürgerschaftlich-engagierten Gegnern der in Dubai beheimateten Bekleidungsmarke weiterhin volksverhetzende Jacken, T-Shirts und Hosen anpreisen. Eine Räumungsklage des Vermieters, berichtet das Rechtswatchmagazin Endstation rechts, sei vom nahegelegenen Landgericht Halle abgewiesen worden. Somit könne das bei Endstation rechts „Oseburg“ genannte Geschäft "Oseberg" weiter "Kleidung an einschlägige Klientel veräußern".
Das sei rechtens, weil obwohl es nach der Eröffnung sofort zu massiven Protesten durch die lokale Protestgruppierung „Ladenschluss“ gekommen war. Der Vermieter hatte den Verkäufer der fragwürdigen Marke daraufhin wieder loswerden wollen, der aber weigerte sich. Eine Erfahrung, die auch der mecklenburgische Landtagsabgeordnete Mathias Brodkorb bereits gemacht hat. Seit Jahren kämpft der Erfinder der Modemarke "Storch Heinar" mit Satire gegen den aus dem arabischen Raum hereinschwappenden Rechtsextremismus. Der Comic-Storch mit dem strengem Seitenscheitel und dem Hitlerbärtchen ärgere die Rechtsextremisten von der NPD im mecklenburgisch-vorpommerschen Landtagswahlkampf ganz besonders, freut sich Brodkorb. Immer wieder würden Rechte Plakate mit dem Bildnis von „Storch Heinar“ abreißen oder auf eine ähnliche Art beschädigen wie die engagierten Mitarbeiter von "Ladenschluss" die Fassade von Oseberg beschädigt hatten.
Ein großer Erfolg, gerade nach dem Richterspruch von Halle. Die Politikwissenschaftlerin Gudrun Heinrich verriet der "Welt", warum Extremisten sowohl durch gemalte Störche als auch durch überteuerte Unterhosen aus dem Orient so aus der Fassung gebracht werden. „Humorvolle Aktionen ärgern sie besonders, weil sie nicht damit umgehen können“, sagte Heinrich. Kein Linker kann darüber lachen, dass Rechtsextreme ihre Mode bei arabischen Unternehmern kaufen. Rechte dagegen verstehen nicht, als wie unglaublich lustig ein Comic-Plakat mit Hitlerbart empfunden werden könne. "Dazu gehört Empathie, und die haben die meisten Akteure nicht."
Tragt die Faschisten, wo ihr sie trefft
Gespielter Widerstand
Das sei rechtens, weil obwohl es nach der Eröffnung sofort zu massiven Protesten durch die lokale Protestgruppierung „Ladenschluss“ gekommen war. Der Vermieter hatte den Verkäufer der fragwürdigen Marke daraufhin wieder loswerden wollen, der aber weigerte sich. Eine Erfahrung, die auch der mecklenburgische Landtagsabgeordnete Mathias Brodkorb bereits gemacht hat. Seit Jahren kämpft der Erfinder der Modemarke "Storch Heinar" mit Satire gegen den aus dem arabischen Raum hereinschwappenden Rechtsextremismus. Der Comic-Storch mit dem strengem Seitenscheitel und dem Hitlerbärtchen ärgere die Rechtsextremisten von der NPD im mecklenburgisch-vorpommerschen Landtagswahlkampf ganz besonders, freut sich Brodkorb. Immer wieder würden Rechte Plakate mit dem Bildnis von „Storch Heinar“ abreißen oder auf eine ähnliche Art beschädigen wie die engagierten Mitarbeiter von "Ladenschluss" die Fassade von Oseberg beschädigt hatten.
Ein großer Erfolg, gerade nach dem Richterspruch von Halle. Die Politikwissenschaftlerin Gudrun Heinrich verriet der "Welt", warum Extremisten sowohl durch gemalte Störche als auch durch überteuerte Unterhosen aus dem Orient so aus der Fassung gebracht werden. „Humorvolle Aktionen ärgern sie besonders, weil sie nicht damit umgehen können“, sagte Heinrich. Kein Linker kann darüber lachen, dass Rechtsextreme ihre Mode bei arabischen Unternehmern kaufen. Rechte dagegen verstehen nicht, als wie unglaublich lustig ein Comic-Plakat mit Hitlerbart empfunden werden könne. "Dazu gehört Empathie, und die haben die meisten Akteure nicht."
Tragt die Faschisten, wo ihr sie trefft
Gespielter Widerstand
Dunkelheit für den Hausgebrauch
Da Glück kommt aus dem Glühfaden, daran lässt die EU-Kommission seit Jahren keinen Zweifel aufkommen. Wenn sich im Kampf gegen die Klimakatastrophe, die mittlerweile nur noch Klimawandel heißt, weil das irgendwie flexibler auslegbar ist, schon keine Großkraftwerke, Regierungslimousinen und EU-Kommissionsmitarbeiterpendelmaschinen abschalten lassen, dann doch wenigstens die Glühbirnen der Bürger (im Bild oben: erste jemals mit Krnkraft betriebene Glühbirne).
Nach dem guten alten Rezept, dass der Frosch nur schreit, wenn man ihn ins kochende Wasser wirft, nicht aber, wenn er langsam mit dem kalten Wasser gekocht wird, verbot die paneuropäische Fürsorgeagentur zuerst die 100-Watt-Birne. Niemand schrie, denn niemand verwendete 100-Watt-Birnen. Es folgte die 75-Watt-Birne. Niemand schrie, denn man konnte auf 60 Watt ausweichen.
Nun werden auch die verboten. Es zieht auf eine Dunkelheit aus Dummheit, Kadavergehorsam und der stolzen Pflichterfüllung, der sich Lemminge befleißigen. Ab 1. September steht der Verkauf der birnenförmigen Auslöser der Klimakatastrophe europaweit unter Strafe. Europaweit? Nein, nicht ganz. Ein kleines Land außerhalb der Wirklichkeit wehrt sich hinhaltend gegen die Verbannung der Glühlampentechnologie in die dritte Welt, nach Asien und Amerika. Als habe es das Machtwort der EU nie gegeben, die darauf dringt, dass Wohnungen ausschließlich über Heizungen, nicht aber über Abwärme aus Beleuchtung zu beheizen sind, bieten im Internet zahllose Händler weiterhin an, was nach Recherchen aller führenden Qualitätsmedien "verboten" ist.
Von großen Webkaufhäusern wie Amazon über den Basarhandel Ebay bis zu Spezialanbietern wie Conrad Elektronic und kaufen.com überschlagen sich die Angebote. "Osram 100 Watt Birnen Fliesenleger Kabellampe" für 9,99 Euro bis zu "10 Glühbirnen 75 Watt E-27 " für einen Euro gibt es alles, was das Herz begehrt.
Auch in Polen sind die schönen 100-Watt Glühbirnen wieder zu haben, ganz offiziell. Während sich über Deutschland Finsternis senkt, das Volk aber allenfalls leise grummelt, weichen die Nachbarn, noch gut geschult im Umgang mit den Anweisungen diktatorischer Regime, gelenkig aus. Weil die EU-Verbotsrichtlinie 2005/32/WE nur der Verkauf für den privaten Gebrauch untersagt, 100 Watt-Birnen aber durchaus in Signalanlagen, Ampeln oder in der Werkstatt verwendet werden dürfen, steht auf der Verpackung jetzt allerdings "Nicht für den Hausgebrauch".
Verbot der Woche: Heizen mit Licht
Comeback der Talgkerze
Polen geht ein Licht auf
Widerstand mit der Wachskerze
Glühende Geschenke von Sigmar Gabriel
Überfluß an Überdruss
Nach dem guten alten Rezept, dass der Frosch nur schreit, wenn man ihn ins kochende Wasser wirft, nicht aber, wenn er langsam mit dem kalten Wasser gekocht wird, verbot die paneuropäische Fürsorgeagentur zuerst die 100-Watt-Birne. Niemand schrie, denn niemand verwendete 100-Watt-Birnen. Es folgte die 75-Watt-Birne. Niemand schrie, denn man konnte auf 60 Watt ausweichen.
Nun werden auch die verboten. Es zieht auf eine Dunkelheit aus Dummheit, Kadavergehorsam und der stolzen Pflichterfüllung, der sich Lemminge befleißigen. Ab 1. September steht der Verkauf der birnenförmigen Auslöser der Klimakatastrophe europaweit unter Strafe. Europaweit? Nein, nicht ganz. Ein kleines Land außerhalb der Wirklichkeit wehrt sich hinhaltend gegen die Verbannung der Glühlampentechnologie in die dritte Welt, nach Asien und Amerika. Als habe es das Machtwort der EU nie gegeben, die darauf dringt, dass Wohnungen ausschließlich über Heizungen, nicht aber über Abwärme aus Beleuchtung zu beheizen sind, bieten im Internet zahllose Händler weiterhin an, was nach Recherchen aller führenden Qualitätsmedien "verboten" ist.
Von großen Webkaufhäusern wie Amazon über den Basarhandel Ebay bis zu Spezialanbietern wie Conrad Elektronic und kaufen.com überschlagen sich die Angebote. "Osram 100 Watt Birnen Fliesenleger Kabellampe" für 9,99 Euro bis zu "10 Glühbirnen 75 Watt E-27 " für einen Euro gibt es alles, was das Herz begehrt.
Auch in Polen sind die schönen 100-Watt Glühbirnen wieder zu haben, ganz offiziell. Während sich über Deutschland Finsternis senkt, das Volk aber allenfalls leise grummelt, weichen die Nachbarn, noch gut geschult im Umgang mit den Anweisungen diktatorischer Regime, gelenkig aus. Weil die EU-Verbotsrichtlinie 2005/32/WE nur der Verkauf für den privaten Gebrauch untersagt, 100 Watt-Birnen aber durchaus in Signalanlagen, Ampeln oder in der Werkstatt verwendet werden dürfen, steht auf der Verpackung jetzt allerdings "Nicht für den Hausgebrauch".
Verbot der Woche: Heizen mit Licht
Comeback der Talgkerze
Polen geht ein Licht auf
Widerstand mit der Wachskerze
Glühende Geschenke von Sigmar Gabriel
Überfluß an Überdruss
Montag, 29. August 2011
Proteste gegen Friedensschwur
Nun ist es also Westerwelles Außenpolitik. Und die Preispolitik gehört den Ölmultis. Nichts hat die damit zu tun, die als Kanzlerin eigentlich eine Richtlinienkompetenz reklamieren müsste, sobald jemand anders zu regieren versucht als sie das angewiesen hat.
Wollte Angela Merkel in Libyen einmarschieren? Oder war sie es nicht, die seligen Angedenkens des Friedensschwures von Fischer und Schröder oder der seinerzeit damit gewonnenen Bundestagswahl der Meinung war, dass die Deutschen es mehrheitlich total gut finden würden, wenn keine Bundeswehrkontingente in Tripolis auf Jagd nach Diktatorenschergen gehen?
„Für Abenteuer stehen wir nicht zur Verfügung“, sagte Schröder. „Für Abenteuer stehen wir nicht zur Verfügung“, meint Westerwelle. Doch so einhellig der Jubel der deutschen Qualitätsmedien damals, als sich Rot-Grün der Solidarität mit der Mehrzahl der Nato-Partner verweigerte, um Deutschland aus dem Irakkrieg herauszuhalten, so groß das Protestgebrüll diesmal, wo Schwarz-Gelb die Enthaltungskarte zückte, um die Schlacht um Libyen vom Spielfeldrand aus beobachten zu dürfen.
Dank Westerwelle, dem man eine Zustimmung zu einer deutschen Beteiligung an der Befreiung Libyens genauso nie verziehen hätte wie man ihm die deutschen Enthaltung bis zu seinem Rücktritt nicht verziehen wird, ist Angela Merkel fein raus. Es scheint sie gar nicht mehr zu geben, die Kanzlerin. die ehemals das Klima rettete und jetzt nicht einmal dafür verantwortlich gemacht wird, dass ihre Gesetze die Mineralölfirmen zu Strafzahlungen verpflichten, wenn der Bürger sich im Einzelfall massenhaft entscheidet, lieber doch keinen Ökosprit Marke E10 zu tanken.
Nein, Merkel ist die Pontia Pilatus der Generation Eurorettung. Immer in der Nähe, nie verantwortlich. Die Ölfirmen sind es nun, die frecherweise die Kosten, die ihnen die Regierung in Rechnung stellt, dort einsammeln, wo Firmen seit Gründung der ersten Hufpflegemanufaktur immer alles Geld hergeholt haben, das sie brauchten, um Steuern, Abgaben, Mitarbeiter und Anteilseigner zu bezahlen: Bei den Kunden.
"Biosprit-Pleite", schreibt der offenbar baß erstaunte "Spiegel, "Tankstellen reichen E10-Kosten an Kunden weiter". Nein, wirklich? Unglaublich. Empörend! Was denken die sich nur dabei? Und müsste nicht die Kanzlerin ein Verbot erlassen, fällige Strafzahlungen aus laufenden Einnahmen zu begleichen?
Immerhin habe die deutsche Außenpolitik "seit Adenauer" einen guten Ruf, erinnert Roland Nelles im "Spiegel" an die Doppelrolle als Kanzler und Außenminister, die Konrad Adenauer zwischen 1951 und 1955 spielte. Schon zuvor war es dem Christdemokraten damals gelungen, Frankreich dazu zu bewegen, die Aufnahme West-Berlins in die Bundesrepublik zu verhindern. Anderenfalls, hatte Adenauer gewarnt, bestehe "die Gefahr eines sozialdemokratischen Übergewichts" im künftigen Parlament Westdeutschlands. Damals ist das viel kritisiert worden. Heute weiß es keiner mehr. Hoffnung für Westerwelle.
Jetzt staunt auch die "Welt": Plötzlich waren alle für den Krieg
Wollte Angela Merkel in Libyen einmarschieren? Oder war sie es nicht, die seligen Angedenkens des Friedensschwures von Fischer und Schröder oder der seinerzeit damit gewonnenen Bundestagswahl der Meinung war, dass die Deutschen es mehrheitlich total gut finden würden, wenn keine Bundeswehrkontingente in Tripolis auf Jagd nach Diktatorenschergen gehen?
„Für Abenteuer stehen wir nicht zur Verfügung“, sagte Schröder. „Für Abenteuer stehen wir nicht zur Verfügung“, meint Westerwelle. Doch so einhellig der Jubel der deutschen Qualitätsmedien damals, als sich Rot-Grün der Solidarität mit der Mehrzahl der Nato-Partner verweigerte, um Deutschland aus dem Irakkrieg herauszuhalten, so groß das Protestgebrüll diesmal, wo Schwarz-Gelb die Enthaltungskarte zückte, um die Schlacht um Libyen vom Spielfeldrand aus beobachten zu dürfen.
