Selten nur sind die großen Nachrichtenschleudern der Welt so nah dran an den wirklichen Ereignissen wie es der "Spiegel" jüngst war, als er höchst amüsiert über die lächerlichen Erkenntnisse US-amerikanischer Terrorfahnder berichtete. "Sie ist günstig, problemlos in aller Welt zu erwerben - und soll ein Erkennungszeichen für Terroristen sein", mokierte sich das Magazin in Auswertung uralter Wikipedia-Einträge, die als Wikileaks-Enthüllungen verkauft wurden: Es ging um eine Digitaluhr der Marke Casio, Modell F-91W. Der Besitz dieser Art Uhr, imitierte das ehemalige Nachrichtenmagazin eine Art Enthüllung, "gelte bei US-Militärs als Anzeichen für ein Qaida-Training mit unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen und damit als Erkennungsmerkmal für einen potentiellen Terroristen".
PPQ stellte seinerzeit schon verstohlen die Frage, ob es wirklich Zufall sein könne, dass 52 von nicht mal 800 Guantanamo-Insassen eine Uhr vom selben Modell besaß, wo doch allein Casio hunderte ähnlich billiger und funktionaler Modelle herstellt. Dennoch dauerte es sechs Tage, ehe ein wirklich prominenter Toter antrat, die These von der Terroruhr entscheidend zu stützen: Aktuelle Archivfotos, zum Zwecke der Bebilderung von allerlei Nachrufen ausgegraben, zeigen den Terrorfürsten Osama Bin Laden, eben unter großem Jubel hingerichtet, lässig mit einer F-91W am Handgelenk (Foto oben links). Aus US-Militärkreisen verlautet, dass der seit fünf Jahren eingesperrt in der Wüstenei Bilal Town bei Abbottābad vegetierende Al-Kaida-Chef anhand dieser prägnanten Armbanduhr eindeutig habe identifiziert werden können. Die Uhr sei zu weiteren Untersuchungen beschlagnahmt worden, der "Spiegel" werde dazu Stellung nehmen, sobald Wikileaks in vier, fünf Jahren entsprechende Unterlagen zur Verfügung stelle.
Mir scheint, beim Spiegel werden sie zur Zeit von den Ereignissen überrollt und somit überfordert.
AntwortenLöschenHer royals sister hotness Traumhochzeit, 3 süße Enkelkinder von Gaddafi verstorben, Dortmunds Meisterschaft, Deutschlands historischer Eishockey-Sieg gegen Rußland, Maikrawalle, Depeschen noch nicht aufgearbeitet, doch Gitmo-Akten übergeholfen bekommen, dann verwechseln sie Broder mit Prantl, nun kommen die Amis daher und schießen dem Yassin einfach so mal seine Märchenfundgrube und einen talentierten Mixtaper weg.
Das verkraftet keine Redaktion der Welt. Da rutscht die Qualität der gut recherchierten Berichterstattung schon mal in den Keller.
"PPQ stellte seinerzeit schon verstohlen die Frage, ob es wirklich Zufall sein könne, dass 52 von nicht mal 800 Guantanamo-Insassen eine Uhr vom selben Modell besaß, wo doch allein Casio hunderte ähnlich billiger und funktionaler Modelle herstellt."
AntwortenLöschenNaja, wenn man gezielt nach Leuten mit so einer Uhr sucht, ist die Quote schon automatisch höher.
Das war natürlich ein Insiderscherz von Osama. Auch Terrorfürsten haben Humor.
AntwortenLöschenkeinesfalls. die quote erhöht sich durch verkäufe, nicht dadurch, dass man sucht.
AntwortenLöschenist sicher eine milieusache und leider finde ich nirgendwo verkaufszahlen der F91. aber wenn wir die F91-quote der alkaida auf die (männliche und erwachsene) weltbevölkerung umrechnen, müsste casio rund 162 millionen von den dingern verkauft haben.
anders gesagt. seit 20 jahren jeden arbeitstag mehr als 35000 stück.
ich weiß, dass zwei kommentatoren versucht haben, zu helfen.
aber ist das wirklich realistisch? kommt das hin?
Habe gerade meine F91 weggeschmissen. Fühle mich sicherer jetzt.
AntwortenLöschen@volker
AntwortenLöschenUmgekehrt: die Welt ist jetzt ein Stück sicherer geworden.
Man weiß ja nicht was zuerst da war, das Ei oder der die Henne. Aber wenn die Uhr ein gewichtiger Verdachtsgrund war, muß das die Quote erhöhen. Also:
AntwortenLöschenFalscher Ort+falsche Zeit+Kuckucksuhr=0
Falscher Ort+falsche Zeit+Terroruhr=Guantanamo
Auch ist es vielleicht nicht verkehrt in Erwägung zu ziehen, das das Warenangebot am Hindukusch möglicherweise nicht so üppig sein wird wie in Dallas oder Hongkong. Man auf dem Markt eben nicht die Auswahl zwischen fünzig Uhren hat weil der Händler sich auf eine handvoll Erfolgsmodelle beschränkt.
der erste gedanke ist wahrscheinlich absolut korrekt.
AntwortenLöschenbeim zweiten habe ich zweifel. nach meinen bescheidenen erfahrungen mit fremden ländern und anderen völkerschaften verhält es sich eher so, dass die zahl der billigen uhrenmodelle, die es zu kaufen gibt, steigt, je mehr das allgemeine wohlstands- und einkommensniveau hinter dem von, sagen wir, hamburg, oslo und amsterdam hinterherhängt.