Er war Weltpokal-Sieger, sie halten den Landespokal, er war zweimal Meister in Brasilien und einmal in Portugal, sie holten einmal den DDR-Meistertitel. Er wurde zum Fußballer des Jahres gewählt, sie waren schon mal Mannschaft des Jahres in ihrer Region. Jetzt hat Kulttrainer Felix Magath, seit dem Kauf eines Schwemmlandbauernhofes an der Elbe vom Herzen her Mitteldeutscher, seinem egomanischen Brasilianer Diego Ribas da Cunha öffentlich einen Wechsel zum Halleschen FC nahegelegt. Der Klub von der Saale müsse sich nur melden, dann werde Diego in der kommenden Saison im neuen schicken Stadion in Halle spielen, so Magath.
Der Transferhammer! Doch bei genauerer Betrachtung wird klar, dass sich hier zwei gefunden haben, die wie angegossen zueinander passen. Hier der ostdeutsche Traditionsverein mit seiner langen Geschichte brasilianischer Kicker. Schon 1968 weilte mit dem FC Portuguesa Sao Paulo der erste brasilianische Verein zum Gastspiel im damals noch streng kommunistischen Mitteldeutschland. Später kamen die Brasilianer, um zu bleiben: Ari Segundo erlebte hier seine schönsten Fußballertage, Flavio überzeugte durch Körpergröße, der Abwehrrecke Teobaldo Wellington da Luz wurde gar zu einer Legende.
Und er könnte zum großen Rückhalt des als unstet bekannten Diego werden. Wellington ist nämlich nicht nur Fußball-Profi, sondern auch Laienprediger in einer christlichen Freikirche in Halle. Hier bei 2In God we trust" soll der gläubige Christ Diego schon bald liebevolle Aufnahme erfahren. Sein Ritual: Vor dem Spiel bekreuzigt er sich, nach einem Tor dankt er Gott, später setzt er sich dann in einen Porsche Cayenne oder BMW X5, beides Autos, die ganz in der Nähe seiner künftigen Heimatstadt Halle gebaut werden, und fährt in die im Gewerbegebiet Ost liegende Kirchgemeinde, um zu singen, zu beten und in Zungen zu reden.
Seine Fans hier warten schon seit Jahren sehnlich auf seinen Wechsel zum HFC. Mit liebevoll gestalteten Kacheln, auf denen schon 2006 nach "Diego" verlangt wird (Foto oben), mahnten sie immer wieder Anstrengungen der Klubführung an, den Mann zu verpflichten, der bisher nur armen Kindern in Brasilien helfen konnte, das aber künftig in Halle gleich vor der Haustür tun kann, weil hier fast jedes dritte Kind als arm gilt. Ein bisschen von der Bekanntheit der Händelstadt sollte dafür auch auf ihn abstrahlen: Gibt man bei Google Halle/Saale ein, erhält man 19,5 Millionen Treffer, für Diego da Cunha aber nur 3,7 Millionen.
Auch die Versorgung des Stars mit seinen Lieblingsspeisen ist an der Saale gesichert: Big Mac und Pommes gibt es in der Großen Ulrichstraße; Pizza und Spaghetti bringt Uno. Anschließend geht es in die überschaubare Partyszene der Stadt - Fußballer trifft man im Turm oder der Palette, und Diego mag es ja , in Bars oder Clubs zu feiern, als wird auch er bald dort zu finden sein. Zum Billardspielen dagegen, eine andere Leidenschaft des vielverkannten Mittelfeldgenies, geht es ins Fitnesscenter des 10er-Vorgängers Darius Wosz. Kino kann er im Cinemaxx gucken, gar nicht weit von der hübschen Genossenschaftwohnung, die ihm sein neuer Verein kostenlos stellen wird. Nach PPQ-Informationen wird Diego schon morgen nach Halle kommen, diesmal noch als Ersatzspieler im Aufgebot der Reservemannschaft des Volksvereins aus der Führerstadt. Am Rande der Begegnung sollen dann Gespräche über die Verpflichtung stattfinden.
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