Dank Westerwelle, dem man eine Zustimmung zu einer deutschen Beteiligung an der Befreiung Libyens genauso nie verziehen hätte wie man ihm die deutschen Enthaltung bis zu seinem Rücktritt nicht verziehen wird, ist Angela Merkel fein raus. Es scheint sie gar nicht mehr zu geben, die Kanzlerin. die ehemals das Klima rettete und jetzt nicht einmal dafür verantwortlich gemacht wird, dass ihre Gesetze die Mineralölfirmen zu Strafzahlungen verpflichten, wenn der Bürger sich im Einzelfall massenhaft entscheidet, lieber doch keinen Ökosprit Marke E10 zu tanken.
Nein, Merkel ist die Pontia Pilatus der Generation Eurorettung. Immer in der Nähe, nie verantwortlich. Die Ölfirmen sind es nun, die frecherweise die Kosten, die ihnen die Regierung in Rechnung stellt, dort einsammeln, wo Firmen seit Gründung der ersten Hufpflegemanufaktur immer alles Geld hergeholt haben, das sie brauchten, um Steuern, Abgaben, Mitarbeiter und Anteilseigner zu bezahlen: Bei den Kunden.
"Biosprit-Pleite", schreibt der offenbar baß erstaunte "Spiegel, "Tankstellen reichen E10-Kosten an Kunden weiter". Nein, wirklich? Unglaublich. Empörend! Was denken die sich nur dabei? Und müsste nicht die Kanzlerin ein Verbot erlassen, fällige Strafzahlungen aus laufenden Einnahmen zu begleichen?
Immerhin habe die deutsche Außenpolitik "seit Adenauer" einen guten Ruf, erinnert Roland Nelles im "Spiegel" an die Doppelrolle als Kanzler und Außenminister, die Konrad Adenauer zwischen 1951 und 1955 spielte. Schon zuvor war es dem Christdemokraten damals gelungen, Frankreich dazu zu bewegen, die Aufnahme West-Berlins in die Bundesrepublik zu verhindern. Anderenfalls, hatte Adenauer gewarnt, bestehe "die Gefahr eines sozialdemokratischen Übergewichts" im künftigen Parlament Westdeutschlands. Damals ist das viel kritisiert worden. Heute weiß es keiner mehr. Hoffnung für Westerwelle.
Jetzt staunt auch die "Welt": Plötzlich waren alle für den Krieg
Statistik erneut viel zu warm
Hier ein bisschen drehen, dort ein bisschen schrauben. Und schon wird aus dem Sommer, der drei Tage währte, eine Jahreszeit, die klimawandelgerecht "etwas zu warm" ausgefallen ist. Kein Problem für die Experten des Deutschen Wetterdienstes in Leipzig, die einen ganzen Monat vor Toresschluß schon mal Bilanz zogen. In Sachsen-Anhalt sei der Sommer "von Juni bis August etwas zu warm und zu nass ausgefallen", teilte der Metereologe Jurik Müller der einzig wahren Nachrichtenagentur dpa mit.
Zwar sei es "nicht richtig heiß" geworden. Doch wenn man mal davon absehe, dass der Sommer erst am 21. Juni beginne und der Juli ebenso wie der August vielen Menschen als überwiegend fürchterlich kalt in Erinnerung geblieben sei, habe es doch 32 Sommertage mit Temperaturen von über 25 Grad gegeben. Bei insgesamt nur 68 Tagen im fraglichen Zeitraum eine recht gute Quote, denn im Durchschnitt würden in "den betreffenden drei Monaten" (Müller), von denen einer bekanntlich überwiegend zum Frühling zähle, "nur 29 Sommertage gezählt".
Auch sonst war der Sommer 2011 entgegen der Wahrnehmung vieler Mitteldeutscher bombig. Mit rund 595 Stunden schien die Sonne 40 Stunden mehr als im Schnitt in den Vorjahren. Regen fiel laut Müller über die drei Sommermonate hinweg unregelmäßig im Land. Warum es trotzdem "zu nass" (DWD) gewesen sei, müsse noch untersucht werden. Es liege wohl daran, dass es " meist geballt wenige Tage am Stück, aber dafür heftig" geregnet habe. Für den September gab der Experte eine vorsichtige Prognose ab: «Möglicherweise können wir einen warmen Altweibersommer genießen», sagte er. Möglicherweise aber auch nicht. "Statistisch bedeutet ein trockener Septemberbeginn mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass auch der gesamte Monat niederschlagsarm bleibt", sagte Müller. Genausogut könne es aber viel regnen oder sonnig werden. Nach dem 21. September sei dann jedoch nicht mehr mit einer Rückkehr des Sommers zu rechnen, denn ein alter Bauernspruch sage "Ist der Sommer erst zu Ende, kommt es selten nur zur Wende".
Alle Wetter: Tropen im Eis
Zwar sei es "nicht richtig heiß" geworden. Doch wenn man mal davon absehe, dass der Sommer erst am 21. Juni beginne und der Juli ebenso wie der August vielen Menschen als überwiegend fürchterlich kalt in Erinnerung geblieben sei, habe es doch 32 Sommertage mit Temperaturen von über 25 Grad gegeben. Bei insgesamt nur 68 Tagen im fraglichen Zeitraum eine recht gute Quote, denn im Durchschnitt würden in "den betreffenden drei Monaten" (Müller), von denen einer bekanntlich überwiegend zum Frühling zähle, "nur 29 Sommertage gezählt".
Auch sonst war der Sommer 2011 entgegen der Wahrnehmung vieler Mitteldeutscher bombig. Mit rund 595 Stunden schien die Sonne 40 Stunden mehr als im Schnitt in den Vorjahren. Regen fiel laut Müller über die drei Sommermonate hinweg unregelmäßig im Land. Warum es trotzdem "zu nass" (DWD) gewesen sei, müsse noch untersucht werden. Es liege wohl daran, dass es " meist geballt wenige Tage am Stück, aber dafür heftig" geregnet habe. Für den September gab der Experte eine vorsichtige Prognose ab: «Möglicherweise können wir einen warmen Altweibersommer genießen», sagte er. Möglicherweise aber auch nicht. "Statistisch bedeutet ein trockener Septemberbeginn mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass auch der gesamte Monat niederschlagsarm bleibt", sagte Müller. Genausogut könne es aber viel regnen oder sonnig werden. Nach dem 21. September sei dann jedoch nicht mehr mit einer Rückkehr des Sommers zu rechnen, denn ein alter Bauernspruch sage "Ist der Sommer erst zu Ende, kommt es selten nur zur Wende".
Alle Wetter: Tropen im Eis
Wiedergeboren in der Sesamstraße
War es die Farbe? Ihre Größe? Ihr sympathisches Lachen? Oder die freundliche, warme Stimme? Oder hat doch die US-amerikanische Post schuld? Jahrelang hatte die fröhliche Grünen-Chefin Claudia Roth es verstanden, neben ihrem fordernden Amt als Ökogewissen auch den Spaß nicht zu kurz kommen zu lassen. In der Fernsehtalkshow "Sesamstraße" spielte die 56-Jährige den lustigen Vogel "Bibo" so fabelhaft, dass die US-Post dem gelben Vogel, der in der amerikanischen Fassung Big Bird heißt, schon Ende des vergangenen Jahrtausends eine eigene Briefmarke widmete. Bibo sei ein Vorbild für die Jugend und ein Freund der älteren Zuschauer, hieß es zur Begründung.
Das Rätselraten um den Menschen im Plüschkleid aber hielt an, ja, es wurde durch die Auszeichnung erst recht befeuert. Jetzt hat die US-Post nun nachgelegt: Der Kultmarke für Bibo folgt Ende September eine für Bibo-Darstellerin Claudia Roth. Eine Ehre, die der früheren Managerin der Rockband Ton Steine Scherben unangenehm ist. Roth habe gehofft, hieß es aus Parteikreisen, dass ihr ehrenamtliches Engagement in der "Sesamstraße" Privatsache bleiben könne. Doch der Siegeszug der Grünen in den Wahlumfragen habe wohl Neider auf den Plan gerufen, auch in den eigenen Reihen. "Da hat jemand gequatscht", sagte ein Vertrauter. Roth sei aber "nicht traurig" über die Aufdeckung ihrer Doppelrolle. "Sie spielt sich ja eigentlich selbst", beschreibt der Mitarbeiter, "da war es für uns alle schon erstaunlich, dass das so viele Jahre niemand bemerkt hat." Roth sehe die neue Briefmarke als Ehre an und hoffe, dass sie helfen werde, die von der US-Post angekündigten Entlassungen auch ökologisch verträglich zu gestalten.
Mehr überraschende Wiedergeburten:
Ministerpräsident macht Balkanpop
Doppelopfer mit vielen Namen
Sarah Palin ermittelt im MDR
Das Rätselraten um den Menschen im Plüschkleid aber hielt an, ja, es wurde durch die Auszeichnung erst recht befeuert. Jetzt hat die US-Post nun nachgelegt: Der Kultmarke für Bibo folgt Ende September eine für Bibo-Darstellerin Claudia Roth. Eine Ehre, die der früheren Managerin der Rockband Ton Steine Scherben unangenehm ist. Roth habe gehofft, hieß es aus Parteikreisen, dass ihr ehrenamtliches Engagement in der "Sesamstraße" Privatsache bleiben könne. Doch der Siegeszug der Grünen in den Wahlumfragen habe wohl Neider auf den Plan gerufen, auch in den eigenen Reihen. "Da hat jemand gequatscht", sagte ein Vertrauter. Roth sei aber "nicht traurig" über die Aufdeckung ihrer Doppelrolle. "Sie spielt sich ja eigentlich selbst", beschreibt der Mitarbeiter, "da war es für uns alle schon erstaunlich, dass das so viele Jahre niemand bemerkt hat." Roth sehe die neue Briefmarke als Ehre an und hoffe, dass sie helfen werde, die von der US-Post angekündigten Entlassungen auch ökologisch verträglich zu gestalten.
Mehr überraschende Wiedergeburten:
Ministerpräsident macht Balkanpop
Doppelopfer mit vielen Namen
Sarah Palin ermittelt im MDR
Sonntag, 28. August 2011
Party mit Bundeswehrquiz
"Sind sie denn wirklich schon so abgrundtief gesunken, dass sie es nötig haben, hier zu konzertieren", fragte der zornige junge Mann die Rockgötter damals, als der Kalte Krieg gerade begann, sich die Hände zu wärmen. Drei Jahrzehnte später tingelt er selbst über die Volksfeste der ostdeutschen Provinz, jetzt ein "zorniger alter Mann", wie er seinem Publikum auf dem halleschen Laternenfest schmunzelnd mitteilt. Nein, auf der Wiesenparty wird nicht die erneute Übernahme der "Roten Laterne" die niedrigsten Wirtschaftswachstums bei anhaltend boomender Abwanderung der Leistungsträger und grassierender rechtsradikaler Gewalt gefeiert. Sondern eher die schlichte Möglichkeit, mitten in Ostdeutschland und mitten in der "größten Krise" (Merkel) seit irgendwann ein paar Bier zu trinken, Junge zuzuschauen, wie sie Mädchen nachschauen und abwechselnd über zu große Hitze (Freitag) und peinigende Kälte (Samstag) zu schimpfen.
Ja, und diesmal ist auch Heinz Rudolf Kunze dabei, ein Altstargast, der in seinen besten Tagen das "Lamm Gottes" besang und mittlerweile um "Längere Tage" mit unbenannten Damen fleht. Kunze kommt jahrgangsmäßig nach der Ireen Sheer, Edo Zanki und Uwe Ochsenknecht und direkt nach Klaus Lage und Karat und Händel, der das traditionelle Höhenfeuerwerk untermalt wie üblich. Und er staunt glaubhaft, "dass so viele hierhergefunden haben". Von unten wird zurückgestaunt, was der Entertainer aus Hannover an Musik mitgebracht hat: Statt großer Hits erstmal lauter neue Lieder, die nichtsdestotrotz geduldig zur Kenntnis genommen werden. Dann auch noch Frühwerke. "Lisa" und das "Lamm Gottes", hergestellt seinerzeit noch ohne die patentierten Kunze-Soundbausteine aus Ratschgitarre und Klingelklavier. Erst mit "Finden Sie Mabel" und "Dein ist mein ganzes Herz" taut das Publikum auf, bei den Coverversionen "Lola" und "Was immer Du willst" hat der einstige Liedermacher dann den Ton gefunden, der die Massen zum Mitwippen bringt.
Und schon ist es auch vorbei. Jetzt beginnt eigentlich der gemütliche Teil, Biertrinken bei der Bundeswehr, die dem Sud der Standhaften in den vergangenen Jahren zuverlässig noch Partyplatz bot, wenn alle anderen Spielstätten den Anweisungen der Stadtverwaltung folgend schon allen Bierhähnen den Hals umgedreht hatten. Bedarf ist da, etwa für den neuen Bundeswehrquiz: Wer ihn fehlerlos absolviert, sagt ein Gerücht, das zwischen peruanischem Blockflöter vom Stamme der Straßenmusikanten und Knoblauchbrotstand kursiert, wird von einer sympathisch uniformierten Pressgang umgehend freiwillig eingezogen.
Doch Guttenberg weg, Zufluchtsort fort. Es ist noch nicht ganz dunkel und noch lange nicht wieder hell, da hat die Freiwilligenarmee schon abgeräumt. Libyen ruft! Nur das bayrische Bierzelt gröhlt nun noch Volksweisen im Stampfbeat. Coitus interruptus schließlich auch hier. Eben noch tanzen die letzten Jungmänner der Region auf Tisch und Stuhl, dann zieht der Oberplatzwart den Stecker und es wird ganz still.
Kulturelle Highlights:
Jahrestreffen der Kleiner-Feigling-Trinker
Fest für Feinschmecker
Schallalah im Schlamm
Ja, und diesmal ist auch Heinz Rudolf Kunze dabei, ein Altstargast, der in seinen besten Tagen das "Lamm Gottes" besang und mittlerweile um "Längere Tage" mit unbenannten Damen fleht. Kunze kommt jahrgangsmäßig nach der Ireen Sheer, Edo Zanki und Uwe Ochsenknecht und direkt nach Klaus Lage und Karat und Händel, der das traditionelle Höhenfeuerwerk untermalt wie üblich. Und er staunt glaubhaft, "dass so viele hierhergefunden haben". Von unten wird zurückgestaunt, was der Entertainer aus Hannover an Musik mitgebracht hat: Statt großer Hits erstmal lauter neue Lieder, die nichtsdestotrotz geduldig zur Kenntnis genommen werden. Dann auch noch Frühwerke. "Lisa" und das "Lamm Gottes", hergestellt seinerzeit noch ohne die patentierten Kunze-Soundbausteine aus Ratschgitarre und Klingelklavier. Erst mit "Finden Sie Mabel" und "Dein ist mein ganzes Herz" taut das Publikum auf, bei den Coverversionen "Lola" und "Was immer Du willst" hat der einstige Liedermacher dann den Ton gefunden, der die Massen zum Mitwippen bringt.
Und schon ist es auch vorbei. Jetzt beginnt eigentlich der gemütliche Teil, Biertrinken bei der Bundeswehr, die dem Sud der Standhaften in den vergangenen Jahren zuverlässig noch Partyplatz bot, wenn alle anderen Spielstätten den Anweisungen der Stadtverwaltung folgend schon allen Bierhähnen den Hals umgedreht hatten. Bedarf ist da, etwa für den neuen Bundeswehrquiz: Wer ihn fehlerlos absolviert, sagt ein Gerücht, das zwischen peruanischem Blockflöter vom Stamme der Straßenmusikanten und Knoblauchbrotstand kursiert, wird von einer sympathisch uniformierten Pressgang umgehend freiwillig eingezogen.
Doch Guttenberg weg, Zufluchtsort fort. Es ist noch nicht ganz dunkel und noch lange nicht wieder hell, da hat die Freiwilligenarmee schon abgeräumt. Libyen ruft! Nur das bayrische Bierzelt gröhlt nun noch Volksweisen im Stampfbeat. Coitus interruptus schließlich auch hier. Eben noch tanzen die letzten Jungmänner der Region auf Tisch und Stuhl, dann zieht der Oberplatzwart den Stecker und es wird ganz still.
Kulturelle Highlights:
Jahrestreffen der Kleiner-Feigling-Trinker
Fest für Feinschmecker
Schallalah im Schlamm
So wie früher, früher, früher ohne Gummiüberzieher
Wer hat noch nicht, wer will nochmal? Ex-Außenminister Joschka Fischer hat hier geschrien und seinem Nachnachfolger Guido Westerwelle "politisches Versagen" vorgeworfen. Westerwelles Verweigerung, deutsche Truppen nach Libyen zu schicken, um Gaddafi zu stürzen, sei „ein einziges Debakel, vielleicht das größte außenpolitische Debakel seit Gründung der Bundesrepublik“, sagte der ehemalige Straßenkämpfer und spätere Grünen-Politiker dem „Spiegel“. Damit sei "die Position der Bundesrepublik in der Welt wesentlich beschädigt“ worden.
Dabei habe er selbst, Fischer, die deutsche Libyen-Politik seinerzeit erstmals seit Rommel wieder auf eine verlässliche Grundlage gestellt, als er seine europäischen Außenministerkollegen vor sieben Jahren überredete, das seit 1986 geltene Waffenembargo gegen das Gaddafi-Regime aufzuheben.
Fischer hatte damals "kräftig " (Stern) für diesen Schritt die Werbetrommel gerührt. Es gehe darum, "die Beziehungen jetzt angesichts der dramatischen Veränderungen, die Libyen in seinen Außenbeziehungen vorgenommen hat" zu normalisieren, hatte der Grünen-Chef seinerzeit um Verständnis und Nachsicht mit dem blutigen Regime des erst viel später als "Diktator" (dpa) entlarvten Gaddafi gebeten.
Für den damaligen Außenminister endete damit ein langer Kampf. Fischer hatte schon im Jahr 2000 eine Reise nach Tripolis unternommen, um dort mit Gaddafis liebenswertem Sohn Seif el Islam über engere Beziehungen zwischen Deutschland und dem tyrannischen Regime des Diktators zu beraten. Diese persönliche Erfahrung mit dem Unrechtsregime, so Fischer, gebe ihm jetzt jedes Recht, Westerwelle für "das größte außenpolitische Debakel seit Gründung der Bundesrepublik“ verantwortlich zu machen.
Gaddafi zum Tode verurteilt
Dabei habe er selbst, Fischer, die deutsche Libyen-Politik seinerzeit erstmals seit Rommel wieder auf eine verlässliche Grundlage gestellt, als er seine europäischen Außenministerkollegen vor sieben Jahren überredete, das seit 1986 geltene Waffenembargo gegen das Gaddafi-Regime aufzuheben.
Fischer hatte damals "kräftig " (Stern) für diesen Schritt die Werbetrommel gerührt. Es gehe darum, "die Beziehungen jetzt angesichts der dramatischen Veränderungen, die Libyen in seinen Außenbeziehungen vorgenommen hat" zu normalisieren, hatte der Grünen-Chef seinerzeit um Verständnis und Nachsicht mit dem blutigen Regime des erst viel später als "Diktator" (dpa) entlarvten Gaddafi gebeten.
Für den damaligen Außenminister endete damit ein langer Kampf. Fischer hatte schon im Jahr 2000 eine Reise nach Tripolis unternommen, um dort mit Gaddafis liebenswertem Sohn Seif el Islam über engere Beziehungen zwischen Deutschland und dem tyrannischen Regime des Diktators zu beraten. Diese persönliche Erfahrung mit dem Unrechtsregime, so Fischer, gebe ihm jetzt jedes Recht, Westerwelle für "das größte außenpolitische Debakel seit Gründung der Bundesrepublik“ verantwortlich zu machen.
Gaddafi zum Tode verurteilt
Samstag, 27. August 2011
Fremde Federn: Die Wahrheit, so fern
Das poltert, das bollert und prügelt, seit Monaten nun schon. Und der Sack ist immer derselbe: "Märkte", "Banken", Spekulanten", konkreter haben sie es nicht, die Schwätzer unterm Rettungsschirm, die genau wissen, dass es auch niemand genauer wissen möchte. Dass die eigene Lebensversicherung mitspekuliert? Mit Nichtwissen bestritten. Dass der Sparbrief von der Sparkasse ein verkappter Call auf einen höheren Platinpreis ist? Mit Nichtwissen bestritten, Dass der DWD-Vermögensbildungsfonds 3 gelegentlich Gelegenheiten nutzt? Das Kleingedruckte haben wir doch nie gelesen!
Drei Jahre nach dem Beginn der großen Krise redet niemand mehr von Landesbanken, keiner erwähnt mehr Männer wie Jörg Asmussen und Peer Steinbrück, die die Verbriefung von fremden Schulden hoffähig machten und in den Aufsichtsräten der großen Pleiteinstitute saßen. Die Krise, so heißt es bei den Männern, die inzwischen die Rolle als Warner und Retter spielen, kam von draußen rein. Nichts konnte man tun außer entschlossen zu gucken.
Denn so ist er, der Kapitalismus. Irgendwie am Ende, findet sogar Frank Schirrmacher, als Chef der FAZ eine Art Marktwirtschaftsprediger. Aber wenn auf einmal alles so kaputt geht, muss man da nicht daran zweifeln, ob das wirklich der richtige Weg, die richtige Art zu wirtschaften ist?
Schirrmacher hat keine Alternative zu bieten. Er will nicht zurück zum Sozialismus, er will aber eben auch keine Krisen im Kapitalismus. Für sein Gebet darum hat der journalistische Großdenker wie immer viel Aufmerksamkeit eingeheimst - dabei zeugen schon die vermeintlichen Voraussetzungen für seine Zweifel von einer völligen Vermeidung von Recherche im Vorfeld, wie ihm jetzt auch Spiegel-Kolumnist Jan Fleischhauer bescheinigt.
"Schon die Annahme, die derzeitige Vertrauenskrise sei Folge einer enthemmten Finanzökonomie, könnte ja weiter entfernt von der Wahrheit nicht sein", schreibt er. Am Beginn dieser Krise habe nämlich "eine Politik billigen Geldes" gestanden, "die erst dem Parkplatzwächter in Amerika zu einem Eigenheim verhalf und dann jedem zweiten Griechen zu einem Golf". Der erste konnte die Raten nicht mehr bezahlen, als begonnen wurde, das viele Geld wieder einzusammeln. Der zweite blieb die Rückzahlung schuldig, als seine Regierung niemanden mehr fand, der ihr glaubte, dass sie nicht über ihre Verhältnisse lebte.
Wer aber war verantwortlich? Für Fleischhauer keine Frage. "Es ist genau dieses, aus den Regierungszentralen orchestrierte Leben auf Pump, das die Grundlagen soliden Wirtschaftens korrumpierte und die Kreditwirtschaft an den Rand des Abgrunds führte. Das ist die Reihenfolge, nicht umgekehrt."
Der ganze Text steht hier.
2008 bei PPQ: Bodenplatte für den Zusammenbruch
Drei Jahre nach dem Beginn der großen Krise redet niemand mehr von Landesbanken, keiner erwähnt mehr Männer wie Jörg Asmussen und Peer Steinbrück, die die Verbriefung von fremden Schulden hoffähig machten und in den Aufsichtsräten der großen Pleiteinstitute saßen. Die Krise, so heißt es bei den Männern, die inzwischen die Rolle als Warner und Retter spielen, kam von draußen rein. Nichts konnte man tun außer entschlossen zu gucken.
Denn so ist er, der Kapitalismus. Irgendwie am Ende, findet sogar Frank Schirrmacher, als Chef der FAZ eine Art Marktwirtschaftsprediger. Aber wenn auf einmal alles so kaputt geht, muss man da nicht daran zweifeln, ob das wirklich der richtige Weg, die richtige Art zu wirtschaften ist?
Schirrmacher hat keine Alternative zu bieten. Er will nicht zurück zum Sozialismus, er will aber eben auch keine Krisen im Kapitalismus. Für sein Gebet darum hat der journalistische Großdenker wie immer viel Aufmerksamkeit eingeheimst - dabei zeugen schon die vermeintlichen Voraussetzungen für seine Zweifel von einer völligen Vermeidung von Recherche im Vorfeld, wie ihm jetzt auch Spiegel-Kolumnist Jan Fleischhauer bescheinigt.
"Schon die Annahme, die derzeitige Vertrauenskrise sei Folge einer enthemmten Finanzökonomie, könnte ja weiter entfernt von der Wahrheit nicht sein", schreibt er. Am Beginn dieser Krise habe nämlich "eine Politik billigen Geldes" gestanden, "die erst dem Parkplatzwächter in Amerika zu einem Eigenheim verhalf und dann jedem zweiten Griechen zu einem Golf". Der erste konnte die Raten nicht mehr bezahlen, als begonnen wurde, das viele Geld wieder einzusammeln. Der zweite blieb die Rückzahlung schuldig, als seine Regierung niemanden mehr fand, der ihr glaubte, dass sie nicht über ihre Verhältnisse lebte.
Wer aber war verantwortlich? Für Fleischhauer keine Frage. "Es ist genau dieses, aus den Regierungszentralen orchestrierte Leben auf Pump, das die Grundlagen soliden Wirtschaftens korrumpierte und die Kreditwirtschaft an den Rand des Abgrunds führte. Das ist die Reihenfolge, nicht umgekehrt."
Der ganze Text steht hier.
2008 bei PPQ: Bodenplatte für den Zusammenbruch
Freitag, 26. August 2011
Kostenlos in der Verkaufshitparade
Einmal mehr ist hinten ganz vorn! Sachsen-Anhalt, oft belächeltes Armenhaus Deutschlands, trumpft in Apples iTunes-Store mächtig auf: 2500 Smartphone-Besitzer, so meldet die Staatskanzlei, hätten sich bisher die funkelnagelneue landeseigene App heruntergeladen, mit der das Land seiner staatlichen Aufgabe nachkommt, mobil über Adressen und Öffnungszeiten von Behörden, Termine der Minister und aktuelle Verkehrsmeldungen zu informieren.
Ministerpräsident Reiner Haseloff, mit seiner wöchentlichen Kultsendung "Videobotschaft" selbst ein beliebter Internetstar - freue sich über das «große Interesse». Die kostenlose Sachsen-Anhalt-Suche belege im Verkaufsranking von Apple in der Kategorie Nachrichten bundesweit den zweiten Platz, lobt sich das Land. Kostenlos verkaufen, das können sie eben.
Ministerpräsident Reiner Haseloff, mit seiner wöchentlichen Kultsendung "Videobotschaft" selbst ein beliebter Internetstar - freue sich über das «große Interesse». Die kostenlose Sachsen-Anhalt-Suche belege im Verkaufsranking von Apple in der Kategorie Nachrichten bundesweit den zweiten Platz, lobt sich das Land. Kostenlos verkaufen, das können sie eben.
Absturz nach oben
Wunschträume und Wirklichkeit, nicht immer passen sie fugenlos zueinander. "Jobs-Rücktritt: Apple-Aktie stürzt ab" fantasiert sich etwa das Börsenmagazin "Bild" nach dem Abgang des großen iNnovators eine erwartbare Reaktion der Börse herbei (Screenshot Bild.de oben).
Die Zeile ist natürlich ein Klassiker der Apple-Berichterstattung. Wann immer Firmenchef Steve Jobs eine Schweißperle auf der Stirn hatte, explodierten die Qualitätsmedienhäuser in dieser einen vor Ideen sprühenden Zeile: "Apple: Aktie stürzt ab". Warum also nicht auch diesmal? Schließlich ist keine Idee schlecht genug, als dass sie nicht auch in der Wiederholung besser wäre als gar keine Idee.
Dann ist es auch egal, ob es stimmt. Wie diesmal. Statt zu sinken, wie von den Experten vorempfunden, bevorzugt es das Apple-Papier, den gesamten Tag über zu steigen. Zwar von einem niedrigen Niveau aus. Doch innerhalb von acht Stunden lässt Apple sogar den Vergleichsindex Nasdaq hinter sich. Ein Absturz nach oben: Während der Nasdaq um drei Prozent sinkt, schließt Apple nur mit einem Prozent im Minus.
Die Zeile ist natürlich ein Klassiker der Apple-Berichterstattung. Wann immer Firmenchef Steve Jobs eine Schweißperle auf der Stirn hatte, explodierten die Qualitätsmedienhäuser in dieser einen vor Ideen sprühenden Zeile: "Apple: Aktie stürzt ab". Warum also nicht auch diesmal? Schließlich ist keine Idee schlecht genug, als dass sie nicht auch in der Wiederholung besser wäre als gar keine Idee.
Dann ist es auch egal, ob es stimmt. Wie diesmal. Statt zu sinken, wie von den Experten vorempfunden, bevorzugt es das Apple-Papier, den gesamten Tag über zu steigen. Zwar von einem niedrigen Niveau aus. Doch innerhalb von acht Stunden lässt Apple sogar den Vergleichsindex Nasdaq hinter sich. Ein Absturz nach oben: Während der Nasdaq um drei Prozent sinkt, schließt Apple nur mit einem Prozent im Minus.
Verbot der Woche: Verbale Bombenleger
Es ist ein Schock für alle redlichen Surfer, ein Rückschlag für jeden, der an das Gute glaubte, das auch im Internet irgendwann einmal die Oberhand behalten würde, zärtlich angeleitet von der Sperr- und Suchmaschine Google, von willensstarken Bloganbietern wie Wordpress und natürlich dem Bundesblogampelamt (BAA) im mecklenburgischen Warin.
Nun aber wechselt mit Google, dem Suchriesen, dem hier bei PPQ bereits vor Jahren der nahe Untergang vohergesagt wurde, einer der größten Verbündeten des Guten und Wahren auf die Seite der Menschenverachtung, auf die Seite der Zuspitzer und verbalen Bombenleger. Unglaublich: In seiner Instant-Suche, die Benutzern dabei hilft, herauszufinden, wonach sie suchen wollen, ergänzt die angeblich maschinelle Intelligenz die Worte "wie viel" automatisch mit "e Türken wurden in den letzten Tagen vernichtet".
Schuld ist angeblich der "Algorhythmus", nach dem die Google-Software die Anfrage ergänzt. Dabei wird im Deutschen zuerst einmal der Umlaut durch einen Vokal ersetzt, bei "Türken" wird hier "Turken". Im nächsten Schritt schaut die Maschine, welche Anfragen mit "wie viel" und "Turken" zuletzt beliebt waren - und dank der Ehec-Seuche, die beinahe die gesamte Menschheit ausgelöscht hätte, war das die Frage "Wie viele Gurken wurden in den letzten Tagen vernichtet".
Der Rest ist Tippfehlermanagement. Nach "Türken" wird insgesamt häufiger gesucht als nach "Gurken", woraus Google messerscharf schließt, dass "Gurken" ebenso wie "Turken" ein Tippfehler sein muss. Bleibt "Türken" übrig.
Nutzer sind angewidert, türkischstämmige Mitbürger wenden sich mit
Grausen, die von PPQ umgehend alarmierte Bundesregierung warnt Minderjährige inzwischen offiziell vor der Eingabe von "wie viel" in die Suchmaske. Weitergehende Massnahmen im Rahmen der bürgerschaftlich engagierten PPQ-Reihe "Verbot der Woche" will das Kabinett am Rande der nächsten Eurorettungssitzung abstimmen. Google müsse seinen Suchtechnik so optimieren, dass politisch nicht korrekte Antworten generell ausgeschlossen sind, hieß es im politischen Berlin.
Nun aber wechselt mit Google, dem Suchriesen, dem hier bei PPQ bereits vor Jahren der nahe Untergang vohergesagt wurde, einer der größten Verbündeten des Guten und Wahren auf die Seite der Menschenverachtung, auf die Seite der Zuspitzer und verbalen Bombenleger. Unglaublich: In seiner Instant-Suche, die Benutzern dabei hilft, herauszufinden, wonach sie suchen wollen, ergänzt die angeblich maschinelle Intelligenz die Worte "wie viel" automatisch mit "e Türken wurden in den letzten Tagen vernichtet".
Schuld ist angeblich der "Algorhythmus", nach dem die Google-Software die Anfrage ergänzt. Dabei wird im Deutschen zuerst einmal der Umlaut durch einen Vokal ersetzt, bei "Türken" wird hier "Turken". Im nächsten Schritt schaut die Maschine, welche Anfragen mit "wie viel" und "Turken" zuletzt beliebt waren - und dank der Ehec-Seuche, die beinahe die gesamte Menschheit ausgelöscht hätte, war das die Frage "Wie viele Gurken wurden in den letzten Tagen vernichtet".
Der Rest ist Tippfehlermanagement. Nach "Türken" wird insgesamt häufiger gesucht als nach "Gurken", woraus Google messerscharf schließt, dass "Gurken" ebenso wie "Turken" ein Tippfehler sein muss. Bleibt "Türken" übrig.
Nutzer sind angewidert, türkischstämmige Mitbürger wenden sich mit
Grausen, die von PPQ umgehend alarmierte Bundesregierung warnt Minderjährige inzwischen offiziell vor der Eingabe von "wie viel" in die Suchmaske. Weitergehende Massnahmen im Rahmen der bürgerschaftlich engagierten PPQ-Reihe "Verbot der Woche" will das Kabinett am Rande der nächsten Eurorettungssitzung abstimmen. Google müsse seinen Suchtechnik so optimieren, dass politisch nicht korrekte Antworten generell ausgeschlossen sind, hieß es im politischen Berlin.
Donnerstag, 25. August 2011
Wir sagen an dieser Stelle einfach mal: Erich!
Wir sagen an dieser Stelle einfach mal: Danke, Erich!
für 17 Jahre Grenzsicherung in Europa
für 17 Jahre mit Kriegsübungen schon für Minderjährige
für 17 Jahre mit Vollbeschäftigung ohne Beschäftigung
für 17 Jahre in Abrisshäusern und Neubauplatten, ohne Litchi, Maracuja und Avocado
für 17 Jahre Leben für Erwachsene wie im Kindergarten
für 17 Jahre mit Neonazis, über die keiner reden durfte
für 17 Jahre Geschichtsunterricht aus dem Märchenbuch
für 17 Jahre Club Cola und FKK
für 17 Jahre mit verkauften Gefangenen und verkauftem Altstadtpflaster
für 17 Jahre mit Zwei-Klassen-Medizin: Poliklinik für alle, Regierungskrankenhaus für die anderen
für 17 Jahre Hohenschönhausen mit Stasiknast
für 17 Jahre Sexbelehrungen von Jutta Resch-Treuwerth
für 17 Jahre Bildung für alle, Abitur für wenige
Es war nicht alles schlecht
Weil heute Dein Geburtstag ist
Der Berlinpankowblogger erzählt seinen Alptraum 2011
Aufstand der Edelfedern
Lustiger könnte auch die Realität nicht sein. Eben noch setzte der durch seine fragwürdigen Finanzgepflogenheiten bekannt gewordene Edelfederverein Netzwerk Recherche die Schließung des bekannten Blogs Netzwerkrecherche durch. Und schon fordert Meedia, der führende Medienaufsichtsdienst im Internet, seinerseits die Schließung des offenbar von der eigenen Wirkmacht besoffenen Aufklärerzirkels.
„Macht das Netzwerk Recherche dicht!“, appelliert Meedia an wenauchimmer. Nur so könne noch Schaden vom Journalismus insgesamt abgewendet werden. Die Kommunikationsarbeit des Netzwerks in eigener Sache sei desaströs, ungeklärt bleibe, "warum ein relativ kleiner Verein wie das Netzwerk über eine halbe Million Euro Rücklagen angehäuft" habe. Gar nicht zu reden von der "seltsame Geschichten", nach der Hans Leyendecker, einst als einziger deutscher Journalist im Besitz der Wahrheit über die Hinrichtung des Terroristen Wolfgang Grams in Bad Kleinen, bei der Gründungsversammlung des Netzwerks 2001 einen anonymen Großspender aus Amerika ins Spiel gebracht habe. Weshalb der damals noch funkelnde Netzwerkchef Thomas Leif "offenbar die Protokollierung der Sitzung unterbinden ließ", wie Meedia schreibt.
Ein Schauerstück über den Zustand der Medien hierzulande, die sich mehr denn je als Transmissionsriemen des Willens der Mächtigen begreifen. Gestritten wird um Nebensächliches, Abgeschriebenes entdeckt jeder immer nur beim anderen. Wehe aber, ein durchweg seriöses Blog erdreistet sich, denselben Wald- und Wiesennamen zu benutzen wie die Herren aus dem Elfenbeinturm der Edelfederei, wo Wikipedialesen binnen Stunden zu höherem Expertentum führt. Zack, wird die Bude dichtgemacht.
Möglicherweise ein Ablenkungsmanöver zur Täuschung der Öffentlichkeit, wie die ehemaligen Blog-Macher, die inzwischen unter „eulenfurz“ weitermachen, vermuten. Die Hatz auf die Blogger diene als Vorwand, um auf die Forderungen von Meedia hin behaupten zu können, netzwerkrecherche sei doch bereits dicht. Dabei habe für die Blogger von Anfang an festgestanden, dass man "mit dem Verein „Netzwerk Recherche e.V.“ und dessen mafiösen Machenschaften keinerlei Verbindung" pflegen wolle. Stattdessen sei man im Unterschied zu den Vereinsmeiern mit demselben Namen, die in zehn Jahren nicht eine einzige Recherche betrieben hätten, angetreten, das Recherchieren in Deutschland nicht nur zu propagieren, sondern selbst durchzuführen.
Notgedrungen künftig ohne den alteingeführten Namen, den der Bloghoster Wordpress nach einem Einschüchterungsbrief von Netzwerk Recherche e.V. sperrte. Stoppen können die Journalismusdarsteller die wahren Journalisten damit freilich nicht: "Wir werden nun „Eulenfurz“ zu einer seriösen Marke ausbauen und warnen die Vereinsmeier von „Netzwerk Recherche e.V.“ davor, auch diesen Namen durch ihre zwielichtigen Handlungen zu ruinieren, indem sie ihn für dunkle Transaktionen missbrauchen!"
„Macht das Netzwerk Recherche dicht!“, appelliert Meedia an wenauchimmer. Nur so könne noch Schaden vom Journalismus insgesamt abgewendet werden. Die Kommunikationsarbeit des Netzwerks in eigener Sache sei desaströs, ungeklärt bleibe, "warum ein relativ kleiner Verein wie das Netzwerk über eine halbe Million Euro Rücklagen angehäuft" habe. Gar nicht zu reden von der "seltsame Geschichten", nach der Hans Leyendecker, einst als einziger deutscher Journalist im Besitz der Wahrheit über die Hinrichtung des Terroristen Wolfgang Grams in Bad Kleinen, bei der Gründungsversammlung des Netzwerks 2001 einen anonymen Großspender aus Amerika ins Spiel gebracht habe. Weshalb der damals noch funkelnde Netzwerkchef Thomas Leif "offenbar die Protokollierung der Sitzung unterbinden ließ", wie Meedia schreibt.
Ein Schauerstück über den Zustand der Medien hierzulande, die sich mehr denn je als Transmissionsriemen des Willens der Mächtigen begreifen. Gestritten wird um Nebensächliches, Abgeschriebenes entdeckt jeder immer nur beim anderen. Wehe aber, ein durchweg seriöses Blog erdreistet sich, denselben Wald- und Wiesennamen zu benutzen wie die Herren aus dem Elfenbeinturm der Edelfederei, wo Wikipedialesen binnen Stunden zu höherem Expertentum führt. Zack, wird die Bude dichtgemacht.
Möglicherweise ein Ablenkungsmanöver zur Täuschung der Öffentlichkeit, wie die ehemaligen Blog-Macher, die inzwischen unter „eulenfurz“ weitermachen, vermuten. Die Hatz auf die Blogger diene als Vorwand, um auf die Forderungen von Meedia hin behaupten zu können, netzwerkrecherche sei doch bereits dicht. Dabei habe für die Blogger von Anfang an festgestanden, dass man "mit dem Verein „Netzwerk Recherche e.V.“ und dessen mafiösen Machenschaften keinerlei Verbindung" pflegen wolle. Stattdessen sei man im Unterschied zu den Vereinsmeiern mit demselben Namen, die in zehn Jahren nicht eine einzige Recherche betrieben hätten, angetreten, das Recherchieren in Deutschland nicht nur zu propagieren, sondern selbst durchzuführen.
Notgedrungen künftig ohne den alteingeführten Namen, den der Bloghoster Wordpress nach einem Einschüchterungsbrief von Netzwerk Recherche e.V. sperrte. Stoppen können die Journalismusdarsteller die wahren Journalisten damit freilich nicht: "Wir werden nun „Eulenfurz“ zu einer seriösen Marke ausbauen und warnen die Vereinsmeier von „Netzwerk Recherche e.V.“ davor, auch diesen Namen durch ihre zwielichtigen Handlungen zu ruinieren, indem sie ihn für dunkle Transaktionen missbrauchen!"
Mittwoch, 24. August 2011
Tropen auf Eis
Nun ist der Sommer also doch auf einen Dienstag gefallen. Nachdem der Deutsche Wetterdienst erst einen warmen Juli und dann einen heißen trockenen August angekündigt hatte, jedes Mal aber nur neuer Landregen kam, haben die Wetterwarner aus Offenbach kurz vor Ultimo alles auf eine Karte gesetzt: "Tropische Hitze" in Deutschland, "Belastungen durch Hitze und Schwüle", die "anhalten" (Focus) werden. Weshalb die staatlichen Wetterwachen gleich "für Diensttag eine Hitzewarnung" ausgaben. Schließlich sollte es "gefühlte Temperaturen von über 40 Grad geben" und damit "eine extreme Wärmebelastung".
So zumindest schrieben die Experten am Montag vor dem Tropendienstag auf ihrer Homepage. Die einzig wahre deutsche Qualitätsnachrichtenagentur dpa schmiedete daraus den Satz "damit wird es pünktlich zum Ende der sogenannten Hundstage noch mal richtig heiß in Deutschland", selbstverständlich ohne zu erwähnen, auf welche Hitzeperiode sich das "noch einmal" genau bezieht. Letztes Jahr? Vorletztes? Den WM-Sommer 2006?
Nur nicht zu konkret werden, nachher stimmt das alles wieder nicht. Seit der DWD nach dieser Maßgabe Wettervorhersagen erstellt, kann jederzeit alles passieren. Oder auch nicht. Der glühend heiße Sonntag, der letztes Wochenende vorhergesagt war, fällt dann auf den Samstag davor. Wetterplanübererfüllung. Und der glutheiße Dienstag ist ein trüber Geselle mit 24 Grad, etwa so wüstennah wie eine Ostseedüne.
Tropen auf Eis, Hitze, die sich als zu kalter Sommer tarnt. Um zu vermeiden, dass die dauernden Diskrepanzen zwischen Vorhersage und Realität jemals auffallen, erstellt der Wetterdienst inzwischen parallele Mehrfachvorhersagen für alle Lebenslagen. Heißt es in der Wetterwarnung für den Glutdienstag noch, es werde "vielfach schwül, im Süden heiß" und "die sehr warme bis heiße und vor allem feuchte Subtropikluft" werde "aus dem Süden bis in Teile Norddeutschlands verfrachtet", heißt es nur eine Mausraddrehung tiefer ganz gelassen , es gehe "am heutigen Dienstag gegenüber Montag noch etwas weiter nach oben" und "auch der Osten bekommt etwas von den Temperaturen oberhalb der 30-Grad-Marke ab".
Aber nicht der ganze Osten. Sachsen-Anhalt etwa, das Land, dem von führenden Forschern "Austrocknung vor allem im Sommer" prophezeit worden war, lag unter einem trübgrauen Wolkenhimmel und ließ sich nassregnen wie immer, seit Max-Planck-Forscher ein Sinken der sommerlichen Regenmenge um ein Drittel samt verschärfter Dürren und erhöhter Waldbrandgefahr "genau wie nie" vorausgesagt hatten.
Wenigstens der Rest der Woche wird einfach, nach derzeitigem Stand. Während die großen Qualitätszeitungen ungeachtet des Blicks aus dem eigenen Fenster vor "Hitze" warnen, richtet sich der Blick der DWD-Beobachter schon nach vorn. "Im Laufe des Freitags zieht dann wahrscheinlich eine Kaltfront von West nach Ost, die nicht nur für ordentlich Trouble in Form schwerer Gewitter sorgt, sondern auch einen merklichen Luftmassenwechsel einleitet - heiße Subtropikluft ade, welcome frische Atlantikluft", schreibt der poesiediensthabende Wetterdienstler Jens Hoffmann. Es wird also schon wieder kühler. Oder aber das stimmt wieder nicht. Dann wird es wärmer.
So zumindest schrieben die Experten am Montag vor dem Tropendienstag auf ihrer Homepage. Die einzig wahre deutsche Qualitätsnachrichtenagentur dpa schmiedete daraus den Satz "damit wird es pünktlich zum Ende der sogenannten Hundstage noch mal richtig heiß in Deutschland", selbstverständlich ohne zu erwähnen, auf welche Hitzeperiode sich das "noch einmal" genau bezieht. Letztes Jahr? Vorletztes? Den WM-Sommer 2006?
Nur nicht zu konkret werden, nachher stimmt das alles wieder nicht. Seit der DWD nach dieser Maßgabe Wettervorhersagen erstellt, kann jederzeit alles passieren. Oder auch nicht. Der glühend heiße Sonntag, der letztes Wochenende vorhergesagt war, fällt dann auf den Samstag davor. Wetterplanübererfüllung. Und der glutheiße Dienstag ist ein trüber Geselle mit 24 Grad, etwa so wüstennah wie eine Ostseedüne.
Tropen auf Eis, Hitze, die sich als zu kalter Sommer tarnt. Um zu vermeiden, dass die dauernden Diskrepanzen zwischen Vorhersage und Realität jemals auffallen, erstellt der Wetterdienst inzwischen parallele Mehrfachvorhersagen für alle Lebenslagen. Heißt es in der Wetterwarnung für den Glutdienstag noch, es werde "vielfach schwül, im Süden heiß" und "die sehr warme bis heiße und vor allem feuchte Subtropikluft" werde "aus dem Süden bis in Teile Norddeutschlands verfrachtet", heißt es nur eine Mausraddrehung tiefer ganz gelassen , es gehe "am heutigen Dienstag gegenüber Montag noch etwas weiter nach oben" und "auch der Osten bekommt etwas von den Temperaturen oberhalb der 30-Grad-Marke ab".
Aber nicht der ganze Osten. Sachsen-Anhalt etwa, das Land, dem von führenden Forschern "Austrocknung vor allem im Sommer" prophezeit worden war, lag unter einem trübgrauen Wolkenhimmel und ließ sich nassregnen wie immer, seit Max-Planck-Forscher ein Sinken der sommerlichen Regenmenge um ein Drittel samt verschärfter Dürren und erhöhter Waldbrandgefahr "genau wie nie" vorausgesagt hatten.
Wenigstens der Rest der Woche wird einfach, nach derzeitigem Stand. Während die großen Qualitätszeitungen ungeachtet des Blicks aus dem eigenen Fenster vor "Hitze" warnen, richtet sich der Blick der DWD-Beobachter schon nach vorn. "Im Laufe des Freitags zieht dann wahrscheinlich eine Kaltfront von West nach Ost, die nicht nur für ordentlich Trouble in Form schwerer Gewitter sorgt, sondern auch einen merklichen Luftmassenwechsel einleitet - heiße Subtropikluft ade, welcome frische Atlantikluft", schreibt der poesiediensthabende Wetterdienstler Jens Hoffmann. Es wird also schon wieder kühler. Oder aber das stimmt wieder nicht. Dann wird es wärmer.
Dienstag, 23. August 2011
Sex, Macht und Medien - Anatomie eines kurzen Flirts
Drei Monate nur war Dominik Strauss-Kahn schuldig. schuldig gesprochen von einem Fernsehgericht, in dem bis auf die Taz einmal mehr alle großen deutschen Medien platzgenommen hatten. "Mächtige Männer haben eine hyperaktive Libido", analysierte der mächtige "Spiegel", warum der Franzose geradezu gezwungen war, sich das zufällig hereinplatzende Zimmermädchen gefügig zu machen. Unter dem Titel "Sex und Macht - Anatomie einer gefährlichen Beziehung" schilderte das ehemalige Sturmgeschütz der Demokratie, wie sich Redakteure in Hamburg die Welt vorstellen.
Auch der gescheiterte SPD-Kanzlerkandidat Walter Steinmeier wusste genau, wovon er sprach: "Die Gewöhnung an Macht birgt ohne Zweifel Risiken. Sie kann Persönlichkeiten verändern. Macht kann blind machen und dafür sorgen, dass Einzelne, die lange in hohen Positionen sind, den Boden unter den Füßen und Maßstäbe verlieren, glauben, über dem Recht zu stehen." Wie Strauss-Kahn, das war klar. "Fast jede zweite Frau wird bei der Arbeit belästigt. Anzügliche Bemerkungen, ungläubige Vorgesetzte – auch "Welt Online"-Leserinnen haben Demütigendes erlebt", transferierte die "Welt" das Geschehen im fernen New York herunter auf die Erlebniswelt ihrer Leserinnen.
Es war nichts klar. Und damit alles. Landet ein mächtiger Mann im Gefängnis, muss er das Zimmermädchen sexuell belästigt haben. Lobeshymnen auf die Unabhängigkeit der Justiz wurden gesungen, die sich an ihn "herangetraut" habe. Nun suche der Mann nur noch Ausreden, er verfange sich in Widersprüchen, er sei folglich schuldig. Der Prozess hatte noch nicht begonnen, das Urteil war gefallen. "Politisch gilt der Franzose als erledigt", frohlockte n-tv,, von PPQ damals als "eine Art elektrisches Ferngericht" beschrieben.
Natürlich war auch Alice Schwarzer zugegen, die "Journalistin", die zuletzt mit imponierender versucht hatte, die Richter im Kachelmann-Prozess per Bild-Zeitung zu einer verurteilung zu treiben. Es sei ein Skandal, ereiferte sie sich nach kurzem Studium von allerlei Hörensagen, dass "Strauss-Kahns Frauengeschichten von Medien und Politik in Frankreich so lange totgeschwiegen worden seien". Schwarzer, die bis dahin noch nie einen Ton über Frauengeschichten Strauss-Kahns verloren hatte, wusste jetzt: "Männer wie Strauss-Kahn missbrauchen Macht". Schließlich hätten "zahlreiche Französinnen" direkt nach der Festnahme des IWF-Chefs "von früheren sexuellen Übergriffen berichtet".
Klappe zu, Affe tot, Delinquent erledigt. Dass die Geschichte des Zimmermädchens vom ersten Augenblick vor Ungereimtheiten strotzte und das ganze Verfahren nun nach nur drei Monaten erwartbarerweise anders ausgeht als die fliegenden Standgerichte der veröffentlichten Meinung gern glauben machen wollten, ändert gar nichts. "Sex und Macht" - die gefährlichen Beziehung, so ausgiebig obduziert und auserklärt sie war, so kurz war ihr Leuchten am Medienhimmel. Doch "wenn die Fahne fliegt, ist der Verstand in der Trompete", hat der österreichische Ethnologe Konrad Lorenz ja vor vielen Jahren schon bemerkt. Das wird beim nächsten Mal wieder gelten.
Auch der gescheiterte SPD-Kanzlerkandidat Walter Steinmeier wusste genau, wovon er sprach: "Die Gewöhnung an Macht birgt ohne Zweifel Risiken. Sie kann Persönlichkeiten verändern. Macht kann blind machen und dafür sorgen, dass Einzelne, die lange in hohen Positionen sind, den Boden unter den Füßen und Maßstäbe verlieren, glauben, über dem Recht zu stehen." Wie Strauss-Kahn, das war klar. "Fast jede zweite Frau wird bei der Arbeit belästigt. Anzügliche Bemerkungen, ungläubige Vorgesetzte – auch "Welt Online"-Leserinnen haben Demütigendes erlebt", transferierte die "Welt" das Geschehen im fernen New York herunter auf die Erlebniswelt ihrer Leserinnen.
Es war nichts klar. Und damit alles. Landet ein mächtiger Mann im Gefängnis, muss er das Zimmermädchen sexuell belästigt haben. Lobeshymnen auf die Unabhängigkeit der Justiz wurden gesungen, die sich an ihn "herangetraut" habe. Nun suche der Mann nur noch Ausreden, er verfange sich in Widersprüchen, er sei folglich schuldig. Der Prozess hatte noch nicht begonnen, das Urteil war gefallen. "Politisch gilt der Franzose als erledigt", frohlockte n-tv,, von PPQ damals als "eine Art elektrisches Ferngericht" beschrieben.
Natürlich war auch Alice Schwarzer zugegen, die "Journalistin", die zuletzt mit imponierender versucht hatte, die Richter im Kachelmann-Prozess per Bild-Zeitung zu einer verurteilung zu treiben. Es sei ein Skandal, ereiferte sie sich nach kurzem Studium von allerlei Hörensagen, dass "Strauss-Kahns Frauengeschichten von Medien und Politik in Frankreich so lange totgeschwiegen worden seien". Schwarzer, die bis dahin noch nie einen Ton über Frauengeschichten Strauss-Kahns verloren hatte, wusste jetzt: "Männer wie Strauss-Kahn missbrauchen Macht". Schließlich hätten "zahlreiche Französinnen" direkt nach der Festnahme des IWF-Chefs "von früheren sexuellen Übergriffen berichtet".
Klappe zu, Affe tot, Delinquent erledigt. Dass die Geschichte des Zimmermädchens vom ersten Augenblick vor Ungereimtheiten strotzte und das ganze Verfahren nun nach nur drei Monaten erwartbarerweise anders ausgeht als die fliegenden Standgerichte der veröffentlichten Meinung gern glauben machen wollten, ändert gar nichts. "Sex und Macht" - die gefährlichen Beziehung, so ausgiebig obduziert und auserklärt sie war, so kurz war ihr Leuchten am Medienhimmel. Doch "wenn die Fahne fliegt, ist der Verstand in der Trompete", hat der österreichische Ethnologe Konrad Lorenz ja vor vielen Jahren schon bemerkt. Das wird beim nächsten Mal wieder gelten.
Integrierte Illusion
Woher kommt nur dieser Hass? Pünktlich zum Jahrgedächtnis der "kruden Thesen" (Spiegel) des früheren Bundesbankers Thilo Sarrazin hat sich die baden-württembergische Integrationsministerin Bilkay Öney hat um die Nachfolge des provokanten Sozialdemokraten beworben. Öney hatte der „Welt am Sonntag“ verraten, dass Türken ihr Daten vorlägen, nach denen Türken "fünfmal mehr Fernsehen als die Deutschen" schauten.
Was als Lob für eine gelungene Integrationsleistung gemeint war, wie sie im Video oben beispielhaft gezeigt wird, kam nicht an. Aus der CDU wurde sie für ihre "vulgäre Wortwahl" kritisiert, die CDU-Sozialausschüsse warfen ihr "Stimmungsmache gegen Türken" vor. Auch die Türkische Gemeinde in Deutschland bezweifelte die Aussage der türkischstämmigen Ministerin und wertete sie als diskriminierend.
Wenn es entsprechende Studien gebe, dann seien diese "grundsätzlich falsch", zu fragen sei, "wer soetwas überhaupt finanziere". Es gehe niemanden etwas an, wer wann und wie lange vor dem Fernseher sitze, so lange derjenige seine Gebühren ordentlich zahle. Der Landeschef der CDU-Sozialausschüsse, Christian Bäumler, sagte, Öneys Aussage lege nahe, dass Türken vor dem Fernseher säßen, während Deutsche arbeiteten. das sei aber nicht so. Nach seinem Wissen schaffen es Türken einfach besser, Arbeit und Fernsehen miteinander zu verbinden. Die Beschäftigungsquote der Türken im Südwesten liege über 90 Prozent. "Wenn sie es trotzdem wirklich schaffen, fünfmal mehr fern zu sehen als deutsche Mitbürger", so Bäumler, "sollten wir fragen: Warum bekommen die das nicht hin?" ARD und ZDF seien hier gefragt, denn "zieht die Fernsehbeteiligung der Deutschen auf das Maß der Türken an, könnte das den Einschaltquoten einen Schub geben."
Gerade in der Diskussion etwa um die Bundesligarechte oder die Vorruhestandsbezügevon beliebten Entertainern könne ein "Mehr an Mitmachen" die Finanzierung erleichtern.
Was als Lob für eine gelungene Integrationsleistung gemeint war, wie sie im Video oben beispielhaft gezeigt wird, kam nicht an. Aus der CDU wurde sie für ihre "vulgäre Wortwahl" kritisiert, die CDU-Sozialausschüsse warfen ihr "Stimmungsmache gegen Türken" vor. Auch die Türkische Gemeinde in Deutschland bezweifelte die Aussage der türkischstämmigen Ministerin und wertete sie als diskriminierend.
Wenn es entsprechende Studien gebe, dann seien diese "grundsätzlich falsch", zu fragen sei, "wer soetwas überhaupt finanziere". Es gehe niemanden etwas an, wer wann und wie lange vor dem Fernseher sitze, so lange derjenige seine Gebühren ordentlich zahle. Der Landeschef der CDU-Sozialausschüsse, Christian Bäumler, sagte, Öneys Aussage lege nahe, dass Türken vor dem Fernseher säßen, während Deutsche arbeiteten. das sei aber nicht so. Nach seinem Wissen schaffen es Türken einfach besser, Arbeit und Fernsehen miteinander zu verbinden. Die Beschäftigungsquote der Türken im Südwesten liege über 90 Prozent. "Wenn sie es trotzdem wirklich schaffen, fünfmal mehr fern zu sehen als deutsche Mitbürger", so Bäumler, "sollten wir fragen: Warum bekommen die das nicht hin?" ARD und ZDF seien hier gefragt, denn "zieht die Fernsehbeteiligung der Deutschen auf das Maß der Türken an, könnte das den Einschaltquoten einen Schub geben."
Gerade in der Diskussion etwa um die Bundesligarechte oder die Vorruhestandsbezügevon beliebten Entertainern könne ein "Mehr an Mitmachen" die Finanzierung erleichtern.
Montag, 22. August 2011
Dicht und Dichter
Eine Stadt der Dichter und Poeten, immer schon. Von wegen Händel, von wegen Heydrich. Halle, gelegen direkt an der legendären "Straße der Gewalt", die den deutschen Osten durchzieht wie eine Lebensader, überzeugt Kunstfreunde nicht nur mit dem weltweit vielbeachteten Projekt der Komplettverfliesung der gesamten Innenstadt und auch nicht mehr nur mit von der quicken Stadtverwaltung organisiertenHimmelsspektakeln über den sich langsam entvölkernden Innenstadtarealen, sondern auch mit Kultur, die ganz von unten wächst.
Eine junge, urbane Bewegung von Zettelklebern tapeziert die Stadt mit Lyrik: Verstörende Zeilen auf dünnem Papier, die nach Erkenntnis rufen und doch nur Verwirrung stiften. "Der Augenblick ist augenscheinlich im Auge des Betrachters durch Augenzwinkern augenblicklich aus", heißt es da. Roger Waters wäre die Erkenntnis ein Doppelalbum wert gewesen. In der einstigen Kulturhaupstadt klebt die tiefgründige Einsicht einfach so an der Laterne.
Eine junge, urbane Bewegung von Zettelklebern tapeziert die Stadt mit Lyrik: Verstörende Zeilen auf dünnem Papier, die nach Erkenntnis rufen und doch nur Verwirrung stiften. "Der Augenblick ist augenscheinlich im Auge des Betrachters durch Augenzwinkern augenblicklich aus", heißt es da. Roger Waters wäre die Erkenntnis ein Doppelalbum wert gewesen. In der einstigen Kulturhaupstadt klebt die tiefgründige Einsicht einfach so an der Laterne.
Die verschwiegene Katastrophe
Ölalarm beim "Focus" nach dem "Leck an Öl-Plattform in der Nordsee" (dpa). "Es könnten bis zu 860 Tonnen auslaufen", fürchtet das Blatt aus München. Der Ölkonzern Shell selbst habe "das schlimmste Szenario" skizziert: Aus dem Leck an der Plattform „Gannet Alpha“ des Konzerns könnte im schlimmsten Fall noch mehr als dreimal so viel Öl in die Nordsee laufen wie bereits geschehen.
Nach dem Unfall der Deepwater Horizon, der in seinen besten Tagen als "Tschernobyl der Ölindustrie" gefeiert worden war, ist das der größte Öl-Gau der letzten Jahre. Abgesehen selbstverständlich von der alltäglichen Ölkatastrophe, die von allen führenden Medien seit Jahrzehnten konsequent totgeschwiegen wird. Dabei erreicht die unter Experten als "Wal-Mart-Leckage" bekannte Umweltverseuchung eine völlig andere Größenordnung als das vergleichsweise bescheidene Tröpfeln unter der "Gannet Alpha". Untersuchungen amerikanischer Wissenschaftler bestätigen: Täglich laufen auf jedem Wal-Mart-Supermarkt-Parkplatz in den USA durchschnittlich zehn Liter Öl und Benzin aus. Das Umweltgift, das mit einem Tropfen zehntausende Liter Wasser verseuchen kann (Greenpeace), versickert zumeist im Erdreich.
Zum Vergleich: Während unter der Shell-Plattform in der Nordsee täglich etwa ein Barrel Öl ausläuft, summieren sich die Verluste auf den 3700 Parkplätzen, die Wal Mart allein in den USA betreibt, zu 37000 Litern oder umgerechnet etwa 230 Barrel. Im Jahr ergibt sich eine Ölverseuchung von 13.500 Tonnen, etwa 15 Mal mehr als Shell in der Nordsee verursacht hat.
Das wahre Ausmaß der Katastrophe ist damit jedoch noch nicht beschreiben. Supermarkt-Konkurrent Carrefour betreibt in den USA etwa 1500 Großmärkte, auf denen die Wal-Mart-Tragödie deckungsgleich ihre Fortsetzung findet: Durch den häufig recht angeschlagenen technischen Zustand amerikanischer Privatfahrzeuge steigt die Summe der Ölverluste über beide Ketten gesehen auf rund 20.000 Tonnen im Jahr. Weltweit geschehen auf dem Gelände von Supermarktbetreibern und Parkplatzanbietern damit hochgerechnet sogar mehr Ölkatastrophen als unter der Ägide der Ölfirmen: Mehr als zwei Millionen Tonnen Öl im Jahr versickern in den Böden zwischen Einkaufswagenhäuschen und Mulchrabatte. Stillschweigend. Seit Jahrzehnten.
Nach dem Unfall der Deepwater Horizon, der in seinen besten Tagen als "Tschernobyl der Ölindustrie" gefeiert worden war, ist das der größte Öl-Gau der letzten Jahre. Abgesehen selbstverständlich von der alltäglichen Ölkatastrophe, die von allen führenden Medien seit Jahrzehnten konsequent totgeschwiegen wird. Dabei erreicht die unter Experten als "Wal-Mart-Leckage" bekannte Umweltverseuchung eine völlig andere Größenordnung als das vergleichsweise bescheidene Tröpfeln unter der "Gannet Alpha". Untersuchungen amerikanischer Wissenschaftler bestätigen: Täglich laufen auf jedem Wal-Mart-Supermarkt-Parkplatz in den USA durchschnittlich zehn Liter Öl und Benzin aus. Das Umweltgift, das mit einem Tropfen zehntausende Liter Wasser verseuchen kann (Greenpeace), versickert zumeist im Erdreich.
Zum Vergleich: Während unter der Shell-Plattform in der Nordsee täglich etwa ein Barrel Öl ausläuft, summieren sich die Verluste auf den 3700 Parkplätzen, die Wal Mart allein in den USA betreibt, zu 37000 Litern oder umgerechnet etwa 230 Barrel. Im Jahr ergibt sich eine Ölverseuchung von 13.500 Tonnen, etwa 15 Mal mehr als Shell in der Nordsee verursacht hat.
Das wahre Ausmaß der Katastrophe ist damit jedoch noch nicht beschreiben. Supermarkt-Konkurrent Carrefour betreibt in den USA etwa 1500 Großmärkte, auf denen die Wal-Mart-Tragödie deckungsgleich ihre Fortsetzung findet: Durch den häufig recht angeschlagenen technischen Zustand amerikanischer Privatfahrzeuge steigt die Summe der Ölverluste über beide Ketten gesehen auf rund 20.000 Tonnen im Jahr. Weltweit geschehen auf dem Gelände von Supermarktbetreibern und Parkplatzanbietern damit hochgerechnet sogar mehr Ölkatastrophen als unter der Ägide der Ölfirmen: Mehr als zwei Millionen Tonnen Öl im Jahr versickern in den Böden zwischen Einkaufswagenhäuschen und Mulchrabatte. Stillschweigend. Seit Jahrzehnten.
Sonntag, 21. August 2011
Gala zum Gähnen
Beim Kartenhändler Eventim wissen sie schon mehr. Viel mehr. "3. Liga" steht an Spieltag 3 der vierten Spielklasse unübersehbar auf den Tickets zum Heimspiel des Halleschen FC gegen Germania Halberstadt.
Ein großartiges Versprechen, auf das die Elf von Halles Trainer Sven Köhler nach zwei gewonnenen Partien zum Start auch gegen den Landesrivalen einen weiteren Schritt zugehen will. Bei einem erneuten Sieg lockt die Tabellenführung, wenigstens bis Mittwoch. Traditionell allerdings eine Situation, mit der der HFC noch nie gut klar kam: Immer wenn in den vergangenen Jahren eine Chance bestand, ganz oben zu stehen, misslang der Sprung an die Spitze.
Auch in den ersten zehn Minuten gegen die Amateure aus dem Vorharz sieht es nicht nach einem Sturmlauf der Saalestädter aus. Die Fankurve schweigt, einmal mehr aus Protest gegen als fürchterlich ungerecht empfundene Stadionverbote. Halle hat zwar mehr vom Spiel, doch die Chancen bleiben rar. Auf der anderen Seite jedoch ebenso. Lindenhahn hat die erste Halb-Chance für Halle, aber Philipp Schubert, bis letzte Saison noch Verteidiger beim HFC, blockt den Schuss ab. Wie aus heiterem Himmel fällt aber doch die Führung, kaum dass der Fankäfig mit Singen begonnen hat: Nach einer Ecke von Lindehahn springt Marko Hartmann unbedrängt am höchsten und köpft ein.
Halberstadt ist nun ein wenig konsterniert, die Null möglichst lange zu halten war die Taktik, mit der die Gäste zum Erfolg kommen wollten. Halle dagegen wittert nun Morgenluft. Keine zwei Minuten nach der Führung spielt Shala den Ball von links nach innen, diesmal fälscht Schubert unglücklich auf den ehemaligen Halberstädter Michael Preuss ab, der schießt aus der Drehung. Und trifft.
Zwei Chancen, zwei Tore, die 2200 auf der Tribüne, seit Jahren Magerkost gewohnt, ahnen schon Großartiges. 5:0, 6:0 und 9:0 werden als Spielausgang geboten. Doch seltsamerweise passiert auch in einer Besetzung, in der kaum noch ein Spieler aus den Jahren steht, in denen der HFC sich seine Punkte sparsam zusammenmauerte, dasselbe wie damals. Als spürten die Spieler nicht, dass Halberstadt beinahe zusammenbricht, nehmen die Rot-Weißen das Tempo raus. Achtzig Prozent Ballbesitz hat der HFC, und achtzig Prozent davon läuft der Ball zwischen den Abwehrspielern hin und her.
Die blonde Außenbahn mit Preus und Eismann müht sich immerhin noch, über die kleine mit den winzigen Lindenhahn und Kanitz dagegen geht gar nichts mehr. Schiedsrichter Dietz tut ein übriges: Er pfeift, wenn er nicht müsste. Und lässt es, wenn er sollte.
Zum Beispiel in der 40. Minute, als das bis dahin entschiedene Spiel durch einen Elfmeterpfiff wieder spannend wird. Ruprecht geht im Strafraum zum Ball, Banser fällt unter infernalischem Geschrei. Eggert verwandelt.
Ob berechtigt oder nicht - es ist schon der zweite Elfmeter im dritten Spiel, den Halle gegen sich erhält. Immerhin bleibt Halberstadt nicht viel Zeit, den Anschlusstreffer zu feiern. Mit dem Pausenpfiff schießt Maik Wagefeld nach einer erneuten Lindenhahn-Ecke volley zum 3:1 ein.
Ein Fussballfest, das jetzt folgen wird. Halberstadt ist geschlagen, verliert nach einer knappen Stunde auch noch den überehrgeizigen Schubert, der im Mittelfeld ohne Not mit der Sense gegen Lindenhahn durchzieht.
Aber ist es das schwülwarme Wetter? Ist es Gnade mit dem Landesnachbarn? Ist es Arroganz oder Arbeitsverweigerung? Die geplante Gala fällt aus: Halle spielt quer, Halberstadt gar nicht mehr. Köhler bringt noch Wegener für Lindenhahn, Boltze für Preuss und David für Wagefeld, aber mehr als eine Gala zum Gähnen ist das nicht mehr. Die erste richtige Chance der 2. Hälfte hat Preuss nach 70 Minuten, Shala vergibt noch eine hundertprozentige in der 85., dann ist es vorbei und geschafft, die erste Tabellenführung seit 2009, der beste Saisonstart seit zwölf Jahren.
Letzter Spieltag: Deine Mutter, Holstein Kiel
Ein großartiges Versprechen, auf das die Elf von Halles Trainer Sven Köhler nach zwei gewonnenen Partien zum Start auch gegen den Landesrivalen einen weiteren Schritt zugehen will. Bei einem erneuten Sieg lockt die Tabellenführung, wenigstens bis Mittwoch. Traditionell allerdings eine Situation, mit der der HFC noch nie gut klar kam: Immer wenn in den vergangenen Jahren eine Chance bestand, ganz oben zu stehen, misslang der Sprung an die Spitze.
Auch in den ersten zehn Minuten gegen die Amateure aus dem Vorharz sieht es nicht nach einem Sturmlauf der Saalestädter aus. Die Fankurve schweigt, einmal mehr aus Protest gegen als fürchterlich ungerecht empfundene Stadionverbote. Halle hat zwar mehr vom Spiel, doch die Chancen bleiben rar. Auf der anderen Seite jedoch ebenso. Lindenhahn hat die erste Halb-Chance für Halle, aber Philipp Schubert, bis letzte Saison noch Verteidiger beim HFC, blockt den Schuss ab. Wie aus heiterem Himmel fällt aber doch die Führung, kaum dass der Fankäfig mit Singen begonnen hat: Nach einer Ecke von Lindehahn springt Marko Hartmann unbedrängt am höchsten und köpft ein.
Halberstadt ist nun ein wenig konsterniert, die Null möglichst lange zu halten war die Taktik, mit der die Gäste zum Erfolg kommen wollten. Halle dagegen wittert nun Morgenluft. Keine zwei Minuten nach der Führung spielt Shala den Ball von links nach innen, diesmal fälscht Schubert unglücklich auf den ehemaligen Halberstädter Michael Preuss ab, der schießt aus der Drehung. Und trifft.
Zwei Chancen, zwei Tore, die 2200 auf der Tribüne, seit Jahren Magerkost gewohnt, ahnen schon Großartiges. 5:0, 6:0 und 9:0 werden als Spielausgang geboten. Doch seltsamerweise passiert auch in einer Besetzung, in der kaum noch ein Spieler aus den Jahren steht, in denen der HFC sich seine Punkte sparsam zusammenmauerte, dasselbe wie damals. Als spürten die Spieler nicht, dass Halberstadt beinahe zusammenbricht, nehmen die Rot-Weißen das Tempo raus. Achtzig Prozent Ballbesitz hat der HFC, und achtzig Prozent davon läuft der Ball zwischen den Abwehrspielern hin und her.
Die blonde Außenbahn mit Preus und Eismann müht sich immerhin noch, über die kleine mit den winzigen Lindenhahn und Kanitz dagegen geht gar nichts mehr. Schiedsrichter Dietz tut ein übriges: Er pfeift, wenn er nicht müsste. Und lässt es, wenn er sollte.
Zum Beispiel in der 40. Minute, als das bis dahin entschiedene Spiel durch einen Elfmeterpfiff wieder spannend wird. Ruprecht geht im Strafraum zum Ball, Banser fällt unter infernalischem Geschrei. Eggert verwandelt.
Ob berechtigt oder nicht - es ist schon der zweite Elfmeter im dritten Spiel, den Halle gegen sich erhält. Immerhin bleibt Halberstadt nicht viel Zeit, den Anschlusstreffer zu feiern. Mit dem Pausenpfiff schießt Maik Wagefeld nach einer erneuten Lindenhahn-Ecke volley zum 3:1 ein.
Ein Fussballfest, das jetzt folgen wird. Halberstadt ist geschlagen, verliert nach einer knappen Stunde auch noch den überehrgeizigen Schubert, der im Mittelfeld ohne Not mit der Sense gegen Lindenhahn durchzieht.
Aber ist es das schwülwarme Wetter? Ist es Gnade mit dem Landesnachbarn? Ist es Arroganz oder Arbeitsverweigerung? Die geplante Gala fällt aus: Halle spielt quer, Halberstadt gar nicht mehr. Köhler bringt noch Wegener für Lindenhahn, Boltze für Preuss und David für Wagefeld, aber mehr als eine Gala zum Gähnen ist das nicht mehr. Die erste richtige Chance der 2. Hälfte hat Preuss nach 70 Minuten, Shala vergibt noch eine hundertprozentige in der 85., dann ist es vorbei und geschafft, die erste Tabellenführung seit 2009, der beste Saisonstart seit zwölf Jahren.
Letzter Spieltag: Deine Mutter, Holstein Kiel
Gesänge fremder Völkerschaften: Die Frauen-Pogues Polens
Ania Witczak kommt aus Polen, aber wenn sie singt, klingt das eher russisch. Überhaupt schafft es die Frauenkapelle Dikanda, ein musikalisches Äquivalent zur Globalisierung zu erschaffen: Im Diskant tirillierend wie der Soundtrack sowjetischer Märchenfilme, rhythmisch wie marokkanische Berbergesänge, unverständlich wie kurdische Volkslieder. Genau das Richtige also für die große völkerkundliche PPQ-Serie Gesänge fremder Völkerschaften, die in der Vergangenheit schon all diese Strömungen des Kunstschaffens der Völker dieser Welt einem globalen Publikum präsentierte.
Dikanda nun sind die Pogues Polens, ihre Lieder beschwören den Geist der großen geistigen Gesänge Spaniens, sie sind die andere Seite peruanischer Indianerweisen, eine friedliche und dem Publikum völlig unverständliche Variante amerikanischer Highway-Musik, gespielt von finnischen Frauen.
Musik ohne Halt, zelebriert neben Ania Witczak von Kasia Bogusz, die eine Zahnspange trägt, und Geigerin Kasia Dziubak, die gerade schwanger ist. Von Halle aus, wo das Trio mit Dreimannverstärkung einen bravourösen Auftritt absolvierte, zieht die Stettiner Kapelle kommenden Monat nach Amerika.
Dikanda nun sind die Pogues Polens, ihre Lieder beschwören den Geist der großen geistigen Gesänge Spaniens, sie sind die andere Seite peruanischer Indianerweisen, eine friedliche und dem Publikum völlig unverständliche Variante amerikanischer Highway-Musik, gespielt von finnischen Frauen.
Musik ohne Halt, zelebriert neben Ania Witczak von Kasia Bogusz, die eine Zahnspange trägt, und Geigerin Kasia Dziubak, die gerade schwanger ist. Von Halle aus, wo das Trio mit Dreimannverstärkung einen bravourösen Auftritt absolvierte, zieht die Stettiner Kapelle kommenden Monat nach Amerika.
Samstag, 20. August 2011
Fremde Federn: Herr Ober, die Rechnung
Immer nur Krise, Krise, Krise und angeblich weiß nicht einmal jemand warum. Alles Quatsch. Die beiden Soziologen Jens Beckert und Wolfgang Streeck vom Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln beschreiben in einem geradezu fantastischen Beitrag in der FAZ, wo der Hase im Pfeffer liegt und warum auch immer mehr und mehr Salz auf immer mehr und mehr Steinen ihn dort nicht herauslocken wird.
Die Lösung der Schuldenkrise sei "wesentlich eine Verteilungsfrage", behaupten die Autoren. Die Frage sei: "Wer zahlt für Ausgaben, die längst getätigt wurden, ohne je abgegolten worden zu sein, in einer Situation, in der die Gläubiger das Vertrauen verloren haben und ihr Geld zurückverlangen?" Die verschiedenen Stufen der Krise ließen ein System des Vertrauensmanagements erkennen, "in dem der Vertrauensverlust von Akteuren auf einer Ebene durch Garantien anderer Akteure höherer Vertrauensstufe ausgeglichen wird oder werden soll". Doch statt die Lage zu beruhigen, seien jeder neuen Garantie neuer Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit der Helfer. "Mittlerweile sind die Vertrauensreserven aufgebraucht", es gebe schlicht keine Instanz mehr, die stellvertretend für niedrigere Ebenen bürgen könne.
Zusammengerechnet sei sich die Welt mehr schuldig als die "Wirtschaftsleistung eines ganzen Jahres, in einigen Ländern sogar weit mehr". Mit anderen Worten: Für den Kuchen, den wir längst gegessen und sogar schon lange vergessen haben, kommt jetzt die Rechnung. Aber alle am Tisch behaupten, sie hätten gar keinen Kuchen gehabt, nicht gewusst, dass er so viel kostet oder gerade kein Geld dabei, um die Rechnung zu zahlen.
Beckert und Streeck zeigen vier Wege auf, wie sich das weltweite Problem lösen ließe, doch keiner davon verspricht einen Spaziergang. Ganz im Gegenteil. Egal, was getan werde, aus der finanziellen Krise müsse quasi automatisch eine politische und soziale werden, orakeln die Experten. Es zeige sich, dass alle vier von den Autoren genannten Strategien "Konsequenzen haben würden, die nicht auf das Finanz- und Wirtschaftssystem zu begrenzen sind und sehr wahrscheinlich in der nächsten Stufe zu sozialer und politischer Destabilisierung führen werden".
Dunkle Tage schimmern auf. Wie dunkel, lässt sich hier komplett nachlesen.
Die Lösung der Schuldenkrise sei "wesentlich eine Verteilungsfrage", behaupten die Autoren. Die Frage sei: "Wer zahlt für Ausgaben, die längst getätigt wurden, ohne je abgegolten worden zu sein, in einer Situation, in der die Gläubiger das Vertrauen verloren haben und ihr Geld zurückverlangen?" Die verschiedenen Stufen der Krise ließen ein System des Vertrauensmanagements erkennen, "in dem der Vertrauensverlust von Akteuren auf einer Ebene durch Garantien anderer Akteure höherer Vertrauensstufe ausgeglichen wird oder werden soll". Doch statt die Lage zu beruhigen, seien jeder neuen Garantie neuer Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit der Helfer. "Mittlerweile sind die Vertrauensreserven aufgebraucht", es gebe schlicht keine Instanz mehr, die stellvertretend für niedrigere Ebenen bürgen könne.
Zusammengerechnet sei sich die Welt mehr schuldig als die "Wirtschaftsleistung eines ganzen Jahres, in einigen Ländern sogar weit mehr". Mit anderen Worten: Für den Kuchen, den wir längst gegessen und sogar schon lange vergessen haben, kommt jetzt die Rechnung. Aber alle am Tisch behaupten, sie hätten gar keinen Kuchen gehabt, nicht gewusst, dass er so viel kostet oder gerade kein Geld dabei, um die Rechnung zu zahlen.
Beckert und Streeck zeigen vier Wege auf, wie sich das weltweite Problem lösen ließe, doch keiner davon verspricht einen Spaziergang. Ganz im Gegenteil. Egal, was getan werde, aus der finanziellen Krise müsse quasi automatisch eine politische und soziale werden, orakeln die Experten. Es zeige sich, dass alle vier von den Autoren genannten Strategien "Konsequenzen haben würden, die nicht auf das Finanz- und Wirtschaftssystem zu begrenzen sind und sehr wahrscheinlich in der nächsten Stufe zu sozialer und politischer Destabilisierung führen werden".
Dunkle Tage schimmern auf. Wie dunkel, lässt sich hier komplett nachlesen.
Hausverbot vom Hohepriester
Die Lordsiegelbewahrer des wahren und sauberen Journalismus, sobald sie meinen, unter sich zu sein, agieren sie eifersüchtig wie die politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Großgangster, auf die Jagd zu machen sich die Mitglieder des „Netzwerk Recherche e. V.“ einst vorgenommen hatten. Damals, im Jahr 2001, beschlossen die Edelfedern der Medienrepublik, dass es nun wieder genug sein müsse mit erfundenen Zeugen, Reportagen nach Hörensagen und Skandalen, die immer erst aufgedeckt wurden, wenn jemand ein Interesse daran hatte.
Recherche sollte helfen, so als seien Sauereien früher aufgeflogen, weil investigative Schreiberlinge ausgiebig in Archiven gesessen, Beamte mit einem Appell an deren Wahrheitsliebe zur Aussage überredet oder gar rein der Nase nach mit spitzer Feder losgeschrieben hätten.
Zehn Jahre agiert der treudeutsch als ordentlicher Verein organisierte Klub der Guten inzwischen im schmutzigen Geschäft. Im Journalismus ist seitdem nichts besser, vieles aber immer schlechter geworden. Netzwerk Recherche e.V. half mit: Es wurden Tagungen veranstaltet, Preise verliehen, Sitzungen abgehalten und Broschüren veröffentlicht. Sogar einen eigenen "Medienkodex" entwarfen die engagierten Großdichter, und in einem zehn Punkte umfassenden Leitbild legten sie fest: „Journalisten machen keine PR.“
Dann aber stolperte ausgerechnet der "Journalistenverein, der sich exakter Recherche und größtmöglicher Transparenz verschrieben hat, über Unklarheiten in der eigenen Buchhaltung", wie es der "Medienjournalist" (dpa) Stefan Niggemeier zärtlich ausdrückt. Durch "falsche Förderanträge" habe der "Verein vermutlich zu viel Geld eingesackt". Die Buchhaltung stimme nicht. Es gebe "fragwürdige Abrechnungen" und Hinweise darauf, dass "Gelder nicht korrekt ausgewiesen wurden".
Natürlich: Kein investigativer Journalist hat aufgedeckt, dass die unabhängigen Rechercheure sich von der Demokratie-PR-Agentur Bundeszentrale für politische Bildung sponsern ließen und dabei auch noch Gelder mitnahmen, die ihnen nicht zugestanden hätten. Die Schuld werde beim Vereinschef Thomas Leif "ausgemacht", schrieb der "Spiegel", der bis dahin natürlich auch nicht hatte wissen können, was Vorstandsmitglied Tina Groll, eigentlich "ausgebildete Wirtschaftsjournalistin" (Homepage) und bei Zeit Online beschäftigt, zwar wusste, aber nie ausrecherchierte: "Er hat alles alleine gemacht, er war so übermächtig, wir haben ihm blind vertraut."
Es brauchte den Vereinsvorstand dazu, der, einmal beim Aufräumen, nun mit dem alten Vorsitzenden gleich auch noch alte Ideale über Bord wirft. Dem kleinen investigativen Blog netzwerkrecherche.wordpress.com wurde einfach mal der Saft abgedreht, "nach zweieinhalb Jahren und 137.500 Zugriffen", wie Betreiber NWR klagt. Und das nur, weil Netzwerk Recherche e.V. sich beim Bloghoster Wordpress beschwert hatte, dass die Seite von jemandem "gesteuert" werde, der "mit dem Verein nicht verbunden ist".
Ungeheuerlich! "Wenn bei Suchmaschinen wie Google Schlüsselworte wie ,Netzwerk Recherche´ oder ,netzwerk recherche´ eingegeben werden, wird auch ,netzwerkrecherche´ prominent verzeichnet, was dazu führen könnte, daß Leser glauben, daß der Blog zum Verein gehöre, was den Ruf schädigt", heißt es nach Auskunft von Netzwerkrecherche in einer in unübersehbar investigativem Deutsch verfassten Mail, die sein Bloghoster erhalten habe.
Nein, es gibt keine Marke auf den Begriff Netzwerk Recherche. Kein Patent, kein Gebrauchsmuster. Es gab vielmehr das Vorhaben, mit dem Verein nicht den Verein zu stärken, sondern den Ruf und den Rang von recherchierendem Journalismus. Jeder, der recherchieren wollte, statt Pressemitteilungen abzutippen, sollte einer von den Guten sein dürfen.
Damals. Heute drehen die Wächter der Medienmoral denen, die weder PR machen noch Pressemitteilungen abschreiben, den Saft ab. Die Blogbetreiber von Netzwerkrecherche mussten, nach der Abschaltung seiner Seite durch die Aufdecker und Enthüller, erst einmal selbst nach „Netzwerk Recherche“ googeln, um herauszubekommen, was das für Leute sind, die sich da nicht mit ihm verwechseln lassen wollen. "Wir erschraken fürchterlich", heißt es in einem farbigen Erlebnisbericht, "eine ganze Seite voller Skandale, Unterschlagungen, staatsanwaltlicher Ermittlungen, Erklärungsnöte, Putsche … und dazwischen unser Blog, süffisanterweise auch noch mit der Schlagzeile „Wer Internetseiten einfriert, der kocht auch Bücher.“
Nein, das wollen die Recherche-Blogger nicht, dass eventuell "Leser glauben, dass der Blog zum Verein gehöre, was den Ruf schädigt". Ab sofort wird unter Eulenfurz zurückgebloggt.
Recherche sollte helfen, so als seien Sauereien früher aufgeflogen, weil investigative Schreiberlinge ausgiebig in Archiven gesessen, Beamte mit einem Appell an deren Wahrheitsliebe zur Aussage überredet oder gar rein der Nase nach mit spitzer Feder losgeschrieben hätten.
Zehn Jahre agiert der treudeutsch als ordentlicher Verein organisierte Klub der Guten inzwischen im schmutzigen Geschäft. Im Journalismus ist seitdem nichts besser, vieles aber immer schlechter geworden. Netzwerk Recherche e.V. half mit: Es wurden Tagungen veranstaltet, Preise verliehen, Sitzungen abgehalten und Broschüren veröffentlicht. Sogar einen eigenen "Medienkodex" entwarfen die engagierten Großdichter, und in einem zehn Punkte umfassenden Leitbild legten sie fest: „Journalisten machen keine PR.“
Dann aber stolperte ausgerechnet der "Journalistenverein, der sich exakter Recherche und größtmöglicher Transparenz verschrieben hat, über Unklarheiten in der eigenen Buchhaltung", wie es der "Medienjournalist" (dpa) Stefan Niggemeier zärtlich ausdrückt. Durch "falsche Förderanträge" habe der "Verein vermutlich zu viel Geld eingesackt". Die Buchhaltung stimme nicht. Es gebe "fragwürdige Abrechnungen" und Hinweise darauf, dass "Gelder nicht korrekt ausgewiesen wurden".
Natürlich: Kein investigativer Journalist hat aufgedeckt, dass die unabhängigen Rechercheure sich von der Demokratie-PR-Agentur Bundeszentrale für politische Bildung sponsern ließen und dabei auch noch Gelder mitnahmen, die ihnen nicht zugestanden hätten. Die Schuld werde beim Vereinschef Thomas Leif "ausgemacht", schrieb der "Spiegel", der bis dahin natürlich auch nicht hatte wissen können, was Vorstandsmitglied Tina Groll, eigentlich "ausgebildete Wirtschaftsjournalistin" (Homepage) und bei Zeit Online beschäftigt, zwar wusste, aber nie ausrecherchierte: "Er hat alles alleine gemacht, er war so übermächtig, wir haben ihm blind vertraut."
Es brauchte den Vereinsvorstand dazu, der, einmal beim Aufräumen, nun mit dem alten Vorsitzenden gleich auch noch alte Ideale über Bord wirft. Dem kleinen investigativen Blog netzwerkrecherche.wordpress.com wurde einfach mal der Saft abgedreht, "nach zweieinhalb Jahren und 137.500 Zugriffen", wie Betreiber NWR klagt. Und das nur, weil Netzwerk Recherche e.V. sich beim Bloghoster Wordpress beschwert hatte, dass die Seite von jemandem "gesteuert" werde, der "mit dem Verein nicht verbunden ist".
Ungeheuerlich! "Wenn bei Suchmaschinen wie Google Schlüsselworte wie ,Netzwerk Recherche´ oder ,netzwerk recherche´ eingegeben werden, wird auch ,netzwerkrecherche´ prominent verzeichnet, was dazu führen könnte, daß Leser glauben, daß der Blog zum Verein gehöre, was den Ruf schädigt", heißt es nach Auskunft von Netzwerkrecherche in einer in unübersehbar investigativem Deutsch verfassten Mail, die sein Bloghoster erhalten habe.
Nein, es gibt keine Marke auf den Begriff Netzwerk Recherche. Kein Patent, kein Gebrauchsmuster. Es gab vielmehr das Vorhaben, mit dem Verein nicht den Verein zu stärken, sondern den Ruf und den Rang von recherchierendem Journalismus. Jeder, der recherchieren wollte, statt Pressemitteilungen abzutippen, sollte einer von den Guten sein dürfen.
Damals. Heute drehen die Wächter der Medienmoral denen, die weder PR machen noch Pressemitteilungen abschreiben, den Saft ab. Die Blogbetreiber von Netzwerkrecherche mussten, nach der Abschaltung seiner Seite durch die Aufdecker und Enthüller, erst einmal selbst nach „Netzwerk Recherche“ googeln, um herauszubekommen, was das für Leute sind, die sich da nicht mit ihm verwechseln lassen wollen. "Wir erschraken fürchterlich", heißt es in einem farbigen Erlebnisbericht, "eine ganze Seite voller Skandale, Unterschlagungen, staatsanwaltlicher Ermittlungen, Erklärungsnöte, Putsche … und dazwischen unser Blog, süffisanterweise auch noch mit der Schlagzeile „Wer Internetseiten einfriert, der kocht auch Bücher.“
Nein, das wollen die Recherche-Blogger nicht, dass eventuell "Leser glauben, dass der Blog zum Verein gehöre, was den Ruf schädigt". Ab sofort wird unter Eulenfurz zurückgebloggt.
Freitag, 19. August 2011
Keiner hat die Absicht, Steuern zu senken
Absurde Forderungen sind das, die immer wieder aufkommen. Die Steuern senken! Mitten in der Krise! Dabei müssen doch zuerst einmal "die Haushalte konsolidiert werden" (Wolfgang Schäuble). Und dann die Schulden zurückgeführt. Und dann muss investiert werden in Bildung und Ausbildung und Infrastruktur und Soziales! Bevor der große Zusammenbruch begann, konnten Steuern hierzulande nicht gesenkt werden, weil kein Geld da war. Als dann der Zusammenbruch der "Wackelländer" (Bild) begann, war kein Geld da, weil das Wackeln erst beendet werden musste.
Das geht nur, ganz klar, wenn es keine Tabus geben darf. Zum Beispiel wäre es mal wieder Zeit, die von kundigen Experten wie dem Christdemokraten Marco Tullner immer wieder ganz im marxschen Sinne "Mehrwertsteuer" genannte Umsatzsteuer zu erhöhen. Die letzte Erhöhung ist ja auch schon wieder vier Jahre her!
Während die Welt immer fröhlicher und glücklicher wird, wie eine neue Untersuchung der World Database of Happiness behauptet, die Umfragedaten seit 1946 bis 2006 aus 24 Ländern umfasst, wird die Krise immer tiefer. Für deutsche Ohren ist das eine unglaubliche Provokation, denn wir hier wissen, dass alles teurer wird, der Mensch immer ärmer, die Überwachung umfassender, der Urlaub kürzer, die Sonne heißer, nur im Urlaub nicht, die Terrorgefahr größer, die Amerikaner kriegerischer, die jungen Leute dümmer, die alten geiziger undsoweiter.
Das erschütternde Ergebnis inmitten einer Welt, die nach Ansicht aller SPD-Wähler langsam in den Untergang treibt: Von 52 Ländern stieg die Zufriedenheit in 40 Ländern, in 12 Ländern ging sie zurück. Besonders empörend für Attac-Artisten: In armen Ländern wie China oder Indien ist die Zufriedenheit in den letzten Jahrzehnten besonders stark gestiegen. In den letzten Jahren ging es vor allem in der Ukraine, gefolgt von Moldawien, Slowenien, Nigeria, Türkei und Russland aufwärts mit der Zufriedenheit.
Und irgendwer muss die Sparmaßnahmen in den "Wackelländern" schließlich bezahlen. Solidarität ist schließlich die Zärtlichkeit der Völker - und Spanien plant jetzt einen richtig harten Sparkurs mit einem neuen "Sparpaket": Zur "Bekämpfung der Wirtschaftskrise" (Wirtschaftswoche) werde die "Mehrwertsteuer" (sic) beim Erwerb neuer Eigentumswohnungen von acht auf vier Prozent gesenkt, teilte die Regierung in Madrid mit.
Da freut sich der deutsche Häuselbauer, aber auch die Ärmsten der Armen in Spanien atmen in der Stunde der Not auf. Nicht zuletzt wird deutschen Politikern ein weiteres Argument geliefert, warum Steuersenkungen in Deutschland "unmöglich" (Schäuble) sind. Irgendwoher muss das Geld schließlich kommen, das in Spanien gespart werden wird.
Das geht nur, ganz klar, wenn es keine Tabus geben darf. Zum Beispiel wäre es mal wieder Zeit, die von kundigen Experten wie dem Christdemokraten Marco Tullner immer wieder ganz im marxschen Sinne "Mehrwertsteuer" genannte Umsatzsteuer zu erhöhen. Die letzte Erhöhung ist ja auch schon wieder vier Jahre her!
Während die Welt immer fröhlicher und glücklicher wird, wie eine neue Untersuchung der World Database of Happiness behauptet, die Umfragedaten seit 1946 bis 2006 aus 24 Ländern umfasst, wird die Krise immer tiefer. Für deutsche Ohren ist das eine unglaubliche Provokation, denn wir hier wissen, dass alles teurer wird, der Mensch immer ärmer, die Überwachung umfassender, der Urlaub kürzer, die Sonne heißer, nur im Urlaub nicht, die Terrorgefahr größer, die Amerikaner kriegerischer, die jungen Leute dümmer, die alten geiziger undsoweiter.
Das erschütternde Ergebnis inmitten einer Welt, die nach Ansicht aller SPD-Wähler langsam in den Untergang treibt: Von 52 Ländern stieg die Zufriedenheit in 40 Ländern, in 12 Ländern ging sie zurück. Besonders empörend für Attac-Artisten: In armen Ländern wie China oder Indien ist die Zufriedenheit in den letzten Jahrzehnten besonders stark gestiegen. In den letzten Jahren ging es vor allem in der Ukraine, gefolgt von Moldawien, Slowenien, Nigeria, Türkei und Russland aufwärts mit der Zufriedenheit.
Und irgendwer muss die Sparmaßnahmen in den "Wackelländern" schließlich bezahlen. Solidarität ist schließlich die Zärtlichkeit der Völker - und Spanien plant jetzt einen richtig harten Sparkurs mit einem neuen "Sparpaket": Zur "Bekämpfung der Wirtschaftskrise" (Wirtschaftswoche) werde die "Mehrwertsteuer" (sic) beim Erwerb neuer Eigentumswohnungen von acht auf vier Prozent gesenkt, teilte die Regierung in Madrid mit.
Da freut sich der deutsche Häuselbauer, aber auch die Ärmsten der Armen in Spanien atmen in der Stunde der Not auf. Nicht zuletzt wird deutschen Politikern ein weiteres Argument geliefert, warum Steuersenkungen in Deutschland "unmöglich" (Schäuble) sind. Irgendwoher muss das Geld schließlich kommen, das in Spanien gespart werden wird.
Krise: Gottschalk verzichtet
Was soll die Empörung schon wieder? Dieser Futterneid! "Entertainer Thomas Gottschalk soll bei der ARD deutlich mehr verdienen als beim ZDF", behauptet die Frankfurter Rundschau, die das aus der Wirtschaftswoche hat. Für 140 Sendungen pro Jahr bekomme der ehemalige Radioansager, der zuletzt in Halle mehrere hundert Menschen dazu brachte, so zu tun, als würden sie auf Flaschen blasen, ab Januar 2012 rund sechs Millionen Euro Gage statt der anderthalb Millionen, die ihm das ZDF für eine halbe Handvoll Samstagabendshow zahlte.
Was für ein Neid, wie viel Gehässigkeit! Gottschalk hat schon dementiert, dabei hätte er das gar nicht gemusst. Denn bei genauerer Betrachtung bedeutet der neue Vertrag für den "Entertainer" (dpa) eine signifikante Verschlechterung. Die erschüttternde Wahrheit ist: Statt einer Viertelmillion bekommt Gottschalk künftig nur noch knapp 43.000 Euro pro Sendung!
Mit diesen nunmehr nur noch läppischen 19 Cent in der Lebenssekunde ist der beste Mann im deutschen Fernsehen mitten in der großen Krise wirklich nicht überbezahlt. Der über Jahrzehnte erfolgreichste Präsentator vielgesehenster Dauerwerbesendungen war nie billiger zu haben: 11,40 Euro pro Lebensminute wird Gottschalk verdienen, 684 Euro pro Stunde und 16.440 Euro am Tag, aber was bleibt ihm denn davon?
Wer in Deutschland wirklich etwas leistet wie er, so die Regel, soll auch etwas leisten können! Gottschalk tut das künftig. er wird nicht mehr nur lächeln und plaudern, dass die Menschen ihn mit Sicherheit wählen würden, träte er für irgendeinen Posten an. Nein, er opfert sich für das Gemeinwohl: Bei 140 Fernsehauftritten im Jahr wird es unmöglich, weiter steuersparend die meiste Zeit des Jahres im Ausland zu verbringen. Dann fließt mehr als die Hälfte der GEZ-Groschen, die der Sympath nach Hause getragen hat, als Einkommenssteuer an den Finanzminster zurück, der davon sofort reichlich neue Wohltaten für alle ordern kann.
Was für ein Neid, wie viel Gehässigkeit! Gottschalk hat schon dementiert, dabei hätte er das gar nicht gemusst. Denn bei genauerer Betrachtung bedeutet der neue Vertrag für den "Entertainer" (dpa) eine signifikante Verschlechterung. Die erschüttternde Wahrheit ist: Statt einer Viertelmillion bekommt Gottschalk künftig nur noch knapp 43.000 Euro pro Sendung!
Mit diesen nunmehr nur noch läppischen 19 Cent in der Lebenssekunde ist der beste Mann im deutschen Fernsehen mitten in der großen Krise wirklich nicht überbezahlt. Der über Jahrzehnte erfolgreichste Präsentator vielgesehenster Dauerwerbesendungen war nie billiger zu haben: 11,40 Euro pro Lebensminute wird Gottschalk verdienen, 684 Euro pro Stunde und 16.440 Euro am Tag, aber was bleibt ihm denn davon?
Wer in Deutschland wirklich etwas leistet wie er, so die Regel, soll auch etwas leisten können! Gottschalk tut das künftig. er wird nicht mehr nur lächeln und plaudern, dass die Menschen ihn mit Sicherheit wählen würden, träte er für irgendeinen Posten an. Nein, er opfert sich für das Gemeinwohl: Bei 140 Fernsehauftritten im Jahr wird es unmöglich, weiter steuersparend die meiste Zeit des Jahres im Ausland zu verbringen. Dann fließt mehr als die Hälfte der GEZ-Groschen, die der Sympath nach Hause getragen hat, als Einkommenssteuer an den Finanzminster zurück, der davon sofort reichlich neue Wohltaten für alle ordern kann.